Beiträge von Lucifugus im Thema „OdM März 2023 – eine kleine Sternhaufen-Wanderung von nah nach Fern in den Zwillingen: M 35, NGC 2129, NGC 2158, IC 2156 und IC 2157“

    Servus Robin,


    Koposov 63 = FSR 869, den hatte ich erwähnt: RE: OdM März 2023 – eine kleine Sternhaufen-Wanderung von nah nach Fern in den Zwillingen: M 35, NGC 2129, NGC 2158, IC 2156 und IC 2157 – da habe ich auch ein Paper verlinkt, das weitere Sternhaufen umfasst. Ich habe Koposov 63 in einem Foto markiert. Ich schaffe es nicht, deine Zeichnung mit dem Foto zu "alignen", kann daher nicht sagen, ob du Koposov 63 gesehen hast oder nicht. Dass dieser Haufen näher als NGC 2158 ist, ist für mich der Hammer. Das unterstreicht die Monstergröße von NGC 2158.


    Koposov 63 steht eigentlich noch auf meiner internen To-Do-Liste, aber ich kam lange nicht mehr raus zum Spechteln – der FSR-Katalog ist ohnehin spannend, aber so viele davon dermaßen schwer.... Und wenn es klar war, war ich entweder beruflich eingespannt, hatte Hobbykollision oder war krank. Juchhu... wird aber noch. Jetzt habe ich Ferien (aber wie wird das Wetter?!).


    Danke für deine schönen Beschreibungen und die Skizzen!


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Thomas,


    vielen Dank für das viele Lob :saint:

    Das Zeichnen – da sind andere viel besser. Ich selber zeichne mit Bleistift auf weißem Papier mit Hilfe einer Rotlichtlampe. Ich versuche, geometrische Muster bei den Sternen zu erkennen, v.a. Dreiecke und die dann winkelgetreu zu zeichnen. Das scanne ich dann ein und zeichne dann alles durch eine drüber gelegte Ebene per Photoshop neu. Ich mache die Skizze also rein digital fertig.

    Galaxien und anderes, flächiges, finde ich viel schwieriger. Hätte ich normales Licht, würde ich mit weichen Bleistiften und Radierer arbeiten. So skizziere ich mir das auch nur mit Bleistift und füge Anmerkungen hinzu. Später mache ich dann wieder mit Photoshop eine ausgearbeitete Skizze daraus. Hier werkle ich meist mit verschiedenen Ebenen herum und mache es bewusst unscharf, da man ja im Teleskop auch unscharf sieht. Es ist eh schwierig, finde ich, da ich indirekt zwar heller, aber unschärfer sehe als direkt. Ich bin noch in der Ausprobierphase.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus beinand,


    gestern konnte ich endlich auch mein eigenes OdM etwas nachbeobachten. Mein letzter g'scheiter Ausflug ins Freie datiert vom 21. Februar 2023, im März keine einzige, für mich nutzbare Nacht (auch wegen der Arbeit, denn um 4 Uhr morgens gehe ich nicht raus, wenn ich danach in die Arbeit muss und das OdM war da eh schon weg...). Aber jammern bringt nichts, daher vom April ein Märzausflug... Viel Zeit hatte ich nicht, da im Westen von meinem Beobachtungshügel Bäume im Weg sind.


    M 35: ich habe erst nach Sternfarben Ausschau gehalten (muss ich viel öfter bewusst machen). Und siehe da, plötzlich werden sie auffällig, die gelben Gesellen im Gewusel: HD 41996 (7m4), am Ende einer sehr auffälligen Sternkette, erscheint schön gelb im 8-Zöller. HD 252260 (8m6) ist ein zweiter, deutlich gelber Stern, der sich farblich vom Rest absetzte. TYC 1881-93-1 (8m5) fiel mir erst später ebenfalls als gelb auf. Das waren dann drei auf einen Streich. Sehr hübsch...

