Beiträge von MartinB im Thema „Wir bekommen Fünflinge!“

    So,es geht weiter:


    Momentan schätzen wir die Massen der Teleskopkomponenten etwas genauer ab. Einige sind schon ziemlich genau bekannt:


    Fangspiegel: 100g
    Okularauszug komplett: 65g
    Sucher Sky Surfer III: 70g
    Hut ohne OAZ, FS, Sucher: 350g


    <b>Hut komplett ohne Okular: ca 585g</b>



    Hauptspiegel dünn (14,6mm): 1270g
    alternativ:
    Hauptspiegel dick (17,6mm): ca. 1570g


    Holzbox FZ-Sph. Birke 12fach 6mm: 370g
    HS-Zelle 6-Punkt: 160g


    <b>Spiegelbox komplett: ca. 1800g/2100g</b>



    Höhenräder: 2x 180g
    6 Rohre, Querstrebe, Kleinteile: 810g


    <b>Gitterwerk komplett: ca. 1170g</b>



    Rockerbox: ca. 800g (grob geschätzt)
    Basis: ca. 200g (geschätzt)


    <b>Untersatz komplett: ca. 1000g</b>



    Wenn ich alles zusammen zähle, werden wir mit dem dünnen Spiegel bei ca. 4,6 kg und mit dem dickeren bei 4,9 kg landen.
    Das ursprüngliche Ziel "Mit dem dünnen Spiegel unter 5 kg" war also offenbar realistisch.


    Die Hebel und Momente werden im nächsten Schritt betrachtet. Wir wollen ja wissen, wie unser Teleskop ausbalanciert ist.


    Gruß,
    Martin

    Hallo allerseits,


    Ganz so zügig wie gewünscht geht das Ganze leider nicht voran.
    Nicht immer kann so einem Bauprojekt die höchste Priorität eingeräumt werden, es kommt immer mal wieder was aus dem "richtigen Leben" dazwischen.
    Noch ist unser Ziel, zur Galaxienzeit im nächsten Frühjahr First Light zu haben, realistisch.


    Bisher war ich es gewohnt, nach grober Vorplanung einfach drauflos zu bauen. Kleinere Anpassungen wurden dabei "on the fly" erledigt.


    So geht das hier nicht. Gemeinsame Planung ist uns wichtig. Jede Einzelheit wird vor dem Bau besprochen, auch wenn die Detailkonstruktion weitgehend von mir gemacht wird. Einige Teile werden wir wahrscheinlich von Profis fertigen lassen, da braucht's sogar eine präzise Bemaßung, nach Möglichkeit mit Toleranzangaben.


    Gute Fangspiegel von Antares Optics haben wir bereits beschafft.
    Die Drehteile für die Okularauszüge sind bereits bis aufs Eloxieren fertig, nun werden die übrigen Teile für die Hüte angefertigt.
    Für die Hutringe und Höhenräder haben wir nun eine Biegemaschine zur Verfügung.


    (==&gt;)Rainer:
    Danke für die Berechnung! Ich glaub dir die einfach mal - auf den ersten Blick seh ich keine groben Fehler, aber meine 3 Semester Machinenbau sind schon über 30 Jahre her[;)].
    Bei unserer Spinne sollten 50N Zugkraft schon reichen (entspricht ca. der Gesamtmaasse des Teleskops), da ist also noch Luft! Zwei gegenüberliegende Spinnenstreben lassen sich bei unserer Konstruktion gar nicht separat spannen, sondern nur alle vier gemeinsam.


    Demnächst gibt's auch wieder Bilder!


    Gruß,
    Martin

    Hallo Emil,


    Danke für deinen Diskussionsbeitrag!


