Beiträge von DK279

    Hallo,


    das "Horusauge" ist eine ägyptische Hieroglyphe, also schonmal nicht direkt aus der babylonischen Hochkultur ;)
    Ausserdem ist es vermutlich viel eher in der Mythologie der Ägypter, in der Sonne und Mond eine Rolle spielten, verwurzelt.


    Die Babylonier hatten sicher eine beachtliche, auch astronomische, Kultur. Ein Teleskop haben sie aber nahezu mit Sicherheit nicht besessen, da erstens das Giessen und Schleifen der Linsen mit der erforderlichen Genauigkeit einfach über ihre technischen Fähigkeiten ging, und zweitens man mit Sicherheit auch unzweifelhafte Spuren einer solchen bedeutenden und haltbaren Errungenschaft gefunden haben müsste.


    Beide alten Kulturen wussten also sicher nichts vom GRF auf Jupiter, die Jupiterscheibe insgesamt ist ja selbst für die scharfsichtigsten Menschen nicht wirklich auflösbar.


    Wie lange der GRF schon besteht, und was die Lebensdauer solcher Systeme ist, das ist notorisch schwer zu beantworten: Auch auf der Erde kann ja kein Meteorologe vorhersagen wie das Wetter am vierten April 2019 sein wird...


    Umso mehr als dass das Jupiterwetter nicht nur von der Sonneneinstrahlung "angetrieben" wird, sondern auch von der Kelvin-Helmholtz-Energie (-> Jupiter kontrahiert immer noch langsam, und so wird potentielle Energie frei).


    Was man weiss ist dass es einen etwa 70 jährigen Zyklus in der Häufigkeit kleinerer Jupiterstürmme gibt. Den GRF selbst beobachtet man nun seit 300 Jahren. Da gab es aber durchaus Änderungen in Farbe, Grösse etc. Dennoch erscheint es plausibel, davon auszugehen, dass seine Lebenswerartung Jahrtausende betragen kann (aber nicht muss).


    Zu den Planetenbahnen: Nachdem die Bildung der Planeten aus der protoplanetaren Scheibe abgeschlossen war, kamen solche Änderungen wie schon eschrieben nichtmehr vor. Und werden auch über Jahrmilliarden nicht vorkommen.


    Allerdings kommt man dann bald in Zeiträume, die mit der restlichen Lebensdauer der Sonne als Hauptreihenstern übereinstimmen (~nochmals einige Milliarden Jahre).


    Am Ende ihres Lebens wird die Sonne einige 10 Prozent ihrer Masse als planetarischen Nebel verlieren. Durch diese Masseänderung des Zentralgestirns werden sich dann, vielleicht in 5 Milliarden Jahren, auch die Bahnen der Planeten bedeutend ändern.


    Vorher, im "normalen" Leben des Sonnensystems aber nicht.


    (Eine Ausnahme könnte höchstens eine extrem seltene zufällige sehr nahe Begegnung mit einem anderen Stern sein - unwahrscheinlich!)


    Man kann das auch intuitiv verstehen, in der Bahnbewegung der Planeten steckt eine gewaltige Menge Drehimpuls (und auch Energie), und dieses sind ja Erhaltungsgrössen, müssten also umverteilt werden, was garnicht so einfach ist.


    Regelrecht zerfallen wird das Sonnensystem also nicht. (-> übrigens, die dynamische Zerfallszeit für die Planetenorbits ist ~Billiarden Jahre, also hunderttausende Male länger als das bisherige Alter des Univerums...)


    Übrigens kennt man sogar Pulsare mit Planetensystem. Auch wenn nicht garantiert ist dass sich diese Planeten nicht später aus einer Akkretionsscheibe um den Neutronenstern gebildet haben könnten, wäre es nicht unplausibel, dass ein Planetenkörper sogar eine Supernovaexplosion des Zentralgestirns überstehen könnte - die gravitative Bindungsenergie der Erde alleine ist einige 10^33 Joule, mehr als plausibel bei einer (in Wahrheit natürlich garnicht möglichen) Supernovaexplosion der Sonne absorbiert werden müsste.
    Lebewesen auf den Planeten hätten aber natürlich sehr sehr schlechte Karten...


    Viele Grüsse,
    DK

    Hallo,
    man muss hier unterscheiden: Arp hat mit den beiden Punkten die er nennt recht: die Rotation der Erde *um ihre eigene Achse* verlangsamt sich über die Zeit, hauptsächlich durch die Reibung der Meere am Meeresboden durch die Gezeiten (darum nennt man das auch "Gezeitenreibung").
    Dieser Effekt bewirkt dass zur Zeit im Jahr die Länge eines Tages um 16 Mikrosekunden zunimmt.


    (Dem überlagert sind aber andere Effekte: Durch das Abschmelzen der Eiszeitgletscher in der Arktis und allgemein nördlichen Gegenden wurde das Grundgestein "druckentlastet" und dehnt sich nun langsam aus. Dadurch wird die Form der Erde ganz leicht in Polrichtung "gestreckt", es wandert also Masse Richtung Polachse. Und genau wie bei der Pirouette beim Eiskunstlauf, wo man sich schneller dreht wenn man die Arme anzieht, so bewirkt das auch einen der Abbremsung entgegengesetzten Effekt)


    Die durch Gezeitenreibung umverteilte Energie (und Bahndrehimpuls) führ einerseits zu einer ganz leichten aufwärmung der Erde (das ist aber *nicht* die Klimaerwärmung!), und andererseits dazu dass der Mond sich pro Jahr um 4cm von der Erde entfernt.
    Dieser Prozess hat den Mond übrigens schon in eine gebundene Rotation gezwungen, so dass wir nun immer nur eine Seite von ihm zugewandt bekommen.


    Über die Jahrmilliarden summiert sich das eben, und war die Tageslänge der ganz jungen Erde tatsächlich nur etwa 20 Stunden.


    Das ist aber nicht was Du meinst.


    Ebenso verliert die Sonne selbst ständig Masse, zur Zeit etwa 40 Billionen Tonnen im Jahr durch den Sonnenwind, und 140 Billionen Tonnen durch Umwandlung in Energie bei der Kernfusion.
    Da dadurch ihre Gravitationswirkung auf die Planeten etwas schwächer wird, und deren Energie aber gleichbleibt, gelangen sie so auf etwas weitere Umlaufbahnen.
    Da aber die Gesamtmasse der Sonne 2 Millionen Milliarden Billionen Tonnen beträgt, ist dieser Effekt so klein dass man ihn selbst über lange Zeiträume nur mit ganz präzisen Beobachtungen bemerken kann.


