Nagut.
Ich habe ein Arbeitspapier geführt, in dem ich Erkenntnisse, gelerntes genauso aufgeschrieben habe,
wie Überlegungen über meine Anforderungen. Das ist mit der Zeit lang geworden, so dass ich dachte,
ein aus der Sicht eines Fernglas-Anfängers geschriebener Text könnte für andere Anfänger hilfreich sein.
Deswegen habe ich das Dokument in Open Office schön aufgehübscht, mit Überschriften und Inhaltsverzeichnis,
habe versucht, meine eigenen Gedanken von den allgemeinen Erkenntnissen zu trennen usw., um dann
festzustellen, dass man derlei Dateien hier nicht hochladen kann, sondern nur Bilder.
Ich hoffe, man nimmt es mir nicht übel, aber ich versuche jetzt mal, den ganzen Sermon hier einzufügen.
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<b>Vorwort</b>
Diese Gedankensammlung ist keine Facharbeit, sondern war ursprünglich ein kleines Arbeitspapier, um meine Gedanken zu den verschiedenen Aspekten der Auswahl eines Fernglases zu sammeln. Hier sind meine (hoffentlich korrekten) Erkenntnisse und Gedanken zu den meisten Punkten zusammengetragen. Ich habe versucht, beides zu trennen. Die Gedanken, die sich auf meinen Fall beziehen, habe ich <i>kursiv gekennzeichnet</i>.
Nach einer Weile vermischten sich Wissen über Ferngläser mit Überlegungen für meinen geplanten Kauf und ich fing an zu überlegen, ob diese Ansammlung von Text evtl. für den einen oder anderen Fernglas-Einsteiger interessant sein könnte. Zielgruppe ist somit nicht die große Gruppe der Fernglas-Enthusiasten, die deutlich mehr Ahnung haben werden, als ich, sondern die kleine Gruppe derer, die vielleicht gerade anfangen, sich zu informieren. Ihnen kann diese Sammlung vielleicht hilfreich sein.
Unter welchen Voraussetzungen ich meine Überlegungen angestellt habe, könnt Ihr hier im Thread nachlesen:
http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=150349
Leider kann ich natürlich nicht ausschließen, dass ich Sachverhalte falsch oder ungenau wiedergebe, also versteht bitte den ganzen Text wohlwollend mit dem Hinweis „...so wie ich das verstehe...“! Korrekturen, sowie jede Art von Feedback sind selbstredend herzlichst willkommen, und ich bedanke mich im Voraus dafür.
Herzliche Grüße,
Peter
<hr noshade size="1">
<b><font size="5">1. Bild</font id="size5"></b>
Resultat aus 2, „Formfaktor/Konstruktion“. Bewertung größtenteils schwierig, da (für Normaluser) nicht mit Messwerten belegbar, sondern nur durch subjektive Eindrücke zu vergleichen, die individuell gewichtet und wahrgenommen werden. (Ausnahmen: Vergrößerung, Sehfeld)
<b><font size="4">Vergrößerung</font id="size4"></b>
Standardwerte liegen grob zwischen 7x und 10x. Als obere Grenze für freihändiges Beobachten gilt allgemein 10x. Darüber wird das Zittern der Hände zu stark mitvergrößert, so dass ein Stativ nötig wird. Diese Grenze ist natürlich individuell verschieden, und auch durch eine stabile Körperposition (Arme aufstützen, Liegestuhl…) kann man einiges kompensieren.
Mit steigender Vergrößerung steigt üblicherweise das Gewicht und die Größe des Fernglases und das Sehfeld wird enger.