    Den Fangspiegel und den OAZ vor dem Ring zu positionieren, ist durchaus möglich. Bei meinem vorigen Projekt (180mm Reisedobson) hatte ich mir dazu ausführlich Gedanken gemacht, diese Variante aber letztlich verworfen (wie mindestens 23 andere[;)]).
    Mein erster Reflex war, das hat sich doch schon erledigt, aber jetzt hast Du mich ins Grübeln gebracht, ob da nicht doch was ginge[^]. Unsere Tendenz geht momentan allerdings eher in Richtung erprobte Lösungen ohne Risiko, und in Richtung komplett CFK-freie Konstruktion.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">1. Der Okularauszug könnte direkt über einem Stangenpaar positioniert werden und er würde rein statisch betrachtet, nicht auf dem Ring federn.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Mit montiertem Okular erzeugt der OAZ ein Torsionsmoment und eine Biegung. Die Biegung könnte man mit dem Stangenpaar abstützen, das Torsionsmoment nicht. Die Stangen können im Prinzip nur Zug- und Druckkräfte aufnehmen.
    Die Darstellung in dem CAD-Entwurf ist aber irreführend. Der OAZ wird beim tatsächlich gebauten Teleskop schräg nach hinten seitlich positioniert, nahe bei einem Stangenpaar. In diesem Fall dürfte der Unterschied zwischen der Montage unter- und oberhalb keine entscheidende Rolle spielen.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">2. Der Ring kann dann gefahrlos für den Fangspiegel abgestellt werden, er ist besser geschützt.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Das stimmt. Aber beim 180mm Reisedobson war das nie ein Problem. Bevor man anfängt, das Teleskop zu zerlegen, werden zuerst beide Spiegel geschützt. Der Hauptspiegel durch einen Deckel, der Fangspiegel durch eine Schraubdose mit Schlitzen im Unterteil. Dieses wird von vorn über den Fangspiegel gestülpt und das Oberteil dann von unten drangeschraubt. Voilà, der FS ist geschützt. Alternativ würde man den FS abnehmen und über seine Halterung in der Transportdose anschrauben.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">3. Die Stangen werden geschätzte 6-10cm kürzer.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Klar, das ist ein echter Vorteil. Vielleicht könnten wir dadurch auf die Teilbarkeit derhinteren Stangen verzichten, aber ich fürchte, das geht erst bei 15-20cm kürzeren Stangen. Eher würde ich die Stangenlänge beibehalten und das Öffnungsverhältnis entspannen, z.B. auf f/4,8 bis f/5.


    Als größten Nachteil sehe ich, dass beim Monoring hinten die Fangspiegel-Aufhängung komplett anders konstruiert werden müsste.
    Unsere Metallkonstruktion ist selbstverständlich für eine auf Zug vorgespannte Fangspiegelspinne vorgesehen. Unterschätze nicht die möglichen Zugkräfte bei so einem Ring. Über 100N Zug pro "Spinnenbein" sind bei einem Ring aus 15x10x1,5mm Alu-Rechteckrohr ganz bestimmt locker möglich. Vielleicht mag das mal jemand rechnen?


    Wird dagegen der Fangspiegel vorn platziert, haben wir im Prinzip zwei Möglichkeiten:
    Entweder werden vier schräg aufragende Streben verwendet, dann können sowohl Zug- als auch Druckkräfte auftreten und die Konstruktion bleibt halbwegs symmetrisch. 0,5mm Blech für die Streben wie bei unserer "klassischen" Variante ist dadurch ungeeignet. Wenn es so eine Konstruktion sein soll, würde ich sowohl die Streben als auch den Ring nach Möglichkeit aus CFK "nass in nass" laminiert aufbauen und überwiegend Längsfasern einsetzen. Trotzdem müssten die Spinnenstreben wohl etwas dicker und auch breiter sein als bei unserer Lösung. Weiterer Nachteil: Der Platzbedarf beim Transport wäre kaum geringer als beim Zweiring-Hut. Diese Variante hat für mich zu viele Nachteile.


    Die Alternative wäre ein ganz anderes Konzept: Eine etwas dickere Strebe verläuft von der dem OAZ gegenüber liegenden Seite zur Fangspiegelhalterung. Diese Strebe nimmt alle Kräfte außer der seitlichen Verschiebung des Fangspiegels auf. Gegen die seitliche Verschiebung wird noch quer hinter dem Fangspiegel ein dünner Draht gespannt.


