Beiträge von Guntram

    Hallo Uwe.


    Zum Filter: Für welches Filter du dich entscheidest, ist wahrscheinlich Geschmacksache. Ich habe keine Erfahrung mit Polfiltern zur Lichtabschwächung. Ich verwende an meinen Schiefspieglern das Filterschubladen-System von Teleskop-Service. Man muss dafür 15mm optischen Weg einplanen. Damit entfällt die lästige Schrauberei, wenn man verschiedene Filter verwenden möchte.


    Lieber etwas zu viel an optischem Weg einplanen, als zu wenig. Ist bei deinem Teleskop ja kein Problem.



    Viele Grüße,

    Guntram

    Hallo zusammen.



    Vor einiger Zeit habe ich zwei Justieranleitungen für Schiefspiegler verfasst. Es sind Anleitungen für anastigmatische und katadioptrische Schiefspiegler.

    Sie haben jetzt im Netz eine neue Heimat:


    Die Anleitung für anastigmatische Schiefspiegler:

    https://johanneslampert.at/files_guntram/Justieranleitung%20anastigmatischer%20Schiefspiegler.%20Version%2020.4.2020.pdf


    Die Anleitung für katadioptrische Schiefspiegler:

    https://johanneslampert.at/files_guntram/Die%20Justierung%20des%20katadioptrischen%20Schiefspieglers.Version%202021.06.19.pdf


    Die Anleitungen sind kostenfrei, und können frei verteilt werden.

    Ich bin, wie immer, dankbar für Rückmeldungen bezüglich Fehlern oder Verbesserungsvorschlägen.



    Viele Grüße,


    Guntram

    Hallo Uwe.


    Hier nun mein Vorschlag für den gefalteten Schiefspiegler:



    Bitte schau dir den Entwurf genau an. Entspricht er deinen Vorstellungen?

    Völlig vignettefreies Feld: 19,5mm


    Für den Diagonalspiegel kommt ein Fangspiegel von 45 bis 50mm kleiner Achse in Frage. Man hat dann Reserven falls die mechanische Ausrichtung nicht ganz präzise ist, und muss keine Sorgen

    wegen dem möglichen Randdefekt haben. Es ist immer gut, wenn nicht jeder Quadratmillimeter eines Hilfsspiegels genutzt werden muss.


    Abstand der Bildebene vom einfallenden Lichtbündel: ca. 225mm.

    Das ist ausreichend für den erwähnten Okularauszug, und einen Standard- Binokularansatz.

    Ich habe den Lichtweg für den Baader Maxbright II verwendet.

    Falls du mehr Abstand der Bildebene zum einfallenden Licht möchtest, kannst du einfach den Abstand des Faltspiegels zum Sekundärspiegel verkürzen. Dann kommt die Bildebene weiter raus.


    Durchmesser von Sonne / Mond: 24,5mm.

    Die Sonne oder der Mond passt damit bequem in das Gesichtsfeld von langbrennweitigen Okularen mit 31,8mm Steckdurchmesser (Felddurchmesser 29mm).


    Edit: Du kannst auch 2 Zoll Okulare verwenden. Eventuell sieht man bei den 2 Zöllern mit maximaler Feldblende eine leichte Vignette am Feldrand. Sollte aber unauffällig sein. Ich verwende ein ähnlich dimensioniertes Instrument, und habe keinerlei Probleme mit der Feldausleuchtung.


    Der Strehl- Wert kommt auf 87% bei optimaler Fokussierung. Alle Werte dieses Entwurfes beruhen auf dem Krümmungsradius des Hauptspiegels. Wenn der nicht genau gemessen wurde, stimmt der optische Entwurf nicht.

    Hat der Sekundärspiegel den gleichen Krümmungsradius wie der Hauptspiegel? Ich frage zur Sicherheit.


