Beiträge von DK279

    Hi,


    das geht leider grundsätzlich nicht. Für jedes Objekt gibt es eine gewisse Energiemenge die man hineinstecken muss um es von der Oberfläche eines bestimmten Himmelskörpers zu lösen. Egal ob man das nun in Form von Geschwindigkeit tut, oder durch Zug an einem Seil. Bei Überschreiten des Ereignishorizontes wird diese Energiemenge unendlich groß, das heisst keine Kraft der Welt kann das Objekt mehr aus dem Schwarzen Loch befreien...


    Viele Grüsse,
    Dominik

    Es sagt doch auch keiner, dass es nicht berichtet werden soll. Er hat doch bereitwillig auf die Frage Auskunft gegeben! Ich sehe nur einfach nicht, was das mit dem Bild eines Schwarzen Lochs zu tun hat, das ist alles...

    Ganz ehrlich, das ist aber doch Heinos Privatsache. Der Journalist scheint danach gefragt zu haben und habt eben eine ehrlich Antwort bekommen. Er ist ein aufrichtiger, hervorragender Wissenschaftler und übrigens auch ein sehr guter Wissens-Vermittler. Und Jahrzehnte geduldiger Arbeit wurden mit einem tollen Resultat belohnt, das sollte doch für sich stehen!

    Hi,


    ja klar! Man kann sich immerhin näherungsweise aber etwas vorstellen: Auch im Sonnensystem gibt es doch gebundene Bahnen die dennoch nicht zum Absturz in die Sonne führen. Also für ganz normale Objekte. Wenn man nun von aussen auf den Fluss von Himmelskörpern (Kometen oder Asteroiden z.B.) schauen würde die aus dem Sonnensystem entkommen, nun, dann wären das eben auch diejenigen nicht dabei, die auf stabilen Bahnen die Sonne umkreisen.


    Viele Grüsse,
    Dominik

    Hi,


    die Simulationen sind tatsächlich richtig richtig ähnlich wenn man noch die begrenzte Auflösung des realen Bildes hinzunimmt. Da lernt man sogar etwas daraus, denn die simulierte Konfiguration die ein dem echten möglichst ähnliches Bild liefert, ist wahrscheinlich auch nicht weit weg vom realen Aussehen des Objektes...

    Der Ereignishorizont ist kleiner als der Schatten (in dem Fall etwa um den Faktor 2,5). Die Singularität selbst ist dem Begriff nach natürlich unendlich klein. Sie muss aber kein Punkt sein, auch ein Kreisring kann ja ein Volumen bzw. eine Oberfläche von null haben. So oder so ist sie aber weit innerhalb des Ereignishorizonts, und halt nicht beobachtbar...

    Sehe ich auch so. "Bogensekunde" ist kein Begriff den die meisten Leute kennen (oder brauchen), die dennoch eine große Faszination an solchen Ergebnissen teilen. Warum rein begriffliche Hürden aufbauen wenn es auch ohne geht?

    Hallo Jogi,


    das Milchstraßenzentrum ist tatsächlich auch eines der Ziele des EHT. Einfach mal noch bisschen abwarten ;)


    Radioteleskope beobachten kontinuierlich, sie "belichten" eigentlich nicht. Die für dieses Bild entscheidenden Daten kamen aber aus nur wenigen Nächten. Waren dennoch mehrere Petabyte...


    Viele Grüsse,
    Dominik

    Hallo HaHo,


    naja, es ist eben ein Foto in dem Sinne dass es eine räumliche Abbildung ist. Klar, bei anderen Wellenlängen aufgenommen als die die wir sehen, aber das ist doch für uns Astronomen echt nicht schockierend. Und das Bild wurde erst möglich durch die Zusammenschaltung vieler Teleskope im Computer, der aber an sich die gleichen Schritte rechnerisch vollzieht die eben die abbildende Optik sonst rein optisch machen würde. Es ist schon ein Foto, wenn eben auch ein ungewöhnliches. Was den "Schatten" angeht, siehe oben. Wegen der starken Krümmung der Raumzeit gibt es einen Bereich der größer ist als der Ereignishorizont, aus dem aber Photonen dennoch nichtmehr auf ungebundenen Bahnen und damit zu uns gelangen können. Das ist leider nicht perfekt intuitiv, weil wir eben in relativ flachen Raumzeiten leben, aber rechnerisch genau so erwartet worden. Das Schwarze Loch verdeckt heisses Gas, daher "Schatten". Natürlich hat Radiostrahlung für uns keine Farbe, daher wurde als Farbskala eben die Helligkeit genommen. Weisser ist heller.