    Auf keinen Fall könnte man so eine nennenswerte (auch 1 Tag ist sehr sehr nennenswert) Bahnänderung des Jupiter in nur 5000 Jahren erklären.


    Auch ein Einschlag eines Asteroiden kann auf keinen Fall so einen grossen Effekt haben. Als Faustregel müsste der auftreffende (oder nahe vorbeiflegende) Körper um so eine Änderung zu bewirken eine Masse haben, die mit der des "Zieles" vergleichbar oder sogar grösser ist.
    Solche grossen Körper gibt es ganz sicher nicht im Sonnensystem, und nahe Vorübergänge von anderen Sternen, die die Planetenbahnen derart stören könnten, sind selbst im Verlauf von Jahrmilliarden selten.


    Einen kleineren Impakt gab es ja auf Jupiter, als 1994 die mehrere Kilometer grossen Bruchstücke des Kometen Shoemaker-Levy 9 den Planeten trafen. Die Einschläge waren spekatkulär anzuschauen, die freigesetzte Energie war 10000 mal so gross wie das gesamte Nuklearwaffenarsenal der Menschheit. Dennoch: Die Auswirkungen auf die Umlaufbahn des Jupiters selbst waren so winzig, winzig klein dass sie selbst mit unseren besten Instrumenten niemals messbar wären.


    Der Grosse Rote Fleck hat übrigens nichts mit einem Einschlag zu tun, sondern ist ein Sturmsystem ähnlich einem Hurricane, nur viel viel grösser und langlebiger.


    Also, kurz zusammengefasst: Die Umlaufbahnen der grossen Planeten haben sich seit der Frühzeit des Sonnesystems mit grosser Wahrscheinlichkeit niemals wieder in dem von Dir angefragten Ausmass geändert, und ganz sicher nicht innerhalb der Menschheitsgeschichte (bei der Erdbahn ist übrigens auch der kontinuierliche Bestand des Lebens seit ~~3 Milliarden Jahren ein gutes Indiz für diese Stabilität).


    Viele Grüsse,
    DK

    Wie es bei Weltraumteleskopen schon Tradition ist, gibt es übrigens Bestrebungen, das technische Akronym auch hier um den Namen eines bedeutenden Physikers zu ergänzen - und zwar um den des Entdeckers des Positrons.




    P.S.: Auf jeden Fall ein sehr interessantes Resultat, das ein reges und sehr produktives Forschungsinteresse bereits ausgelöst hat!

    Es gibt eigentlich nicht "das moderne Weltbild". Wissenschaftliche Modelle müssen sich immer neu und jeden Tag einem rigorosen Verfahren von Überprüfung durch experimentelle Beobachtungen und neuen Ideen stellen. Und daher ist das Weltbild der Wissenschaft auch einer ständigen Weiterentwicklung unterworfen...

    Hallo Rahmutra,
    ich habe mich schwer getan diesen post zu verfassen, da ich normalerweise keine Beiträge schreibe die dem Fragesteller nur bedingt weiterhelfen.
    Dennoch: Zuerst einmal bin ich der Meinung, dass es eine sehr schlechte Entscheidung Deines Astronomie(!)lehrers ist, die in diesem Fach sowieso extrem knappe Unterrichtszeit mit einer solchen Diskussion zu vertun.


    Warum?


    Erstens gibt es für jeden nachzulesende und nach bestem Wissen und Gewissen unüberwindbare Gegenbeweise für zumindest drei der Positionen ("altes", geo- und heliozentrisches Weltbild).


    [WICHTIG! Das heisst nicht automatisch dass das vierte, "moderne" Weltbild in allen Details das richtige ist, nur gibt es da bisher diese Gegenbeweise nicht, obwohl die Wissenschaft lange und sehr gründlich danach sucht -- und das erzeugt berechtigtes Vertrauen!]


    Diese Fakten werden Deine Mitschüler finden, und es gibt nichts was Ihr drei anderen tun könntet um den argumentativen Untergang zu verhindern - und jemanden als Unterrichtsmethode in so eine Situation zu bringen fördert wohl nicht gerade die Begeisterung für die Astrophysik, oder?


    Zweitens kann so auch der Eindruck erweckt werden, die Frage, was das richtige Weltbild sei, hänge davon ab welcher Vertreter am besten diskutieren und sich durchsetzen und die persönliche Meinung der Zuhörer gewinnen könnte - und genau das ist Wissenschaft *nicht*!
    Hier zählen möglichst objektive, nachprüfbare experimentelle Ergebnisse sowie falsifizierbare theoretische Vorhersagen.


    Sei es drum, das wirst Du leider nicht ändern können.


    Es ist auch nicht richtig dass die Bewegung der Planeten um die Sonne etwas über die Bewegung der Milchstrasse um die Sonne oder andersherum aussagen würde -- schon die meisten Sterne die Du am Nachthimmel siehst sind millionenfach weiter entfernt als die Planeten unseres Sonnensystems, und die meisten Milchstrassensterne sind noch viele tausend mal weiter weg als diejenigen in unserer Nachbarschaft.
    Ich glaube man erkennt leicht dass die Bewegung von so etwas kleinem wie den Planeten nichts mit der unvergleichlich grösseren "Bühne" der Milchstrasse zu tun haben kann!


    Das einzige was Du und Deine Kollegen meiner Meinung nach tun könntet wäre zu argumentieren, welche der augenscheinlichen Beobachtungen, die jeder schonmal gemacht, Eure jeweiligen Weltbilder gut erklären können - beim heliozentrischen wäre das der scheinbare Lauf der Sterne, Planeten und Sonne am Himmel über ein Jahr hinweg, wo es schön zu sehen ist wie die komplizierten "Schleifen" der äusseren Planeten ganz alleine durch physikalisch sinnvolle (Kepler-)Bahnen zu Stande kommen.


    Bei allem was darüber hinausgeht werded Ihr so aber keine Schnitte machen - wenn jemand sagt "Mit dem Hubble-Teleskop hat man einen Planeten fotografiert der um den Stern Fomalhaut kreist, nicht um die Sonne, das Bild war sogar im Spiegel", oder "in der kosmischen Hintergrundstrahlung sieht man den Dopplereffekt von der Bewegung des Sonnensystems um das galaktische Zentrum" dann ist sofort riene va plus für Euch.
    Wichtig ist dann aber sich zu merken dass das *nicht* Eure Schuld ist, sondern einfach zeigt dass das jeweilige Weltbild falsch sein muss, und für falsche Annahmen kann man keine richtigen Beweise finden, egal wie man sich auch anstrengt. Aber auch so funktioniert Wissenschaft, man muss manchmal liebgewonnene Vorstellungen aufgeben, auch wenn es schwer fällt.
    Wenn Du das aus der gaanzen Aktion mitnimmst, dann war ja Ende doch immerhin eine wertvolle Lehre drin versteckt!


