Beiträge von Lucifugus im Thema „OdM Juli 2022 - IC 5076, Barnard 351 und NGC 6991 - Nördlich von Nordamerika – Reflexion, Absorption und Sternengefunkel“

    Servus René,


    ddanke dir! Ja, diese Nacht war einmalig. Bin immer noch ganz begeistert. Und auch ja, das ist wirkliche in musterwürdiger Haufen und Oktopus trifft es soooo gut.


    Servus Seraphin,


    ja, als Biologe mag ich alles, was so kreucht und fleucht. Der Oktopus kommt aber vom René, das wären falsche Federn, den mir zuzuschreiben. 8o


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus beinand,


    nachdem die Nacht gestern dermaßen phänomenal war, musste ich (endlich) auch mit meinem 8-Zöller RC f/8 visuell an das Objekt heran. Randbedingungen: fst ca. 6m5, lambda UMi war zu erkennen (6m4), NGC 752 war ein großer, heller Fleck, richtig auffällig und M 33 war mit Mühe indirekt erkennbar. Dazu noch lufttrocken (!), ein geniales Seeing und horizontfern eine transparente Luft.


    Nach ausreichend Dunkelanpassung der Augen und einem Besuch bei NGC 7008, dem Fötusnebel, ging es ran an den Speck.


    ReneM – der Oktopus war wirklich gut zu erkennen. Danke für diese Eingebung! Damit ist NGC 6991 für mich ab jetzt der Oktopus-Haufen ;) :D


    IC 5076: HD 199478 zeigte sofort einen deutlichen, auffallenden Hof. Aber, und das hätte ich nicht erwartet, da war noch mehr. Sehr fein, sehr diffus, nur indirekt wahrnehmbar, aber beim Bewegen des Teleskops sich mitbewegend und mehrfach erkennbar: ein sehr sehr schwacher Hintergrundhauch westsüdwestlich von HD 199478. Es geht also mit 8 Zoll, wenn der Himmel passt. Es ist nicht auffällig, ich bin mir nichtmal sicher, ob ich eine ellipsoide Form erkannt habe, nur einen sehr schwachen, aber erkennbaren Hauch, ein ganz feines grau auf dunklem Hintergrund. Am besten habe ich das bei 81× Vergrößerung (20mm-Okular) sehen können.


    Barnard 351 war ebenfalls gar kein Problem. Im Gegenteil, ich konnte ganz deutlich die sich windende, dunkle Schlange erkennen. Bereits direkt westlich von dem feinen Hauch von fast nichts war es auffallend dunkel, der Schlauch ging dann um den Oktopus herum, um westlich des Oktopus eine besonders dunkle Stelle, sogar recht breit und in der Form her ellipsoid, schwarz zu malen. Auch der große Bogen war erkennbar. Das sah besser aus als in der Nacht mit dem 17-Zöller, die ich weiter oben beschrieben hatte. Dafür war damals IC 5076 viel auffälliger und direkt greifbar.


    In dieser Nacht war es auch im 8-Zöller ein Genuss. Ich konnte es fast nicht glauben. So eine Nacht wird aber selten nochmal zu erleben sein. Als Querverweis: in schlechten Nächten sehe ich M 74 selbst mit meinem 8-Zöller gar nicht. In dieser Nacht war die Geistergalaxie nicht nur sofort im Übersichtsokular hell und flächig, ich konnte beim Hochvergrößern schließlich sogar einen Spiralarm ausmachen (bzw. den dunkleren Bogen zwischen den Spiralarmen, der aus dem diffusen Grau den Spiralarm quasi indirekt erkennbar macht) und einen zweiten zumindest ansatzweise erkennen. Dazu der helle Kern der Galaxie, der auffällig war. So habe ich M 74 auch noch nie gesehen. Ich glaube daher nicht, dass ich IC 5076 des Öfteren mit meinem kleinen 8-Zöller sehen kann. Heute Nacht aber schon.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus René.



    cool, dann bist du ja doch noch dazu gekommen. Die Objekte haben ja auch eine so große Deklination, dass sie die meiste Zeit des Jahres beobachtbar sind (also abgesehen vom Winter eben).


    ich bin sonst nicht der große Ankündiger und mutiere dann Rohrkrepierer.