    Viele Grüsse,
    Dominik

    Hallo ThomasCS,


    wie oben schon geschrieben, genau gesehen sollte man vielleicht drei Dinge unterscheiden: Das "Schwarze Loch" selbst. Das "irgendwas" (vielleicht eine punktartige Singularität, vielleicht etwas anderes) zu dem die kollabierte Masse wird, und das wir niemals sehen können denn es ist von einem "Ereignishorizont" umgeben. Genau betrachtet ist das dunkle Ding in der Mitte des Bildes weder das eine noch das andere, sondern der "Schatten" des Ereignishorizontes. Dieser ist ein paar mal größer als der Ereignishorizont selbst, aber eben von der Erde aus wirklich das nächste was wir überhaupt nur sehen können. Die Skalen im Bild kann man sich gut vorstellen: Wenn die Sonne genau in der Mitte wäre, dann entspricht das Ausmaß des Schattens in etwa der Distanz der Voyager-Sonden von der Sonne. Dem Kollegen vom IRAM würde ich nicht ganz folgen wollen. Klar, vielleicht kann man irgendwie irgendeine Theorie bauen bei der man genau diese Art Schatten nicht mit einem Kerr-Schwarzen-Loch sondern mit einem Gravastern oder sonst irgendwas bekommt. Aber wir *wissen* durch die Messungen der Gravitationswellen-Detektoren absolut sicher, dass Kerr-Löcher in der Natur existieren. Nun sehen wir etwas sehr großes, das genau wie ein Kerr-Loch aussieht. Die einzig solide Schlussfolgerung ist doch, dass es auch genau das ist. Genau so ist sein Kommentar aber vielleicht auch gemeint...


    Viele Grüsse,
    Dominik

    Weiter geht es mit dem Posting von HWS (--> der Hinweis mit den gefrorenen Sternen ist übrigens klasse, ist auch eine meiner Lieblings-Facetten an der Geschichte!).


    "Das wäre also ein richtiges Bild gegen einen leuchtenden Radiohintergrund? Kann man das so verstehen? Woher käme dann die Radiostrahlung?
    Oder ist das die Strahlung, die in der Umgebung des SL erzeugt wird? Dann müßte aber doch auch Strahlung in der Umgebung vor dem SL erzeugt werden, die vielleicht sogar stärker wäre."


    Ja, was man sieht ist ein Bild, aber nicht im sichtbaren Bereich, sondern bei Radio-Wellenlängen. Nur dort kann man gleichzeitig so hohe Auflösung erreichen und überhaupt durch das Gas und den Staub durchschauen bis zum Kern. Die Radiostrahlung kommt vom Plasma in der Umgebung des Schwarzen Lochs. Da sich das Material dort nicht in einer Kugel anordnet, sondern einer Scheibe, auf die wir fast von oben schauen, ist die Sichtlinie zum Schwarzen Loch selbst fast frei und daher sieht man wirklich den "Schatten" (das dunkle in der Mitte ist genau gesehen nicht der Ereignishorizont, sondern ein paar mal größer. Das ist einer der Effekte der Relativitätstheorie, dass der Schatten dem Beobachter größer erscheint als das Objekt selbst).


    Viele Grüsse,
    Dominik

    So. Ausgeschlafen, nun geht es los. Ich fange mal mit StephanPsys Fragen an, und mache mehrere Postings, so dass es übersichtlich bleibt.


    - warum erscheint der Schatten nicht genau kreisförmig zu sein ? Ist das eine perspektifische Verzerrung ?


    --> Erstmal, wir schauen nicht genau von "oben" auf den inneren Teil der Akkretionsscheibe (also das heiße Plasma das leuchtet) und das Schwarze Loch in M87. Sondern um etwa 17° gegen die Senkrechte geneigt. Es gibt also in der Tat kleine perspektivische Effekte, aber die sind hier nicht der entscheidende Grund. Sondern die Relativitätstheorie. Ein Teil der Scheibe rotiert sehr schnell auf uns zu, ein anderer Weg. Daher kommen Unterschiede in der von uns wahrgenommenen Intensität. Und, noch wichtiger, das Schwarze Loch krümmt so nahe am Ereignishorizont die Lichtwege enorm. Wir können in dem Bild ein Stück weit um das Schwarze Loch "herumschauen". Für ein Schwarzes Loch das keinen Spin hat ("nicht rotiert") wäre dieser Effekt symmetrisch. Reale Schwarze Löcher haben aber Spin, und so ist der Effekt nicht symmetrisch sondern bevorzugt eine Seite. Das macht den kreisförmigen Eindruck zu Nichte. Übrigens, im Film "Interstellar" wurden mehr oder weniger reale Simulationen dieser Effekte verwendet. Kann man nochmal anschauen, die Ähnlichkeiten sind da!


    - kann man schon was sagen, was die orangen und gelben bananenförmigen Teile im Bild bedeuten ?