    Meyers Herzerl habe ich als solches leider nicht erkennen können. Wohl habe ich die Sternenkette, die eine Seite bis zur Spitze des Herzens darstellen soll, erkannt (springt ja ins Auge), aber das Herzerl als Ganzes, sorry, da haben meine Forminterpreten der Großhirnrinde nicht mitgemacht. Ich habe dafür in den vielen Sternen ein anderes, runderes Herz gesehen, das aber wohl etwas zu rund ist und fast als Apfel durchgehen könnte (das bzw. der von einer Sternenkette durchschnitten wird).


    Ach ja, M 35 war schon am Ende der Dämmerung mit bloßem Auge indirekt sichtbar, ging aber im Laufe der Zeit immer mehr in Richtung Horizont / Bäume. Die Nacht war transparent und sehr gut, aber so schön hell wie im Meridian war M 35 nicht mehr.


    NGC 2158 habe ich daher auch nicht näher beobachtet. ich habe von ihm ja schon einen früheren Bericht zitiert.


    IC 2156/57:


    IC 2156 und 2157, Doppelhaufen in den Zwillingen


    Die beiden Haufen waren gut voneinander abgrenzbar und auch vom Hintergrund. IC 2157 habe ich etwas zu sternarm gezeichnet, denn ich habe schon mehr Mitgliedssterne zählen können, aber das Rotlicht stört dann halt doch ein bisserl und ich hatte nicht genug Zeit, das Letzte an indirekt erkennbaren Sternchen rauszukitzeln. Die Skizze gibt aber den visuellen Eindruck recht gut wieder, den ich bisher von den beiden Haufen im 8-Zöller hatte. Farben habe ich keine erkennen können.


    NGC 2129:


    NGC 2129, ein kleiner, offener Sternhaufen in den Zwillingen (Teil des OdM März 2023)


    Die untere Sternkonzentration um die beiden senkrecht stehenden, hellen Sterne ist der Haufen. Im Okular hob er sich gut vom Hintergrund ab. Die hervorstechenden, hellen Sterne wirken live wie zwei Augen und rundherum sind dann einige, schwächere Sterne. Klarer Haufencharakter, schon bei 43× gut zu erkennen, aber bei 81× fast am schönsten. Bei 203× sieht man natürlich die schwächeren Sterne besser. Farben konnte ich hier leider nicht erkennen (kein Blauton der hellen Sterne, sondern reines Weiß, auch kein Rotton bei den schwachen).


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Seraphin und Bianka,


    vielen Dank für eure Berichte / Fotos / Zeichnungen! Ich selber konnte kein einziges Mal beobachten, zeichnen oder fotografieren – immer zog es zu oder es wurde in der Früh klar (wo das OdM eh weg ist und ich halt blöderweise auch arbeiten muss, ergo früh aufstehen ohne Spechtelei).


    NGC 2129 kommt sehr schön rüber, Bianka. Man kann sich an deinem Foto dank der kurzen Belichtungszeit sehr schön den visuellen Eindruck vorstellen.


    Die Skizze von IC 2156/57 ist super geworden, Seraphin. M 35 ist natürlich etwas anstrengend, aber die gelben Sterne kann man so natürlich ideal dokumentieren.


    Gleich vier offene Sternhaufen, so unterschiedlich in einer Linie zu beobachten, ist schon was! Ich hatte grossen Spass daran!

    Das freut mich natürlich. Ich selber schaue eigentlich immer auch bei NGC 2158 vorbei, wenn ich M 35 anschaue (geht fast gar nicht anders) und dann auch rüber zu IC 2156/57. NGC 2129 wird dann oft vernachlässigt (auch von mir), weshalb ich den bewusst mit rein genommen habe. Meist gehe ich dann weiter zu Pismis 27 (direkt am Affenkopfnebel) und nehme den auch noch mit. Das hätte das OdM dann aber gesprengt. Und der benötigt Brennweite, da er sehr klein ist. Noch ein Funfact zum off topic Pismis 27: der ist in einen blauen Reflexionsnebel eingebettet, der auf den allermeisten Fotos vom Affenkopfnebel einfach fehlt, weil da mit Schmalband draufgehalten wird und RGB nicht jeden interessiert. Dabei ist gerade der Kontrast von rot zu blau so toll. Aber wie gesagt: off topic.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    hier auch von mir ein paar alte Bilder der Objekte.