    Das Ganze dann so flach zu bauen, dass nach Demontage des Fangspiegels und des OAZ für die Reise nur ein flacher Ring übrig bleibt, sehe ich aber als ziemliche Herausforderung!


    Ohne den Querdraht habe ich sowas schon mal bei meinem 97mm f/4,3 Sucher gebaut, und viele einfache kleine Newtons sind mit einer Einzelstrebe aufgebaut.
    Hier überträgt die FS-Strebe aber wiederum ein Torsionsmoment auf den Monoring. Leider wirkt sich das durch Verschiebung der Bildposition zusätzlich zum Defokus unmittelbar auf die Kollimierung aus, anders als bei Torsion am OAZ, wo in erster Näherung nur ein Defokus auftritt.


    Bei einem etwas größeren Teleskop, so ab 12" und mit 2" Okularauszug, könnte dein Konzept langsam interessant werden. In dem Fall käme auch f/4,0 oder noch etwas kürzer und die Verwendung eines Komakorrektors prinzipiell in Frage.


    Gruß,
    Martin

    Hallo Emil,


    Das Schöne an einem selbst geplanten und gebauten Teleskop ist, man kann es ganz auf die eigenen Bedürfnisse anpassen.
    Trotzdem gibt es einige grundsätzliche Vorgaben und viele technische Einschränkungen.


    Wenn ich ein Reiseteleskop komplett neu plane, fange ich mit Hauptspiegel, Fangspiegel und Okularauszug an. Die Dicke des Hauptspiegels wähle ich so gering wie möglich mit der Vorgabe, dass ich mit üblichen Bearbeitungsmethoden eine ordentliche optische Qualität hinbekomme.


    Der nächste Schritt ist die Einblickposition bei verschiedenen Objekthöhen über dem Horizont.


    Nun muss ich überlegen, wie der Kraftfluss bei der Aufhängung dieser Komponenten ist, wie die Optik kollimiert werden kann, und wie die Kräfte mit guter Steifigkeit der Konstruktion über die zwei beweglichen Achsen bis zu den drei Auflagepunkten zum Erdboden übertragen werden.


    Nun wird's schon richtig kompliziert, weil der Drehpunkt in der Höhenachse vom Tubusschwerpunkt inkl. Okular und Sucher abhängt, aber dessen Lage wiederum von der Konstruktion. Sowas lässt sich nur iterativ bestimmen, wenn die Höhenräder Teil der Trusskonstruktion sind, was aber besser vor dem Bau über Tabellen oder 3D CAD gemacht wird.


    Zusätzlich sollten natürlich Aspekte wie Ergonomie beim Beobachten, einfacher Auf- und Abbau, Justierbedarf nach dem Aufbau, sowie die Kompaktheit und Robustheit im Transportmodus beachtet werden.


    Bei unserem Projekt sind ein paar Kompromisse nötig, es soll ja für mehrere Leute passen. Ein Vorteil ist, es existiert quasi schon ein Prototyp. Daher wissen wir, dass das Konzept grundsätzlich funktioniert.


    Den Flugreise-Transport plane ich auch im Reisekoffer, nicht im Rucksack. Kleidungsstücke sind eine hervorragende Polsterung.
    Wir werden allerdings die Spiegelbox so gestalten, dass der Spiegel darin arretiert werden kann, dann muss er zum Transport nicht entnommen werden. Eine Spiegel-Transportbox würde das Gesamtgewicht und die Transportabmessungen zusätzlich erhöhen.


    Dass der Umfang der Zerlegung abhängig von der Transportmethode gewählt wird, ist natürlich sinnvoll. Bei unserem Konzept betrifft das hauptsächlich Okularhalter und Fangspiegel.


    Die Größe der Höhenräder relativiert sich, wenn man bedenkt, dass dadurch 4 von 6 Stangen kurz genug werden zum ungeteilten Transport im Reisekoffer.


