Beiträge von Thomas_Schmidt im Thema „Abstandsbestimmung“

    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">[...] dass man einmal sagen kann, dass man eine Fläche gleicher Erdanziehung (längs derer sich die Wasseroberfläche verteilt modulo Mond und Sonne) festlegen kann, oder man legt schier nach der Form der festen Erdoberfläche ein Ellipsoid in die Erde. Daher hat man zwei verschiedene Erdmittelpunkte und zwei verschiedene Koordinatensysteme.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Nochmal zusammengefasst für den Überblick:


    Geographische (auch: geodätische) Breite:
    Man betrachtet eine Gerade, die senkrecht auf dem Referenzellipsoid steht und durch den gesuchten Punkt geht (der Punkt wird meistens etwas oberhalb oder unterhalb der Ellipsoidfläche liegen). Der Winkel, unter dem diese Gerade die Äquatorebene schneidet, ist die geographische Breite. Der Schnittpunkt fällt in der Regel nicht mit dem Erdmittelpunkt zusammen.


    Astronomische Breite:
    Wie oben, aber Referenzrichtung ist hier nicht die Senkrechte auf dem Ellipsoid, sondern die lokale an der Erdoberfläche gemessene Schwererichtung - also die Richtung, in die ein Lot zeigt ("Schwere" ist die Vektorsumme aus Gravitation und Fliehkraft). Der Schnittwinkel dieser Geraden mit der Äquatorebene ist die astronomische Breite, der Schnittpunkt fällt wieder in der Regel nicht mit dem Erdmittelpunkt zusammen.
    Der Unterschied zwischen der Senkrechten auf dem Ellipsoid und der Lotrichtung ist die "Lotabweichung". Sie muß berücksichtigt werden, wenn geodätisch (also vermessungstechnisch) und astronomisch bestimmte Koordinaten ineinander umgerechnet werden sollen. Sie beträgt in der Regel einige Bogensekunden, kann im Gebirge aber auch schon mal 60 Bogensekunden erreichen.


    Die astronomische Breite kann unmittelbar beobachtet werden. Ein Winkelmesser, der mit der lokalen Lotrichtung als Referenz ausgerichtet worden ist, wird benutzt, um die Höhe des Himmelspoles über der lokalen Horizontebene (die senkrecht auf der lokalen Lotrichtung steht) zu messen. Die so bestimmte Polhöhe ist identisch mit der astronomischen Breite.


    Geozentrische Breite:
    Der Winkel, den der vom Erdmittelpunkt zum betrachteten Ort gezogene Radiusvektor mit der Äquatorebene einschließt. Ist nicht unmittelbar messbar, erlaubt aber einfachere Rechnung (unter Verwendung kugelgeometrischer Formeln anstelle ellipsoidischer Formeln).


    (Mit unterschiedlichen Erdmittelpunkten haben diese verschiedenen Definitionen eigentlich nichts zu tun.)


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Lieber Thomas, ich verstehe Dich so, dass Dein allerletztes Ergebnis aus den Daten beim MPC, also die 7640,910km das genaueste ist was wir haben. Zuvor hattest Du 7641,058km gepostet. Ich schicke 7640,910km nach England? Weißt Du, woher diese letzte Differenz stammt?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Über die jeweilige Genauigkeit habe ich eigentlich gar nichts gesagt, ich habe lediglich verschiedene Rechenwege durchexerziert. Die Daten aus der MPC-Liste müssen keineswegs die genaueren sein. Dort werden wohl einfach die Angaben der verschiedenen Observatorien gesammelt, ohne größere Qualitätsprüfung. Und wie gut die einzelnen Observatorien ihre Koordinaten kennen, steht auch in den Sternen. Als abschreckendes Beispiel:


    <font color="yellow">
    E.E. Mamajek:
    Accurate Geodetic Coordinates for Observatories on Cerro Tololo and Cerro Pachon
    <font color="yellow">arXiv:1210.1616v3 [astro-ph.IM]</font id="yellow">
    "[...] the author was surprised to learn that the published latitude and longitude for CTIO in the Astronomical Almanac and iraf observatory database appears to differ from modern GPS-measured geodetic positions by nearly a kilometer. [...] The source of the discrepancy appears to be due to the ~30" difference between the astronomical and geodetic positions."
    </font id="yellow">


    Woher die verbliebene Differenz stammt, weiß ich nicht. Jedenfalls, wenn man den Abstand so genau wie möglich bestimmen will, sollte man Folgendes klären:


    Beruhen die Koordinaten auf vermessungstechnischen oder auf astronomischen Beobachtungen? Heutzutage wohl eher ersteres, aber vielleicht wurde ja auch einfach ein traditioneller Wert aus dem letzten Jahrhundert weiterbenutzt.


    Falls vermessungstechnisch: auf welches Ellipsoid beziehen sie sich? Falls mit GPS vermessen, dann vermutlich auf WGS84. Falls die Position des Observatoriums vom einem Vermarkungspunkt abgeleitet wurde, den ein Vermessungstrupp hinterlassen hat, kann sie sich aber auch auf ein örtlich übliches anderes Ellipsoid beziehen (in den USA könnte das z.B. das "Nordamerikanische Datum" von 1927 (NAD27) oder 1983 (NAD83) sein. Ich weiß aber nicht, ob das auch für Hawaii benutzt wird, wo Faulkes North steht). In einem solchen Fall müsste erst auf ein gemeinsames Ellipsoid umgerechnet werden.


    WICHTIG vor allem: beziehen sich die Höhenangaben auf das Ellipsoid oder auf Meereshöhe? Auch wenn mit GPS vermessen wurde, welches zunächst einmal die Höhe über dem Ellipsoid bestimmt, kann möglicherweise eine Umrechnung auf Meereshöhe vorgenommen worden sein (die handelsüblichen Outdoor-GPSe tun das zum Beispiel automatisch).


    Wenn diese Umstände klar sind und die Koordinaten der beiden Observatorien mit entsprechender Genauigkeit gemessen wurden (und sich auch auf einander entsprechende Punkte der Observatorien oder gar der Teleskope selbst beziehen), dann sollte auf diesem Weg zumindest prinzipiell eine Genauigkeit von einigen Metern erreichbar sein. Falls die Koordinaten sich nicht explizit auf die Teleskope sondern einfach auf "die Observatorien" allgemein beziehen, wird die dadurch bestimmte Unsicherheit im Ergebnis dominieren.


    Ich muss Dominik übrigens widersprechen, was die Genauigkeit von GPS angeht. Eine Einzelmessung mit einem handelsüblichen Outdoor-Gerät hat unter guten Empfangsbedingungen eine Genauigkeit von ein paar Metern. Durch Mittelwertbildung über eine geeignete Messreihe lässt sich der Fehler auch mit einem solchen einfachen Gerät ohne große Probleme in den Meterbereich oder sogar darunter herabdrücken. Ein anderes Problem ist natürlich, dass man in einer Observatoriumskuppel wohl schlechten Empfang hat und daher außerhalb des Gebäudes gemessene Koordinaten auf angemessene Weise mit Punkten im Gebäude abgleichen muss.


    Tschau,
    Thomas

    Die Berechnung der geozentrischen Breite aus der geographischen Breite kann mit Formeln aus der einschlägigen Literatur geschehen (z.B. Meeus oder Astronomical Almanac etc). Sie lässt sich aber auch einfach aus der bereits angesprochenen Observatoriumstabelle des MPC extrahieren.


    Sind die beiden Zahlen a = rho*cos(phi') und b = rho*sin(phi') gegeben, so erhält man phi' als arctan( b / a ).