<i><font color="beige">Ich habe mich für eine Vergrößerung von 8x entschieden, da ich das Gefühl habe, viel zu wackeln, bzw. das Wackeln stört mich ziemlich. Durch ein ruhigeres Bild kann ich Details besser erkennen als durch die etwas größere Vergrößerung. Darüber hinaus trägt die kleinere Vergrößerung zu einer kompakten Bauform bei.</font id="beige"></i>
<b><font size="4">Schärfe</font id="size4"></b>
Schärfe bedeutet, dass ein Punkt des Real-Objekts genauso punktförmig auf der Bildebene abgebildet wird. Durch optische Schwächen jedes Systems kann man sich diesem Ideal nur annähern. Die Schärfe ist typischerweise im Bildzentrum am Besten und nimmt zum Rand hin ab. Oft ist ein Bereich angegeben, in dem man keine Unschärfe wahrnimmt. Dieser Bereich ist meistens als Prozent vom Radius angegeben, also Mitte entspricht 0%, Rand 100%. (Beispiel: 80% Randscharf) Bei großen Sehfeldern ist es teilweise „unfair“, die Randunschärfe im Vergleich zu kleineren Sehfeldern zu bemängeln, wenn doch in der Mitte ein gleichgroßer Bereich scharf ist.
Natürlich ist möglichst gute Schärfe, bis an den Rand, wenn möglich, gewünscht. Ich habe gemerkt, dass ich nicht unbedingt einen Stern ins Zentrum des Bildes schiebe, wenn ich ihn betrachten will, sondern durchaus auch das ganze Bild mit den Augen betrachte. Dafür ist eine gute Randschärfe hilfreich. Zu Gunsten eines größeren Sehfeldes bin ich aber bereit, auf einen gewissen Anteil Randschärfe zu verzichten, der besseren Übersicht willen, weil mir aufgefallen ist, dass mir (als Anfänger) die Orientierung am Himmel mit 114m/1000m schon recht schwer fällt. Darüber hinaus „gefällt“ mir ein großes Sehfeld einfach besser.
<font size="4"><b>Helligkeit/Kontrast</b></font id="size4">
Die Helligkeit des Bildes hängt von der Menge Licht ab, die aus dem Okular austritt. (Intensität und Größe der Austrittspupille)
Intensität: Je mehr Licht durch das Fernglas hindurch geleitet wird, desto heller erscheint das Bild. Verluste entstehen durch Reflexionen an Luft-Glas-Übergängen und an den Spiegelflächen der Prismen, wo ein kleiner Teil nicht reflektiert wird. Entscheidend sind hier die gute Vergütung der Linsen (Volle Mehrfachvergütung > Mehrfachvergütung > Vergütung) und die Verspiegelung der Prismenflächen. (Dielektrisch beschichtet > Silberbeschichtet > Aluminiumbeschichtet). Schenkt man den Werbeaussagen Glauben, ist weiterhin die Qualität des Prismenmaterials (BaK-4 > BK-7) wichtig.
<font size="4"><b>Austrittspupille</b></font id="size4">
je größer die Austrittspupille ist, desto mehr Licht tritt aus dem Glas aus. Die Größe berechnet sich aus der Öffung, geteilt durch die Vergrößerung. (8x42 #61664; AP = 42mm/8 =5,25mm) Aus diesem Grunde wird bei einem Glas mit großer Öffnung von einem lichtstarken Glas gesprochen. Die große Öffnung sammelt viel Licht. Allerdings muss das Licht auch ins Auge fallen. Die 7mm AP eines 8x56 benötigt auch eine 7mm Pupille am Auge. Das entspricht etwa dem Wert, der nur bei jungen Menschen bei perfekter Dunkeladaption erreicht wird. Ist die Pupille kleiner, z.B. wegen Streulichtes entfernter Straßenbeleuchtung, oder eines aufgehellten Himmels, wird der Rand der AP auf der Iris verschwendet. Hinzu kommt, dass bei diesen Austrittspupillen auch der Himmel selbst aufgehellt erscheint und somit der Kontrast zu den Objekten sinkt. Gerade in lichtverschmutzten Regionen macht sich das bemerkbar. (Ruhrgebiet…)
<font color="beige"><i>Als Ideal wird typischerweise eine Austrittspupille von etwa 5mm empfohlen, was bei der bereits gewählten Vergrößerung von 8x auf 40mm Öffnung hinausläuft.</i></font id="beige">
<b><font size="4">Farbsäume</font id="size4"></b>
