Hallo zusammen,
in der Zwischenzeit war ich zwar schweigsam im Forum, aber nicht untätig.
Erst mal die gute Nachricht: der Spiegel ist auspoliert, es sind kaum noch Pits am Rand zu finden.
Ich habe unterdessen einen brauchbaren Aufbau mit dem USB Mikroskop hingekriegt, der saubere Bilder liefert (leider 90Grad gedreht):
Das Mikroskop ist mittels Schnellspannplatte an einem Makroschlitten befestigt, dieser wiederum an einem Stativ. Eine LED Arbeitslampe mit Papiertaschentuch als Diffusor dient als Beleuchtung. Im Prinzip könnte man so (z.B. mit Kalibrierplatte) eine definierte Vergrösserung einstellen und dann nur noch mit dem Makroschlitten fokussieren.
Ist der Spiegel auspoliert ist ein fokussieren nur am Rand möglich. Um auch weiter innen fokussieren zu können, kann man mit einem Permamentmarker einen Strich ziehen und darauf fokussieren.
Extrem wichtig ist dabei aber auch, dass der Spiegel mit einem fusselfreien Tuch (zusätzlich in Isopropylalkohol getränktem Einweg-Brillenreinigungstuch) gereinigt wird. Ansonsten sieht man in erster Linie Fussel, CeO und andere Reste.
Am Rand sieht der Spiegel nun so aus:
Innen sind überhaupt keine Pits mehr zu finden.
Nun zur ersten Katastrophe (nein, ich lass wirklich nichts aus...):
die Pechhaut konnte nicht mehr gesundgepresst werden, also haben wir eine neue gemacht. Bei der Reinigung des Spiegels ist mir dieser dann (Styroporplatte vergessen) ins Waschbecken gedonnert. Kurzes Schweigen, lautloser Fluch, erste Schadenaufnahme. Nichts zu sehen am nassen Spiegel.
Am nächsten Tag habe ich dann erst gesehen, dass die Kante an einer Stelle eine Art Stauchung aufweist:
Im Foucaulttest ist dort ein schwarzer Fleck. Ich überlege mir, das Glas aus ausreichend grosser Höhe runter zu schmeissen und bei Stathis einen neuen Rohling zu bestellen...
Nach einer Nacht darüber schlafen entscheide ich mich aber, das Teil fertig zu polieren. Im schlimmsten Fall kann ich so Erfahrung sammeln, diese blöde Kante hinzukriegen, im Besten Fall endet das ganze sogar in einem brauchbaren Spiegel.
Nach mehreren Warmpressrunden gelingt aber dafür eine überall anliegende Pechhaut.
Nach ca. 1h TOT 1/3 COC wieder Foucaultprobe: der Fleck ist weg :-), die Kante ist aber immer noch eine Katastrophe. Mit dem Mut der Verzweiflung und einem Satz vom ollen Goethe (Erfolg hat drei Buchstaben: T.U.N.) entschliesse ich mich zur Daumenmethode. Nach 70 Runden und zwei schmerzenden Daumen sieht der Spiegel so aus:
Aua, das sieht nach viel weiterer Arbeit aus. Ich mache noch das Experiment, die steile Felswand, die sich nun gebildet hat, mit dem flachen Daumen, dem Zeige- und Mittelfinger etwas abzubauen. Das Resultat sieht aus wie eine Hügellandschaft. Nicht weiter erstaunlich, da die Bearbeitung unmöglich homogen erfolgt ist (das Bild erspar ich euch ).
Nun geht es ans Glätten. Nach ca. 1h TOT mit einigem Druck auf die Toolkante fängt die Felswand an, zu verschwinden, die Inhomogenitäten werden kleiner.
Der Spiegel sieht nun so aus:
Die FigureXP Diagramme sehen so aus:
<< Bilder folgen, wenn freigegeben >>
Bucklige Hyperbel, die äussere Zone ist immer zu hoch (oder das Loch in der Mitte zu tief).
Die bucklige Oberfläche rührt daher, dass ich zu hektisch poliert habe.
Also erst mal 2x 30min TOT 1/3 COC, eine Metronom-App gibt den Takt von 30/min vor. Die Oberfläche ist nun wieder schön glatt, an der Kurve hat sich aber nur bedingt etwas gebessert.
Foucault Bilder habe ich noch nicht, die mach ich heute Abend (Reihen von -2 - +4mm in 0.5mm Schritten, bei 0, 45, 90 und 135Grad).
Ich habe mal einige FigureXP Bilder reingestellt mit dem Versuch, diese so zu erklären, wie ich sie verstehe. Vielleicht liegt hier noch der Haken, dass ich die Daten falsch interpretiere und so falsch vorgehe.
Kurve von FigureXP ohne Anpassungen:
Zonen Z2 -Z6 sind zu hoch, das muss was weg.
Kurve von FigureXP , Kante gerade:
Da muss viel weg, von der Kante bis fast in die Mitte. Ist das realistisch?
Kurve von FigureXP, Mitte bei Null:
Vergleichbar mit Bild 1.
Was ich gelesen (aber vermutlich immer noch nicht ganz begriffen) habe: das sind eigentlich nicht Höhenprofile, sondern Krümmungsradien. Wie aber nun bestimmen, was eine zu hohe, zu tiefe Kurve an Arbeit bedeuten?
Nun die Millies-Lacroix Analyse.
Ich verstehe hier auch noch nicht ganz, was dies für die weitere Bearbeitung bedeutet:
- was heisst das bei den Säulen links? < 100%: da muss noch was weg >100% da ist zu viel weg? Oder ist es umgekehrt?
- die Punkte rechts: was ich begriffen habe ist, dass Punkte innerhalb der zwei grünen Kurven ok sind. Verschiebt man nun den Regler so, dass die unteren Punkte in der Mitte sind, sind die Punkte Z4, Z6 und Z7 ausserhalb. Muss da nun noch was weg (sprich Arbeit v.a. im Randbereich) oder muss ich mich eher auf die Zonen Z1 - Z5 konzentrieren?
Wenn ich das, was ich im Foucaulttester sehe, richtig interpretiere, habe ich:
- ein Loch in der Mitte (Hyperbel
- entweder immer noch einen zurückgebliebenen Rand
- schon eine abgesunkene Kante.
Bevor ich nun weiter poliere wäre ich sehr dankbar für Unterstützung, die Daten richtig zu verstehen. Erst dann macht es Sinn, allenfalls die Pechhaut entsprechend anzupassen (Mitte deaktivieren, Stern am Rand, was auch immer).
Die Abweichungen sind auf jeden Fall kleiner geworden, die Richtung stimmt also meiner Meinung nach. Da ich nun aber mit der Scherbe um die letzen 50-100nm feilsche, möchte ich genau wissen, was ich sehe und was ich damit anfangen muss.
Vielen Dank schonmal für Tipps und Tricks.
Herzliche Grüsse
Robert