    Servus Andreas,


    ich nochmal ;)

    Am Nordostrand von M 35 ist ein weiterer Offener Sternhaufen, den ich bewusst nicht ins OdM reingenommen habe, da er visuell nur für sehr sehr große Teleskope etwas ist (z.B. für den nigelnagelneuen 24-Zöller von Norbert und René renerabl). Es geht um Koposov 63 = FSR 869. Er ist knapp 10000 Lichtjahre entfernt (3000 pc)

    und 1,4 Milliarden Jahre alt. Im Vergleich zu NGC 2158 ist er aber sehr sehr schwach. Auf deinem Foto kann man ihn aber gut erkennen. Ich habe mir erlaubt, ihn in dein Foto einzuzeichnen, wenn das o.k. ist:



    Infos zu diesem Sternhaufen (und weiteren in der Umebung) finden sich hier: https://arxiv.org/pdf/0709.1275.pdf


    Wenn man Koposov 63 mit NGC 2158 vergleicht, der noch weiter entfernt ist und zudem noch um einiges älter ist, dann wird einem erst recht klar, was für ein Gigant NGC 2158 ist. Nicht von ungefähr wurde er früher als Kugelsternhaufen gedeutet (der er aber nicht ist).


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Roland,


    cool, ich konnte dich zu einem Offene-Strernhaufen-OdM locken 8o

    Ich nutze M 35 gerne, um die Himmelsqualität zu prüfen.


    Servus René,


    wie nicht anders erwartet hast du mit Fernglas und 3 Zoll beobachtet. Danke für den ausführlichen Bericht darüber! Vielleicht animiert das auch andere, die kleine Öffnungen haben, diese zu nutzen und Freude daran zu haben. Man kann auch mit kleinen Optiken mehr erkennen, als Viele glauben. Leider konnte ich nicht raus. Hier war ständig bewölkt oder Nebel kam, oder es war kurz Sternenklar, um dann doch zu schneien. Aber der März ist ja noch lange.


    1.) M 35 mit bloßem Auge (Himmeltester) – klappt das, wenn ja, wie gut?

    Ja, klapp, sogar richtig gut mit bloßem Auge. Gestern bei 6.1 mag Himmel, sehr gute Transparenz war M 35 indirekt sehr leicht erkennbar. Ich hatte sogar den Eindruck, dass der Sternhaufen sichtbar bleibt, wenn ich direkt drauf geschaut habe.

    Ich habe oft einen Himmel mit fst 6m2, seltener auch bis 6m4 und ich kann ihn bei 6m4 (wie oben beschrieben) als auffallend hellen Fleck sehen, der auch direkt gut zu halten ist. Bei 6m1 würde ich auch erwarten, dass der indirekt gut sichtbare Fleck auch noch zu halten ist.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Gerd,


    vielen dank für deine Ergänzungen / Beobachtungsnotizen! Bei klarem Himmel empfinde ich M 35 mit bloßem Auge einfach, flächig-nebelig. Im Sucher nicht zu übersehen (oder im kleinsten Fernglas).



    Servus Fastnamensvetter Christopher,


    du "musst" NGC 2158 in deinem 14-Zöller mal bei einer richtig guten Nacht (bzw. einem richtig dunklen Ort) anschauen – du wirst von dem Puderzuckersternchen entzückt sein (behaupte ich mal).



    Servus Stathis,


    ja, eine Tour zu Fuß durch den Fuß eines Zwinllings ^^ . Danke für deine historischen Dokumente! Das Foto von 1990 mit händischem Guiding – ja, das waren noch Zeiten. Damals war das grandios. Heute ist es so viel leichter, Astrofotos zu machen. Insofern ist dieses analoge Schwarz-Weiß-Foto für die damalige Zeit genial. Und der Doppelhaufen IC 2156/57 kommt trotz der verlängerten Sternaabbildung am Rand schön zur Geltung. Dein Balkonfoto aus der Stadt heraus ist selbstredend wunderbar, aber das alte Foto beeindruckt mich natürlich mehr. Was an dem neuen Foto natürlich genial rüberkommt ist die starke Rötung von NGC 2158, wodurch man einen Eindruck von der doch sehr großen Entfernung bekommt. Visuell fehlt dieser schöne Farbton natürlich, da die Sterne dafür zu lichtschwach sind.