    Deswegen hier eine kleine Entschuldigung, weil ich ja eine Beobachtung vom HTT versprochen hatte. Dort habe ich Dein OdM dann aber leider nicht beobachten können, es aber weiterhin auf dem Schirm! Bin also noch dran 8)

    Die Entschuldigung war völlig unnötig und wäre das auch gewesen, wenn du gar nicht mehr dazu gekommen wärst, lieber René.


    NGC 6991a

    Hm, ihr schreibt alle von einem großflächigen Haufen, Wikisky auch.

    Im isDSA ist er minimalst 9' groß eingezeichnet, deshalb habe ich mich auf die kleine Stelle nördlich des Reflexionsnebels konzentriert und eben nicht wirklich einen großen Unterschied zum Umfeld feststellen können. Hm.

    Was mein Eindruck eines großen Haufens betrifft: Ich habe die (für mich vier) Sterngruppen, die ich meine erkennen zu können, zu NGC 6991 s.l. zusammengefasst. Dass der Haufen eh schon in zwei unabhängige Haufen zerlegt wurde, wurde mir erst durch diesen Thread im Nachhinein klar. Ich habe auch bezüglich Barnard 351 und dem Haufen nachrecherchiert. Der Haufen liegt vor der Dunkelaolke, was eben bedeutet, das die vier Gruppen nicht durch den Staub scheinbar getrennt sind, sondern eben vier getrennte Gruppen sind (ob räumlich, kann ich natürlich nicht anhand der zweidimensionalen Projektion auf unsere Netzhaut sehen).


    Dann ist also NGC 6991a (oder 6991-1) das griße S aus hellen Sternen und NGC 6991b (oder 6991-2) dein "Oktopus? Wobei ich zugeben muss, so den Oktopus gut erkennen zu können. Ich muss mir den/die Haufen nochmal selber visuell anschauen und dann an den Oktopus denken.


    Der ganze Bereich ist durchzogen von dunklen Linien, Einbuchtungen.

    45-fach und 72-fach - hier bestätigt sich Walters Eindruck, alles scheint durchzogen mit dunklen Strukturen

    Das kann man auch schön auf Michas Foto sehen, finde ich. Die Stelle, an der es "ganz dunkel" wird, fand ich visuell auch sehr auffällig. Den großen Bogen, der sich dann bildet, ist auch auf Übersichtsfotos gut auszumachen (und auch visuell nachvollziehbar, finde ich).


    Insgesamt gesehen hat das viel Freude gemacht, ein Objekt nach dem anderen auf so engem Raum zu erforschen. Ich habe seit langem mal wieder einen Reflexionsnebel gesehen, bin bei einem Haufen verzweifelt, habe dafür bei dem anderen gleich meiner Phantasie freien Lauf lassen können ... und ich durfte meiner Dunkelnebelleidenschaft frönen. Was will man mehr.

    Das freut mich sehr. Ich dachte mir schon bei der Auswahl des OdM, dass die die Kombination aus Offenem(n) Sternhaufen und Dunkelnebel gefallen dürfte. Was ich persönlich am Reflexionsnebel so genial finde, ist die große Entfernung. Man muss sich das mal vorstellen, wie unvorstellbar hell HD 199478 sein muss, dass er 1) so hell strahlt, heller als alle Vordergrundsterne und 2) selbst die Reflektion seines Lichts an einer Staubwolke noch so hell ist, dass man sie mit mittleren Öffnungen (ab 10") sehen kann. Wenn ich mir beim Beobachten die räumlichen bzw. astrophysikalischen Zusammenhänge des Gesehenen klarmache, dann füllt sich diese kleine Aufhellung neben einem Stern (jedenfalls für mich) mit Bedeutung.