    Faulkes North: phi' = arctan( 0.35154 / 0.93624 ) = 20.5802°
    Faulkes South: phi' = arctan(-0.516200 / 0.855623 ) = -31.1027°


    Wenn du diese geozentrischen Breiten statt der geographischen verwendest, müsstest du eigentlich auch mit deiner ursprünglichen Rechenmethode
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">ausgerechnet, wie weit diese Ellipse an den Teleskopstandorten vom Erdmittelpunkt entfernt ist: eben r(phi) worin phi die Breite ist.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    und
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">aus dem bekannten Winkel zwischen den Teleskopen aus Kugelgeometrie<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    das korrekte Ergebnis erhalten.



    Die soeben bestimmten geozentrischen Breiten stimmen natürlich auch mit dem Output des von Caro verlinkten Umrechnungstools überein. Dieses Tool wirft für die beiden Standorte auch die Höhen 3055 m und 1112 m aus, die nahe bei den von dir genannten 3052 m bzw. 1116 m liegen. Die Höhen haben in diesem Skript den Variablennamen "pos.earth.altitude;pos.geodetic" und das "geodetic" hört sich so an, als sei die Höhe über dem Ellipsoid gemeint. Falls das so ist, erübrigt sich meine Höhenkorrektur vom Geoid aufs Ellipsoid.


    Tschau,
    Thomas

    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Was mich immer noch wundert: Das man das nicht einfach in irgendein Navigationstool einwerfen kann, die Leute die so was machen müssen diese Zahlenspielchen doch längstens auf 5m Genauigkeit durchgespielt haben.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Die Astronomen brauchen sowas in der Regel aber nicht, die interessieren sich ja normalerweise nur für den Parallaxenunterschied zwischen Standort und Erdmittelpunkt, nicht zwischen zwei Standorten. Die Geodäten brauchen sowas schon. Hier gibt's ein entsprechendes Tool
    http://www.ngs.noaa.gov/PC_PROD/Inv_Fwd/
    zum Herunterladen:
    http://www.ngs.noaa.gov/PC_PROD/Inv_Fwd/invers3d.exe


    Mit dem Input


    N20.7076 W156.2560 3063 für Faulkes North
    S31.2732 E149.0703 1145 für Faulkes South


    liefert mir dieses Tool neben den gegenseitigen Blickrichtungen Forward Azimuth 226° 44' 8.6167" und Back Azimuth 52° 48' 12.4649" auch die Distanz entlang der Ellipsoidoberfläche 8193832.0687 m und die kartesische "Mark-to-mark distance" 7641058.8648 m


    Tschau,
    Thomas

    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: pense</i>
    <br />[...] ausgerechnet, wie weit diese Ellipse an den Teleskopstandorten vom Erdmittelpunkt entfernt ist: eben r(phi) worin phi die Breite ist.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Das ist aber nur näherungsweise richtig. Der Winkel, den der Radiusvektor vom Erdmittelpunkt zum Teleskopstandort mit der Äquatorebene einschließt, ist die <i>geozentrische</i> Breite phi'.


    Üblicherweise gegeben ist aber die <i>geographische</i> Breite phi, also der Winkel, den die im Teleskopstandort errichtete, auf dem Ellipsoid senkrecht stehende Gerade mit der Äquatorebene einschließt. Diese Gerade geht in der Regel <i>nicht</i> durch den Erdmittelpunkt und ist daher in der Regel kein Radiusvektor.
    http://en.wikipedia.org/wiki/Latitude#Geocentric_latitude


    Du müsstest aus der gegebenen geographischen Breite also erst die geozentrische Breite bestimmen und kannst dann so rechnen, wie du es mit dem Radiusvektor der Ellipse getan hast.


    Die Urheber der von Dominik genannten Tabelle haben das für uns bereits erledigt und (neben der geographischen Länge lambda) die Parallaxenkonstanten rho*cos(phi') und rho*sin(phi') tabelliert, wobei phi' die <i>geozentrische</i> Breite ist.


