An alle, die hier vielleicht ein Verständnisproblem haben,
lateral bedeutet, das man eine bestimmte Teil-Fläche auf dem Spiegel als "Kachel" betrachtet. Die Größe der Kachel ist das laterale Maß. Die Höhe der Lage der Kachel gegenüber einer Ideal-Null-Linie (perfekte Parabel) ist die "vertikale" Gestaltabweichung (Z-Achse).
Um dem Ganzen wellenoptisch auf den Grund zu kommen, geht man nun folgender Maßen vor: Die Parabel als Ideallinie wird "flach" gezogen als Nulllinie dargestellt. Dann wählt man zuerst eine supergroße Kachel (so groß wie der Spiegel), ermittelt deren Höhe. Dann halbiert man die Kachel und schaut wie die neuen Kacheln von der ersten sich in der Höhe unterscheiden. Dann viertelt man diese usw.
Jede dieser Kacheln hat nun eine bestimmte Größe. Die Gesamtabweichung des Spiegels zur Idealform ist die Summe der vertikalen Höhenabweichungen aller Kacheln (in allen Größen).
Diese Kachelgrößen werden auch als Kehrwert "Ortsfrequenzen" der Spiegeloberfläche genannt, indem man anstelle der Kachelgröße einfach die Zahl der Kacheln angibt, die nebeneinander auf den Spiegel passen würden. Den Prozess der Zerlegung der Spiegelform in diese Sammlung von Kacheln nennt man Fourierzerlegung. Man kann sich das auch so vorstellen, dass man den Spiegel aus LEGO-Bausteinen zusammenbaut. Mit großen Duplosteinen anfängt und dann die Lücken mit immer kleiner werdenden Steinchen schließt.
Für die Gesamtbetrachtung geht es dann um die Frage, welche der Kachelgrößen wieviel zum Gesamtbild bzw. den Fehlern im Bild beitragen. Jede Größe hat ganz bestimmte Auswirkungen und im Größenbereich von wenigen Millimetern bis in den Submillimeterbereich sind die Auswirkungen "Streulicht".
Wellenoptisch sortiert man die Kacheln nach ihrer Größe und kann für jede Größe einen "festen" Streuwinkel angeben. Der ist übrigens ähnlich, wie bei der Berechnung des Auflösungsvermögens eines Teleskops an sich: "1,22*Lambda/D" ist eine Näherungsformel für die Winkelauflösung mit D = Durchmesser der Optik bzw. Durchmesser der Kachelgröße.
Jetzt ist es so, dass mit jeder Kachelgröße die "vertikale" Höhenabweichung (also die Dicke der verbauten Legosteinchen) tendenziell abnimmt. Und mit dieser "vertikalen" Höhenabweichung kann man die Lichtmenge berechnen, die in einem bestimmten Streuwinkel (siehe "1,22*lambda/D") auftreten.
Diese nach Kachelgrößen sortierten Licht-Streumengen addiert man am Ende und erhält das theoritische Abbildungsvermögen des Teleskopspiegels.
Die ersten 35 Kachelgrößen (Zernikekoeffizienten) ergeben so Dinge wie Abweichungen von der Sphäre/Parabel, Astigmatismus und was sonst so allgemein als strehlbeeinflussend gilt. Darüber hinaus geht es dann nur um wenige Prozentbruchteile am sogenannten Strehl, die allerdings als Streulicht massiv stören können oder auch nicht.
Wenn man Kachelgrößen unterhalb 0,1mm anschaut, dann sind diese wirklich nur noch im einstelligen Nanometerbereich dick bis hinunter auf 0,1 Nanometer (~Atomdurchmesser). Da aber nach der Streuwinkelformel "1,22*lambda/D", dies dem Auflösungsvermögens eines Teleskop mit 0,1mm entsprechen würde, verteilt sich da das Streulicht praktisch wie eine Halbkugel im gesamt Bild, und bildet keinen engen Lichthalo mehr um z.b. einen hellen Stern. Die Lichtmenge ist zudem wiederum nur noch wenige Prozent des Streulichts, welches von den Kacheln der Größenklassen 5mm bis 0,1mm ausgelöst wird. Deshalb schreibt Michael oben:
<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">...und ich stimme auch zu dass die mikrometrische Rauheit für unsere Anwendung nicht von Interesse ist.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
RMS (quadrierte mittlere Abweichung) ist ein Maß für die Höhenlagen einer Kachelgröße (Dicke der Legosteinchen). Quadriert deshalb, weil auf diese Art Täler (Minuswerte) wie Berge (Pluswerte) gleichermaßen die Rauigkeit erhöhen. Außerdem steigt die Lichtmenge, die man einer Kachelgröße zuordnen muss quadratisch, wenn die Kacheln eine Größenklasse untereinander stark abweichen (Berge und Täler also steil sind).
Das elegante an der wellenoptischen Betrachtung ist, dass man jede Kachelgröße isoliert betrachten kann, am Ende nur alle wieder zusammenzählen muss. Das Schlimme daran ist, dass es eine "Mordsrechnerei" ist.
Das praktische Problem ist, dass wir bisher nicht wissen, wie sich die Rauigkeiten im Bereich von Kachelgrößen unterhalb von 5mm verteilen. Der Lyottest zeigt uns zwar Berge und Täler also solche sehr empfindlich an, aber nicht deren genauen Höhen - kann außerdem nur bis Kachelgrößen im Millimeterbereich arbeiten. Interferometer über den ganzen Spiegel zeigen zwar Höhen genau an, aber eben nur bis auf wenige Millimeter Kachelgröße.
Alois versucht nun Daten zu beschaffen, die Mikroskop und Interferometer mittels Profigerätschaft vereinen. Höhen auf wenige Nanometer mit Kachelgrößen bis in den tausendstel Millimeterbereich. Diese Daten sind deshalb interessant, weil sie typisch für die Polierprozesse sind. Im Amateurastronomiebereich wird typisch mit Polierpech gearbeitet. Die Profis arbeiten da übrigens mit Diamantwerkzeugen, Vakuumkammer und Schichtabtrag mittels Ionenstrahlen und wer weiß noch. Und Treiber dieser Technik sind Halbleiterproduzenten, weil die mittels Spezialoptik im nahen Röntgenlicht ihre Chipstrukturen auf die Wafer bringen wollen. Deshalb gibt es so wenig aktuelle wissenschaftliche Studien, die auch Polierpech (handpoliert, Drehteller maschinell poliert) berücksichtigen.
Mathematisch werden die Kacheln als Sinus- bzw. Cosinuswellen dargestellt. Deren Wellenlänge repräsentieren die Kachelgröße. Das Ganze natürlich als Fläche in x- und y-Richtung (laterale Richtung) und die Höhe der Wellen in Z-Richtung (vertikales Maß). Die kleinsten Wellen sind theoretisch die zur Abbildung von Einzelatomen. Andererseits kann man mit Wellenoptik zeigen, dass Strukturgrößen im Wellenlängenbereich des Lichts (Submikrometerbereich oder ~550 Nanometer für Grün) einfach zusammengefasst als Restgröße "weggepackt" werden kann und der Bereich im Submillimeterbereich 0,1mm bis 1 Mikrometer kaum noch eine Rolle spielen dürfte. Da sind die Z-Höhen schon so klein, dass man diesen Bereich für Licht ignorieren kann. Bei Röntgenlicht wäre das übrigens anders, da es anders mit der Spiegeloberfläche reagiert - es teilweise durchdringt (eben röntgenmäßig).
Gruß
vielleicht hilft dies dem einen oder anderen beim Verständnis (und hoffentlich hab' ich es jetzt richtig dargestellt)