    Liebe Grüße und vielen Dank für deine tolle Dokumentation,


    Christoph

    Servus beinand,


    ich hatte mein eigenes OdM bisher ja "nur" visuell mit einem 17-Zöller beobachtet und dann davon berichtet. Jetzt kann ich endlich auch ein eigenes Foto nachlegen. Die Nacht vom 21. auf den 22.9.2022 war zwar nicht wirklich optimal, da sehr luftfeucht, aber was soll man machen? Ich habe einige Lights rausgeworfen (15%) und so 2h 8min 30s als Belichtungszeit zusammengekratzt. Zumindest war der Mond unter dem Horizont. Hier erstmal das Foto:


    OdM Juli 2022: IC 5076, NGC 6991 und Barnard 351


    (Link auf die Galerie, damit die Qualität nicht runtergestutzt wird, dort finden sich alle Aufnahmedetails)


    Der Beginn von Barnard 351 am westlichen Rand des Reflexionsnebels ist gut zu erkennen, finde ich. Da ich "nur" f/8 habe, bin ich für die "recht kurze" Belichtungszeit von 2 Stunden eigentlich ganz zufrieden. Da ich keinen Flattener habe, ist die Qualität der Sterne am Bildrand nicht gut, ich wollte aber nicht zu viel von NGC 6991 wegschneiden. Letzterer zeigt sich als die grüppchenweise angesammelten, recht hellen Sterne nordwestlich, westlich bis südwestlich von IC 5076 (die zwei Grüppchen westlich bis südwestlich sind NGC 6991-2, die Gruppe nordwestlich ist NGC 6991-1 laut https://www.deepskylog.org, wie es René dankenswerterweise schon erwähnt hat. Ich finde dazu aber keine Primärquelle. In einer Dissertation über Weiße Zwerge in Offenen Sternhaufen ist auch NGC 6991 behandelt worden, wobei da keine Anmerkung zu einem Doppelhaufen zu finden ist.

    Südlich von IC 5076 wäre noch der Offene Sternhaufen FSR 275, aber der ist nicht mehr im Bild.


    Barnad 351 fällt zumindest am direkten Westrand von IC 5076 ins Auge, da dort eine Kante des Reflexionsnebels zu sehen ist und der Kontrast zwischen hell und dunkel hoch ist. Die Dunkelwolke schattet hier also den Nebel ab. Dadurch erhält der Reflexionsnebel diese nette Form. Mich erinnert das irgendwie an eine Taube (oder einen Engel?).


    Jetzt hatte ich glatt vergessen, auf die weiteren Beiträge zu reagieren - sorry (war in der Reha-Klinik und danach hatte ich nicht mehr daran gedacht).


    ALPHA81 – danke dir, es lief alles bestens und ich bin wieder gut auf den Beinen :) (und am Teleskop)


    BenN – mit 20 Zoll auf dem Taubenberg... cool! Da siehst du mehr als ich in Buchloe mit dem 17-Zöller ;) Hast du noch im Kopf, ob die eine Form bei IC 5076 wahrnehmen konntest?


    mikel_at_night – wenn du das Bild in die Galerie lädtst und dann hier als Link reinnimmst, dann wird es nicht runtergestutzt. Ich hatte mich da auch schon oft genug gewundert, zumal manche Fotos im Original bleiben, andere gnadenlos runtergerchnet werden. Dein Foto gefällt mir trotz der Komprimierung sehr gut. Vielleicht kann ich auch mehr Nebel herausholen. Ich habe die Bildbearbeitung sicher nicht optimal ausgeführt (habe, ehrlich gesagt, nicht einmal die Sterne rausgenommen, um nur den Nebel zu bearbeiten – sollte ich vielleicht man anfangen).


    Ich danke allen, die sich hier beteiligt haben (und auch denen schonmal, die sich noch beteiligen werden, denn der Schwan ist ja noch lange zu sehen). Von IC 5076 gibt es relativ wenige Fotos im Netz, was mich wundert, da ich den Nebel attraktiv finde. Vielleicht ist er manchen Fotografen zu klein?!