    Viele Grüsse,
    DK

    Ich kenne den Welt der Wunder Artikel nicht.


    Zu den interessantesten Eigenschaften der Welt zählt aber, dass manchmal die am allerwirrsten erscheinenden Dinge richtig sein können, und andersherum. Und das kann dazu führen dass in einem Gulasch aus Beiträgen mit fraglichem Hintergrund auch mal ernsthafte astrophysikalische Fragestellungen untergerührt sein können, ohne dass es dem Nicht-Fachmann leicht fällt, das eine vom anderen zu unterscheiden.


    Im konkreten Fall ist es so, dass man sich in der modernen Kosmologie den Urknall tatsächlich oft als eine Expansion aus einer Art "Schaum" von Vakuumzuständen vorstellt, möglicherweise angestossen von Quantenfluktuationen. Das Bild von den Blasen im Schaum wäre also vielleicht garnicht so falsch. Und wo es eine Blase gibt, da ist es eigentlich nur eine natürliche Schlussfolgerung, dass viele ander eebenfalls existieren.


    Ein anderer Ansatz ist, dass man sich ja durchaus mal fragen kann, warum die Naturgesetze eben so sind wie wir sie beobachten, und die Naturkonstanten genau den Wert haben den wir messen. Darauf gibt es keine einfache Antwort die jemand schon gefunden hätte.
    In einer speziellen Klasse von Theorien geht man aber davon aus, dass die Naturgesetze festgelegt werden durch einen Prozess, der so ähnlich ist wie wenn Du einen Tennisball auf einen von Löchern durchsetzten Rasen wirfst, und je nach Tiefe des Loches in dem er liegen bleibt, bestimmen sich die Naturgesetze des jeweiligen Universums.
    Und auch hier, warum sollte man annehmen dass unser Tennisball und unser Loch die einzigen sind? Es könnte viele mehr, vielleicht unendlich viele, geben, jedes mal ein Universum mit anderen Naturgesetzen.


    Das alles ist erstmal natürlich nur eine Theorie die nicht überprüft ist. Im Gegensatz zu reiner Spekulation macht sie aber (möglicherweise zumindest) überprüfbare Vorhersagen.
    Eine davon könnte (könnte!) eine Anomalie im kosmischen Mikrowellenhintergrund sein, durch die Wechselwirkung mit einer benachbarten "Blase".


    Allerdings, es gibt viele andere Erklärungsmöglichkeiten, viele davon einfacher und sehr wahrscheinlich eine davon - und nicht das Nachbar"universum" - die richtige.


    Und hier teile ich die Meinung, dass es sehr unglücklich ist wie manchmal in den Medien sehr frische, noch nicht getestete wissenschaftliche Ideen als quasi fast schon etablierte Fakten präsentiert werden...

    Übrigens sind viele Asteroiden (und inaktive Kometen) schon von Natur aus "schwarz wie Kohle". Die als Meteoriten zur Erde gefallenen kleinen Bruchstücke einiger solcher Kleinkörper heissen sogar so, 'kohlige Chondriten'.


    Die grösseren Vertreter dieser Asteroidensorte kann man aber dennoch sogar in kleinen Fernrohren sehen, und mit grösseren Teleskopen und erst Recht im Infraroten ist das garkein Problem mehr.


    Es würde also (selbst wenn es physikalisch plausibel *wäre*) an den Entdeckungschancen nichts ändern, wenn der Asteroid in eine Wolke aus Kohlestaub oder ähnlichem gehüllt wäre.


    So oder so kennt man aber zur Zeit keinen nenneswert grossen Kleinkörper mit einer nennenswerten Impaktwahrscheinlichkeit für den von Dir genannten Zeitraum...

    Hallo Espe,
    liest Du noch mit? ;)
    Möglicherweise sind noch Fragen über geblieben, die aber nun über den Thread verstreut sind und es daher nicht klar ersichtlich ist, was Dir momentan am Herzen liegt. Vielleicht kannst Du in diesem Fall mal kurz den Stand der Dinge, worauf Du noch Antworten möchtest etc.?

    Ja da hat der Stathis ja schon geantwortet und die Vermutung bestätig ;)


    Wir sind zwar keine Göttinger, aber die Grüsse an Rick werden wir gerne ausrichten!

    Achso, experimentelle Angaben natürlich:
    Das hier in diesem Fall verwendete Teleskop war MONET Nord, ein Bestandteil eines von der Universität Göttingen errichteten Netzwerkes von Teleskopen. Das Teleskop steht am McDonald Observatory in Texas. Das Projekt (von der Krupp-Stiftung finanziert) ist insofern auch bemerkenswert, als dass hier - neben der alltäglichen Nutzung durch professionelle Gastbeobachter, die z.B. optische Blazarbeobachtungen gewinnen - auch ein grosser Teil der Beobachtungszeit für astronomische Projekte an Schulen zur Verfügung gestellt wird.
    Der verwendete CCD-Chip dieser Aufnahme ist ein e2v CCD47-10 AIMO.


    Übrigens, Stathis kennt wenn ich richtig informiert bin dieses Teleskop sehr genau, und hat, das muss ich auch mal sagen, offensichtlich sehr gute Arbeit beim Aufbau geleistet ;)

    Hallo,
    nur damit keine Verwirrung entsteht: Das Teleskop kann man garnicht "mieten". Es ist lediglich so dass, wenn das wissenschaftliche Programm für die jeweilige Nacht wegen Dämmerung oder (wie in diesem Fall) schlechtem Seeing zuende geht, der Beobachter (oder "sein" Diplomand ;p ) auch mal Objekte anschauen kann die vielleicht am Ende auch noch ein herzeigbares Bild ergeben.


    Das ist aber nicht der eigentliche Zweck der Aktion, und natürlich eine Ausnahme.


