Beiträge von JSchmoll im Thema „Selbstbaumontierungsprojekt übernehmen“

    Das Teuerste an einer Montierung sind die Triebkreise (anderes Wort fuer Schneckengetriebe), da diese gross und praezise sein muessen. Das findet sich nicht als Massenware.


    Ich habe mal, mit zwei Freunden, drei Montierungen selbst gebaut. Wir hatten das Glueck, da wir die Montierungen im Rahmen des "Jugend forscht"-Wettbewerbes einsetzten, Sponsoren in Gestalt von zwei Maschinenfarbriken zu bekommen. Die hatten damals (ca. 1987-1989) die Dreh- und Schweissarbeiten fuer uns gemacht, weil wir als Schueler natuerlich keinen Zugang zu solchen Maschinen hatten. Wir haben aber gesaegt, gebohrt und Gewinde geschnippelt und bei Letzterem auch den einen oder anderen abgebrochenen Gewindebohrer im Metall versenkt.


    Was dann teuer war, war das Rektaszensionsschneckenrad. Das war von Kesel (eine Fabrik irgendwo im Allgaeu, gibt es heute wohl nicht mehr). 155mm Durchmesser, 192 Zaehne und da wir drei auf einmal bestellten, zum Vorzugspreis von 440DM pro Stueck! Da mussten wir als Schueler ziemlich schlucken. Gekauft haben wir trotzdem (ein Getriebe "fuers Leben" ...). Aber die Lektion haben wir gelernt - der Triebkreis ist mit Abstand das Teuerste beim Montierungsselbstbau.



    Nun zurueck zur Ausgangsfrage - willst Du fotografieren oder visuell beobachten? Suchst Du einen Packesel fuer ein grosses, preadominant visuell genutztes Teleskop? Dann wuerde ich zugreifen. Moechtest Du hingegen fotografieren, koennte es sein, dass Du spaeter ein praeziseres Schneckengetriebe zum entsprechenden Preis einplanen musst. Wobei ein Autoguider vielleicht mit dem periodischen Fehler des existierenden Getriebes klarkommt.


    Unterm Schnitt und ohne das Geraet zu kennen - fuer einen Preis einer EQ5 und bei der Moeglichkeit einer stationaeren Aufstellung wuerde ich das Risiko eingehen. Wenngleich Folgekosten wie ein besserer Triebkreis oder eine modernere Motorsteuerung bedacht werden muessen.


    Ich habe uebrigens selber eine Rupp 4 (70/63mm-Achsen) fuer einen Spottpreis ergattern koennen. Die Montierung war billiger als das "Porto" von Sueddeutschland nach England, wo ich lebe. Waehrend sie einen wahrscheinlich guten Triebkreis hat (240mm Durchmesser, 288 Zaehne), hat sie keinen endlosen Deklinationsfeintrieb und in Rektaszension einen barocken Synchronmotor, wie es 1980 ueblich war. Da werde ich diesen Sommer eine EQ5-Zweiachssteuerung (ausgelegt fuer 144 Zaehne, also mit 2:1-Uebersetzung) mechanisch adaptieren.


    Es geht also vieles, und wenn Du etwas bastlerisches Geschick hast, warum nicht?