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Seraphin,


    du machst mich immer wieder sprachlos ^^. Du investierst fast 6 Stunden Belichtungszeit und gehst davon aus, dass du am Ende kein Bild bekommst?!? Da muss doch was bei rauskommen (es sei denn, du hättest nicht wirklich scharf gestellt oder hättest versehentlich bei der Nachführung auf Stopp gedrückt :saint:


    Bei mir läuft alles super... I'll be back 8) 8o


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Seraphin,


    sieht doch gut aus! Der Reflexionsnebel sieht toll aus. Und Barnard 351 ist auch trotz Gradientenproblem und Hintergrundsäuberung zu erkennen (teils gut, teils schwieriger, aber es war ja eben starkes Mondlicht im Weg).

    Ich find's gut und ich hoffe, es hat dir trotzdem Freude gemacht.


    Liebe Grüße,

    Christoph


    (Ich werde das Objekt nachholen, wenn ich wieder raus kann)

    Servus Walter,


    das, was du als "nacktes Halo" beschreibst, ist (denke ich) sicher ein Teil von IC 5076. Woher sollte der Halo denn sonst kommen? HD_dingenskrichens ist ja noch etwas im Nebel drin und dort ist der Nebel natürlich am hellsten.

    Ich bin schon gespannt, mit meinem 8-Zöller Barnard 351 direkt zu probieren, wenn ich jemals meine Montierung zurücl bekomme... Im 17-Zöller war der dunkle Schlauch m.E. richtig auffällig. Vielleicht ist es am besten, den ersten großen Bogen zu erkennen zu versuchen.


    Ich habe (wollte ich schon die ganze Zeit) mal versucht, meine Beobachtung posthum ins SDSS-Foto (von Wikisky.org) zu pinseln. Die exakte Lage und Größe des gesehenen Nebels relativ zu den Sternen ist natürlich unsicher, da ich ja aus dem Gedächtnis gephotoshopt habe:



    (Original SDSS-Foto von Wikisky.org) – grün habe ich den Halo um HD 199478 eingezeichnet und westsüdwestlich davon den gesehenen, ovalen Nebelfeck. In Orangegelb habe ich die beiden "Stumpen" mit eingezeichnet. Die waren schwächer, aber m.E. erkennbar. Die kleine Dreiergruppe aus Sternen direkt westlich des rechten Stumpens war definitiv nebelfrei (ich kann mich an diese Dreiergruppe noch gut erinnern). Es kann sein, dass ich die Aughellung etwas zu groß eingezeichnet habe.

    Ich muss die Beobachtung mit dem 17-Zöller unbedingt mal bei dunklerem Himmel wiederholen. Vielleicht sehe ich dann mehr (besser dunkeladaptiertes Auge, mehr Kontrast weil Himmel dunkler).


    Um die gesamte Form (für mich "das Gespenst") darzustellen, braucht es also entweder deutlich mehr Öffnung als 17 Zoll oder man fotografiert.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus beinand,


    gestern Nacht (bzw. heute früh) konnte ich zwischen 00.30 Uhr und ca. 01.15 Uhr mit dem 44-cm f/4,5-Newton der Volkssternwarte Buchloe selber das OdM Juli visuell beobachten. Mein eigenes Teleskop ist noch nicht verwendbar, da die Montierung noch nicht aus der Reparatur zurück ist. Und ab 1 Uhr war der Newton der Volkssternwarte für Kometenfotos "gebucht".


    Das sqm-Meter zeigte im Zenit 21m1 – für den Sommer kein schlechter Wert. Bei mir auf meinem Lieblingshügel ist es dunkler, aber da fehlt die Sternwarte...


