Beiträge von Rolf_1981 im Thema „Astronomie als Schulfach ???“

    Verstehe ich schon so,


    Nemo hatte vorgeschlagen, die Astronomie in den Physiunterricht zu integrieren. Dies hat du abgelehnt und damit begründet, dass z.B. Astrobiologie mit Phyik nicht mehr viel zu tun hat und bereits ein eigenständiger Bereich ist.
    Daraus schließe ich, dass du - wenn du an Astronomie in der Schule denkst - auch an Astrobiologie... denkst. Denn sonst würde ja nichts dagegen sprechen, Astronomie in Physik zu integrieren.

    Naja, aber Astrobiologie in der Schule kann ja wohl kein ernsthafter Vorschlag sein, oder?


    Und solange es völlig ausreichen würde, sich auf die Grundkenntnisse der Astronomie zu beschränken, ist das Thema in Physik schon gut aufgehoben denke ich.

    Ja, das stimmt. Wir können halt alles, außer Hochdeutsch. [;)]


    Allerdings wurde durch PISA nicht das naturissenschaftliche oder geisteswissenschaftliche Wissen der Schüler überpfüft. Es ging eher darum zu testen, ob die Schüler über Methodenkompetenzen verfügen (vor allem aus Texten, Tabellen oder Zeichnungen Informationen zu entnehmen). Dies ist eher eine Aufgabe des gesamten Bildungssystems und MUSS Aufgabe jedes Faches sein (z.B. Deutsch = Infos aus Texten, Physik, Mathe... = Infos aus Tabellen, Erdkunde = Infos aus Landkarten...).
    Und dann wurde noch überprüft, ob die soziale Herkunft der Schüler Auswirkungen auf die Leistung hat (hat sie übrigens in enormem Maße).


    Also Rückschlüsse auf die natur- oder geisteswissenschaftliche Förderung lassen sich m.M. nach daraus eigentlich nicht ziehen.


    Jedoch: Solche Tests können ja noch kommen...

    Hello again,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Wir sollten den Naturwissenschaften allmählich wieder einen wichtigeren Platz im Bildungssystem und in der Gesellschaft einräumen, um als Gesellschaft in allen Wissensbereichen kompetent zu bleiben.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ich weiß jetzt leider nicht, in welchem Bundesland Du wohnst und wie dort das Verhältnis aussieht. Persönlich kenne ich nur die Situation in Baden-Württemberg und da ist es so, dass den Naturwissenschaften leider nicht nur etwas mehr Zeit an den Schulen eingeräumt wird, sondern dass sämtliche Wettbewerbe und Aktionen (z.B. sowas wie Jugend forscht) AUSSCHLIE?LICH naturwissenschaftlich geprägt sind. Das halte ich für ein enormes Versäumnis und einen großen Fehler. Und damit will auch ich den Kreis wieder schließen in dem ich sage:


    Genau deshalb bin ich gegen ein eigenständoges Fach "Astronomie" zumindest hier in BaWü und solange nicht insgesamt mehr Stunden zur Verfügung stehen.


    PS: Dass ich ne AG dazu leite, kann ich mir hingegen sehr gut vorstellen.

    Hi Matthias,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Gesellschaftwissenschaften haben eben eine verdammt kurze Halbwertszeit <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Stimmt eigentlich auch wieder nicht. [;)]


    Es sind gerade die Naturissenschaften, deren Theorien in den letzten beiden Jahrhunderten mmer kurzlebiger wurden. Das liegt natürlich an der unterschiedlichen Methodik. Eine neue Theorie in den Naturwissenschaften ERSETZT meist eine vorausgegangene Theorie - also ein Atommodell das andere.
    Dagegen haben in den Geisteswissenschaften oft mehrere Theorien zum selben Gegenstand die selbe Gültigkeit und existieren nebeneinander. Deshalb hingt der Vergleich mit dem Gildewesen etwas - denn das Wissen unseres mittelalerlichen Staatsbürgers mag heute keinen Pfennig mehr Wert sein, aber es ist deshalb dennoch nicht falsch - es ist sogar zu 100% richtig! Das kann man über die naturwissenschaftliche Bildung des Mittelalters aber nicht sagen.


    Beide, Naturissenschaft und Geisteswissenschaft, haben ihre eigenen Forschungsgegenstände und Methoden!


