Hallo Knut,
ich kann meinen Vorrednern nur zustimmen. Der Farbfehler beim FH hat aufgrund der Verschmierung von blau und rot immer einen Kontrastverlust, da sich die unscharf abgebildeten Wellenlängenbereiche bildlich gesprochen zerstreuen.
Beispielweise ist die Cassini-Teilung von Saturn in einem (nahezu) farbreinen Teleskop (Spiegel, APO-Refraktor oder hinreichend langsamer FH) tiefschwarz und kontrastreich im Vergleich zu den umgebenden Ringen. Im FH mit sichtbarem Restfarbfehler ist diese Teilung jedoch nicht tiefschwarz, sondern mehr oder weniger dunkelblau aufgehellt. Das sind die unscharf abgebildeten Wellenlängenbereiche des Saturn bzw. seinen Ringen. Und nun stelle dir vor, dieser Blausaum legt sich über das Jupiterscheibchen oder die noch etwas kontrastärmere Marsoberfläche: Kontrastarme Details werden komplett verwischt oder je nach Kontrast zumindest schwerer erkennbar. Man erkennt dies sogar auf Schwarz-Weiss-Aufnahmen, wenn man genau hinsieht. Hier ist der hellblaue Halo um das Objekt als hellgrauer, schwacher Hof erkennbar. Selbst wenn du nur in Graustufen sehen könntest, würdest du den Effekt bemerken, da das gestreute blaue Licht ebenfalls die Zäpfchen der Netzhaut anregen, auch wenn sie dann nur in Graustufen wahrgenommen werden.
So viel zur Auswirkung der chromatischen Aberration.
Um diesen Kontrastmindernden Effekt eines FH auszuschalten, muss man die zerstreuten Wellenlängen mit entsprechenden engbandigen Farbfiltern ausblenden. Auch hier wird Bildinformation unterdrückt bzw. verschenkt, da einige Farben abgeschnitten werden. Das entspräche nun der angesprochenen Unempfiindlichkeit für bestimmte Wellenlängen. Und Farbfilter wirken bei jedem Teleskoptyp. Träfe die Aussage des Buches zu, wären Farbfilter, die ja bestimmte Wellenlängen nicht durchlassen, nur an Refraktoren verwendbar.
Dass ältere Menschen den Farbfehler nicht mehr so deutlich wahrnehmen, habe ich auch schon gehört. Nur haben diese dann an Spiegelteleskopen wie oben bereits gesagt den gleichen Nachteil.
Eine Ausnahme bildet hier die Sonnenbeobachtung im H-Alpha-Licht: Hier wird bewusst ein enger Wellenlängenbereich ausgewählt. Da dies im FH nicht zur chromatischen Aberration führt, kann hier getrost auf teure APOs verzichtet werden. So ziemlich die einzige Paradedisziplin eines langsamen FH, aber das ist eig. ein anderes Thema.
CS und VG Christian