    Der Lichtkegel zwischen dem Faltspiegel und der Bildebene steht senkrecht zum einfallenden parallelen Lichtbündel. Das ermöglicht die einfache Montage des Fokussierers auf das Gehäuse, vorausgesetzt, die Montagefläche ist parallel

    zum auf den Hauptspiegel einfallenden Licht.


    Zwischen einfallendem Licht und dem Sekundärspiegel ist ausreichend Platz für eine dünne Streulichtblende. Unbedingt notwendig!



    Viele Grüße,

    Guntram

    Hallo Uwe.


    Winspot kann keine Strehlwerte berechnen. Ich stelle das jeweilige System in einem anderen Programm nochmals auf, das Strehlwerte berechnen kann.


    Die Größe des Fangspiegels hängt davon ab, wie weit das Bild aus dem Gehäuse heraus verlegt werden soll, und welches Bildfeld gewünscht wird.

    Mit deinem 54mm Sekundärspiegel kannst du ohne jede Vignettierung ein Feld von 20mm Durchmesser ausleuchten. Der Helligkeitsabfall für größere Felder dürfte minimal ausfallen.

    Ich denke, in der Praxis kannst du mit etwa 30mm oder etwas mehr rechnen, je nach persönlicher Vorliebe.


    Die Justierung wird mit Faltspiegel gar nicht schwieriger. Ist ja nur ein Planspiegel. Mechanisch ausrichten, Laser in OAZ, justieren bis der Laserpunkt mittig auf dem Sekundärspiegel liegt.

    Rasierspiegel ausrichten ist schwieriger.


    Der Durchmesser des Faltspiegels (kleine Achse) sollte zwischen 40 und 50mm liegen, je nach OAZ und gewünschter Schnittweite. Soll noch ein Bino bequem Platz finden?.

    Das ist aber noch nicht in Stein gemeißelt. Allzu astigmatisch sollte der aber nicht sein, weil das System ohnehin keinen Astigmatismus in der Bildmitte hat.



    Viele Grüße,

    Guntram

    Hallo Uwe.


    Die Interferogramme sehen ja sehr gut aus!


    Ich habe deine Daten genommen, und versucht, einen ordentlichen Kutter daraus zu rechnen. Leider sind deine Radien eher auf der kurzen Seite, was sich beim anastigmatischen Schiefspiegler rasch bemerkbar macht. Zudem gibst du den Durchmesser des HS jetzt mit 115mm an, was dem Entwurf auch nicht zuträglich ist.


    Hier nun Variante 1, berechnet mit dem Hauptspiegeldurchmesser 115mm.



    Man sieht deutlich, dass etliche Lichtstrahlen ausserhalb des Airy-Scheibchens zu liegen kommen. Dementsprechend auch der Strehl- Wert für 546nm:

    78%, also formal noch unter der Beugungsgrenze. Wenn man diese Variante auf 110mm abblendet, kommt man auf 83%. Das ist schon deutlich besser.


    Nun kann man über den Spiegelabstand noch versuchen, die Situation zu verbessern. Hier nun diese Variante:



    Dieser Entwurf ist auf 110mm Öffnung gerechnet. Der Strehlwert verbessert sich auf 85%, und der einzige Preis, den man bezahlen muss, ist die größere Baulänge. Abblenden

    auf 105mm verbessert den Strehlwert auf 88%.


    Man könnte das Spiel noch ein bisschen weiter treiben. Dabei steigt die Bildqualität und die Baulänge weiter an. Ein Wert von 87% scheint für 110mm Öffnung realistischerweise erreichbar. Das ist ungefähr vergleichbar mit dem klassischen KOSMOS Schiefspiegler.

    Wenn du möchtest, kannst du einen Planspiegel (zB einen Diagonalspiegel wie man ihn beim Newton verwendet) in das System einfügen, und die effektive Länge des Entwurfes verkürzen. Habe ich schon zwei Mal gemacht, und funktioniert sehr gut.



    Hier am Beispiel meines 110mm Sonnen-Kutter:



    Ohne Faltspiegel würde das Okular fast am Boden streifen. Sehr ungemütlich!