Licht wird bei der Brechung in seine Spektralanteile zerlegt, das heißt, in seine einzelnen Farbbestandteile gespalten, ähnlich wie bei geschliffenen Glassteinen, die man sich ins Fenster hängen kann, die dann hübsche bunte Lichtflecken verteilen. Regenbögen entstehen auf die gleiche Weise bei der Brechung von Sonnenlicht an Regentropfen. Je stärker der Brechungswinkel, desto stärker die Aufteilung in die verschiedenen Farbbestandteile, darum werden die störenden Farbsäume zum Rand hin intensiver. Die unterschiedlichen Farbbestandteile werden also in unterschiedlichen Winkeln weitergeleitet (vgl. CD-Cover „The Dark Side of the Moon“ von Pink Floyd ;-)). Ein Punkt erscheint also nicht mehr punktförmig, sondern mit Farbsäumen in Blau und Gelb/Orange. Dem entgegenwirken sollen bestimmte Linsensysteme und –materialien („ED-Glas“: extra-low-dispersion) und Vergütungen, die die unterschiedlichen Farben möglichst nahe an einem Punkt abbilden sollen. Durch Farbsäume entsteht also auch Unschärfe. Das Bild wird „matschig“.
<font color="beige"><i>Farbsäume werden von unterschiedlichen Personen individuell stark als störend wahrgenommen. Mich stören sie erheblich, am Rand natürlich weniger als im Bildzentrum, dennoch auch am Rand bin ich scheinbar empfindlich.</i></font id="beige">
<b><font size="4">Sehfeld</font id="size4"></b>
Die Größe des Sehfeldes wird durch die Konstruktion des Glases bestimmt. Man kann sich vorstellen, wie ein großer Winkel vor der Linse „in die Optik hineingelangen muss“. Die Optik muss also konstruktiv auf diesen Sehwinkel ausgelegt sein. Die Öffnung hat einen Einfluss, genauso die Vergrößerung, die Prismen müssen ausreichend groß dimensioniert sein usw. Durch die nötigen extremen Lichtbrechungen am Rande eines großen Sehfeldes kommt es hier meistens zu stärkerem Auftreten von Unschärfe und Farbsäumen. Diese bei einem großen Sehfeld zu eliminieren bedarf es einiger Tricks und großem Aufwand, so dass ein großes Sehfeld ohne Farbsäume und randscharf sehr teuer wird.
<font color="beige"><i>Ich denke, dass für die Übersicht ein großes Sehfeld sinnvoll ist, jedoch glaube ich auch, dass hierfür nicht unbedingt perfekte Randschärfe nötig ist, solange der „Sweetspot“ in der Mitte ausreichend groß ist. Hier gilt es sehr wahrscheinlich Kompromisse einzugehen.</i></font id="beige">
<b><font size="4">Reflex-/Streulichtverhalten</font id="size4"></b>
Bei seitlich einfallendem Licht, das nicht zum betrachteten Objekt gehört, z.B. Lichtreflexe vom Sonnenlicht auf einem See, oder beim Beobachten von Sternen in der Nähe des Mondes o.ä., kann es vorkommen, dass im Bild störende Reflexe erscheinen, oder das Bild wie durch hellen Nebel verschleiert wird. Man sieht quasi Licht im Bild, das z.B. von der Innenseite des Tubus‘ reflektiert wird. Hierfür wird dieser von innen geschwärzt. Diese Schwärzung kann qualitativ Unterschiede aufweisen. Zusätzlich hat sicherlich auch die Vergütung der Linsen (auch von hinten) einen Einfluss auf das Entstehen dieser Reflexe.
<font color="beige"><i>Es scheint offensichtlich, dass diese Reflexe unerwünscht sind, auch wenn sie nur in extremeren Situationen auftreten. Ich glaube, die meisten Gläser unterdrücken diese Reflexe ganz gut, oder zumindest ist es mir kaum gelungen, in den Geschäften welche zu provozieren.</i></font id="beige">
<b><font size="5">2. Formfaktor/Konstruktion</font id="size5"></b>
<font size="4"><b>Öffnung</b></font id="size4">
Je Größer die Öffnung, desto mehr Licht fällt in das Fernglas und desto größer und schwerer wird es. Zusammen mit der Vergrößerung bestimmt die Öffnung die Austrittspupille (s. o.)