    Übrigens, Carsten, theoretisch bleibt es sich tatsächlich gleich ob man länger belichtet mit weniger frames oder kürzer mit mehr Einzelframes. Die kurzen Frames verlieren aber einige Photonen dadurch dass der AD Wandler nicht mit unendlicher Bittiefe arbeitet (aber mit deutlich mehr als diejenigen aus dem Hobbybereich). Dafür gewinnt man andererseits dadurch dass die hellen Bereiche nicht anfangen überzulaufen, dass Trackingfehler nicht zuschlagen, dass man einzelne schlechte Frames aussortieren kann uswusw...


    Das letzte aus Bildern herauszuholen ist natürlich dann Sache der Bildbearbeitung, und hier ist es ein grosser Unterschied ob man ein Bild zur wissenschaftlichen Auswertung aufbereitet, oder ob man ein ästhetisch ansprechendes Resultat haben möchte. Beides hat seine Berechtigung.
    Ersteres können wir diese Woche gerne mal zusammen durchgehen, für zweiteres gibt es hier ja einige Top-Experten, wwie man an der Gallerie sehen kann ;)


    Ach P.S.: Toller Koffer im Zubehörthread! Wusste garnciht dass Du so handwerklich begabt bist, das werden wir natürlich zu nutzen wissen ;p


    Viele Grüsse,
    D

    Wo wir schon bei Energie sind: Du hast natürlich richtig gerechnet, die Ruhemasse von einem Gramm entspricht nach E=mc^2 (davon sprach ich) einer Energie von 9*10^13 Joule. Das ist viel, in "militärischen" Einheiten wären das 21 kilotonnen TNT. Traurigerweise hat also die Ruheenergie eines einzigen Grammes im August 1945 Tod, Zerstörung und Leiden für hunderttausende Menschen gebracht.


    Viele Dinge im Universum sind allerdings grösser als menschliche Vergleichsmassstäbe. Ein unscheinbarer Hauptreihen-Zwergstern wie die Sonne wandelt jede Sekunde etwa die Ruhemasse von 4 Millionen Tonnen in Energie um. 30 Millionen Sekunden im Jahr, 10 Milliarden Jahre lang...


    Anders als Sterne (oder Kernwaffen) beziehen AGN ihre Energie allerdings nicht daraus, dass bei Kernumwandlungen eine Massedefekt auftreten kann (d.h. dass die gebildeten Kerne etwas leichter sind als die Ausgangskerne, und die Differenz direkt als (Strahlungs)Energie frei wird), sondern nutzen eine andere Form der Energie, nämlich potentielle.
    Jeder Körper im Gravitationsfeld hat ja eine solche potentielle Energiedifferenz zum "Grundzustand". Auf der Erde wäre dieses Bezugsniveau natürlich meist der Erdboden, und selbst da kann ordentlich potentielle Energie zusammen kommen, bei einem Bergsturz z.B. plastisch zu erkennen...


    Bei einem AGN dagegen nimmt man ja als zentrale Masse ein Schwarzes Loch an, was erstens hunderte Millionen mal massereicher als die Sonne sein kann, die wiederum 332 000 mal massereicher als unsere Erde ist. Und bei welchem die Masse zweitens für den darauf zufallenden "Beobachter" auf vergleichsweise sehr kleinem Raum konzentriert ist. Der scheinbare Radius, der Schwarzschildradius, berechnet sich zu ~G*m/c^2. Für die Erdmasse von 5*10^24 kg wären das also nur 3,7 Millimeter. Die Masse der ganzen Erde, konzentriert in einer Erbse. Selbst bei den Supermassiven Schwarzen Löchern ist dieser Schwarzschildradius dann noch kleiner als unser Sonnensystem.


    Man kann sich also vorstellen, dass beim Sturz aus dem Unendlichen darauf auch vergleichsweise gewaltige Mengen potentieller Energie frei werden!


    Und da ja das Gleichheitszeichen in E=mc^2 in beide Richtungen gelesen werden kann, entspricht diese Energie immer auch einer äquivalenten Masse. Nähert sich nun ein Objekt der Lichtgeschwindigkeit, so wird z.B. die kinetische Energie (in welche beim Sturz die potentielle ja übergeht) vergleichbar mit der Energie in der Ruhemasse. Im Gedankenexperiment würde also ein aussenstehender Beobachter tatsächlich eine viel höhere Masse als beim gleichen Objekt in Ruhe feststellen. Da diese zusätzliche Masse mitbeschleunigt werden müsste, und bei Erreichen der Lichtgeschwindigkeit unendlich würde, ist es ja eine zentrale Aussage der speziellen Relativitätstheorie, dass kein Körper mit von Null verschiedener Ruhemasse auf c beschleunigt werden kann.


    Annähern an c, das geht aber. Und genau wie ein Ball den Du hochwirst (vernachlässigend die Luftreibung) beim Aufprall wieder gleich schnell wäre wie beim Abwurf, so ist es logisch, dass wenn man zum Abspringen von knapp ausserhalb des Schwarzschildradius annähernd lichtschnell sein müsste, auch die akkretierte Materie beim Sturz darauf annähernd Lichtgeschwindigkeit erreicht.
    Und dann ist ihre freigesetzte potentielle Energie eben von der Grössenordnung der ursprünglichen Ruhemasse. Und bei einem nicht-zentralen Sturz muss eben davon ein ganz wesentlicher Anteil an die Umgebung abgegeben werden, bevor das Verschlucken erfolgen kann (-> der Badewannenstrudel!).
    Natürlich kann ein Teilchen schon auf einen nichtmehr stabilen Orbit gelangen, bevor es alle Energie abgegeben hat. Auch ist diue Raumzeit in der Nähe des rotierenden Schwarzen Loches modifiziert. Alles in allem werden eben typischerweise Entsprechungen von einigen zehn % der Ruhemasse freigesetzt.
    (Ob es innerhalb des Schwarzschildhorizontes eine echte Singularität gibt, deren Potentialdifferenz zu uns ja unendlich wäre, und was mit dem Teilchen beim endgültigen Sturz darauf geschieht, das können wir natürlich nicht beobachten, denn von dort kann ja kein Signal zu uns entkommen...).


    Die "Effizienz" der Akkretion ist also, bezogen auf die Anfangs eingesetzt Ruhemasse, eine Grössenordnung höher als diejenige nuklearer Prozesse (z.B. in Sternen). Nukleare Prozesse könnten mit realistischem Masseeinsatz diese hohen Leuchtkräfte nicht erklären. Interessanterweise braucht es dazu erst eine Kraft die 10^40 mal *schwächer* ist als die nuklearen Bindungskräfte, nämlich die Gravitation.