    Mit Faltspiegel ist angenehmes Beobachten im Sitzen möglich.


    Insgesamt ist der anastigmatische Kutter optisch gesehen ziemlich auf Kante genäht, und man muss aufpassen, das System nicht zu sehr zu strapazieren.


    Viele Grüße,

    Guntram


    Etliche Edits wegen fortlaufender Optimierung.

    Hallo Jörg.


    Vielen Dank für Dein Lob!

    Ja, die Rillen und Rupes verlangen ganz bestimmte Sonnenstände, um gut herauszukommen. Und ein wirklich gutes Seeing. Ich nenne es intern "Rillenseeing".


    Ich habe gerade einen Link zur Originalversion eingefügt.


    Viele Grüße,

    Guntram

    Hallo zusammen,


    am Samstag abend habe ich nach längerer Pause mein Hauptinstrument wieder abgestaubt und eingerichtet.

    Der Mond stand hoch am Himmel, und so holte ich den Binokularansatz hervor. Nach atemberaubenden Anblicken dachte ich mir, auch noch die Kamera anzuschließen- so ein Seeing muss man nutzen!


    Anbei ein Bild der Gegend um Cauchy. Für mich immer wieder eine Augenweide.



    Hier ein Link zur Originalversion:

    Moon_20_38_47_lapl4_ap22605_r6_36_ annotiert.jpg
    Shared with Dropbox
    www.dropbox.com


    Viele Grüße,


    Guntram


    PS: Gibt es eine Möglichkeit, das Bild hier in Originalauflösung einzustellen?

    Hallo,


    auf Grund dieses Threads habe ich gerade nachgesehen: Meinen Burnham habe ich im April 1995 erstanden, direkt von Willmann-Bell, zusammen mit dem Suiter und dem Texereau.

    Ein herrliches Werk, das von innen her leuchtet. Es gibt nur wenige solcher Bücher.


    Alan MacRobert, der viel in Sky & Telescope geschrieben hat, bemerkte vor etlichen Jahren einmal sinngemäß: " The astrophysical Information begins to get outdated, but the poetry will remain good forever."


    Der oben verlinkte Artikel von Tony Ortega ist ebenfalls ausgezeichnet. Ich war gerührt vom traurigen Ende dieses Autors und habe, als ich ihn vor Jahren zum ersten Mal las, einige Tränen verdrückt.



    Viele Grüße,

    Guntram

    Hallo zusammen,


    ich sehe das ähnlich wie Robert. Hier gibt es Selbstbauer und Spiegelschleifer, und jede Menge Expertise.


    Die Welt ist voller gebrauchter Spiegel im Bereich f4 bis f5.
    Warum also nicht einen kaufen - es kann ja die billigste Gurke sein, idealerweise Pyrex o.ä. als Material. Die Verspiegelung muss ohnehin herunter. Dann eine passende konische Konstante reinpolieren und idealerweise mit dem MPCC noch unverspiegelt mit einer hoch auflösenden Kamera oder am Stern testen. Wenn alles passt: ab zum Verspiegeln.


    So kommt man um wenig Geld zu einem ausgezeichneten, kompakten Astrographen oder Weitfeld-Newton.

    Was braucht man sonst noch? Einen großen Diagonalspiegel für eine ordentliche Feldausleuchtung, und gute Streulichtunterdrückung.


    Viele Grüße,

    Guntram

    Hallo Robert.


    Ja, die Pits leuchten, besonders im Randbereich des Loches, hell auf. Sozusagen Dunkelfeld für Arme.

    Wie Stathis schon schrieb, wird die Beurteilung bei den feinsten Körnungen schwieriger. Zumindest, wenn man nur eine Lupe und kein richtiges Mikroskop nutzen kann.

    Ich konzentriere mich dann eher auf die Struktur der Oberfläche.


