Hallo Gerd,
ich lese hier schon länger mit und möchte jetzt doch mal einige Punkte ansprechen wenn Du gestattest:
Daß von der Fraktion der Newton-Hasser selten objektive Aussagen kommen ist ja nichts neues. Trotzdem finde ich es schon belustigend daß Du einerseits Deinen 6"f8 China-Dobson als Argumentationsgrundlage heranziehst um Dobsons generell als möglichst unbrauchbar darzustellen, andererseits aber "drüben" postest daß man ein SC auch "vernünftig auslegen" kann.
Nun, das gilt für jedes Teleskop, egal ob Newton, Refraktor, SC oder sonstwas. Schon die bei den preiswerten Geräten teilweise erhebliche Serienstreuung verbietet solche Verallgemeinerungen. Daß Du mit Deinem vorhandenen Wissen über Optik trotzdem so argumentierst zeigt deutlich wer hier Vorurteile hat.
Mal im Einzelnen:
Dich stören die Spikes: die einfach umsetzbare Lösung: eine gebogene Spinne. Wenn diese etwa einen 90° Bogen innerhalb des Strahlenganges beschreibt sind die Spikes schlicht weg und es gibt auch keinen Lichthof, komische Spikes oder sonstge Erscheinungen.
Dich stört der unbequeme Einblick: auch hier ist einfach Abhilfe zu schaffen indem der OAZ sinnvoll postioniert wird, evtl wären da drehbare Rorhschellen eine sinnvolle Lösung. Ich kenne viele verschiedene Newtons/Dobsons an denen man sehr gemütlich auf einem Bügelstuhl sitzend ähnlich oder genauso entspannt beobachten kann wie bei einem Gerät mit rückseitigem Einblick. Schwenk mal einen paralaktisch montierten 200mm f15 Refraktor durch die Gegend und sage dann daß man da gemtütlich hinter sitzen bleiben kann. Da ist jede Beobachtungsposition von auf dem Boden liegend bis auf einem Hocker stehend gefragt.
Du kritisierts den Sucher mit geradem Einblick...es gibt auch Winkelsucher bzw. man kann (wenn man kann und will) recht einfach einen Winkelsucher aus einem geradsichtigen basteln. Oder der Tubus ist lang genug um den sucher so neben dem OAZ zu positionieren daß eine leichte kopfbewegng ganz ohne Verrenkungen reicht um vom Okular zum Sucher und wieder zurück zu wechseln.
Es gibt ja noch die klassischen langen ultimativen Fhs, auch an diesen Geräten sind meistens geradsichtige Sucher montiert...manchmal sogar mit dekorativen sauber verarbeiteten Messingteilen anstatt mit Plaste und vor Lunkern strahlenden Billig-Alugußteilen. Trotzdem geradsichtig = unbrauchbar ?
Zum Farbfehler bei Achromaten bleibt zu sagen daß z.B. eine 80/1200 einen Polystrehl von etwas über 80% erreicht, ich meine etwa 84% sind bei perfekter Ausführung (!) theoretisch möglich. Schon bei einem 100/1500 und erst recht bei einem 150/2250 sieht die Sache ein wenig anders aus, ganz zu schweigen von einem 6"f8 oder Geräten mit noch angespannterem Öffnungsverhältnis. Und: wie viele dieser langsamen FHs gibt es? Vom 80/1200 Vixen 80L und dem einen oder anderen älteren Tasco / Weltblick / Unitron Raritäten abgesehen sind diese langen FHs schlicht eine Seltenheit geworden.