<font size="4"><b>Bauweise (Porro-/Dachkantprismen)</b></font id="size4">
Porro: Benannt nach Ignazio Porro, dem Erfinder des Systems. Von außen erkennbar am „geknickten“ Strahlengang. Vorteile sind geringere Herstellkosten, einfacheres Prinzip, tendenziell weiteres Sehfeld und höhere Transmission.
Dachkant: Benannt nach dem Dachfirst-fömigen Strahlengang im Prisma. Eine zusätzliche Reflektionsfläche, dadurch mehr Verluste. Die Präzision muss für Dachkantprismen im Vergleich zu Porroprismen extrem hoch sein, sonst gibt es Qualitätsverluste. Vorteile: deutlich leichter und kompakter, nähere Nahgrenze
<font color="beige"><i>Ich habe gemerkt, dass in den Geschäften, in denen ich war, locker 80% Dachkantgläser in den Regalen standen. Die Kompaktheit dieser Gläser scheint die Porroprismen ins Abseits zu stellen. Ich habe die Vermutung, dass die These mit der einfacheren Herstellung und der damit verbundenen besseren Qualität von Porro-Gläsern gleicher Preisklasse in der Vergangenheit zutraf und heute (mit fortgeschrittenen Produktionsverfahren) nicht mehr so zutrifft, wie noch vor 10 Jahren. Es mag sein, dass die besten Porros optisch besser sind als die besten Dachkants, aber der Trend geht zum Dachkant. Auch für mich ist die Kompaktheit (inzwischen) ein stechendes Argument geworden, das leider mit dem großen Sehfeld konkurriert. In der Disziplin scheinen die Porros die Nase vorn zu haben. Ich habe mich trotzdem dazu entschieden, ein Dachkantglas, eben mit größtmöglichem Sehfeld, zu bevorzugen.</i></font id="beige">
<font size="4"><b>Vergütung (Mehrfach, Voll-Mehrfach)</b></font id="size4">
Bis das Licht aus dem Okular austritt und dem Auge zur Verfügung gestellt wird, passiert es eine Anzahl Linsen und die Prismen. An jedem Übergang zwischen Luft und Glas wird ein Teil des Lichtes reflektiert, der am Ende dem Bild fehlt. Je geringer diese Verluste sind, desto heller wird das Bild erscheinen. Um diese Reflexionen zu minimieren werden die Linsenoberflächen vergütet, d.h. es wird eine (oder viele) Schichten aufgetragen, die nicht nur die Reflexe vermindern, sondern auch Farbfehlern entgegen wirken sollen. Stand der Technik ist wohl die sogenannte „Mehrschichtvergütung“ („Multi-Coating“), bei der mehr als eine Schicht auf die Linsen aufgetragen wird. Ein Glas, das diesen Zusatz trägt, hat mindestens eine dergestalt vergütete Luft-Glas-Übergangsfläche. Sind alle Übergangsflächen vergütet, spricht man von einer „Vollvergütung“. Das non-plus-ultra sind also „volle Mehrschichtvergütungen“. Leider sagen diese Werbeschlagworte nichts weiter über die Qualität bzw. die Effizienz der Vergütung aus.
Beim Blick in das Objektiv schimmern die verbleibenden Reflexe aufgrund der Vergütung der Linsen oft grünlich, violett oder rötlich. Wenn hauptsächlich eine Farbe bei den Reflexen aller Linsen vorherrscht, bedeutet das, dass diese Farbe am meisten von den Linsen zurückgeworfen wird. Dies resultiert in einem Farbstich in die entgegengesetzte Richtung (Blaue Vergütungen #61664; orange/gelbstichiges Bild) ideal wäre sozusagen, wenn die Linsen Reflexe in verschiedenen Farben aufweisen, somit ist das Resultat weitgehend frei von Farbverschiebungen.