    Viel Glück,

    Guntram

    Hallo Robert, liebe Glasquäler,


    das Erkennen von feinen restlichen Pits ist manchmal nicht ganz leicht.

    Für mich hat sich folgende Vorgangsweise als brauchbar herausgestellt:


    In ein Brett aus wetterfestem, dunklem Mulitplex wurde ein Loch von etwa 30mm Durchmesser gebohrt. Dieses Brett wird seitlich über den Schleiftisch hinausgeschoben und fixiert.

    Unter dem Loch platziere ich eine sehr helle, blau-weiße LED, die mit einem Potentiometer in der Helligkeit geregelt werden kann.



    Der zu untersuchende Spiegel kommt auf die Aussparung, und wird von oben mit einer 10x Lupe betrachtet. Durch die fast punktförmige LED zeichnet sich die Kornstrukur der Glasoberfläche kontrastreich ab. Als Lupe kann man relativ kurzbrennweitige, einfache Okulare (Plössl etc) mit Brennweiten zwischen 15 und 25mm verwenden.

    Besonders gut zeichnen sich Pits im Übergangsbereich vom beleuchteten zum dunklen Teil ab.


    Falls die Rückseite des Spiegels geschliffen ist, kann man etwas Glycerin oder Öl auftragen. Die Rückseite wird dann klar transparent und die Pits durch das gerichtete Licht noch besser sichtbar.



    Viele Grüße,


    Guntram

    Hallo,


    kosmetisch gäbe es zwar einiges auszusetzen. Aber das Streulicht dürfte immer noch völlig unproblematisch sein.


    Nachdem eine Neuverspiegelung auch immer ein Risiko darstellt, würde ich raten, noch zuzuwarten. Drei, vier Jahre hält der Spiegel sicher noch aus.

    Wichtiger scheint die optimale Lagerung zu sein. Also trocken, bei niedriger Luftfeuchtigkeit. Möglichst ohne Kondensation. Und frei von Staub.



    Viele Grüße,

    Guntram

    Alois hat natürlich den Hauptspiegel vermessen. Zunächst einige Daten dazu.

    Er besteht aus Duran. Durchmesser: 360mm. 72mm dick.

    Dicke : Durchmesser = 1:5 !

    Die Lagerung erfolgte in einer 9-Punkt Zelle.


    Auf der Rückseite befinden sich zwei große Ausbrüche, die rundgeschliffen wurden. Es
    ist nicht bekannt, ob die Ausbrüche vor oder nach dem Schliff/Politur entstanden sind.


    Die Vorderseite:




    Die Rückseite:




    Hier nun das Ergebnis des Tests der optischen Qualität:



    Foucault- Test in Autokollimation.




    Interferometrische Prüfung.



    Das Ergebnis: Ernüchternd. Die optische Qualität ist weit unterhalb jeder als akzeptabel betrachteten Grenze. Massive Überkorrektur, und
    eine ordentliche Zone. Astigmatismus. Es ist nicht bekannt, warum der Spiegel so schlecht wurde. Es mag daran gelegen haben, dass die
    Methoden aus "Das Fernrohr für Jedermann" ohne Adaption auf ein dramatisch schwierigeres Projekt angewendet wurde.

    Das Teleskop wurde 1990 an den damals erst seit kurzem bestehenden Verein "Vorarlberger
    Amateur Astronomen" übergeben, und es kam wohl bei einigen Ausstellungen und Sternabenden zum Einsatz:



    Sternabend auf der Millrütte, 1990.




    Ausstellung im Interspar Bürs, 1992.



    Durch das enorme Gewicht wurde es aber immer seltener verwendet, und verstaubte schließlich in einem Geräteschuppen.

    Der Hauptspiegel wurde 2011 auf 50mm Dicke abgeschlankt und von mir zur Referenzsphäre
    umpoliert.


