Tach Zusammen!
Ich weiß nicht, ob es vielleicht vielen Anfängern so geht wie mir. Geblendet von den tollen Bildern im Internet oder auch auf der Verpackung des eigenen Teleskops, versucht man, genau solche Objekte zu finden und landet total auf der Nase.
Wenn man sich dann an die "Freaks" wendet, verstehen die meist gar nicht, welches Problem man eigentlich hat, geben gut gemeinte Ratschläge und weisen natürlich darauf hin, dass man Bilder wie in den Hochglanzprospekten ohnehin nicht erwarten kann.
Damit war mir aber nicht geholfen. Ich wollte kein "Hochglanzbild" und es mußte auch nicht in Farbe sein. Ich wollte überhaupt mal etwas ausser Mond und Planeten und natürlich Sternen sehen....
Schlussendlich hat mir dann ein Mitglied dieses Forums - "KaStern" - geholfen, indem er sich eine Nacht lang mit mir auf dem Acker herumgedrückt hat und mir erklärt hat, worauf es ankommt. Dabei ist mir klargeworden, welche Fehler ich gemacht habe. Es war wirklich, als wenn man nach zwei Jahren Autofahren gesagt bekommt, dass es im Vorwärtsgang besser geht!
Deshalb hier ein kleiner Roman, um andere vor diesem Irrweg zu veschonen:
1. Motivation
Was will ich eigentlich sehen? Ich denke, es geht mir wie den meisten Anfängern. Jeder, der mal durch ein "Rohr" gesehen hat weiss, dass Sterne eigentlich uninteressant sind. Sterne sind Punkte - und das bleiben sie auch, egal wie stark man vergrößert.
Interessanter sind Planeten wie Jupiter und Saturn. Da gibt es was zu sehen! Schwierig ist das auch nicht - abhängig vom verwendeten Teleskop sind die Planeten halt mehr oder weniger groß, scharf.....
Was mich aber eigentlich "antörnt" sind Objekte wie Nebel oder Galaxien, also die ganzen "Mxxx" und "NGCxxxx" und so weiter. Die will ich sehen und finde sie nicht. Warum?
2. Verwirrungen
Zum einen wird man bereits durch die "Features", über die Teleskope angepriesen werden, in die Irre geschickt. Zum anderen gibt es da noch eine historische Begriffsverwirrung, die einen dann völlig am Bahnhof landen läßt:
2.1 Vergrößerung
Dass die angeblich möglichen Vergrößerungen mit denen Teleskope oftmals beworben werden, ziemlicher Bockmist sind, bekommt man eigentlich schnell mit. Dass es gerade bei den o.g. Objekten überhaupt nicht auf Vergrößerung ankommt, sagt einem aber niemand.
Ich z.B. habe mich mit den Teleskopen, angefangen vom "Tschibo-Rohr" bis zum 8" SC, langsam hochgekämpft - immer die mögliche Vergrößerung, die ja in erster Linie auch von der Öffnung abhängt, im Blick. Natürlich habe ich auch bei den Okularen immer auf möglichst hohe Vergrößerung geachtet. Völliger Schwachsinn! Die hohen Vergrößerungen machen Sinn, wenn's um Planeten, oder einen einzelnen Mondkrater geht. Die meisten Nebel und Galaxien (zumindest die, mit denen man wohl anfangen sollte) sind riesig. Mit den Okularen, die ich mir bisher zugelegt habe (die niedrigste Vergrößerung, die ich hinkriege, liegt bei 100fach), würde ich z.B. die Andromedar-Galaxie nur zu einem Bruchteil sehen können, da sie weit größer als mein Gesichtsfeld ist.
2.2 Magnitude
Ich habe immer gedacht, das heißt "Größe" (so von Magnus - ich bin kein Lateiner, aber ich glaube, das heißt "Größe"). Ebenfalls Schwachsinn! Die Angaben, die ich immer in meinen diversen Sky-Chart-Programmen finde (z.B. "Cartes du Ciel"), geben nicht die Größe, sondern die Helligkeit an. Das ist ein Riesenunterschied!
Aus beiden Verwirrungen, a) dass es auf die Vergrößerung ankommt und b) dass dieses vermaledeite "8,4Mag" die Größe angibt, bin ich dann auf folgende Vorgehensweise verfallen: Ich bin mit einem schwach vergrößernden Okular (das war bei mir aber bereits 100fach) dahin gewandert, wo ich das Objekt vermutet habe. Dann habe ich jeden winzigen Punkt, der mir irgendwie "flächig" vorkam, bis zum Erbrechen vergrößert......es blieben aber Punkte, die nur immer unschäfer wurden!
3. Die Lösung
Wichtig ist, wie gesagt, nicht die Vergrößerung. Wichtig ist einzig die Öffnung des Teleskops. Die entscheidet, wieviel Licht gesammelt wird. Die begehrten Objekte sind (zumindest zu einem Großen Teil) so groß, dass man sie schon mit bloßem Auge sehen könnte. Sie sind einfach nur viel zu duster! Theoretisch würde ich diese Objekte also bei 1-facher Vergrößerung (ich weiß - das geht nicht...) sehen können, wenn nur mein Teleskop eine Öffnung hat, die n-mal größer als meine Pupille ist und ich dadurch n-mal mehr Licht abbekomme.
Man sollte das Teleskop also nicht als Wahnsinns-Vergrößerungs-Apparatur sehen, sondern vielmehr als Lichtverstärker.
Dabei hat man allerdings den gleichen Effekt, wie bei allen Verstärkern: Man verstärkt nicht nur das Signal, auf das es ankommt, sondern alle. Wer also mit einem "Riesenrohr" bei Vollmond loszieht, wird nur einen grauen Himmel sehen, da das Streulich vom Mond ebenso verstärkt wird.
4. Ausrüstung
Ich weiß jetzt (hoffe ich) so halbwegs, worauf es ankommt. Im Detail muß ich mich aber noch kräftig einarbeiten. Was ich bereits mitbekommen habe ist, dass es nicht reicht, ein langbrennweitiges Okular mit einer entsprechend niedrigen Vergrößerung zu verwenden. Damit wird nämlich nicht zwingend das Gesichtsfeld größer. Das hängt z.B. vom Öffnungsverhältnis und somit vom Winkel des Lichtkegels ab, der das Okular erreicht. Deshalb sollte man sich beim Okularkauf beraten lassen und vor allem sagen, welches Teleskop man hat und was man beobachten will. Wenn man die Okulare nicht bei Tschibo kauft, sondern z.B. bei "Wolfi" (Teleskop-Service Ransburg) wird man sicherlich eine gute Empfehlung bekommen.
So - das musste ich jetzt einfach mal loswerden! Ich hoffe, es wird dem einen oder anderen "Mitrookie" helfen, nicht in die Irre zu laufen. Jetzt aber den wichtigsten Tipp zum Schluss:
Sucht Anschluß! Ich habe den Eindruck, dass die Teleskopgemeinde ein sehr freundlicher Haufen ist. Fragt nach, ob ihr euch irgendwo 'dranhängen könnt und schämt Euch bloß nicht, weil Euer Teleskop vielleicht so klein ist. Das ist kein Wettpinkeln!
Ihr könnt im Internet lesen, soviel ihr wollt - entweder will Euch jemand etwas verkaufen, oder Ihr bekommt Riesenabhandlungen, wo jemand den ...was weiß ich... Lambda-Quotienten seines Rohrs berechnet. Am meisten und am schnellsten lernt Ihr's, wenn Ihr Euch an jemanden hängt, der einfach mehr Erfahrung hat.
Gut spechteln
Klaus