    Zuerst habe ich 63 Cygni und 59 Cygni kurz angeschaut. 63 Cygni strahlt wunderschön orangegelb und 59 Cygni ist – was ich nicht wusste – ein optischer Doppelstern. In 21" Abstand vom 4m7 hellen 59 Cygni befindet sich ein Stern mit 9m4. Ein nettes Pärchen. 59 Cygni erschien mir aber nicht blau, sondern weiß.


    Weiter gings zu IC 5076 bei HD 199478. Von 63 Cygni aus muss man nur in der R.A. nach Westen gehen und man ist da. Folgendes habe ich notiert:

    Um HD 199478 erkennt man deutlich eine Art Halo (auch, nachdem der Fangspiegel trocken geföhnt wurde). Bei längerem Beobachten mit 250× Vergrößerung und vor allem indirektem Sehen taucht dann westsüdwestlich ein schwacher, ovaler, aufgehellter Bereich auf. Als ich das Teleskop hin und her bewegt habe, konnte ich erkennen, dass das Oval zwei kleine Ausläufer bildet, so, als wären an den Seiten zwei Ohren oder stumpfe Anhängsel. Von der Orientierung her, im Vergleich mit Fotos, zeigen die Stumpen die Längsrichtung des Nebels an, das Oval liegt quasi quer. Die äußere Form auf lang belichteten Bildern ist größer als die hier visuell beobachtete und der hellste Bereich, abgesehen von der direkten Umgebung von HD 199478 ist sozusagen quer zur Längsachse des sichtbaren Nebels. Sehr interessant. Auf der Westseite beginnt Barnard 351, was hier zu erkennen ist, aber mehr zu erahnen (mehr dazu weiter unten).


    Für NGC 6991 braucht man ein Übersichtsokular:

    Der Offene Sternhaufen scheint in vier Teilbereiche zu zerfallen, weshalb der Ansastz, dass es zwei getrennte Haufen sind, visuell durchaus nachvollziehbar ist. Es sieht so aus, als wäre Barnard 351 vor dem Sternhaufen, denn es zieht sich auch hier ein dunkler Schlauch durch den Haufen. Das Übersichtsokular ist am besten, da der Haufen sonst nicht ins Gesichtsfeld passt. Bei 250x kann man den dunklen Schlauch, der sich durch den Haufen schlängelt, gut sehen.

    Es hätte sich sewhr gelohnt, das zu zeichnen, aber dafür war keine Zeit, da ich das Teleskop ja übergeben musste. Ich habe zudem recht lange an IC 5076 herumgefihrwerkt und Barnbard 351 wollte auch noch analysiert werden.


    Barnard 351:

    Das östliche Ende am Rand von IC 5076 ist nur zu erahnen, aber nach Westen hin ist bei 250x ein deutlicher, dunkler Schlauch zu erkennen, dessen erste Windung, auffälliger Halbkreis, sehr deutlich zu sehen ist. Der Hintergrund ist sternreich und die sehr hellen Sterne von NGC 6991 im Vordergrund lassen den dunklen Schlauch deutlich hervortreten. Es sieht so aus, als läge Barnard 351 vor NGC 6991. Man kann fast an ein Omega denken, wenn man den ersten Bogen nachgeht. Ein schmaler, aber aufgrund der Windung doch auffallender Dunkelnebel. Der Anblick ist sehr hübsch.


    Ich finde Barnard 351 auffälliger als IC 5076, wobei man an IC 5076 einiges an Struktur erarbeiten kann, während der dunkle Schlauch eben ein dunkler Schlauch ist. Den Verlauf abzugehen ist aber auch bei einem dunklen Schlaucht sehr nett. NGC 6991 ist natürlich mit Abstand am auffälligsten. Schon mit kleinen Optiken oder einem Fernglas sollte er als kleine Gruppe von Sterngruppen zu erkennen sein. Im 17-Zöller ist das Weschelspiel aus hellen Sternen und dem Dunkelnebel aber allerfeinst. Und IC 5076 ist ein Geduldsspiel.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Reflexionsnebel sind nicht so meins, aber den Dunkelnebel B 351 werde ich demnächst auf jeden Fall mal probieren. Man glaubt gar nicht, was bei diesen Nebeln mitunter doch geht, wenn Himmel und Öffnung stimmen.