    Servus Andreas,


    ja, das Problem, die Sternfarben sauber hinzubekommen habe ich mit meinem 200mm-Teleobjektiv auch. Dafür hast du mit dem 135mm die gesamte Szenerie auf dem Chip, inklusive von Dunkelwolken. Wenn man diese dunklen Bereiche anschaut, muss man sich nicht wundern, warum NGC 2158 so stark gerötet ist. Tolles Foto!


    Bei mir ging in letzter Zeit überhaupt nichts. Wenn ich von der Arbeit heimkam, fuhr ich in den letzten Tagen oft von strahlend blauem Himmel und Frühlingsfeeling in einer Hochnebelsuppe mit diesiger, bodennaher Luft (feiner Nebel) und Dauerfrost. Und wenn es abends mal klar war (ich habe zumindest am 2.3. Jupiter und Venus kurz mit bloßem Auge genießen können), macht der Hochnebel direkt nach Sonnenuntergang wieder dicht. Und dann sehe ich, dass Stathis an einem Abend, wo ich null Sicht nach oben hatte, aus der Großstadt heraus, also aus der Lichtglocke, die noch ein bisserl meinen Nordosthorizont anleuchtet und daher schon den einen oder anderen stillen Fluch abbekommen hat, Fotos mit 11h Belichtungszeit machen kann. Aber ich gönne es ihm natürlich und freue mich für alle, die klaren Himmel haben.

    Bei mir war es am Vormittag blau am Himmel, man konnte die Sonne sehen und es war tatsächlich mal 3° Celsius warm. Natürlich ist es jetzt wieder diesig und in der Nacht sicher wieder zugezogen. Da der Mond aber eh immer dicker wird, hoffe ich auf das Wochenende ohne Mond, da kommen wird. Und dann vielleicht mit klarem Himmel. ;( :saint:


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Christopher,


    es freut mich sehr, dass ich dich zu dieser schönen Tour mittels OdM animieren/motivieren konnte und dass sie sich für dich gelohnt hat.


    Im 14 Zöller im 15 mm Okular blieb NGC 2158 zunächst kaum mehr als ein nebliger Fleck und schwer auflösbar. Später blitzten bei längerer Betrachtung immer wieder kleine Sternchen im Nebelgebilde auf. Ich kann nicht verhehlen, dass ich etwas enttäuscht war - beim letzten Mal (siehe Zeichnung) hatte ich diesen Sternhaufen wesentlich besser aufgelöst in Erinnerung.

    Ja, es kommt hier sehr stark auf den Himmel an. Mit 14 Zoll solltest du doch viele Sterne als Puderzucker aufblitzen sehen. Und wenn du das bei dem Besuch davor besser sehen konntest, dann war die aktuelle Nacht einfach nicht gut genug dafür. Das schöne an diesen alten Haufen ist ja, dass man, wenn man genug Öffnung hat, um mit dem Auflösen beginnen zu können, gleich einige Sterne auf einmal auftauchen. Ein paar allerhellste gibt es ja immer, wenn man aber dann noch ein bisserl mehr Licht sammeln kann, werden es gleich richtig viele. Mit meinem 8-Zöller bin ich noch im Bereich der wenigen hellsten, aber mit etwas mehr Öffnung tut sich da plötzlich einiges und mit 14 Zoll sowieso. Aber eben nur, wenn der Himmel mitspielt, denn wenn nicht, dann sind auch wieder gerade diese vielen, gerade noch erkennbaren Sterne futsch. Und der Anblick entspricht dann dem eines deutlich kleineren Teleskops bei besserem Himmel.