    Und die AGN sind keine kleinen Strahler: In den hellsten Phasen können einige von ihnen 100 billionenfache Sonnenleuchtkraft erreichen. Sie setzen dabei also alle 15 Sekunden die Entsprechung der kompletten Masse unserer Erde in Energie um.
    Und dabei sind zumindest über kurze Zeiträume AGN noch ncihteinmal die hellsten Strahler: Am 19. März 2008 hat man beispielsweise einen Gamma Ray Burst beobachtet, der aus einer Entfernung von 7.5 Milliarden Lichtjahren noch mit blossem Auge sichtbar war (-> leider hat wohl keiner im Richtigen Moment hingeschaut).
    Das entspricht einer absoluten Helligkeit von -36 mag, 10 000 mal so hell wie der hellste Quasar. Das entfernteste Objekt das man normalerweise gerade noch so mit blossem Auge sehen kann ist M33. Hätte dieser GRB in gleicher Entfernung stattgefunden, man hätte bei dem Licht bequem ein Buch lesen können.


    Auch die GRB beziehen diese gewaltigen Energiemengen letzten Endes aus Akkretion, vermutlich beim Zusammenbruch eines sehr massereichen Sterns zum Schwarzen Loch. Hier handelt es sich natürlich um super-Eddington Luminositäten, d.h. das ursprüngliche Objekt (das SL bleibt natürlich bestehen) wird durch die Energiefreisetzung zerstört (das sieht man als expandierenden Feuerball und Supernovaexplosion). Im Gegensatz dazu bestehen AGN wie Du richtig vermutest oft am Gleichgewicht zwischen auseinandertreibender eigener Strahlung und Gravitation, oder etwas darunter.

    Hallo,
    so, nun mein versprochener Post, um auf einige Punkte zu antworten. Dieses Thema ist mittlerweile sehr vielschichtig, falls ich etwas übersehe bitte rückfragen, es scheint ja doch einige zu interessieren (u.a. mich ;) ).


    Also, zuerst die Nomenklatur: OB-Sterne sind Sterne der Spektralklassen O und B, also sehr massereiche und leuchtkräftige Sterne, die aber darum auch nur sehr kurzlebig sind. Assoziationen dieser Sterne finden sich darum fast nur in den Gebieten aktueller Sternentstehung in den Spiralarmen, da sie einfach in der Mehrheit nicht lange genug leben, um weit weg zu wandern. Ihre Strahlung ist aufgrund der höheren Oberflächentemperatur vor allem bei den O-Sternen energiereich genug, um interstellaren Wasserstoff anzuregen, was wir dann als HII-Region beobachten können.


    Solche Sterne hat jeder von Euch schonmal gesehen, Stern C im Trapez im Orionnebel ist z.B. ein O6-Stern. Diese Sterne regen den Orionnebel an, aber auch ihnen werden nur wenige Millionen Jahre vergönnt sein bevor sie unsere Nachfahren mit einer galaktischen Kernkollaps-Supernova beglücken.


    Zu den "erg(s)" hat Caro ja schon geschrieben dass das auch viel mit tradierten Verfahren zu tun hat. Ich möchte noch hinzufügen, dass für den Wissenschaftler jede Einheit genau gleich willkürlich ist. Also spricht absolut nichts dagegen, in der Kommunikation diejenige zu verwenden, die innerhalb des jeweiligen Faches am weitesten verbreitet ist. Und das ist in der Astrophysik nunmal erg (oder Elektronvolt). Man kann es auch so sehen: Der Quasar über den wir reden, der war schon lange da bevor wir geboren wurden, der wird noch da sein lange nachdem wir gestorben sind, und dem ist es mit Sicherheit ziemlich egal was irgendein Gremium zur Normung von Masseinheiten beschliesst...
    Ich hoffe auch mal dass Dein Lehrer Deine Arbeit nicht nach den verwendeten Einheiten bewertet, denn so bildet man mit Sicherheit keine Wissenschaftler aus. Nichts desto trotz müssen wir uns darüber aber zum Glück keinen Kopf zerbrechen, denn die Umrechnung ist ganz leicht, ein erg sind 10^-7 Joule. Ich werde mich in diesem Thread darum bemühen die im Alltag gängigen SI-Einheiten zu verwenden, und es ist natürlich vollkommen OK wenn Du in Deiner Arbeit Joule nimmst ;)


    Übrigens gibt es noch einen kleinen praktischen Grund: Bis auf einen Faktor 1.6 entspricht ein erg einem TeV, so dass ich z.B. sehr leicht Diagramme aus Energiebereichen die viele Dekaden überspannen vergleichen kann, wenn sie in erg und Elektronvolt geplottet sind...


    (posts gehen gleich weiter)

    Hallo zusammen,
    nur kurz eine Entschuldigung das ich noch nichts geantwortet habe: Ich bringe es heute zeitlich nicht mehr zusammen - aber, morgen, da nehme ich mir die Zeit und antworte nach Kräften auf die mittlerweile angefallenen Fragen! (einiges wurde ja aber auch schon sehr kompetent von anderen beantwortet).


    Viele Grüsse!

    Hallo,
    ich glaube dieses Thema muss man in zwei Aspekten diskutieren:
    Erstens gibt - wie überall - in der Astronomie rapide technologische Fortschritte. Es ist sicher richtig, dass durch die Leistungsfähigkeit moderner Grossteleskope und durch automatische surveys es für den Amateur mit dem Auge am Okular immer schwieriger wird "neue" Objekte zu entdecken. Ausgeschlossen ist es aber nicht, denn der Himmel ist gross.


    Und es verbleiben immer Nischen. Veränderliche Sterne wurden schon genannt, ich könnte noch etwas aus der Extragalaktik beitragen: Es gibt eine bestimmte Klasse aktiver Galaxien, die BL Lacertae Objekte. Diese sind unter anderem dadurch gekennzeichnet, dass der Winkel zwischen Jetachse und Sichtlinie zu uns sehr klein ist (wir schauen also "in den Jet").
    Diese Objekte zeigen über einen weiten Spektralbereich starke Variabilität, und sind Gegenstand topaktueller Forschung. Die Variabilität ist sehr kurzzeitig, teilweise viel kürzer als eine Beobachtungsnacht, so dass die automatischen surveys sie erstens verpassen, und zum Zeitpunkt der Auswertung das Ereignis so und so schon vorbei ist.
    Zu diesen Objekten gehören z.B. BL Lac selbst, Markarian 421, Markarian 501. Diese sind im optischen leicht hell genug, um mit einem Amateurteleskop beobachtbar zu sein. Und eine Lichtkurve dieser Objekte über einen längeren Zeitraum hätte durchaus wissenschaftlichen Wert, ebenso könnte ein "Alarm" bei einem Helligkeitsausbruch zu Nachbeobachtungen in anderen Wellenlängenbereichen führen.