    Servus René,


    ich hatte schon an dich gedacht, als ich Barnard 351 mit dazu genommen habe. Das war aber nicht der Grund für die Auswahl ;-). Ich fand ihn schon auf meinem Übersichtsfoto so nett, weil er sich wie eine Schlange windet und klein, aber doch auffällig ist. Nachdem ich ihn dann eine Quelle fand, in der er als mit 10" auch visuell machbar bezeichnet wird, musste er einfach mit drauf. Und NGC 6991-2 war mir noch nicht bekannt. Das macht es noch interessanter. Ich finde aber NGC 6991(-1) schon schön. Das Geschwisterchen werde ich mir auch ansehen, wenn ich wieder beobachten kann (meine Montierung ist noch in Reperatur).


    Servus Gerd,


    danke für deine Beobachtungsnotizen! Barnard 351 sieht man aber nicht, wenn man nicht explizit auf ihn achtet. Dunkelnebel, wenn sie so schmal sind, springen ja nicht ins Auge. Falls du Lust und Zeit hast, das Areal nochmal zu besuchen, kannst du ja mal versuchen, ob du ihn wahrnehmen kannst ;-).


    zunächst vielen Dank für die schöne didaktische Aufbereitung der gehaltvollen Informationen zu den Objekten! Der Artikel hat mich so stark motivieren können

    Servus Christopher,


    das freut mich natürlich sehr :-). Ich drücke die Daumen, dass du bald auch körperlich wieder fit bist und die Goldammer wieder ausführen kannst. NGC 6991 geht eben auch mit kleineren Öffnungen.


    Die Beobachtung war für mich dennoch sehr sinnstiftend, denn zumindest habe ich NGC 6991 erspähen können. Es war für mich eine schöne Herausforderung, den Sternhaufen bei 40x Vergrößerung vom Hintergrund abzugrenzen. Ein faszinierendes, großes und lockeres Sternengefunkel.

    Sterngefunkel trifft es sehr gut, finde ich. Ja, er ist sehr locker und recht groß, weshalb er nur bei kleinen Vergrößerungen wirkt. Ich finde ihn aber sehr hübsch. Und faszinierend finde ich eben, dass der vermeintliche Vordergrundstern ein Hintergrundstern ist. 120 mm dürfte für den Dunkelnebel deutlich zu klein sein. Ob der reflexionsnebel damit schon geht, weiß ich nicht. Jedenfalls bräuchte es dafür einen sehr dunklen Himmel ohne Streulicht. Ich fürchte aber, dass die Öffnung zu klein ist. NGC 6991 ist aber eben auch für 120 mm lohnend.


    Liebe Grüße in die Runde und danke für die Rückmeldungen,

    Christoph

    Servus Walter

    Oder warte mal : 63 gelb, 59 blau , ... die kenn ich doch : passen beide in das Ü-Okular und sind so schön kontrastig...!?

    Ja, ganz genau, man kann es wirklich nicht verfehlen ;) Die Farben (gelb und blau) siehst du auch auf meinem Foto. Es ist einfach eine schöne Region. Schon die beiden Sterne sind mehr als hübsch, finde ich. Der Farbkontrast ist sehr deutlich.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Thomas,


    ich schaue mir sehr gerne Objekte abseits des Mainstreams an :) – freut mich, dass ich dich hier auf eine dir unbekannte Objektgruppe stupsen konnte. Ja, der Dunkelnebel ist visuell schwierig, dafür fotografisch ziemlich einfach. Ich finde seine gewundene Form sehr nett. Visuell kann man ihn am besten direkt am Rand des Reflexionsnebel erkennen und weiter westlich den Teil, über/neben dem in der Abbildung die Beschriftung Barnard 351 steht, also ab dem "Gipfel" (Maximum der Kurve) bis zum rechten (westlichen) Ende meiner Markierung. Vor allem am Markierungsende fällt auf, dass er fast um eine kleine Gruppe heller Sterne herumgeht (habe ich nicht eingezeichnet) bzw. hier auch breiter ist (die hellen Sterne sind im Vordergrund). Auch NGC 6991 ist im Vordergrund, was nett aussieht. Man braucht deshalb etwas Öffnung, um festzustellen, dass hier eine Menge an schwachen Hintergrundsternen fehlt. Ich bin gespannt, ob du mit deinem Bino den dunklen Schlauch erkennen kannst.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Objekt des Monats Juli 2022