    Guntram Lampert

    Im Herbst 1979 begann ich im Keller eines alten Hauses in Rebstein in der Westschweiz
    meinen ersten Spiegel zu schleifen. Die Schleifgruppe des
    astronomischen Vereines, in dem ich gerade das jüngste Mitglied
    geworden war, hatte dort ihren Sitz. Es war der Wohnsitz eines
    pensionierten Optikers, der mich durch den Schleifprozess begleitete.


    "Astronomisches Zentrum" stand auf einem Blechschild am Ende einer schmalen
    Treppe, die in eine Art Waschküche führte. Dort erledigte ich an
    zwei Nachmittagen pro Woche den Grobschliff. Bis heute erinnere ich
    den muffigen Geruch, die Enge und, später im Herbst, die feuchte
    Kälte, die dort herrschte.

    Wenn es zu kalt oder anstrengend wurde, konnte ich mich eine Tür weiter im beheizten und
    trockenen Teil des Kellers aufwärmen, in Hans Rohrs "Das
    Fernrohr für Jedermann" schmökern und den alten Hasen bei
    ihren Gesprächen zuhören Dort sah ich auch zum ersten Mal ein
    Gerät, das sich später als Computer herausstellte. Es handelte sich
    wahrscheinlich um einen ausgemusterten HP 9100A. Ich war noch nicht
    ganz dreizehn Jahre alt.


    In einer Ecke der Waschküche stand ein für meine Verhältnisse riesige, aus hellen
    Stahlteilen geschweißte Konstruktion. Ich hatte keine Ahnung, was
    das sein sollte. Später erklärte man mir, dass das ein Fernrohr
    werden wird.

    Auf einer großen Spanplattenscheibe von etwa 70, 80cm Durchmesser wurden kleine Rollen
    hin und her bewegt und heftig diskutiert. Erst Jahre später wurde
    mir klar, was hier erörtert wurde: Das Azimutallager für eine
    altazimutale Montierung. Ohne Teflon und Formica!


    Auf einem Ölfass war ein riesiges Schleifwerkzeug aufgebaut: Mehrere Glasscheiben
    waren übereinander gekittet um einen ausreichend dicken Glasstapel
    zu bilden, mit dem ein mächtiger Spiegel geschliffen worden war. Ich
    meine mich an Schmirgelreste auf dem Ölfass zu erinnern. Den Spiegel
    bekam ich nicht zu Gesicht. Oder ich erinnere mich nicht mehr daran.


    Nach einigen Wochen war der Grobschliff meines 160 mm Spiegels erledigt, und ich durfte
    in den gemütlicheren Hauptraum wechseln, um den Feinschliff und die
    Politur zu erledigen. Im Radio lief dazu bis zum Überdruss eine
    Nummer von Cliff Richards:


    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Jedes Mal, wenn ich jetzt dieses Lied höre, lebt diese Zeit wieder auf.

    Weihnachten 1979 war der Spiegel fertig, im Januar 1980 mit der Hilfe meines Vaters mein
    Teleskop, und ich habe jenen Kellerraum nachher nie mehr betreten.
    Das Haus existiert schon lange nicht mehr. Jetzt steht dort eine
    Wohnanlage.


    Im Jahr 2006 stellte sich im Rahmen einer Vereinssitzung der "Vorarlberger Amateur
    Astronomen" die Frage, was denn mit der Telefonzelle passieren
    solle. Ich verstand zunächst nicht, wovon die Rede war. Es stellte
    sich bald heraus, dass damit jener Newton gemeint war, dessen
    Entstehung ich 27 Jahre zuvor teilweise miterlebt hatte!

    Es wurde beschlossen, das Gerät angesichts des hohen Gewichtes und der
    zerfallenen Montierung zu verschrotten. Die optischen Teile sollten
    geborgen werden.


    So traf ich mich eines Tages mit dem bisherigen Unterkunftgeber für dieses
    Instrument. Die nachstehenden Bilder entstanden bei dieser Gelegenheit.

