Beiträge von MartinB im Thema „Mein aller erster Spiegel“

    Hallo Stathis,


    Schön, dass Du dieses Thema hier postest und so der "Nachwelt" zugänglich machst!

    1990 in Berlin hast Du wahrscheinlich noch Leute persönlich getroffen, die ihren ersten Spiegel noch kurz nach dem 2. Weltkrieg aus Glasbruch vom Berliner Zoo-Aquarium geschliffen haben? Oder waren das 1990 nur noch Erinnerungen aus 2. Hand?


    Wer wie ich schon länger bei der Münchener Gruppe in der Volkssternwarte dabei ist, kennt die Geschichten natürlich bereits. Aber mit Bildern und aktuellen Messprotokollen mit heutiger Messtechnik ist das noch mal spannender! Schade, dass Du den Archimedes 2004 bereits verkauft hattest, aber die Beobachtungsnächte am 24" Kyklopas waren natürlich erst recht phänomenal!


    Ich denke, die aktuellen Interferometrie-Messprotokolle zeigen sehr gut, dass die alten dicken Scherben wirklich deutlich weniger zum Astigmatismus neigten als die heutigen dünnen Spiegel. Und dass es nicht wirklich nötig ist, einen klassischen 15cm f/6 mit Interferometrie zu vermessen, da genügt Focault noch vollkommen.

    Und ich finde es spannend, dass Du nicht wie viele andere Anfänger bei deinen ersten Spiegeln heftige abgesunkene Kanten produziert hast!


    Mein eigener Start war 14 Jahre später. Du warst mein Mentor und Lehrmeister. Ich hatte nicht das Problem, dass Du mir "meinen" 300mm Spiegel ausreden wolltest. Und so wurde mein erster selbst geschliffener Spiegel gleich ein 300mm f/5,3. Für den ersten Spiegelschliff hatte ich mir noch das Buch "Spiegelfernrohre - selbst gebaut" von Martin Trittelvitz gekauft (-> Mitglied "Marty" hier im Astrotreff), der ja auch in den 1990er Jahren in Berlin mit dabei war. Da stand noch drin, dass ein Anfänger besser erst mal einen 150mm Spiegel schleifen sollte.


    Allerdings gab es "zu meiner Zeit" schon das Internet, wodurch der Informationsaustausch besonders auf internationaler Ebene sehr viel einfacher und schneller funktionierte als zu deinen Anfängerzeiten. Trotzdem war für mich die "live" Begegnung mit anderen Enthusiasten extrem wichtig, und auf meinem ersten Teleskoptreffen (ITV 2004) gab es eine Menge davon. Ich kann mich sehr gut an einen Rundgang mit dir erinnern, auf dem ich extrem viel über Teleskopbau gelernt habe. Du hast mich auf jede kleine Schwachstelle, aber auch auf jede geniale Detaillösung bei anderen Selbstbauten hingewiesen.


    Seit meiner Anfängerzeit sind nun auch schon wieder über 15 Jahre vergangen. Als größte Weiterentwicklung sehe ich die verbesserten Messmöglichkeiten dank Bath-Interferometer und der von Dale Eason gepflegten DFTFringe Software.

    Meinen eigenen 18" habe ich 2007/2008 noch mit Focault parabolisiert. Bei unserem "Fünflinge-Projekt" in der VSWM 2015/2016 hatten wir sogar zwei Anfänger dabei, die gleich einen 18mm dünnen 240mm f/4,5 Spiegel geschliffen haben und beide wurden auch dank Interferometrie deutlich besser als beugungsbegrenzt! Fairerweise muss man hier erwähnen, dass sie sich nicht mit dem Messaufbau rumschlagen mussten, sondern alles schon fertig aufgebaut war und funktionierte.


    Gruß,

    Martin