    Nördlich von Nordamerika – Reflexion, Absorption und Sternengefunkel


    IC 5076, Barnard 351 und NGC 6991


    Der Nordamerikanebel lenkt im Sommer sehr viele Blicke auf sich und wird immer und immer wieder aufs Neue fotografiert. Es gibt aber auch in dessen Nähe interessante Objekte, die hingegen nur sehr selten beobachtet oder abgebildet bzw. beachtet werden. Eines davon ist der Reflexionsnebel IC 5076, auch als VdB 137 bekannt.


    Übersichtsfoto (Foto von mir selbst), 200 mm-Teleobjektiv f/2,8 mit Canon EOS 6D Mark II unmodifiziert – 63 Cygni und 59 Cygni sind mit bloßem Auge leicht zu sehen. IC 5076 ist erkennbar, aber dafür braucht man mehr Brennweite. Der östliche Teil von Barnard 351 ist hier rot hervorgehoben (Ausschnitt).


    IC 5076 wurde im Jahr 1895 von Isaac Roberts entdeckt. Es ist ein blauer Reflexionsnebel, der von dem 5m6 (Simbad) hellen Stern HD 199478 (= HIP 103312) beleuchtet wird (Sellgran et al. 1996). Dieser Stern, ein blauer Überriese, besitzt den Spektraltyp B8Ia und hat eine Oberflächentemperatur von 10.000K (Sellgran et al. 1996). Auf der Grundlage der Parallaxe, die die Gaia-Mission gemessen hat (0,3195 Millibogensekunden) ergibt das eine Entfernung von 8300 Lichtjahren. Der Reflexionsnebel wird entsprechend weit von uns entfernt sein. Vorgelagert sind noch Dunkelwolken.

    Eine davon, Barnard 351, erzeugt eine dunkle Kante auf der Westseite des Reflexionsnebels und weiter westlich einen langen auffälligen gewundenen Schlauch.

    Und beiden, der Dunkelwolke und dem Reflexionsnebel vorgelagert ist noch der Offene Sternhaufen NGC 6991, der nur 2300 Lichtjahre von uns entfernt ist. Dieser lockere, relativ große Sternhaufen wurde bislang kaum näher untersucht. Er ist mit 1,3 Milliarden Jahren schon sehr alt. Betrachtet man NGC 6991, empfehle ich, darüber nachzudenken, dass der helle „Vordergrundstern“ HD 199478 in Wirklichkeit ein Monster eines Hintergrundsterns ist. Er ist schließlich ca. 3,5 mal weiter entfernt als der im Vordergrund stehende Offene Sternhaufen! Das zeigt, dass NGC 6991 aufgrund seines hohen Alters keine Blauen Überriesen mehr enthält und es zeigt zudem, wie leuchtkräftig HD 199478 ist.


    Soweit zum theoretischen Hintergrund des Objektes des Monats. Was gibt es zu beobachten?


    Zunächst den Blauen Überriesen HD 199478 mit dem von diesem in südwestlicher Richtung reichende Reflexionsnebel. Da der beleuchtende Stern sehr heiß ist und auch viel UV abstrahlt, zeigt der Nebel auch einen gewissen Anteil an Emissionslinien. Dave Knisely („Stargazerlounge“) empfiehlt daher den Einsatz eines H-Beta-Filters (Knisely 2007). Auch ein Blaufilter könnte helfen, da es hauptsächlich eben doch ein blauer Reflektionsnebel ist.


