Hi Mathias,
toller Beitrag - auch wenn ich eher ein Verfechter davon bin, Einsteigern gleich eine stabile Montierung aufzutischen. Und ein Diskussionsforum ist ja dazu da, verschiedene Meinungen zu eroertern. Warum zensiert.de Dich da sperren musste ... na gut, ich kenne den Beitrag nicht. Aber Dein Obiger ist fair und sachlich ...
... und damit zur Sache: Sicher kann ein Einsteiger auch mit einer Wackelmontierung seine ersten Beobachtungen machen. Viele von uns haben das hinter sich, gerade in Vor-China-Zeiten, wo Instrumente jenseits des 114/900ers auf Kaufhausmontierung unerschwinglich waren.
Andererseits koennten es Hersteller heute besser! Der Unterschied im Materialpreis bei einer stabileren Montierung ist nicht so hoch, dass hier wirklich gespart werden muesste. Andererseits haben viele Einsteigerteleskope Gimmicks, die die Welt nicht braucht: Mondfilter, Umkehrlinsen, eingebauter Kompass, Zierringe auf der Taukappe, Staubschutzkappe mit Innendeckel etc. - hier koennte man sparen und den Aufwand lieber in eine sinnvolle Richtung lenken, wie eben eine steifere Montierung. Ein technisch versierter Amateur kann mit Pfennigartikeln (wie bessere Schrauben, Unterlegscheiben etc) ein Geraet deutlich stabiler machen, wobei die Frage bleibt, warum das nicht schon in der Herstellung geschehen kann. Der Einsteiger, der sich nicht an technische Modifikationen herantraut, wird so unnoetig frustriert.
Um auf das Wanderschuhanalogon zu kommen: Wenn ein Haendler jemandem Pantoffeln verkauft, aber behauptet, man koenne darin bis nach Rom wandern, dann ist das das Analogon zu Wackelteleskopen mit uebertriebenen Vergroessserungsangaben und HST-Bildern auf der Verpackung. Ein guter Haendler wuerde darauf hinweisen, dass die Pantoffeln nur dann fuer das Ziel Rom geeignet waeren, wenn man bereits in Rom ist ... [;)]
Der 114/900er alter Tage war auch schon untermontiert. Aber bessere Schrauben am Holzstativ, die man fest anziehen konnte, und das Entfernen der Gummifuesse half hier schon weiter. Bei den heutigen EQ1-Geschichten ist das nicht mehr so rosig. Ich habe sogar schon eine als "EQ7" titulierte EQ1 gesehen, die definitiv nicht funktioierte, da die Huelse fuer den Federdruckbolzen in Deklination massiv (!) war. Wohin soll die Feder da expandieren? Als Folge gab es keinen Deklinationsfeintrieb und Frust beim Einsteiger.
Und wenn man am Anfang eines Hobbies nur Frust erntet, dann das einen wieder vom Hobby abbringen. Ich habe mal vorgehabt, die E-Gitarre zu lernen. Nach einem halben Jahr ohne nennenswerten Fortschritt habe ich aufgegeben. Okay, in diesem Beispiel lag es nicht an der Gitarre [:I], aber irgendwann hatte ich einfach keinen Bocque mehr.
Untermontiert beobachten geht natuerlich. Vor allem, wenn man weiss, was man tut. Ich hatte mal einen 150/1300er Dynamax-Newton (1.3m langer Tubus) auf der "Kaufhausmontierung". Der Grund war, dass meine massive Selbstbaumontierung noch nicht fertig war. Und ich wusste, worauf ich mich einliess und dass an Fotografie nicht zu denken war. Der Einsteiger weiss das nicht.