    Danke auch für deine weiteren, sehr genauen Beobachtungen. Ich selber muss noch viel mehr auf Sternfarben achten. Ich schaue halt sehr viel indirekt an, wo man dann eben nur schwarz-weiß sieht (dafür dann entsprechend hell). Ich muss mich mehr zwingen, auch wieder direkt hinzusehen.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Soderle, nochmal ich... mit dem Blick ins Archiv zu den Objekten:


    Messier 35:

    7.12.2021, fst 6m2:

    Bloßes Auge: M 35 ist gut zu erkennen.

    8" RC f/8: Sehr viele Einzelsterne, äußerst spektakulär; im 38mm-Okular ist NGC 2158 als heller Nebelfleck mit im Bildfeld.


    24.3.2022, fst 6m4:

    Bloßes Auge: auffallend heller, großer Nebelfleck

    8" RC f/8: Füllt schon bei 43x das Gesichtsfeld des Okulars fast aus; auffallende Sternenketten, sehr sternreich.


    25.3.2022:, fst ca. 5m0:

    Bloßes Auge: nicht zu erkennen

    16" Newton f/4: Wunderschön, viele Sternketten, füllt im Übersichtsokular das Gesichtsfeld aus!


    22.2.2023, fst 6m2:

    9 × 43-Fernglas: Heller, auffälliger Nebelfleck, Einzelsterne erkennbar


    (man merkt: ich habe nur Genusspechteln betrieben und mich vom Gesamtanblick blenden lassen und so z.B. auf keine Details wie Strernfarben geachtet *hüstel*)


    NGC 2158:

    7.12.2021, fst 6m2 bzw. wegen aufziehender Wolken schlechter werdend:

    8" RC f/8: Im 38mm-Okular ein sehr heller, auffälliger Nebelfleck, im 20mm-Okular wird der Fleck körnig und die ersten Einzelsterne blitzen auf (wenig Beobachtungszeit, es zog gerade zu).


    24.3.2022, fst 6m4:

    8" RC f/8: Bei 43x nur ein dichter, grauer Nebel, bei 81x bereits etwas körnig erscheinend, aber noch immer ein Nebel, bei 203x schließlich eindeutig erste Sterne aus dem Nebel blitzend; je länger man
    beobachtet, umso mehr werden es; ein Stern auffallend hell am Rand des Haufens, später insgesamt ca. 20 Sterne gezählt; Skizze sehr grob mit den auffälligsten Sternen des Haufens (Anmerkung: nicht
    vorzeigbar).


    25.3.2022. fst ca. 5m0:

    10" Newton f/9: Anblick vergleichbar wie mit meinem 8" RC zuhause - ca. 20 Einzelsterne bei hoher Vergrößerung.

    15" Newton f/4: Schon im Übersichtsokular mit Einzelsternen, bei hoher Vergrößerung mit einigen aufgelösten Sternen, wie Puderzucker - sehr schön bzw. grandios!


    IC 2156/57:

    24.3.2022, fst 6m4:

    IC 2156: Etwas sternärmer als sein südlicher Nachbar IC 2157; bei 81x ca. 10 Sterne, bei 203x auch nur 12 Sterne. / IV 2157: Etwas sternreicher als der direkt nördlich
    stehende IC 2156; bei 81x ca. 10 Sterne, bei 203x sind ca. 20 Sterne klar erkennbar; aufgrund des Doppelhaufencharakters sehr hübsch, lohnenswert!


    25.3.2022. fst ca. 5m0:

    10" Newton f/9: Passt zusammen mit IC 2157 ins Gesichtsfeld; da aus wenigen Sternen bestehend, ist der Anblick dem meines 8-Zöllers entsprechend, entsprechend IC 2157; Doppelhaufencharakter ist
    auch hier auffällig.


    NGC 2129:

    24.3.2022, fst 6m4:

    8" RC f/8: Ein deutlich hellster Stern fällt sehr auf, dann ist ein klar zweithellster Stern zu sehen, dazu kommen einige weitere Sterne; bei 81x sind es ca. 20 Sterne, die klar erkennbar sind; hübscher
    Haufen, sicher auch als Fotoobjekt interessant.