Darüber hinaus scheinen die Hersteller teilweise richtig tief in die Trickkiste zu greifen. Über Minox habe ich gelesen , dass das Spektrum scheinbar künstlich ausgedünnt wird, weil die einzelnen Farben dann vom Auge intensiver, mit erhöhtem Kontrast wahrgenommen werden. (http://opticsthoughts.com/inde…-7x42-vs-minox-bd-7x42-br)
<font color="beige"><i>Stand der Technik ist eine volle Mehrfachvergütung des Fernglases. Dies ist allerdings nicht allein ausschlaggebend für eine gute Bildqualität. Ähnlich wie die Megapixel im Digicambereich ist die Aussage zu einer Marktetingaussage geworden, so dass viele Hersteller einfach eine Hand voll Schichten auf jede Linse aufdampfen, um ihr Glas „voll mehrfachvergütet“ nennen zu können. Über die Qualität der Vergütung sagt dies noch nichts aus. Es heißt also: selber durchgucken und ausprobieren.</i></font id="beige">
<font size="4"><b>Austrittspupillenabstand</b></font id="size4">
Je nach Konstruktion des Fernglases ergibt sich ein optimaler Abstand zwischen Auge und Okular, der Austrittspupillenabstand, oder auch Pupillenschnittweite. Dieser sollte für Brillenträger nicht zu klein sein, denn die Brille benötigt schon etwa 15 bis 20mm Raum vor dem Auge. Für die Nutzung mit Brille lassen sich die Augenmuscheln häufig einfahren oder umfalten, damit das Okular näher zur Brille rücken kann. Sollte der Dioptrinausgleich für eine Nutzung ohne Brille nicht ausreichen, z.B. weil die Differenz der Augen zu groß ist, oder eine Winkelfehlsichtigkeit vorliegt, muss der Austrittspupillenabstand groß genug sein, um mit Brille einen guten Einblick zu haben. Ich habe gelesen, ein Abstand von über 17-20mm sei für Brillenträger geeignet.
<font color="beige"><i>Ich bin zwar Brillenträger, aber ich schaue am liebsten ohne Brille durch ein Fernglas. Ich mag die bessere Abschattung der Okulare durch die ausgefahrenen Augenmuscheln, und das Gefühl, das Fernglas gegen meine Augenhöhle lehnen zu können. Ich habe auch das Glück, dass sich meine Augen in ihrer Fehlsichtigkeit kaum unterscheiden, so dass ich den Dioptrinausgleich beinahe bei Null stehen lassen kann.</i></font id="beige">
<font size="4"><b>Materialien</b></font id="size4">
Man sagt BaK-4-Prismen bessere Eigenschaften nach als BK-7-Prismen, auch wenn dies nicht allein zu einem besseren Bild führt. Die Reflexionseigenschaften der BaK-4 Prismen am Rand des Sehfeldes sollen besser sein, was sich bei optischen Geräten mit einem Brennweiten-Öffnungs-Verhältnis von kleiner f5 bemerkbar macht (also insbesondere bei Ferngläsern). Man sieht dies an einer rautenförmigen Abschattung der Austrittspupillen. (BaK Barium-Kronglas, BK = Bor-Kronglas)
Genauso gibt es für die Linsen die hochdichten Gläser für niedrige Dispersion (Bezeichnungen "HD", "ED", etc.)