    Auf Fotografien zeigt der Nebel eine Form, die mich an ein Gespenst erinnert:


    (Bild von Wikisky.org – SDSS – die komplexe Form ist hier sehr gut zu erkennen und für Fotografen eine Herausforderung)


    Die Analyse der genauen Form dieses Nebels ist eine Aufgabe für Besitzer von Teleskopen mit größerer Öffnung oder eben der Astrofotografie.


    Hat man den Nebel gesehen, dann kann man direkt weitermachen und prüfen, ob man auf der Westseite des Nebels den Dunkelnebel Barnard 351 vor den Hintergrundsternen ausmachen kann. Am besten kann man das direkt am Westrand des Nebels, da hier der Dunkelnebel den dahinter liegenden Nebel IC 5076 bedeckt, wodurch dieser hier eine Bucht aufweist. Der Dunkelnebelschlauch zieht sich nach Westen recht weit durchs Bild, was bei Fotos mit kleineren Brennweiten ein Thema ist. Viele haben Barnard 351 bereits fotografiert, wissen nur nicht, dass dieser kleine, schwarze Lindwurm einen Namen hat.


    Hat man nun sowohl IC 5076 als auch Barnard 351 gesehen, dann ist NGC 6991 die Abrundung des Ganzen. Der Sternhaufen liegt auch direkt westlich von IC 5076. Die hellsten Sterne haben ca. 9m5 und es sind einige weitere, zerstreute, relativ helle Sterne sichtbar. Hierfür braucht man ein Übersichtsokular, da NGC 6991 recht weit zerstreut ist. Wer kann einen Offenen Sternhaufen vom Hintergrund abgrenzen?


    Wie findet man das Objekt des Monats?


    Per GoTo ist es kein Problem. Und per Starhopping ist es auch sehr einfach. 59 Cygni ist mit 4m7 gut mit bloßem Auge zu erkennen. Ebenso 63 Cygni mit 4m6. Geht man von 63 Cygni in Richtung 59 Cygni (nach Westen), dann liegt HD 199478 auf halbem Abstand der beiden westlich von 59 Cygni. Man kann per Leuchtpunktsucher oder Telrad HD 199478 so auch direkt einstellen, wenn man 63 und 59 Cygni am Himmel mit bloßem Auge erkennt.


    Es sind also drei Objekte auf einmal und zudem leicht zu finden. Man darf sich nur nicht von anderen Highlights im Schwan ablenken lassen.


    Die Koordinaten der drei Objekte:


    IC 5076 (hellster Bereich): RA 20h 55min 35s, Dekl. +47° 24‘ 00“


    Barnard 351 (östlichster Punkt – dort grenzt er an IC 5076): RA 20h 55min 26s, Dekl. +47° 23‘ 51“


    NGC 6991: RA 20h 54min 56s, Dekl. +47° 18‘ 38“


    Die „Oregon Star Party Advanced Observing List“ des Jahres 2018 empfiehlt für die visuelle Beobachtung von IC 5076 und Barnard 351 Teleskope ab 10 Zoll Öffnung (OSP 2018). Hierbei dürfte Barnard 351 das schwierigste Objekt sein (fotografisch hingegen ist der Dunkelnebel sehr auffällig). NGC 6991 geht visuell auch mit kleineren Optiken.



    Quellen:


    Knisely D. (2007): Filter Performance Comparisons For Some Common Nebulae. Online unter https://stargazerslounge.com/a…/attachment.php?id=249714

    OSP (2018): Oregon Star Party Advanced Observing List 2018; online unter https://oregonstarparty.org/wp…st-Details-2018-Rev-A.pdf

    Sellgren K. et al. (1996): A Survey of Near Infrared Emission in Visual Reflection Nebulae. Astrophysical Journal Supplement v.102, p.369. Doi 10.1086/192262


    Ich wünsche viel Erfolg beim Beobachten und/oder Fotografieren dieses Dreierpacks,

    Christoph