Zu der von dir verlinkten Jupiterzeichnung: ich habe viele Nächte mit einem C8 beobachten können - ja, ich kenne auch diese Geräte vom eigenen Durchsehen - die auf der Zeichnung dargestellten Details schafft ein C8 auf jeden Fall ganz ohne Anstrengung wenn es sich um ein ordentlich gefertigtes Exemplar handelt bei dem die Spiegel gelungen sind und die Schmidtplatte keine Speichenstruktur aufweist. Es gibt reichlich Beobachtungsberichte wo man deutlich sehen kann daß ein C8 absolut kein schlechtes Teleskop ist sondern daß es bei ordentlicher Ausführung nur im bereich hoher Vergrößerung im Vergleich zu visuell ausgelegten Spezialsten LEICHT zurückfällt. Schon beim Vergleich Großseriennewton mit 50mm oder 60mm FS und den dort ebenfalls nicht zu verleugnenden Schwächen herrscht etwa Gleichstand. Da kommt der 6"f8 FH auch ohne Obstruktion nicht mehr heran. Gerade bei Jupiter mit seinen vielen schwachen/blassen Details wirkt der Farbfehler deutlicher kontrastmindernd als z.B. am Mond. Dort sieht man evtl- den leichten Farbsaum an vielen hell-dunkel Übergängen, die Konturen werden aber trotzdem zu einem recht großen Teil erhalten bleiben.
Daß sich auch ein Achromat für manche Aufgabenstellungen gut eignet beweisen etliche Fotographen die damit sehr schöne Schmalbandaufnahmen zaubern. Gerade Leute mit etwas Freude am praktischen Experimentieren haben da ansehnliches vorgelegt. es gilt halt diese Geräteklasse sinnvoll zu nutzen, wie bei jedem anderen Teleskop auch.
Auch die klassische bezeichnung Kometensucher kommt nicht von ungefähr, bei Öffnungen von 4"bis6" sind das schöne Weitfeldtelekope, einen 4" oder 5" Newton mit guter Ausleuchtung UND geringer Obstruktion zu bauen ist von vorne bis hinten recht knapp.
Wäre es für den interessierten Einsteiger nicht ungleich hilfreicher gezielt und wertneutral die Stärken der einzelnen Teleskopbauweisen heraus zu arbeiten und damit Hilfestellung für eine sinnvolle Teleskopwahl zu liefern als ewig auf (angeblichen) Nachteilen herum zu reiten? Viele dieser Vorurteile ergeben sich aus der mängelbehafteten Ausführung einiger billiger Seriengeräte. Daß es in fast allen Fällen bessere und fast zwangsläufig bessere Alternativen gibt wird gerne verschwiegen.
Gerade im Bereich Refraktoren bis ca. 5" Öffnung ist die Auswahl schlicht enorm. Kurt brachte letztens erst den Hinweis auf den nicht mehr überall erhältlichen aber trotzdem problemlos zu erwerbenden 90/900 ED von Syntha, meiner Meinung nach ein Gerät mit sehr Interessantem Preis-Leistungsverhältnis und nur wenig teurer als ein halbwegs gescheiter Achromat.
Oder als Beispiel für Gebrauchtgeräte: der Vixen ED 114 SS, ein herrlich handliches, leichtes, kurzes und trotzdem erschreckend farbreines Gerät, da kommen viele moderne "EDs" nicht mal ansatzweise mit. Wäre mein persönlicher Favorit für ein schnell nutzbares handliches Teleskop.
Ebenso gibt es gute Lösungen im bereich SCs oder Newtons, man muß wenn man einen gewissen Anspruch hat halt gegebenfalls auf ein wenig Öffnung verzichten oder etwas länger sparen. Oder selber bauen oder ein vorhandenes Gerät leicht modifizieren (lassen).
Es gibt viele Wege zum für den eigenen Anspruch nahezu optimalen Teleskop wenn man ganz gezielt die Vorteile verschiedener Konzepte herausarbeitet und dann die Auswahl trifft ist die Gefahr daneben zu liegen relativ gering.
Richtig interessant wird es natürlich wenn nach Nachteilen gesucht wird und dann schlicht Bedienfehler zu mehr oder weniger Haare sträubenden Statements führen. darauf möchte ich aber icht auch noch eingehen da sich zu den Aussagen auf die ich mich damit beziehe sicher jeder schon eine iegens Bild gemacht hat.
Viele Grüße Felix