<font color="beige"><i>Ich denke, man muss sich wegen solcher Eigenschaften nicht unbedingt große Gedanken machen, solange man sich ein Glas aussucht, indem man selbst hindurchsieht. Die Bildqualität hängt an vielen weiteren Faktoren, diese Spezialitäten sind nur ein Teil davon. Allerdings muss ich zugeben, es scheint, dass sich die Fachwelt weitgehend einig ist über die Vorteile von BaK-4-Glas und ED-Linsen, so dass es mich wahrscheinlich schon stören könnte, wenn mein Glas das nicht hätte. Das ist völlig irrational, aber bei manchen Dingen kann ich mich gegen soetwas nicht wehren. Ich werde dennoch versuchen, mich nicht von den Werbeversprechen beeinflussen zu lassen, solange der restliche Eindruck stimmt. ;-)</i></font id="beige">
<font size="4"><b>Größe/Gewicht</b></font id="size4">
Das Gewicht eines Fernglases wirkt sich bei verschiedenen Aspekten aus. Offensichtlich dürfte sein, dass die Transportabilität unter einem hohen Gewicht leidet. Wer trägt schon gern unnötigen Ballast mit sich herum? Auch wenn viele Hersteller inzwischen angenehm breite Neoprengurte mitliefern, macht sich ein hohes Gewicht im Nacken bestimmt bald negativ bemerkbar. Aber auch einer langen Beobachtungsnacht im Liegestuhl steht das Gewicht gegenüber. Man muss das Fernglas die ganze Zeit festhalten, was auf die Dauer ermüdet. Ein anderer Gedanke ist allerdings, dass ein höheres Gewicht auch das Verwackeln dämpft und somit stabilisierend wirkt.
Für die Größe gilt analog das gleiche wie beim Gewicht. Ein großes Fernglas kann man weniger gut transportieren, dafür ist evtl. das Handling besser, weil die Hände es bequemer greifen können. Dies ist sehr subjektiv und muss individuell festgestellt werden. Porro-Gläser sind aufgrund ihrer Bauform generell größer als Dachkantgläser, jedoch deswegen nicht unbedingt unhandlicher. Man liest häufig den Hinweis, dass das beste Fernglas dasjenige ist, das man am häufigsten nutzt. Ein kleines Glas hat man auch gern mal nur für den Fall der Fälle dabei.
Gewicht und Größe ergeben sich natürlich aus den gegebenen Eigenschaften des Fernglases, ein 10x50 wird größer und schwerer sein, als ein 8x30. Das Gewicht und die Größe sollten also auch in Erwägung gezogen werden bei der Entscheidung über Vergrößerung und Öffnung.
<font color="beige"><i>In meinen Augen überwiegen die Nachteile eines hohen Gewichts deutlich! Je leichter desto besser, solange nicht die Qualität der Optik und des Gehäuses darunter leidet. (Ich habe ein Nikon Kit-Objektiv mit Kunststofflinsen, das ist wunderbar leicht, bildet aber furchtbar ab...) Bei der Größe ist meine Tendenz nicht so drastisch, aber insgesamt ist mir ein eher mittleres bis (nicht zu) kleines Format deutlich lieber. Ich lege inzwischen mehr Wert auf Transportkomfort als auf ideale Handlichkeit, solange das Glas ausreichend gut in meinen Hände passt.</i></font id="beige">
<font size="4"><b>"Handling"</b></font id="size4">
Im direkten Bezug zu Größe und Gewicht steht das Handling des Fernglases, das extrem subjektiv, von jedem anders wahrgenommen wird. Dem einen liegen die größeren Porro-Gläser besser, weil sie mehr Platz für die Finger bieten, der andere mag Dachkantgläser, weil sie so gut von den Händen umschlossen werden können. Es ist also eine Frage der Handgröße und persönlicher Vorlieben. Dennoch sollte jeder für sich entscheiden, ob der Fokus gut erreichbar ist, der Dioptinausgleich ausreichend schwergängig und doch gut verstellbar ist, das Glas sich angenehm auch für längere Zeit halten lässt, die Oberfläche angenehm griffig ist etc.
<font size="4"><b>mechanische Qualität, "Robustheit"</b></font id="size4">
Ein Fernglas ist ein optisches Instrument und sollte entsprechend pfleglich behandelt werden. Allerdings ist ein Fernglas auch ein Gerät, das man häufig mitnimmt und „mal eben“ zur Hand nimmt, so dass es durchaus zu Stößen und Stürzen kommen kann. Dabei kann ein Fernglas Schaden nehmen, nämlich dass es durch diese Stöße dejustiert wird. Die Ausrichtung der optischen Achsen beider Tuben könnte z.B. abweichen.