    Fragestellungen:

    1.) M 35 mit bloßem Auge (Himmeltester) – klappt das, wenn ja, wie gut? – Bei mir sehr gut, wenn der Himmel passt.

    2.) Mit welcher Optik kann man Sternfarben in M 35 unterscheiden? – Darauf habe ich bisher auch noch nicht geachtet, was ich unbedingt nachholen muss...

    3.) Ab welcher Öffnung kann man NGC 2158 in erste Sterne auflösen? – Mit 8 Zoll war es bei gutem Himmel gar kein Problem.

    4.) IC 2156/57 im Fernglas: bis zu welcher Öffnung und Vergrößerung klappt das? – Steht noch aus...

    5.) IC 2156/57: inwieweit sind zwei unterscheidbare Haufen im Teleskop zu erkennen? – Für mich sind beide Haufen (im 8-Zöller) als getrennte Gruppen gut zu erkennen, wobei die südliche Gruppe deutlich größer ist.

    6.) NGC 2129: Sind visuell Farbunterscheide bei den Sternen zu erkennen? – Auch hier hatte ich bisher nicht darauf geachtet.

    7.) Zeichnungen und/oder Fotos: mit passender Brennweite müssten alle Objekte auf ein Foto passen, denn sie sind wirklich sehr nah beinander. M 35 zu zeichnen wäre eine Sisiyphusarbeit, aber die kleineren Haufen lohnen sich. – Da fehlt bei mir noch fast alles...


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus beinand,


    wie ich mit Erstaunen feststellen musste, ist das Sternbild Zwilling bisher erst zweimal in den Fokus des Objekts des Monats gekommen. Dabei bietet es doch so viele, interessante Objekte. Da ab April wohl die Galaxien im Mittelpunkt stehen werden, habe ich mich als Abgesang auf den Winter bzw. die Wintermilchstraße für Offene Sternhaufen entscheiden. Hierbei möchte ich auf vier (bis fünf) Haufen verweisen, die alle sehr nahe beisammen stehen und auf einen Rutsch vergleichend betrachtet werden können:


    Abbildung von wikisky.org (DSS), Markierungen / Beschriftung von mir eingefügt



    Als Startpunkt unserer kleinen Tour und quasi zum Aufwärmen dient Messier 35. Es handelt sich hierbei um einen noch nicht sehr alten Offenen Sternhaufen, der durch seine Nähe und seinen Sternreichtum besticht. Man kann ihn in einer guten Nacht bequem mit bloßem Auge sehen. Bouy et al. (2015) geben an, dass M 35 mit großer Wahrscheinlichkeit mehr als 1000 Sterne enthält. Für 305 Sterne geben sie die Wahrscheinlichkeit, zum Haufen zu gehören, mit 95% an, für 1726 mit 50% und für weitere 4349 Sterne mit immerhin noch 50% an. M 35 wird meist mit 28‘ Durchmesser angegeben, dabei sind erstreckt er sich vermutlich über mehr als ein Grad im Durchmesser. Was wir als Sternhaufen wahrnehmen, ist eben nur der kompakte Kernbereich. Er ist 5m1 hell und knapp 2400 Lichtjahre entfernt. Das Alter liegt bei 133 Millionen Jahren.


    Übrigens: HD 252260 (8m6) und HD 41996 (7m4) sind kräftig gelb. Wem fällt das bei dem Gefunkel von M 35 auf?