    --> Da das ja ein Radiobild ist, das bei einer bestimmten Wellenlänge aufgenommen wurde, entsprechen die Farben nicht Wellenlängen, sondern Intensitäten, also Helligkeiten. Das was da hell ist, ist der innerste Teil der Akkretionsscheibe, also schnelles heisses Plasma das sich um das Schwarze Loch bewegt. Siehe oben, das hilft zum Beispiel dabei genau zu sehen, welche Bereiche der Scheibe sich wie genau bewegen.


    - was verursacht die schwachen "roten Ohren" um den roten Ring ? Sind das alles nur perspektifische Verzerrungen ?


    --> Würde ich nicht überinterpretieren: Bilder aus der Radiointerferometrie haben einen sehr begrenzten Dynamikumfang, und auch mal Artefakte. Aber das sind die Aufgaben für die Zukunft: Auch nach aussen geht das heisse Gas weiter, und irgendwo startet der Jet. Das wollen wir irgendwann doch auch alles sehen ;)


    Viele Grüsse,
    Dominik

    Guten Morgen,


    ich bin gerade erst von einem Vortrag zurückgekommen. Wie Caro schon angekündigt hat, werde ich gleich nach ein wenig Schlaf eure Fragen gern nach Kräften beantworten. Ein toller Astronomie-Tag!


    Viele Grüsse,
    Dominik

    Danke! Vergleichsweise hohe Ejekta-Geschwindigkeiten, aber an sich scheinbar eine echte Brot-und-Butter-Nova. Was sogar OK ist, WENN wir denn endlich mal eine galaktische SN bekommen würden, dann darf das bitte auch ein Kernkollaps sein, keine Ia. Und vor allem nicht unter so marginaler Sichtbarkeit [;)]

    Hi Liborius,


    auch hier, von wann ist die Aufnahme?


    Abgesehen davon, ich habe grad mal auf die Schnelle geschaut: Das Objekt das Du mit "7.9" beschriftet hast ist doch offensichtlich deutlich heller als der 7.25mag Stern oberhalb davon. Und es passt zur Position des fraglichen "neuen" Sterns. Deine Aufnahme _könnte_ (könnte!) also in Wahrheit eine Bestätigung sein. Von wann ist sie denn, und was wurde verwendet?


    Viele Grüsse,
    Dominik

    Wären fast 6mag Helligkeitsanstieg in ~16 Minuten (Zeit zwischen den beiden bei CBAT erwähnten Frames). Unabhängige Bestätigung wäre schon sehr wichtig...


    EDIT: Beim Lesen der CBAT Meldung verguckt, sorry. Die 16 Minuten sind natürlich Quatsch, das vorherige Frame ist vom 21.04. ...

    Ausserdem, warum denn überhaupt "Krise" der Physik? Es ist doch absolut normal und prima, dass es Neuland zu betreten gibt und unverstandene Phänomene zu erforschen. Das ist das Wesen der Natur und der Grund warum wir überhaupt Wissenschaft betreiben können, und war schon immer so.


    Ganz ehrlich, wenn es eine Krise gibt dann eher im Bereich Journalismus, und das schliesst leider oft auch (ehemalige) Wissenschaftler ein die in der Öffentlichkeit berichten: Die Qualität der Berichte über aktuelle Forschungsfragen war noch nie zufriedenstellend, aber ich gewinne den Eindruck es wird leider (trotz sehr viel Mühe die viele von uns hineinstecken, die Öffentlichkeit und Medien mit guten Infos zu versorgen!) eher schlimmer als besser. Alles wird dramatisiert, mit Begriffen wie "Krise" oder "Überraschung" versehen, und auf ein Niveau heruntergezogen wo es einfach nur falsch sein kann. Einsichtsfähigkeit mancher Autoren (wie gesagt, durchaus auch Leute mit wissenschaftlicher Ausbildung dabei) ganz nahe Null. Ich will keinesfalls alle über einen Kamm scheren, es gibt natürlich gute Beispiele. Aber hier wäre ein Umdenken, hin zu mehr Demut und Bescheidenheit (nicht vor der Wissenschaft, sondern vor der Natur und ihrer irreduziblen Komplexität, die sich einfach nicht immer komplett in der Alltagssprache beschreiben lässt) wirklich wünschenswert.


    Viele Grüsse,
    Dominik

    Hi,


    ich finde es aber ziemlich unangebracht, dass in der Antwort nur auf die Frage eingegangen wird, ob der Laser die Sternwarte selbst stört. Das Problem sind doch vielmehr die Mitmenschen, denen 1.: der Eindruck vermittelt wird Laserstrahlen am Himmel seien cool und irgendwie OK, und 2.: die der Strahl möglicherweise wirklich und zu Recht stört.


    Viele Grüsse,
    Dominik