    Den Aufbau möchte ich werkzeuglos machen können, mit möglichst wenigen losen Kleinteilen. "Steck + Klemm" mit unverlierbaren Rändelschrauben ist daher günstiger als eine Verschraubung mit loser Schraube durch ein Loch. Für die üblichen Schnellspanner ist diese Teleskopgröße wohl noch zu klein. Und Schrauben sollten für den Transport nicht überstehen, was eine überraschend heftige Einschränkung für die Konstruktion ergibt.


    Dein Konzept mit "Zwischenring" und 16-Stangen Truss hatte ich bei der Vorplanung meines 180mm Teleskops auch als mögliche Alternetive ins Auge gefasst. Die viel höhere Zahl von Einzelteilen ohne signifikanten Vorteil bei der Steifigkeit sprach dann letztlich dagegen. Machbar ist es auf jeden Fall.
    Bei einem Truss mit zusätzlichem Ring und 16 Stangen kannst Du je 8 Stück mittels Verbindungsstücken zu Bündeln zusammen fassen und zum Aufbau entfalten wie einen Regenschirm. Dann ist die stark erhöhte Zahl von Teilen zumindest entschärft.
    Ich bin sehr gespannt, wie Du die Sache umsetzen wirst, und freue mich bereits auf deinen Bericht im Astrotreff!


    Gruß,
    Martin

    Hallo Stathis,


    Deinen Ausführungen kann ich nur zustimmen.
    Das Schöne an diesem Projekt ist, der materielle Aufwand hält sich in erstaunlich engen Grenzen. Was man vom Aufwand an Hirnschmalz nicht sagen kann. Aber wir haben das ja so gewollt[:D].<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><b>Ein Leben ohne Reisedobson ist möglich aber sinnlos</b><hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Genau!


    Deine Okularzusammenstellung passt sicher hervorragend. Ein 24er Panoptic hätte ich auch gern, kostet aber &gt; 1 Euro pro Gramm[V].
    Mein altes Meade 24,5mm ist am 180er Reisedobson bei f/5,3 wunderbar, aber bei f/4,5 dürfte das Panoptic wesentlich besser dastehen.


    7er Nagler Typ 1 hab ich auch noch zur Auswahl. Das 4,8er kann ich von einem Geretsrieder Vereinskollegen bekommen. Der Augenabstand ist speziell bei dieser Brennweite leider ziemlich klein. Da sind die aktuellen Typ 6 mit 5mm Brennweite deutlich besser. Dann würd ich mir allerdings eher das 4,7mm ES zulegen, das hat den gleichen Einblick wie Typ 6 Nagler, kostet aber nur 139 Euro.
    Ein großer Vorteil deines Okularsets ist, sie sind alle homofokal!


    Ich finde aber, ein Okular unterhalb 4,8mm Brennweite macht unterwegs auch noch Sinn! Die günstigen Planetary 3,2mm und 2,5mm finde ich hier richtig, weil Preis und Gewicht in sehr gutem Verhältnis zur Leistung stehen.


    Gruß,
    Martin

    Hallo Jörg,<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">der Uwe läuft außerhalb der Konkurenz. Als einer, der mit Augen eines Cyborgs ausgerüstet ist, "terminiert" er regelmäßig alle andern Beobachter um sich herum.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Das kannn ich aber so nicht stehen lassen[8)]
    Ich bin der Meinung, das sind zu 90% Ausreden der Leute, die nicht so geduldig und sorgfältig beobachten und dokumentieren wie der Uwe. Und die den Hintern nicht hoch kriegen, ab und zu sehr gute Beobachtungsstandorte aufzusuchen.


    Ich habe schon mehrmals mit ihm zusammen beobachtet, als er noch seinen 16-Zöller hatte und ich meinen 18er. Ich sehe mich als durchschnittlicher Beobachter, und von der Wahrnehmung her war der Uwe etwa so viel besser wie sein Teleskop weniger Öffnung hatte. Mit anderen Worten, wir sahen "dank" seines kleinen Handicaps bei der Öffnung etwa gleich viele Details.