    Und zweitens haben auch die Amateure direkt Anteil am Fortschritt: Was Recherchemöglichkeiten, Datenbanken und Datenauswertung angeht, so hat heute jeder Amateur von der Couch aus Möglichkeiten, von denen man vor 30 Jahren an den grössten Sternwarten nichteinmal träumen konnte!
    Bei vielen grösseren und kleineren erdgebundenen oder satellitengestützten Observatorium werden die Datensätze nach einer gewissen "Schonfrist" für den ursprünglichen Initiator öffentlich verfügbar. Klar, man muss sich da einarbeiten, aber das ist nicht unmöglich wenn man hartnäckig genug ist. Denn eines ist auch klar, Profiastronomen mögen heute erstaunliche Mittel und Wege besitzen, aber es gibt einfach wenige von uns. Und menschliche Intelligenz und Einfallsreichtum lässt sich noch nciht durch Technologie ersetzen (auch wenn -vielleicht- selbst diese Zeit irgendwann anbrechen mag...)

    Nun noch zu den Spiralarmen, die manche Galaxien (u.a. die Milchstrasse) aufweisen:
    Diese haben ursächlich nichts mit Akkretion oder Planetensysten gemeinsam.
    Die Entstehung ist nciht restlos aufgeklärt, aber man geht heute von folgendem aus:
    Die Spiralarme können keine fest mitrotierenden Phänomene sein, denn sonst würden sie innerhalb weniger Umläufe quasi "aufgewickelt".


    Vielmehr geht man in einer Dichtewellentheorie davon aus, dass sie sogenannte "Lindblad-Ressonanzen" kennzeichnen, welche in etwa mit halber Geschwindigkeit der Rotation der interstellaren Materie in der Galaxie umlaufen.


    Trifft nun z.B. eine Molekülwolke eine solche Dichtewelle, so wird durch diese Störung der Kollaps von Protosternen, und damit Sternentstehung, angeregt.


    Und da dabei viele sehr leuchtkräftige, aber kurzlebige, O und B Sterne entstehen, erscheint uns jeweils die Region in der diese Sterne entstehen und noch vorhanden sind, viel leuchtkräftiger als die dazwischenliegenden Gebiete.


    Das sind eben die Spiralarme, welche also keinesfalls statisch sind, sondern sich sozusagen ständig neu bilden während die Galaxie als ganzes rotiert.


    Ich hoffe der ganze Text schrekt Dich nciht, sondern hilft ein wenig weiter. Ansonsten frag gerne nochmal nach...

    So, nun die Planetensysteme: Nachdem wir ja jetzt Akkretion diskutiert hatten, ist das nicht sehr schwierig, denn auch bei der entstehung eines neuen Sternes muss sich ja Materie verdichten, und nach und nach in eine Potentialmulde fallen.


    Und dabei treten aus den gleichen Gründen (Drehimpulserhaltung und Magnetfelder!) die prinzipiell gleichen Phänomene wie bei den AGN auf, nur sind die Protosterne viel weniger kompakt, so dass die Akkretionsscheiben eher im infraroten leuchten, und auch die Jets nicht so energiereich sind.


    Dennoch beobachtet man beide Phänomene auch bei jungen (Proto-)Sternen, z.B. in der Orion-Molekülwolke.


    Aufgrund der niedrigen Temperaturen können sich hier aber auch innerhalb der Scheibe Verdichtungen bilden, welche weiter zu Planeten kondensieren können, welche dann ihrerseits Material aus der Scheibe aufsammeln und so wachsen.


    Schliesslich erreicht der Stern einen mehr oder weniger stabilen Zustand des Wasserstoff-Kernbrennens, und bläst einen guten Teil der übriggeblieben Scheibe weg, so dass man dann ein klassisches Planetensystem hat.


    Sehr junge Sterne sind aber noch von Resten dieser Scheibe umgeben, was man als Infrarot-Exzess sehen kann (z.B. bei Vega).
    Und im Fall von Fomalhaut z.B. konnte man kürzlich sogar einen jungen Planeten, welcher innerhalb der Rest-Scheibe umläuft, direkt abbilden.


    Das gelang im Infraroten deshalb, weil solche jungen Planeten noch nicht ausgekühlt, und so vergleichsweise leuchtkräftig, sind.

    Hey Espe,
    ich versuche mal kompakt aber dennoch ausführlich zu antworten, muss aber bitten dass Du nachfragst falls etwas unklar beibt oder aber zu kompliziert erklärt ist.


    Also, Du sprichst hier erstmal 3 verschiedene astrophysikalische Phänomene an: Akkretionsscheiben (z.B. bei AGN), Spiralarme von Galaxien und Planetensysteme.


    Zuerst zu den Akkretionsscheiben: Generell ist ja so, dass Massen einander anziehen, vermittels der Gravitationskraft. Nur führt das nicht automatisch dazu, dass Materie radialsymmetrisch auf ein supermassives Schwarzes Loch im Galaxienzentrum stürzen kann. Denn es gibt ein Naturgesetz, welches besagt, dass Drehimpuls erhalten bleibt.


    Dieses Naturgesetz kannst Du beobachten, wenn Du in der Badewanne sitzt und den Stöpsel ziehst: Auch dann wird nicht das Wasser symmetrisch und ungestört in den Abfluss stürzen, sondern einen rotierenden Strudel bilden, in welchen Drehimpuls und Energie durch Reibung umverteilt werden, bis das jeweilige Wasserteilchen in das Loch stürzen kann.


    Bei einem supermassiven Schwarzen Loch führt dieses Prinzip dazu, dass zwar Materie aus der Umgebung gravitativ angezogen wird, aber eben nicht sofort vom Schwarzen Loch "geschluckt" werden kann, sondern erst durch Ausbildung einer rotierenden Scheibe in der Äquatorebene Drehimpuls und Bahnenergie abgeben muss. Natürlich gibt es dabei Gewinner und Verlierer: Manche Teilchen stürzen in das Schwarze Loch, andere werden auf höhere Bahnen gebracht oder entkommen sogar.


    Diese Scheibe, das ist die Akkretionsscheibe.


