Hallo Jan,
so eine zugeschnittene Größengleichung, welche sich aus einer fast beliebigen Festlegung des Dawes-Kriteriums ergibt, ist aber leider noch keine Theorie.
Vielleicht versuchen wir es nochmal anders herum. Das Teleskop hat eine recht einfach berechenbare MTF, wobei bei einer definierten Ortsfrequenz am Dawes Limit 5%Modulation übrig bleiben (wenn sich die zwei Spots überlagern).
Prinzipiell hat ein Sensor auch eine berechenbare MTF. Hier ist für einen idealen Sensor an der Nyqvist-Frequenz 60% Modulation zu erwarten. Dh. der Kontrast im Bild ergibt sich aus der Multiplikation der Sensor-MTF und der Teleskop-MTF. Wenn ich die doppelte Auflösung des Sensors wähle, hat der Sensor eine Kontrastübertragung von 90% bei der Dawes-Auflösung des Teleskops. Der Gesamtkontrast bei der Dawes-Auflösung des Teleskops ist also bei 2x Nyqvist-Sensorauflösung 1,5x so hoch. Wenn man einen immer höher auflösenden Sensor hat, nutzt man die Teleskop-Auflösung immer besser, die sich ergebenden Vorteile , werden aber immer geringer.
Das von dir angeführte Dawes-Kriterium ist aber eigentlich eine Festlegung, welche sich aus dem physiologishen Randbedingungen des Sehens ergibt. Wenn unsere Planeten-Spezialisten ihre Schärfungsalgorithmen, bspw in Form einer Deconvolution mit dem Airy-Spot durchführen, kann man praktisch auch viel stärker überlappende Spots trennen, da der Kontrast zwischen den Spots dadurch fast beliebig angehoben werden kann. Begrenzend ist hier eigentlich nur das Rauschen.
Wie auch immer, wenn man sich an Nyqvist und Dawes orientiert, liegt man sicherlich bei unseren gewöhnlichen Seeingbedingungen nicht ganz falsch, aber wenn man das letzte Quentchen Detail rausquetschen will, wenns dann doch mal perfekt ist, sollte man etwas Oversamplen.
Vg Tino