    Was hier viel mehr ausmacht ist, die verlinkte Zeichnung wurde auf der Edelweißspitze auf 2560m bei Top-Seeing und Top-Transparenz angefertigt.


    Gruß,
    Martin

    Hallo Stefan,<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Martin, das 6mm Ethos ist im Rennen- das bringt nur 400g auf die Waage und verfügt auch über 1 1/4" Anschluss.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Danke, dass Du mich erinnerst - Für diese Zeichnung hat Uwe Glahn an meinem 180mm Reisedobson sein 6er Ethos verwendet!


    Das ist auch eine schöne Bestätigung, wie viel ein guter Beobachter schon mit relativ kleiner Öffnung sehen kann, wenn die Bedingungen perfekt sind.


    Gruß,
    Martin

    Hallo Jörg,


    Danke für die konstruktive Kritik!
    Genau das brauchen wir, um die Konstruktion noch mal kritisch zu prüfen und zu überdenken.


    Die Interferometer werden sich bei uns sicher ganz schnell vermehren[:D].
    Wir werden bestimmt nicht den gesamten Spiegelschliff und Politur gemeinsam dienstags abends in der Sternwarte machen. Dann müsstet Ihr zu lange auf erste Beobachtungseindrücke warten, und das können wir den Astrotrefflern doch nicht antun.


    StefanSLS hat bereits zu Hause ein Bath-Interferometer. Stathis und ich planen jeweils eins aufzubauen. Einige Komponenten sind schon beschafft. Ist ja keine Hexerei, und beim Krümmungsradius unter 220cm ist praktisch jeder Raum groß genug außer vielleicht Toiletten und Besenkammern. Ein Messtunnel ist auch schnell eingerichtet. Eli braucht eh unsere Hilfe, die werden wir überwiegend in der VSWM "versorgen".


    Bei den sehr dünnen Spiegeln habe ich festgestellt, dass der Temperaturausgleich im Wasserbad mit Zimmertemperatur sehr schnell geht.
    Zumindest bis Beugungsbegrenzt sollte das Messen also sehr flott gehen, danach natürlich immer sinniger. Es wird mein erstes Projekt mit Interferometer-Kontrolle, aber Stefan hat damit schon Erfahrung und es soll ja auch einen Lerneffekt haben. Ich bin gespannt!


    Die Entscheidung, bei dieser Teleskopgröße einen 2" Okularauszug zu verwenden, würde zu einer völlig anderen Konstruktion führen und letztlich in einer Art Kettenreaktion ein ganz erhebliches Mehrgewicht zur Folge haben. Nach vorsichtiger Schätzung würde es das Gesamtgewicht des Equipments mehr als verdoppeln, denn wenn man schon einen 2" Auszug hat, kann man ja auch die guten Ethos-Okulare mitnehmen...
    Der Monoring-Hut wäre dann natürlich auch in Frage zu stellen, da stimme ich dir zu. Aber so ein Teleskop wollen wir eben nicht.


    Unsere Zielvorgabe war die Rucksacktauglichkeit. Da ist kein Spielraum für schwere Okulare à la Nagler 26mm (auch wenn das ein sehr schönes Okular ist, ich hab selbst so eins und benutze es gern).


    Wir planen hier aber in Größenordnungen von 1 kg für alle Okulare zusammen, nicht allein für das Übersichtsokular. Maximal sinnvolles Okulargewicht ist hier ca. 400g. Das schließt leider alle bekannten 100° Okulare von vorn herein aus.


    Wenn Du außer dem Teleskop auch warme Bekleidung, Isomatte, Schlafsack, Brotzeit und 3l Getränk selbst auf einen Berg schleppen musst, verzichtest Du freiwillig auf den Koffer mit der kompletten Ethos-Serie.