    Direkt südwestlich von M 35 kann man einen weiteren, aber sehr weit entfernten und zudem alten Sternhaufen bewundern: NGC 2158. Auch hierbei handelt es sich um einen überaus kompakten, sternreichen Haufen, denn er enthält immer noch 800 Sterne (Mitgliedswahrscheinlichkeit jedes dieser Sterne von über 90% – siehe Sariya et al. 2021). Er ist bereits 2,4 Milliarden Jahre alt, was bedeutet, dass alle hellen Sterne, die im HRD links oben stehen, bereits über die Riesenphase zu Weißen Zwergen wurden. Diese wenigen, sonst herausstechenden Sterne fehlen also, weshalb man aus dem Nebelfleck viele, ungefähr gleich helle Sterne herausblitzen sieht. Je nach Öffnung des Teleskops sind das wenige bis „plötzlich“ sehr viele, die wie Puderzucker glitzern. NGC 2158 ist 15000 Lichtjahre von uns entfernt(!) und trotzdem 8m6 hell, was aus der sehr große Zahl von Mitgliedssternen folgt.


    Wir haben also zwei Sternhaufen direkt nebeneinander (bzw. M 35 überlappt sogar mit NGC 2158) und sehen gestaffelt in unterschieidliche Spiralarme unserer Galaxie. M 35 liegt wie unser Sonnensystem im Orionausläufer, nur am äußeren Rand desselben, während wir für NGC 2158 durch diesen und zudem auch den Perseusarm hindurch sehen, um in den Äußeren Arm (Ausläufer des Norma-Arms) zu sehen.


    Ich vermute, dass Viele die beiden bereits ausgiebig angesehen haben. Doch wer weiß, dass westlich davon ein weiterer Doppelhaufen liegt? Es geht um IC 2156 und IC 2157. Netopil et al. (2015) gehen davon aus, dass IC 2156 entweder ein Asterismus oder ein klumpiger Ausläufer von IC 2157 sei. Tadross & Hendy (2016) wiederum sehen in ihm einen Offenen Sternhaufen und geben für ihn an, dass er 295 Sterne enthält, 250 Millionen Jahre alt ist und 9400 Lichtjahre von uns entfernt ist (die große Zahl an Sternen lässt an IC 2157 denken, daher vermute ich, dass hier die beiden als Synonym gelten?).


    IC 2157 (= Koposov 65) ist laut Glushkova et al. (2008) 7800 Lichtjahre von uns entfernt, also etwas näher als IC 2156 und korrigiert frühere Altersangaben, die über einer Milliarde Jahren lag, insofern, dass er weniger als 1 Milliarde Jahre als Ergebnis erhält. Er ist 8m4 hell, für IC 2156 habe ich keine Helligkeitsangabe gefunden. Inwiefern sich die Angaben auf einen oder alle beiden Haufen gemeinsam beziehen, ist mir unklar. Es ist eben noch nicht alles geklärt, trotz umfangreicher Untersuchungen an Offenen Sternhaufen. Wie auch immer, ob zwei oder ein Haufen, optisch erscheint hier ein Doppelhaufen, der im Perseusarm beheimatet ist.


    Nach den beiden Doppelhaufen gilt es zum Abschluss, denn aller guten Dinge sind drei, einen Jungspund aufzusuchen: NGC 2129. Mit 10 Millionen Jahren ist er der jüngste Sternhaufen unserer kleinen Tour (vgl. Tripathi et al. 2013). Wikipedia gibt 5000 Lichtjahre Abstand an, Tripathi et al. (2013) hingegen 6800 Lichtjahre. Die scheinbare Helligkeit beträgt 6m7 und der kleine Haufen misst 6 Bogenminuten im Durchmesser. Der Unterschied zu den bisher besuchten Haufen dürfte sehr deutlich sein: zwei Sterne stechen deutlich hervor, der Haufen ist farbig, mit blauen und roten Sternen. Der hellste Stern ist 7m4 hell. Ein Gefunkel auf 6 Bogenminuten im Durchmesser. Und wie findet man NGC 2129? Nun, entweder geht man von dem Doppelhaufen IC 2156/2157 direkt nach Süden oder man geht zurück zu M 35 und nutzt die Verlängerung von M 35 und NGC 2158, um direkt die passende Richtung für NGC 2129 zu haben. Falls man dabei 1 Geminorum (4m16) ins Gesichtsfeld bekommt, muss man nur etwas westlich nach dem Sternhaufen suchen.