    Es ist nicht leicht, jemandem, der dieses Teleskop nicht selbst gespürt hat, einen
    Eindruck vom ungeheuren Gewicht dieser Konstruktion zu vermitteln.
    Ich will es trotzdem versuchen.

    Kein wesentlicher Teil der Tubuskonstruktion bestand aus Holz, Aluminium oder
    Kunststoff. Es wurde fast ausschließlich Stahl verwendet.

    So besteht die Grundplatte, die die Last des Hauptspiegels aufnimmt, aus einer etwa
    20mm dicken Stahlplatte. Sie enthält ein Loch, das den Hauptspiegel
    aufnimmt. Die vier Winkeleisen, die den "Tubus" bilden,
    sind ebenfalls aus Eisen. Die X- förmige Konstruktion, die die
    Zapfen für die Höhenlager bilden, sind aus etwa 1cm dickem
    Stahlblech gefertigt. Lediglich die Fangspiegelspinne und die
    Fangspiegelhalterung bestehen aus Aluminium.

    Das Gesamtgewicht ist schwer zu schätzen. Jedenfalls mussten wir zwei uns ordentlich
    anstrengen, um dieses Gerät aus dem Schuppen zu schleppen. Ein
    Mensch allein schafft das nicht, auch nicht über kurze Distanzen.

    Falls es jemals ein Teleskop gab, das mühelos den dritten Weltkrieg überstanden hätte,
    so war es dieses Gerät. Die Ausführung war unfassbar stabil und
    steif.

    Die Montierung war nicht mehr vorhanden. Sie sei schon vor Jahren in wichtigen Teilen
    zerbröselt, wurde mir gesagt.


    Hier nun einige
    Fotos:


    Die Telefonzelle am letzten Tag ihrer Existenz, am 1. Dezember 2006.
    Der Hauptspiegel ist mit einer Mülltüte abgedeckt. Der Achszapfen
    für das Höhenlager ist sichtbar.




    Die Okularsektion. Fokussierung über einen Okularschlitten und einen Feintrieb an der Okularaufnahme.




    Die Okularaufnahme war für Okulare von vermutlich etwa 40mm
    bestimmt. Es handelt sich bei dem Okulartrieb offenbar um eine
    Schwalbenschwanzführung für die Kondensoren von WILD Mikroskopen.
    Die Okularaufnahme hat keinen Standarddurchmesser. Ich glaube, dass
    "Großfeldokulare" des ehemaligen schweizerischen Standards
    (36mm??) mit Adaptern für dieses Teleskop ausgestattet wurden. Die
    Grobeinstellung läuft über einen Okularschlitten, die
    Feinfokussierung über den erwähnten, feineren Zahntrieb.

    Ich barg den Haupt-
    und Fangspiegel. Beide Teile gingen in die Obhut von Alois Ortner
    über.

    So endete die Geschichte dieses für seine Zeit wohl fortschrittlichen Teleskopes.
    Es war als transportables Gerät entworfen worden, und hätte mit
    seinen Grunddaten - 350mm Öffnung bei f/4,5 - das Zeug für
    beeindruckende Beobachtungen gehabt.


    Über den verwendeten Fangspiegel kann ich keine Angaben machen. Er verblieb
    bei Alois. Vielleicht hat er ihn weitergegeben, vielleicht wurde er
    nach seinem Tod auch entsorgt.



    Es folgt Teil 2 mit Bildern und Daten zum Hauptspiegel.

    Dazu kurz die Fakten: 178mm f/9 Apo, Spots und Korrektionskurven und 175mm Fraunhofer, Spots und Korrektionskurven.



    Für mich sieht der Meade nicht schlechter aus als ein Fraunhofer.

    Hallo Tassilo,


    für mich auch nicht! Im Gegenteil, er wird, bezüglich der Farbkorrektur, sicher besser abbilden als der Fraunhofer. Sehr hohen Ansprüchen wird er nicht gerecht werden können, weil die verwendete Glaspaarung bei f/9 einfach nicht mehr leisten kann. Der Entwurf stammt ja schließlich auch nicht von irgend jemand, sondern von einem erfolgreichen professionellen Optikdesigner.