    Wenn man das genau ausrechnet, lernt man, dass die klassische "Reibung" alleine nicht ausreichen kann, um Akkretion zu ermöglichen, denn das Material ist immernoch nicht sehr dicht. Es ist jedoch (teilweise) ionisiert, und von Magnetfeldern durchsetzt. Diese spielen eine grosse Rolle, indem sie durch das Auslösen eines Effektes den wir Magnetorotationsinstabilität nennen, Turbulenz anregen, und somit den Drehimpulstransport effektiv genug machen, um die Akkretion (das "Verschlucken" von Teilchen durch das Schwarze Loch) erst zu ermöglichen.


    Nun ist es ja so, dass ein Schwarzes Loch sehr kompakt ist, und dass somit sehr viel potentielle Energie frei wird, wenn ein Teilchen auf seinen Ereignishorizont stürzt. Wie viel? das kannst Du Dir leicht herleiten, wenn Du überlegst, dass, um von knapp ausserhalb des Schwarzschildradius ins Unendliche "abzuspringen", Deine Startgeschwindigkeit von der Grössenordnung der Lichtgeschwindigkeit sein müsste (das macht ja erst das Loch schwarz!). Und Deine kinetische Energie in dem Fall? Die wäre von der Grössenordnung der Ruhemasse, nämlich m*c^2! Und umgedreht bedeutet das, dass für ein Teilchen vor und bei dem Sturz auf das Schwarze Loch auch ein nennenswerter Bruchteil (~50%) von m*c^2 frei wird.


    Zum Vergleich: nukleare Energieerzeugung, ob in Sternen (Kernfusion) oder Kernkraftwerken, setzt maximal ~2% der Restmasse an Energie frei.
    Akkretion ist also ein enorm Effizienter Prozess in der Astrophysik, um grosse Energiefreisetzungen (und damit Leuchtkräfte) zu erzeugen.


    Und diese Energie, wie bei jeder Art von Reibung üblich, die heizt die Akkretionsscheibe auf und führt so dazu dass sie thermisch zu Strahlen anfängt. Da die Scheibe von innen nach aussen kühler wird, und ausserdem die Fläche eines gleich breiten Scheibenstückes dabei natürlich zunimmt, ergibt sich aus der Überlagerung all dieser Schwarzkörperstrahlungen ein charakteristisches Spektrum, ein Potenzgesetz mit dem Exponenten -1/3 in F_nü. Dieses, und auch ein flaches Maximum der thermischen Emission im UV-Licht (den "big blue bump") beobachtet man tatsächlich bei vielen AGN (zumindest bei denen der Blick auf die Zentralregion nicht durch Staub verstellt ist).


    Das zeigt also, dass die AGN tatsächlich durch Akkretion gespeist werden.


    Auch ist dieser Prozess selbstbegrenzend: auch Licht übt ja einen kleinen (Strahlungs-)Druck auf Materie aus. Je heller also der zentrale AGN wird, umso mehr muss die Gravitation gegen diesen Strahlungsdruck "ankämpfen" um überhaupt noch "Nahrung" nachzuführen. Spätestens wenn Gleichgewicht zwischen beiden Kräften herscht, kann die Leuchtkraft nciht mehr weiter anwachsen, denn dafür wäre ja mehr Materienachschub nötig.
    Die Leuchtkraft, bei dem dieses Gleichgewicht erreicht wird, nennt man "Eddingtonleuchtkraft", und diese ist nur von einigen Naturkonstanten abängig und leicht zu berechnen.


    Das Ergebnis hängt von der Masse des anziehenden Zentralkörpers ab, und beträgt 1,3*10^38 erg pro Sekunde (oder eben 10^31 Watt) und Sonnenmasse.


    Wenn man nun die Leuchtkraft der hellsten AGN (der Quasare) misst, dann findet man etwa einige 10^46 erg/s. Folglich müssten sie Schwarze Löcher mit mehren hundert Millionen Sonnenmassen beherbergen, die nahe der Eddingtongrenze akkretieren. Das passt wunderbar zu Ergebnissen anderer Methoden, diese Schwarzen Löcher zu wiegen, und ist ein weiterer starker Hinweis auf die Richtigkeit der Vorstellung.


    Übrigens findet man in manchem Galaxien (M82 ist so ein Fall in unserer näheren Umgebung) auch Objekte, welche im fernen UV und Röntgenlicht weit heller als stellare Eddingtonleuchtkräfte sind, nämlich etwa 10^41 erg/s im Fall von M82 X-1. Diese "ultraluminous x-ray sources" oder ULXe sind ein ganz heisser Forschungsgegenstand zur Zeit, und neben der Erklärung als Emission junger sehr heisser massereicher Sternhaufen gibt es auch Modelle, die sie als akkretierende Schwarze Löcher mit geringerer Masse (etwa 1000 Sonnenmassen) als die in den Zentren der Galaxien beschreiben.


    Und im ganz kleinen gibt es auch in unserer Milchstrasse stellare Schwarze Löcher (und Neutronensterne), die Materie akkretieren und sich dadurch verraten. Diese nennt man darum manchmal auch "Mikroquasare", da sie ihren grossen Vettern sehr ähnlich sind. Cygnus X-1 ist so ein Fall.


    Schliesslich passiert bei der Akkretion auch etwas interessantes entlang der Polachsen: erinnere Dich daran dass wir gesagt hatten, dass das Material von Magnetfeldern durchsetzt ist. Durch die schnelle Rotation in der nähe des Schwarzen Loches werden diese stark "aufgewickelt", und bilden schliesslich "Schläuche" die in Richtung der Pole abströmen. Ein geladenes Teilchen, welches sich um diese Feldlinien bewegt, kann durch eine Zone nahe am Ereignishorizont eines rotierenden Schwarzen Loches (die Ergosphäre) geführt werden, und dabei dem Schwarzen Loch ein wenig seiner enormen Rotationsenergie abspenstig machen. Dieses bipolare Abströmen relativistischer Teilchen entlang der Polachsen beobachtet man tatsächlich, das sind die berühmten "Jets" der AGN.


    An Schocks im Verlauf dieser Jets können die Teilchen dann weiter beschleunigt werden, bis zu Energien von mindesten 10^21 elektronvolt pro Teilchen, weit höher als alles was man im Labor erzeugen kann. Zum Vergleich: Das sind etwa 100 Joule, also eine schon makroskopische Energie, für ein einziges Elementarteilchen!


    Und auch diese "Ultra high energy cosmic rays" beobachtet man (aber selten: nur ein Teilchen pro Quadratkilometer und Jahrhundert!) mit viele tausend Quadratkilomer umfassenden Experimenten, wie AUGER in der argentinischen Pampa.