Eine robuste Konstruktion ist hilfreich solche Schäden zu vermeiden. Leider kann man diese Robustheit dem Glas von außen nicht oder nur schwer abschätzen. Hier ist man auf Langzeiterfahrungen von Nutzern angewiesen oder auf die Expertise erfahrener Fernglaskenner.
Neben der inneren, schwierig zu bewertenden Qualität spielt auch die Schnittstelle Mensch-Gerät eine Rolle. Der Fokus arbeitet leichtgängig und spielfrei, die Knickbrücke lässt sich nicht zu leicht, dennoch sanft und gleichmäßig verstellen, nichts knarzt oder bewegt sich durch festeres Zupacken. Dies sollte sich auch nach jahrelangem Gebrauch nicht ändern.
Mir geht es bei solchen Gerätschaften immer so, dass mich eine gewisse Freude und Zufriedenheit beschleicht, wenn ich solch solide gefertigten Geräte (nicht nur Ferngläser) in die Hand nehme. Spiel im Fokus bemerkt man bei jeder Einstellung negativ.
<font color="beige"><i>Diese Dinge lassen sich schnell feststellen, wenn man das Fernglas in die Hand nimmt. Weil aber die inneren Werte schwer abzuschätzen sind, lege ich Wert darauf, auf bekannte Hersteller mit gutem Ruf zu setzen. So kann es zwar sein, dass mir das eine oder andere unbekannte Schnäppchen durch die Lappen geht, aber ich kann mein Fernglas mit einem guten Gefühl in den Rucksack packen. Meistens geben die Hersteller, denen ihr guter Ruf auch am Herzen liegt, auch eine erweiterte Garantie über die gesetzliche Gewährleistung hinaus. Es fühlt sich schonmal gut an, wenn der Hersteller den Eindruck erweckt, Vertrauen ins eigene Produkt zu haben. Hier werde ich doch ein wenig zum „Markenschwein“.</i></font id="beige">
<font size="4"><b>Dichtigkeit</b></font id="size4">
Vor allem Dachkantgläser wegen ihres meist innenliegenden Fokussystems, aber auch immer mehr Porro-Gläser sind wasserdicht und mit Stickstoff gefüllt, was sich bei diesen leider häufig in einem schwergängigen Fokussystem niederschlägt. Die Füllung mit trockenem Stickstoff soll ein Beschlagen der Linsen von innen vorbeugen, wenn das Fernglas stärkeren Temperaturschwankungen ausgesetzt ist. Eine Wasserdichtigkeit bedeutet auch, dass Staub und Schmutz nicht ins Innere des Fernglases kommen kann.
<font color="beige"><i>Wasserdichtigkeit wird bei rein astronomischer Nutzung nicht im Vordergrund stehen, denn bei Regenwolken sieht man nicht mehr viel vom Himmel. Weil ich das Glas aber auch auf Wanderungen mitnehmen möchte, brauche ich mir bei einem wasserdichten Glas keine Sorgen um das teure Gerät machen, und eine Reinigung bei Verschmutzung stellt sich auch leichter dar. Es ist also für mich kein K.O.-Kriterium, aber Vorteile sehe ich schon.</i></font id="beige">
<font size="5"><b>3. Weitere</b></font id="size5">
<font size="4"><b>Stativgewinde</b></font id="size4">
Viele Ferngläser bieten ein Stativgewinde hinter einer Abdeckkappe an der hinteren Brücke in der Knickachse. Hier kann man einen Stativadapter (kostet <20€) oder -wenns passt- gleich einen kleinen Kugelkopf befestigen.
Für Gläser, die dieses Gewinde nicht haben gibt es häufig universelle Klemm- oder Schraublösungen die z.B. direkt an der Knickbrücke befestigt werden können.