    Es ist halt so, dass es Meade offenbar zumindest manchmal nicht geschafft hat, die Qualität des Entwurfes auch Wirklichkeit werden zu lassen.



    Viele Grüße,

    Guntram

    Hallo Stathis.


    Ich habe einmal diesen Tester "echt spaltlos" betrieben und erlebte einen eher geringeren Kontrast. Hätte auch funktioniert, und macht sicher nicht den ganz großen Unterschied.

    Was sind denn "diffuse LEDs"? Sind die Dioden in ein trübes Material eingebette?


    Übrigens: Ich teste, wenn es ganz flott gehen muss, mit diesem Tester manchmal freihändig mit dem Ronchi-Gitter. Einfach den Tester grob ausrichten, sodass der Lichtspalt ein paar mm neben der Schneide liegt. Gitter zur Hand nehmen und so drehen, dass die Linien parallel zum Spalt stehen. Das sieht man sofort. Der Linienverlauf zeigt dann gleich, wohin die Reise geht.


    LG,

    Guntram

    Hallo Yoloist,


    auch ich kann dein Problem nicht nachvollziehen. Irgend etwas stimmt hier grundsätzlich nicht.


    Einer der Vorteile von Yolos und Schiefspieglern ist ja, dass sich deren langsame Spiegel einfachst testen lassen. Die Kontraste sind sehr hoch, ebenfalls die mechanischen Toleranzen.

    So ist beispielsweise der Abstand zwischen Spalt und Schneide unproblematisch, und es gibt auch keine Ausleuchtungsprobleme.


    Nur bei extrem langsamen Spiegeln gibt es Schwierigkeiten. So hatte ich einmal Probleme, einen Spiegel vom Durchmesser 55mm und einem Krümmungsradius von 21500mm (ja, richtig gelesen) zu messen.


    Aber bei allen meinen anderen langsamen Spiegeln mit Krümmungsradien zwischen 3000 und 10000mm gab es keinerlei Probleme, weder mit Ronchi noch mit Foucault.

    Das betrifft Messungen draußen (auch während es in der Meßstrecke geregnet hat) als auch im Innenraum.


    Zum Tester: Ich verwende seit vielen Jahren LED betriebenen Tester. Ich bekomme besseren Kontrast mit einem Spalt. Die Höhe des Spaltes beträgt etwa 5mm, und könnte kleiner sein. Die Spaltbreite wird mit einem kleinen, zurechtgeschliffenen Stück Messing einmalig eingestellt und mittels Schraubendruck fixiert. Mit der Helligkeit des Bildes gab es nie ein Problem. Im Gegenteil, ich habe noch ein Potentiometer eingebaut, um die Helligkeit herunterregeln zu können. Die LED wurde vor Jahren aus dem Elektroschrott gerettet und ist keineswegs besonders hell.



    Zur Lichtquelle: Altmeister Texereau spricht sich für eine möglichst strukturlose Lichtquelle aus. Das war früher eine Glühlampe mit matt geschliffener Birne, oder eine Mattscheibe aus geschliffenem Glas.

    Jemand hat einmal empfohlen, ein kleines Stück einer weißen Plastikeinkaufstüte über die Lichtquelle zu geben.

    Ich kann dir nur empfehlen, die Spitze deiner superhellen LED abzusägen und mit Schleifpapier Körnung 400 bis 600 glattzuschleifen. Danach noch ein Stück weißes Plastiktütenmaterial oder eine Mattscheibe. Dann ist auch die Geometrie der Lichtabstrahlung kein Problem mehr. Denn eine LED, die kollimiertes Licht abstrahlt, verfälscht die Messung des Krümmungsradius.