    Alle Objekte sind im 10 × 50 Fernglas (wenn der Himmel mitspielt) zu sehen, wobei IC 2156/57 hierbei am schwierigsten ist. Erste Sterne wird man bei NGC 2158 vermutlich mit 6 Zoll sehen, bei sehr gutem Himmel eventuell mit 4 Zoll.


    Hier noch die Koordinaten und Entfernungen:


    M 35:            06h 09m 05s    +24° 20‘ 19“   –    2400 Lj


    NGC 2158:   06h 07m 26s    +24° 05‘ 46“   –  15000 Lj


    IC 2156:       06h 04m 51s    +24° 09‘ 37“   –     9400 Lj


    IC 2157:       06h 04m 51s    +24° 03‘ 21“   –     7800 Lj


    NGC 2129:   06h 01m 07s    +23° 19‘ 20“   –    5000 Lj



    Um bei der Sternhaufenwanderung das Dreidimensionale nicht zu vergessen, habe ich alle auf dieser Milchstraßenkarte markiert – sie liegen alle bei 186° Galaktischer Breite, also fast genau gegenüber des Zentrums unserer Galaxie:


    Abbildung von Wikipedia / Wikimedia – https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/12/Artist%27s_impression_of_the_Milky_Way_%28updated_-_annotated%29.jpg – rote Markierungen und Beschriftung von mir


    Folgende Fragestellungen bieten sich an:


    1.) M 35 mit bloßem Auge (Himmeltester) – klappt das, wenn ja, wie gut?


    2.) Mit welcher Optik kann man Sternfarben in M 35 unterscheiden? (Darauf habe ich bisher auch noch nicht geachtet, was ich unbedingt nachholen muss)


    3.) Ab welcher Öffnung kann man NGC 2158 in erste Sterne auflösen?


    4.) IC 2156/57 im Fernglas: bis zu welcher Öffnung und Vergrößerung klappt das?


    5.) IC 2156/57: inwieweit sind zwei unterscheidbare Haufen im Teleskop zu erkennen?


    6.) NGC 2129: Sind visuell Farbunterscheide bei den Sternen zu erkennen?


    7.) Zeichnungen und/oder Fotos: mit passender Brennweite müssten alle Objekte auf ein Foto passen, denn sie sind wirklich sehr nah beinander. M 35 zu zeichnen wäre eine Sisiyphusarbeit, aber die kleineren Haufen lohnen sich.


    Natürlich muss/soll niemand sich dazu aufgefordert sehen, alle Fragestellungen abzuarbeiten. Vielleicht kommt aber doch das Eine oder Andere zusammen – Hautpsache ist der Spaß am Beobachten / Fotografieren!


    Ich wünsche allen Freude beim Blättern in den Archiven und beim Live-Beobachten. Dank der relativ großen Höhe am Himmel kann man diese Objekte noch recht lang als Ausklang des Winters beobachten.



    Literatur:


    Bouy et al. (2015): Messier 35 (NGC 2168) DANCe I. Membership, proper motions, and multiwavelength photometry. Astronomy and Astrophysics 575: A120. DOI: 10.1051/0004-6361/201425505 – https://www.aanda.org/articles/aa/pdf/2015/03/aa25505-14.pdf


    Glushkova et al. (2007): Automated search for galactic star clusters in large multiband
    surveys: I. Discovery of 15 new open clusters in the Galactic anticenter region. Astronomy and Astrophysics 486(3), DOI 10.10501/0004-6361:20078630 – https://webda.physics.muni.cz/ccpp/glushkova.pdf


    Sariya et al. (2021): A Comprehensive Analysis of NGC 2158 in the Gaia Era: Photometric Parameters, Apex, and Orbit. The Astronomical Journal 161: 101 (12pp) – https://iopscience.iop.org/art…3847/1538-3881/abd31d/pdf


    Tripathi et al. (2013): Photometric study of Galactic open cluster NGC 2129, NGC
    1502 and King 12. Bull. Astr. Soc. India (2013) 41: 209–226 – https://astron-soc.in/bulletin/13September/209412013.pdf


    Liebe Grüße,

    Christoph