    Gruß,
    Martin

    (==&gt;)Christian:
    Das Öffnungsverhältnis f/4,5 stellt natürlich schon gewisse Anforderungen an die Okulare. Meine aktuelle Wahl für unterwegs ist:
    18mm 82° Maxvision (gibts nicht mehr zu kaufen)
    9mm 82° Nagler Typ 6
    4,8mm 82° Nagler Typ 1 (oder entsprechendes Explore Scientific)
    2,5mm 60° Planetary


    Das ergibt folgende Vergrößerungen:
    60x bei 4mm Austrittspupille und 1,4° Gesichtsfeld
    120x bei 2mm AP und 0,7° GF
    225x bei 1,07mm AP und 0,37° GF
    432x bei 0,56mm AP und 0,15° GF


    (==&gt;)Holger:
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Warum ist der Einblick eigentlich von oben und nicht 30-45° seitlich?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Das wird beim tatsächlichen Bau natürlich anders gemacht. Der abgebildete Entwurf ist mein erster Versuch, eine Konstruktion mit FreeCAD 0.16 zu realisieren. Ich bin noch ziemlich unbeholfen mit echter 3D Konstruktion, und das kostenlose FreeCAD kann momentan im Gegensatz zu den exorbitant teuren Profiprogrammen noch kein echtes Assembly, d.h. einzelne Baugruppen mit lokalem Koordinatensystem verwalten.


    (==&gt;)Kay:
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Habt ihr schon einen OAZ ausgesucht? 1,25“ verwundert mich.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Okularauszüge bauen wir selbst. Wir werden wohl wieder den HC-1 mit metrischen Schrauben und Kugellagern nachbauen. Das habe ich für andere Teleskope schon mehrfach gemacht. In der Volkssternwarte München haben wir ja unter anderem eine komplett ausgestattete Metallwerkstatt.


    Was verwundert dich an 1,25"?
    Das maximale Gesichtsfeld genügt für fast alle Himmelsobjekte, und schwere Okulare mit 2" Anschluss sind sowieso untauglich für so eine leichte Konstruktion. Mich verwundert eher, wie man auf die bescheuerte Idee kommen kann, einen leichten 8" f/4 Reisedobson mit einem 2" Auszug zu verunstalten.


    Gruß,
    Martin

    Das Projekt


    Nach intensiven Diskussionen ergaben sich folgende Daten der Optik:


    Öffnung 240mm.
    Brennweite 1080mm
    Öffnungsverhältnis f/4,5.


    Spiegeldicke 18mm (Stathis, Eli), 15mm (Martin, Stefan, Ben)
    6-Punkt Spiegelzelle, laterale Lagerung mit 2 Kugellagern im lateralen Schwerpunkt.


    Fangspiegel ca. 50mm


    Okularauszug 1,25" (maximales Gesichtsfeld 1,4°).
    Sucher Leuchtpunkt oder Rigel.


    Beim Aufbau werden wir uns weitgehend an mein 180mm Teleskop anlehnen: Monoring-Hut, 6-Stangen Gitterwerk, Höhenräder darin integriert. Spiegelbox aus Flugzeug-Birkensperrholz, Rockerbox ebenso.
    Einige Materialquerschnitte werden vergrößert, andere beibehalten.


    Zielvorgabe ist ein Gesamtgewicht um 5kg.



    Alle Daten wurden nach sorgfältiger Überlegung bewusst so gewählt.


    Weil das ein Selbstbau ist, mussten wir keine Rücksicht auf marktübliche Optiken nehmen.
    Eine der Vorgaben war, mit einem 1,25" Okularauszug auszukommen.
    Kommerzielle Anbieter meinen offenbar, auch bei leichten Reiseteleskopen müsse immer ein 2" Auszug dran. Das führt bei kleineren Instrumenten zu sehr unausgewogenen Ergebnissen. Extremfall ist der 8" Hofheim-Dobson, dessen Design übrigens ganz offensichtlich bei Michael Koch abgekupfert wurde. So ein Teil mit einem 31er Nagler auszurüsten, kann ich nur als völlig bescheuert bezeichnen.