    Das ist uns beidne klar. Aber was mich enorm gestört hat ist, dass Du NUR den Naturwissenschaften einen unmittelbaren Nutzen zuschreibst. Auch hier hingt der Vergleich: Das Wissen über das mittelalterliche Gildesystem mag zwar tatsächlich keinen unmittelbaren Nutzen bringen, jedoch gilt dies ebenso auf das Wissen den deutschen Durchschnittsbürgers bezüglich Quasaren!


    Da möchte ich schon, dass solch eine Diskussion fair und reflektiert geführt wird. Es kann und darf nicht sein, dass jede Interessensgruppe jetzt ihr eigenes Schulfach fordert - und vor allem, wenn dies durch "Physik" eigentlich ja schon realisiert ist! Ein anderes Beispiel:


    "Was wäre die Welt ohne die Philosophie?"


    Ich wage einmal zu behaupten, dass wir ohne die Philosophie gar nie auf die Idee gekommen wären zu fragen, was es mit der Natur - und damit auch mit den Sternen - auf sich hat. Ohne die frühen politischen Denker der Antike hätten wir Menschen niemals funktionierende Städte oder gar Staaten gehabt. Ohne die revolutionären Geistlichen des Mittelalters hätten wir noch heute die Inquisition und ganz sicher keine fundierte Astronomie. Und ohne die brillianten Soziologen der Neuzeit würden wir noch heute 16 bis 18 Stunden am Tag unter lebensgefährlichen Bedingungen in Fabriken arbeiten. Für jede moderne Verfassung sind kluge Historiker unumgänglich. Und wenn ich mir ansehe, wie das Zusammenspiel von Philosophen, Politologen, Soziologen und Historikern in Europa tatsächlich eine "Zone des dauerhaften Friedens" geschaffen hat, dann sehe ich durchaus einen immensem praktischen Nutzen.


    Und wenn ich sehe, dass in Baden-Württemberg jetzt die Fächer Gemeinschaftskunde, Erdkunde und Wirtschaft in einen Fächerverbund gelegt werden (was gut ist) ABER dieser Fächerverbund insgesamt weniger Stunden hat als alleine das Fach Sport...

    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Es wird Zeit, dass man begreift, dass unser Wohlstand nicht auf dem Geschwätz der "Gesellschafts/Sozialwissenschaften", sondern auf der Arbeit von Wissenschaftlern, Ingenieuren und Facharbeitern beruht.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Aber dieser Aussage muss ich heftigst widersprechen! Eigentlich lehne ich einen Konkurrenzkampf zwischen Natur- und Geisteswissenschaften ab. Aber bei solch einer Attacke muss ich Partei ergreifen. Sie ist nämlich schlichtweg falsch!!!


    Technischer Fortschritt in allen Ehren und menetwegen rechnen ihn zu 100% den Naturwissenschaftlern zu. Doch leider liegt es meist außerhalb der Fähigkeiten und auch ganz klar außerhalb des Zuständigkeitsbereiches der Naturwissenschaftler, eine Gesellschaft zu organisieren - ihnen Werte einzuverleiben. Der Naturissenschaftler mag die Grundlagen zur Kernforschung legen, ja, er mag die atomare Spaltung ermöglich und damit als eine Konsequenz die Atombome erfinden. Doch waren es (auch in Deutschland nach 1945) intelligente Geisteswissenschaftler - Politologen, Soziologen, Juristen, Historiker... - welche die Grundlagen unserer Gesellschaft erbauten. Ebenso in den USA und Frankreich (natürlich viel früher) - beides ATOMMÄCHTE!!!


    Was wäre also die Welt OHNE diese führenden ellitären Köpfe der Geisteswissenschaft aber MIT der Atombome? Sorry, aber schon ein Blick in die Geschichte zeigt, dass die ersten und auch bedeutensten Natuissenschaftler gleichzeitig Geisteswissenschatler waren (z.B. Aristoteles). Eine Trennung wurde nur notwendig, weil eine Professionalisierung seit ungefähr 200 Jahren eine Spezialisierung erfordert.


    Als jemand, der u.a. Politikwissenschaft studiert und in seiner Freizeit der Naturwissenschaft nachgeht muss ich sagen, dass (sei mir nicht böse) diese Aussage dumm ist.


