Beiträge von Caro im Thema „Workshop online - Das Sonnensystem“

    Hallo Martin,


    ich würde da weiter differenzieren wollen. Tatsächlich sehe ich auch, daß einige von den Lernzielen die Matthias formuliert hat (auch wenn er das so ja eigentlich gar nicht wollte) sich besser auf ältere Schüler übertragen lassen, aber das gilt längst nicht für alle.


    Nehmen wir den Punkt "Sterne entstehen aus Gaswolken". Hier hat man die wunderbare Gelegenheit, einen Mittel- und (warum eigentlich nicht auch?) einen Unterstüfler die fundamentalen Eigenschaften eines Gases kennenlernen zu lassen
    - daß es aus ungebundenen Atomen besteht
    - wie es auf Änderungen von Druck oder Temperatur reagiert (Experimentieren!)
    Tatsächlich haben schon sehr junge Schüler ein gutes empirisches Verständnis von der Schwerkraft - daß sich eine Gaswolke unter ihrem eigenen Gewicht zusammenzieht, können sie sich gut vorstellen. Natürlich, vom Entwicklungsweg im HRD, Hayashi-Linie und Co. reden wir hier nicht im Falle der Mittelstufe. Aber die grundlegende Idee, daß aus einer Gaswolke allein durch Schwerkraftwirkung ein wesentlich kleinerer, dichter und heißer Gasball wird - eben ein Stern - läßt sich sehr wohl gut gedanklich wie auch experimentell nachvollziehen.


    Das Argument "gehören eher in den Geografie- und Biologieunterricht" lasse ich absolut nicht gelten. Wir reden hier immerhin über ein Fach namens Naturwissenschaft und Technik (das es inzwischen in vielen Bundesländern unter unterschiedlichen Bezeichnungen gibt), die Fächergrenzen sind aufgehoben - und sollen es auch sein.


    Gerade in diesem Zusammenhang vielleicht ein O-Ton von Herrn Lutz vom Regierungspräsidium in Stuttgart: "Vielen Lehrern fällt es im Bereich NwT schwer, ihren 'Expertenstatus' aufzugeben. Dabei ist es eigentlich viel besser, wenn sie ein fächerübergreifendes NwT-Modul gemeinsam mit den Schülern 'erlernen'."


    Viele Grüße,
    Caro

    Ich denke die Beispiele die Martin aufgeführt hat, zeigen ganz wunderbar, wie vielfältig die Möglichkeiten sowohl der Kompetenzorientierung als auch des kontextbasierten Unterrichts sind. Letzterer ist offensichtlich: "Schaut genau hin, da oben bewegt sich was. Was hat es damit auf sich?"


    Das schöne an Matthias' Ansatz ist meiner Meinung nach die Möglichkeit der Fächerverknüpfung, die das ganze zu einem Paradebeispiel für NwT-Unterricht macht.


    Das Lernziel "Den Schülern bewußt machen, daß die Erde und unser Sonnensystem nicht schon immer da waren und auch nicht ewig existieren werden" fügt sich ganz wunderbar in den Komplex Erdgeschichte/Evolution des Lebens ein. Je nach Altersstufe kommt man da zum Beispiel bis zur Entstehung der Elemente (durch Kernfusion im Sterninneren und in Supernovaexplosionen am Ende eines Sternlebens).


    Kompetenzorientiert ausgestalten läßt sich all das problemlos.


    Viele Grüße,
    Caro

    Der Entwicklungsgedanke ist für das Sonnensystem alles andere als langweilig - und vor allen Dingen erstaunlich schülernah, sogar für die ganz Kleinen!


    Ich hatte immer gedacht, der Themenbereich Stern- und Planetenentstehung und die weitere Entwicklung für sehr schwer zu vermitteln. Tatsächlich wurde ich just in dieser Woche eines besseren belehrt: Das HdA hatte eine 4. Klasse(!) zu Gast, die sich in einem dreistündigen Workshop näher mit der Entstehung und Entwicklung des Sonnensystems befassen sollte. Diese Klasse hatte sich vor zwei Jahren ein halbes Jahr lang intensiv mit Astronomie im Sachunterricht befaßt, und jetzt galt es, das eine oder andere aus der Unterrichtseinheit von vor zwei Jahren wieder ins Gedächtnis zu rufen und den Themenkomplex Sternentstehung und Sternentwicklung (bis hin zu Schwarzen Löchern!) ins Spiel zu bringen.


    Mein Kollege Olaf Fischer hatte Materiealien entwickelt, die sich später etwa an die Jahrgangsstufe 6-7 richten werden - mit der Gruppe konnte man wegen ihres Vorwissens mal die Extremeignung testen. Ich war mehr als erstaunt zu sehen, wie gut das klappte. In Zweiergruppen haben die Schüler zum Beispiel Aufgabenkarten bearbeitet - und es stellte sich raus, daß sogar Viertklässlern schon klar ist, daß es Grundbedingung für das Leben auf der Erde ist, daß die Sonne "warm genug sein muß, damit Wasser nicht einfriert" usw.


    Die Materialien werden nochmal überarbeitet werden, aber ich werde Olaf mal bescheidsagen, daß daran schon jetzt Interesse besteht [:)]


    Viele Grüße,
    Caro

    Hallo miteinander,


    eine kleine Erklärung für all diejenigen, die sich über die Formulierung "Die Schülerinnen und Schüler können die Entwicklung des Sonnensystems beschreiben" wundern:


    Wie die meisten von uns sicherlich wissen, fällt Bildung in Deutschland in die Kategorie Ländersache. Wie der Großteil der Bundesländer hat Baden-Württemberg vor nicht allzu langer Zeit beschlossen, das Konzept "Lehrplan" aufzugeben. Die Lehrpläne beinhalteten konkrete Themenbereiche, die in einem jeweiligen Fach in einer Jahrgangsstufe behandelt werden sollten und in gewisser Weise als Schlußfolgerung auch, welchen Kenntnisstand die Schüler im Anschluß haben sollten.


    Die Lehrpläne wurden abgelöst durch "Bildungspläne". Der Unterschied ist folgender: Bildungspläne orientieren sich nicht mehr nach konkreten Inhalten (also sowas wie "das Sonnensystem") sondern nach Kompetenzen, die die Schüler erwerben sollen. Fachwissen (also sowas wie die Namen der Planeten etc.) macht dabei nur einen kleinen Teil des Kompetenzbereichs aus. Allgemeinere Zusammenhänge wie eben "das Beschreiben eines Entwicklungsvorganges" dagegen fallen in andere, wichtigere Kompetenzbereiche.


    Mal ganz abgesehen davon, daß man zu kompetenzorientiertem Lernen so oder so stehen kann - für Lehrer ist es verbindlich. Das Konzept funktioniert aber natürlich nur, wenn man die Kompetenzen letztlich doch an Inhalten aufhängt, eben zum Beispiel am Sonnensystem.


    Viele Grüße
    Caro