    Wir haben bewusst eine Zwischengröße bei der Optik gewählt. Ich selbst wollte zuerst 255mm, habe mich dann aber von 240mm überzeugen lassen. Die Gründe:


    1. Um mit 1,25" OAZ noch ein ordentliches Gesichtsfeld zu bekommen, sollte die Brennweite nicht viel über 1m liegen. Bei Koffertransport müssen dann auch nur die 2 längsten der 6 Trussrohre für den Transport geteilt werden.
    2. f/4,5 ist für uns "Grenze des Zumutbaren" für das Beobachten ohne Komakorrektor.
    3. Die Spiegelbox sollte für den Transport im Rucksack möglichst kompakt sein


    Bei der Spiegeldicke sind wir uns nicht ganz einig geworden. Auch dafür gibt es gute Gründe.


    18mm sind bei 240mm Durchmesser noch ganz gut zu beherrschen. 15mm sind schon sehr anspruchsvoll, und die Gerfahr von Asti beim fertigen Spiegel ist deutlich größer. Stefan und ich sind aber der Meinung, das kriegen wir hin. Für Eli ist das sicher zu anspruchsvoll, und Stathis möchte dieses Teleskop eher als "Nebenbei-Projekt" durchziehen und nicht zu viel Zeit mit 3cm Poliertools verbringen.


    Die übrigen Daten wurden weitgehend von bewährten Konstruktionen übernommen. Einige Details haben wir noch nicht endgültig festgelegt, z.B. den genauen Aufbau der Rockerbox und des Fußes und auch die genaue Fangspiegellagerung.


    Ein offener Punkt ist noch die Beschaffung der Fangspiegel.
    Optimale Größe wäre 50mm. In dieser Größe gibts aber praktisch nur die einfachen Kalknatronglas-Fangspiegel aus Fernost.
    Hochwertige Fangspiegel mit Interferogramm aus Pyrex oder Quarz gibts offenbar nur in 46mm oder 55mm. 46mm ist sehr knapp, 55mm eigentlich schon zu groß.
    Falls ein Mitleser eine Quelle kennt, bitten wir um einen Hinweis.


    Hier noch ein Screenshot zum aktuellen Stand der Planung:


    Gruß,
    Martin

    Hallo allerseits,


    Einige haben es schon mitbekommen: Bei den Münchner Spiegelschleifern und Teleskopbauern ist mal wieder was los!


    Wer nur an der Technik interessiert ist, lese bitte beim nächsten Beitrag "Das Projekt" weiter.



    Die Vorgeschichte


    Angefangen hat alles beim letzten Tag der Offenen Tür auf der Volkssternwarte München.
    Dort stellten die Spiegelschleifer und Teleskopbauer wieder mal ihre Aktivitäten vor und einige Instrumente aus, unter anderem mein superleichtes 180mm Reiseteleskop und den 10-Zöller von Stathis mit seinem ersten selbst fertig geschliffenen Spiegel - der ist nun schon ca. 25 Jahre alt.
    StefanSLS war auch mit dabei.


    Mein 180mm Reisescope ist von der Handhabung und der Mechanik her nahezu perfekt, nur die optische Qualität ist mäßig und das Packmaß nicht ganz optimal. Außerdem lassen die 180mm Öffnung doch manchmal etwas Lichtleistung vermissen.
    Aus diesen Gründen war ich mental bereits auf einen Neubau eingestellt.


    Es wurde heftig untereinander gefachsimpelt und zwischendrin die Teleskope immer wieder den Besuchern erklärt. Auch das Spiegel schleifen und die optische Vermessung wurden vorgeführt.
    Einige Besucher waren komplette Laien, die noch nie davon gehört hatten, dass man sich eine Teleskopoptik selbst herstellen kann.
    Andere waren erfahrene Selbstbauer, z.B. Alfredo, mit dem ich ein interessantes Gespräch hatte.