    Noch ein Tip: Ein M10 Gewinde scheint fürs Neigen etwas grob. Ich verwende ein M4 Gewinde. Damit lässt sich herrlich feinfühlig arbeiten.


    Beobachtung: In der Frühphase der Politur und Korrektur reicht eine grobe visuelle Beurteilung mit freiem Auge oder einem kleinen Fernrohr aus. Später würde ich die Beurteilung mit einer Webcam/Planetenkamera empfehlen. Eine billige Planetenkamera mit einem ebenso billigen Teleobjektiv (schon vorhanden oder billig gebraucht gekauft) ermöglicht die detaillierte Beobachtung auf einem Bildschirm. So können die Bilder besser beurteilt werden als in der oft unbequemen Haltung hinter dem Tester (besonders wenn man am Boden testen muss, so wie ich).


    Für die Endbeurteilung kann man dann sogar Programme wie Autostakkert vorteilhaft verwenden:

    Einfach die Bildaufnahme auf etwa ein bis zwei Bilder pro Sekunde herunterfahren und eine Minute lang aufnehmen. Die Bilder überlagern lassen. Das Resultat sind qualitativ hochwertige Summenbilder, bei denen ein guter Teil des Seeings herausgemittelt wurde. Auf diese Weise werden kleinste Abweichungen sichtbar und dokumentierbar.



    Viel Erfolg!


    - Guntram


    So weit meine Gedanken zu deinem Testproblem.

    Hallo Robert,


    gute Idee!


    Bezüglich deiner Erfahrung: Ja, die Löcher sind schnell hineingeschliffen. Ist mir ja auch passiert.

    Wenn der Krümmungsradius passt, ist es einfach wichtig, die Sphäre so gut wie möglich zu halten. Kurze Striche, und Druck möglichst nur auf die Mitte. Gilt auch fürs Polieren ...



    Viele Grüße,

    Guntram

    Hi Guntram,


    Ich finde deinen Versuchsaufbau bei den wildesten Bastelleien sehr cool, weil es so rudimentär ist. Ich denke, dass ich auch so erstmal anfangen will zu "spielen" im die Materie einfach etwas besser zu verstehen. Würde für das erste Testen ein HS, ein FS und ein OAZ reichen, oder sind da noch andere optische Gegenstände unerlässlich? LG

    Hallo Christian,


    das Bild zeigt einen Versuchsaufbau, den ich an einem Nachmittag schnell zusammengeschustert habe, um einen kommerziellen Optiksatz für einen Sternfreund zu testen.

    Für einen voll funktionsfähigen Schiefspiegler fehlen eigentlich nur noch eine kleine Blende etwa 25 cm vom Sekundärspiegel entfernt, und daran anschließend ein Rohr bis zum Okularauszug. Beides dient der Streulichtunterdrückung.


    Du wirst noch herausfinden, dass auch solche recht roh erscheienenden Aufbauten exzellent funktionieren können, und diese Familie von Teleskopen, also Schiefspiegler und Yolos, sagenhaft gutmütige Entwürfe sind, die sich sehr formenreich entwerfen lassen und in den allermeisten Fällen extrem tolerant gegenüber den kleinen Fehlern sind, die man als Selbstbauer so macht. Das ist einer der weniger bekannten Vorteile dieser Geräte, die heute unter dem Sammelbegriff TCTs (Tilted Component Telescopes, also Teleskope mit geneigten Komponenten) zusammengefasst werden.


    Wie Cleo schon schrieb, gibt es die unterschiedlichsten Entwürfe, die alle ihre Vor- und Nachteile haben.



    Viele Grüße,

    Guntram

    Hi Guntram,


    Ich habe noch keinen Plan. Finde nur das konzept sehr schön. Bräuchte erstmal etwas Hilfestellung bei Winspot um damit etwas rumzuspielen.

    Ok, dann fang mal an! Falls du Fragen zu Winspot hast, melde dich einfach. Ich bin mit dem Programm auf mehrfache Weise verwachsen.


    LG,


    Guntram