    Unter Verwendung der geozentrischen Breite können wir zur Bestimmung der kartesischen Koordinaten einfach die üblichen sphärischen Formeln verwenden:


    X = rho*cos(phi')*cos(lambda)
    Y = rho*cos(phi')*sin(lambda)
    Z = rho*sin(phi')


    rho ist der Radiusvektor in Einheiten des Erdradius; multipliziere ich mit dem (Äquatorial-)Erdradius = 6378140 m (übliche astronomische Konvention laut Meeus), dann erhalte ich für


    Faulkes North:


    X = -5466074 m
    Y = -2404265 m
    Z = 2242171 m


    Faulkes South:


    X = -4681249 m
    Y = 2804969 m
    Z = -3292396 m


    Der kartesische Abstand dieser beiden Punkte ist 7640910 m = 7640.910 km


    Tschau,
    Thomas

    Soo, bin wieder da. Meine Rechnung sieht folgendermaßen aus:


    Erst die Höhen. Ich nehme an, dass es sich um Höhen über dem Meeresspiegel handelt (also Höhen über dem Geoid), wir brauchen aber die Höhen über dem Ellipsoid.
    Für +20.7076° / -156,2560° finde ich als Höhe des Geoids über dem Ellipoid 10.62 m,
    für -31,2732° / 149,0703° finde ich 28.67 m
    (berechnet mit dem NGA WGS84 GEOID CALCULATOR)


    Die Höhen der Teleskope über dem Ellipsoid betragen also:
    F.N.: 3052 m + 10.62 m = 3063 m
    F.S.: 1116 m + 28.67 m = 1145 m


    Ich nehme außerdem an, dass es sich bei den gegebenen Koordinaten um die geographischen Koordinaten bezüglich des WGS84-Ellipsoids handelt ("GPS-Koordinaten"). Dessen Parameter sind:


    Große Halbachse: a = 6378137 m
    Kleine Halbachse: b = 6356752,... m


    Mit den in der Wikipedia gegebenen Formeln lassen sich die ellipsoidischen Koordinaten Länge, Breite und Höhe in die Koordinaten X, Y, Z eines kartesischen Koordinatensystems umrechnen, dessen Ursprung mit dem Mittelpunkt des Ellipsoids zusammenfällt, dessen Z-Achse in Richtung der Rotationsachse liegt und dessen X-Achse zum Nullmeridian ausgerichtet ist.


    Ich finde für Faulkes North:


    N_phi = 6380807.96... m
    X = -5465993 m
    Y = -2404411 m
    Z = 2242226 m


    und für Faulkes South:


    N_phi = 6383897.98... m
    X = -4681271 m
    Y = 2804979 m
    Z = -3292414 m


    Der kartesische Abstand der beiden Punkte beträgt demnach 7641058 m = 7641.058 km


    Tschau,
    Thomas

    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: pense</i>
    Nun will ich wissen, wie weit Luftlinie, die in diesem Fall besser DurchdieErdeLinie heißen müsste, die beiden Teleskope auseinander liegen. Ich will keine Schiffsreise machen und über Wasser den Weg wissen, einfach die Länge der Verbindungslinie von Teleskop zu Teleskop.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Zunächst die Höhen, die vermutlich bezüglich des Geoids gegeben sind, mit einem "geoid calculator" (gibt's online) in Höhen bezüglich des Ellipsoids umrechnen.


    Die ellipsoidischen Koordinatensätze (Länge, Breite, Höhe) beider Standorte dann in kartesische Koordinaten umrechnen (unter Verwendung der Parameter des benutzten Ellipsoids, im vorliegenden Fall vermutlich WGS84):
    https://de.wikipedia.org/wiki/…e_Kartesische_Koordinaten


    Die Entfernung in "Luft"linie zwischen beiden Punkten folgt dann einfach aus dem (dreidimensionalen) Pythagoras.



    Sorry für die momentane Kürze, demnächst bei Bedarf mehr...
    Tschau,
    Thomas