    Stefan schien auch nicht abgeneigt, noch ein weiteres Reiseteleskop zu bauen. Sein derzeitiges Instrument hat 13" Öffnung und wiegt etwas über 10kg, wenn ich mich richtig erinnere.
    Der komplette Aufbau aus dem Reisezustand ist wohl relativ komplex.
    Er interessierte sich daher für ein deutlich kleineres und leichteres Instrument. Unsere Vorstellungen ähnelten sich so stark, dass wir sofort über ein Gemeinschaftsprojekt nachdachten.


    Eine Besucherin, die in München studiert, bekundete Interesse an einem eigenen Teleskop. Schnell stellten wir fest, dass ein leichtes Reiseteleskop mit "vernünftiger" Öffnung auch für sie eigentlich die beste Lösung wäre, der für sie unerschwingliche Preis einer guten "Fertiglösung" aber dagegen spräche. Schnell war aber auch klar, dass das für sie ein zu anspruchsvolles Projekt wäre, um es als erstes Teleskop allein zu bauen.
    Spontan boten wir an "Hey, Du könntest dich uns anschließen, dann ziehen wir das gemeinsam durch". Das Angebot war durchaus ernst gemeint, aber ich schätzte die Wahrscheinlichkeit deutlich kleiner als 50%...


    Mittlerweile überlegte auch Stathis, er bräuchte mal wieder ein handliches Reisescope, das technisch auf dem aktuellen Stand ist.
    Unser Vorhaben gefiel ihm. Seine Ansage: "Ich baue eins mit".


    Als wir gegen Mitternacht unsere Instrumente transportfertig machten, hatten Stathis, Stefan und ich uns schon mehr oder weniger geeinigt, wie ein optimales Reiseteleskop aussehen könnte, das noch leicht per Rucksack transportabel sein sollte und trotzdem genug Öffnung hat, um viel Spaß beim Beobachten zu bieten.


    Am folgenden Dienstag beim regulären Treffen wurde die Sache weiter gesponnen, und zu unserer Überraschung war die Besucherin vom letzten Samstag auch mit dabei und bekundete ihre klare Absicht, unser Angebot zum Mitbauen anzunehmen.


    Schnell stellte sich heraus, dass sie als einzige von uns mit einem 3D CAD-Programm umgehen konnte. Bisher hatte ich meine Teleskope mit Bleistift, Geodreieck und Papier konstruiert oder bestenfalls per CorelDraw in 2D am PC. Ich wusste, für dieses Projekt war das nicht die optimale Methode.
    Nach weiteren intensiven Diskussionen kristallisierten sich dann die endgültigen Daten der Optik heraus.


    Zwischenzeitlich besuchte ich das ITV, und anschließend war ich mit meinem Münchner Vereinskameraden BenN noch eine Nacht auf der Hohen Geba. Ben ist kein begnadeter Selbstbauer, aber ein sehr aktiver und erfahrener visueller Beobachter.


    Ben hatte seinen schon fast historischen 10" Coulter dabei, ein Direktimport aus den USA, den er sich vor 30 Jahren angeschafft hat. Dieses Teleskop ist von der Konstruktion her ein echter Dobson, komplett mit Tailgate, und die Holzteile sind aus OSB-Platten. Mit ca. 30kg aber nicht wirklich leicht transportabel.
    Mein superleichtes 180mm Instrument hatte ich direkt daneben stehen. Natürlich erzählte ich Ben von unserem Projekt.


    Unser Gespräch verlief sinngemäß so:
    Ich: "Bald habe ich ein Teleskop mit der Leistung von deinem, das nicht viel mehr Packmaß haben wird als mein kleines Reisescope hier".
    Er:"Tolles Projekt. So ein leichtes Teleskop erschließt Beobachtungsplätze, die man mit so einer großen und schweren Kiste wie meiner nicht erreichen kann. Das wär auch was für mich, man wird ja auch nicht jünger."
    Spontan beschloss ich, gleich zwei Exemplare zu bauen, falls er eins wollte.
    Er wollte. Schnell wurde Stathis informiert, einen Spiegelrohling mehr zu bestellen. Gerade noch rechtzeitig, er hatte die Bestellung schon fast abgeschickt.