Als Grenze an Vergrößerung, die man freihändig benutzen kann, gilt etwa 10x, ab hier muss man zumindest aufstützen. Dennoch bietet ein ruhiges Bild auch bei kleineren Vergrößerungen einen Gewinn an Beobachtungsqualität. Ein Stativgewinde ist somit nie verkehrt. Ob man sich nun letztlich die Mühe macht, ein Stativ zu benutzen, muss man dann im Einzelfall sehen, aber mit einem Stativgewinde ist die erste Hürde bereits genommen.
<font size="4"><b>Verfügbarkeit</b></font id="size4">
Wenn man sich viele Empfehlungen auch aus z.B. US-Amerikanischen Foren durchliest, stellt man schnell fest, dass die angepriesenen Gläser teilweise gar nicht in Europa verfügbar sind. Der Import eines solchen Glases sollte gut überlegt sein, die Gründe liegen auf der Hand: Abwicklung eines Garantiefalls, Probleme beim Transport, Steuer+Zoll... Überhaupt ist der Kauf über einen Versandhändler häufig mit Vorsicht zu genießen, man weiß nie (aber kann es sich vorstellen...) wie der Paketdienst mit den kostbaren Paketen umgeht...
<font color="beige"><i>Am liebsten würde ich mein Fernglas bei einem Händler kaufen, der mir das Fernglas direkt in die Hand drücken kann. Hier kann ich es zuvor ausprobieren, und ich habe eine Schulter zum Ausweinen, wenn mal irgendwas nicht so sein sollte, wie ich es erwarte. Der Kauf im Internet hat sich inzwischen durchaus auch etabliert. Hier muss man jedoch den umständlichen Weg über die Retoursendung gehen, sollte das Glas doch nicht zusagen. Ein Vorteil ist jedoch, dass man zwei Wochen Zeit hat, sich mit dem Glas zu beschäftigen, bevor man sich endgültig entscheidet. Im Laden kann man vielleicht eine Stunde mit dem Glas verbringen. Seriöse Händler räumen aber sicherlich auch vor Ort ein Umtauschrecht ein.
Für mich besteht der Hauptvorteil beim Kauf vor Ort im Ansprechpartner im Garantiefall und darin, dass ich genau das Glas aussuchen kann, das ich auch mitnehmen möchte. Die vielzitierte „Beratung“ die ja den großen Vorteil des Vor-Ort-Händlers vor dem Internethandel darstellen soll, in den wenigen „Fach“geschäften, die ich hier in der Gegend fand, war bis jetzt an der Grenze zu unterirdisch. Auf diese Verkaufsgespräche kann ich gut verzichten, wenn ich nach einer halben Stunde Lesen im Netz mehr Ahnung habe, als der Berater. Es tut mir leid, wenn ich an dieser Stelle etwas zynisch werde, aber für mich zieht das Argument, dass man als Verkäufer nicht über alle angebotenen Produkte 100% Bescheid wissen kann auch nicht, denn in einem Foto-Fachhandel sollten die Mitarbeiter wenigstens ganz grob über Optik Bescheid wissen, zumindest das, was man in der Physik in der Schule lernt, sollte geläufig sein. Ein Verkäufer sollte sich nicht gebetsmühlenartig auf Phrasen zurückziehen wie „...jahaa. So ein Svarowski ist narürlich eine andere Liga“ zurückziehen, wenn das Budget mit 200€ angegeben ist. Manno, das musste mal raus.</i></font id="beige">
<font size="4"><b>Preis und Bauchgefühl...</b></font id="size4">
<font color="beige"><i>Bei mir ist es so, dass ich etwas, für das ich mich entscheide einfach gern haben muss. Wenn ich etwas mag, dann benutze ich es gerne, ohne den Kauf zu bereuen. Die Zuneigung zu solch einer Sache ergibt sich auch aus rationalen Kriterien, Qualitätseindruck usw. aber eben nicht nur. Ich freue mich immer, wenn ich etwas mit einem guten Gefühl kaufen kann. Dann bin ich auch bereit, etwas mehr Geld auszugeben, denn der Preis ist nach einer Weile vergessen, aber das gute Gefühl bleibt (zumindest bei mir) in der Regel bestehen.</i></font id="beige">
<i></i><font size="4"></font id="size4"><i></i><i></i>