    Soviel zu den AGN, ich mache gleich noch die beiden anderen Posts...

    When you see the flash -> duck and cover! [:)]


    Nein, ernsthaft, ich kann verstehen dass so etwas Angst machen kann, zumal man ja möglicherweise vergangene Aussterbeereignisse auf der Erde im Zusammenhang mit Impaktereignissen einordnen kann.


    Bei den Asteroiden (oder Kometen) kommt es neben der grösse sicher ganz entscheidend auf die Vorwarnzeit an, denn wenn man viele viele Orbits Zeit hat, würde vielleicht schon ein bescheidener Anstoss (das muss keine Nuklearwaffe sein, vielleicht würde es schon reichen die Albedo des Körpers ein wenig zu verändern) genügen um die Kollision zu vermeiden. Man muss aber ganz klar sagen dass diese Szenarien in zweierlei Hinsicht eher Science Fiction sind:


    Erstens kennt man zur Zeit keinen solchen Körper mit einer nennenswerten Impaktwahrscheinlichkeit in den nächsten Jahrhunderten, und zweitens sind die ganzen Szenarien was man so tun könnte absolut ungetestet und würden sicher nicht aus dem Stegreif erfolgreich angewandt werden können oder überhaupt nur machbar und funktionsfähig sein.
    Im - sehr sehr unwahrscheinlichen - Fall dass man heute einen kurz bevorstehenden Impakt erkennen würde, bliebe wirklich nur näherungsweises berechnen des Aufschlagpunktes, Versuch der grossflächigen Evakuierung - und mein Eingangssatz...
    Keine schöne Aussicht, aber wie gesagt sehr unwahrscheinlich - so viel unwahrscheinlicher als andere zivilisatorische Risiken dass man sich darüber nicht ängstigen sollte!


    Was man tun kann und auch tatsächlich tut ist aber durch astronomische Beobachtungen so viel wie möglich über kleine Körper im Sonnensystem zu lernen - und das ist richtig spannend!
    So gibt es einen Asteroiden mit Rotationsperioden von weniger als einer *Minute*. Eine der schnellsten Perioden (2008 HJ -> 42,7 Sekunden) wurde von einem britischen Amateurastronomen entdeckt, der dafür ein 2m Teleskop (Faulkes South in Siding Spring) nutzen "durfte"
    Das ist doch cool, oder? [:)]


    Bei den stellaren Schwarzen Löchern hat Caro ja schon gesagt dass es die zwar unvermeidlicherweise in der Milchstrasse gibt, aber dass die natürlich sehr kompakt sind (der Schwarzschildradius wäre nur Kilometer gross, und in grösserer Entfernung ist die Anziehungskraft haargenau wie bei einem nicht-kollabierten Stern). Und da die Milchstrasse sehr sehr gross ist, ist die Chance, dass uns so ein Ding "trifft" sehr sehr klein - zum Vergleich:
    Sterne gibt es viel mehr als Schwarze Löcher, aber selbst wenn 2 Galaxien kollidieren kommt es so gut wie nie zu direkten Kollisionen zweier Sterne!
    Also auch hier, das Risiko ist nicht mathematisch null, aber so unermesslich klein dass man sich nicht sorgen sollte.


    Zum Schluss bleiben noch die supermassiven Schwarzen Löcher in den Galaxienzentren - da ist es so, dass die Entwicklung von Galaxien durch Wechselwirkung und Verschmelzung mit anderen Galaxien gekennzeichnet ist. Auch der Milchstrasse steht das ja in einigen Milliarden Jahren mit M31 bevor.
    Und wenn dann jede Galaxie ihr zentrales Schwarzes Loch mitbringt, dann entstehen Mehrfachsysteme aus sich umkreisenden Schwarzen Löchern - so etwas vermutet man tatsächlich bei einigen aktiven Galaxien, anhand sehr regelmässiger Helligkeitsvariationen und in einem Fall auch aufgrund zweier spektroskopisch trennbarer Signaturen.


    Da können dann mehrere Dinge geschehen, in einem Dreifachsystem würde z.B. wahrscheinlich mindestens einer der Partner irgendwann in den intergalaktischen Raum "geschleudert" werden - und dort ein einsames, am Hungertuch nagendes Dasein fristen, denn der raum zwischen den Galaxien ist gewaltig gross - und gewaltig leer.


    Andererseits verlieren diese Objekte Energie durch Abstrahlung von Gravitationswellen, und so könnten sie irgendwann zu einem einzigen Schwarzen Loch verschmelzen (oder "koaleszieren" -> ein tolles Wort!).


    Dieses Ereignis würde einen ganz ausserordentlichen Schwall von Gravitationswellen auslösen, und um so etwas zu sehen plant man momentan fleissig an einem Gravitationswellendetektor im Weltall - LISA.


    Wall of text, sorry [:)]

    Hallo!
    Das ist eine wie ich finde sehr schöne Frage!


    Natürlich expandiert das Universum weiter während das Licht "unterwegs" ist. Das sieht man ja auch direkt an der Rotverschiebung eben dieses Lichtes.
    Das genaue Ausmass ist abhängig von den kosmologischen Parametern, aber wenn man einfach mal die Vanille-Lambda-CDM-Kosmologie annimmt, dann ist die Antwort dass jene Galaxie zum "heutigen" Zeitpunkt (wenn man das "jetzt" so einfach für das ganze Universum festlegen könnte) in etwa 45 Milliarden Lichtjahre entfernt ist.


    Was genau sich "jetzt" an der 13 Milliarden LJ entfernten Stelle befindet an der wir die rotverschobene Galaxie sehen, ist extrem abhängig von der lokalen Verteilung der Massen, der Strukturbildung, da auf lokalen Skalen diese über die kosmologische Expansion dominiert. Das müsste man also im Einzelfall anschauen und numerisch simulieren.


    Ich hoffe das hilft weiter!

    Und eines noch, was wie ich finde auch in Caros Berichten sehr schön rüberkommt: Auch Astronomen sind nicht völlig leidenschaftslos nur darauf aus Daten in die Hände zu bekommen und am Schluss einige Fakten zu extrahieren um sie auf 4 Seiten aufzuschreiben. Zusätzlich zu den professionellen und persönlichen Kontakten mit Kollegen <i>lernt</i> man unendlich viel über instrumentelle Möglichkeiten und Grenzen, "seinen" Datensatz, indem man selbst die Beobachtungen antellt - und das hilft ganz gewaltig bei der richtigen Einordnung der Ergebnisse!