    Und solange sich noch 95% der deutschen Bevölkerung darüber beschweren, dass Bundestagsabgeordnete im Plenarsaal des Bundesages nicht erscheinen und/oder nur Zeitungslesen oder telefonieren haben 95% der Bevölkerung nicht verstanden, wie der Bundestag funktioniert. Das wäre mir aber doch wichtiger als ein breites Wissen darüber, was "gebundene Rotation" bedeutet. Danke!

    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">vielleicht macht ja gerade das den reiz an der Astronomie aus... das die meisten keinen Schimmer davon haben<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Naja, also sich nur deshalb etwas erfreuen zu können, weil man den anderen überlegen ist, ist ja nicht gerade das Wahre, oder?


    Jedoch leben tatsächlich viele Vereine davon, dass die astronomische Volksbildungsarbeit leisten und genau deshalb als gemeinnützig anerkannt sind. Sie tun etwas, was sonst keiner tut. Deshalb sind sie wichtig!


    Jedoch ist es ein Irrglaube zu denken, dass alleine die Einführung eines solchen Schulfaches die astro. Volksbildung merklich erhöhen würde. Tagtäglich kommen astronomische Sendungen im TV - das geht nunmal bei vielen da rein und da wieder raus... Und wenn ich dann daran denke, wie unmotiviert viele Lehrer ihren Unterricht vorbereiten, oje oje - das würde die Leute eher nich demotivieren und für immer abschrecken!

    Nun gut, dann werd ich jetzt einfach mal die Rolle das BadBoys übernehmen - oder besser avocatus diaboli...


    Sicher, die astronomischen Grundkenntnisse der Schüler sind zum Heulen. Im Übrigen nicht nur die der Schüler, sondern auch die der Durchschnittsbevölkerung.
    Jedoch trifft selbiges auch auf demokratische Grundkenntnisse, die Fähigkeit, Informationen aus Texten zu entnhemen und/oder selbstständig zu arbeiten usw. zu.


    Ja und auch wenn ich es fast nicht aussprechen kann so muss ich doch an das Fortbestehen unserer Gesellschaft, unserer Wirtschaft... denken - sprich, es gibt Dinge, die wichtiger sind!!! Und so lange dier Bildungsetat begrnzt ist und nur 32 Stunden anstatt von 50 Stunden in der Schule verbracht werden ist ein solches Unterrichtsfach in meinen Augen nicht zu rechtfertigen, sorry.

    Hi Abart,


    Am Beispiel der Astronomie lässt sich wie an keinem anderen Wissenschaftszweig verdeutlichen, WIE die Naturwissenschaften arbeiten und vor allem WARUM sie dies so tun. Die Geschichte der Astronomie hat alle anderen Naturwissenschaften in enormem Maße geprägt. Das ist für mich ein ausreichender Grund, um der Astromie an Schulen mehr Bedeutung zuzuschreiben.


    Allerdings muss man das unbedingt unter der Perspektive der Landeshoheiten sehen. In jedem Bundesland sieht es anders aus. Astronomie als eigenes Fach ist ganz bestimmt zu viel verlangt! Auch wenn ich mit Herzblut Hobbyastronom bin - als (hoffentlich) zukünftiger Lehrer muss ich auch sagen, dass ein solches Fach NEBEN den bestehenden Naturwissenschaften Pysik, Chemie und Biologie nicht möglich und auch nicht nötig ist. Das wäre ungefähr so, als wenn man neben dem Fach Sport noch das Fach "Fußball" einführen würde.


    Vielmehr sollte der Astronomie INNERHALB der bestehenden Strukturen mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden! Dies scheitert meiner Meinung nach jedoch oft an Lehrern, die sich in dieser doch recht komplexen Materie selbst nicht auskennen und es deshalb sehr gerne umgehen.


    In Baden-Württemberg zum Beispiel steht in den Bildungsplänen nicht mehr, welche Inhalte genau durchzunehmen sind, sondern nur noch, was die Schüler am Ende können müssen. Also wenn da z.B. steht


    - Die Schüler/innen können erklären, warum physikalische Modelle notwendig sind


    dann kann ich das am Beispiel der Astronomie (z.B. Bewegung der Planeten) oder am Beispiel der Sumpfdotterblume machen. Nur sollte man es den Schulen schmackhaft machen, die am Beispiel der Astronomie zu machen. Und wie?


    Bisher fehlt neben der Grundqualifikation vieler Lehrer auch gutes Arbeitsmaterial.