Servus Olaf und Jürgen,
zunächst mal will ich Jürgen ( JSchmoll ) voll zustimmen. Dieser Effekt war für die Öffentlichkeit hoch irritierend und verwirrend. Insbesondere in der Medizin sind die meisten Dinge seit 50+ Jahren bekannt. Da war eine solche schnell variierende Situation mit Front-Diskussion (was ist wahr/falsch) extrem verunsichernd und völlig unerwartet.
Die Wissenschaftler sind komplett daran gewöhnt, dass es zu Front-Themen natürlich widerstreitende Meinungen gibt. Man ist geübt darin, mit Zweifeln zu leben und die Argumente abzuwägen, zu verwerfen, auch: den einen Leuten (die ausgewiesene langjährige Experten sind) eher zu vertrauen, irgendwelchen Scharfmachern (die sich hauptsächlich egoman auch mal zeigen wollen) aber weniger (zumindest vorsichtig zu sein mit deren Einwürfen).
Die Öffentlichkeit ist dagegen nur abgehangenes gewöhnt. Motto: 'Die Wissenschaft weiss alles.'
Die Wahrheit ist eben: An der Front weiss die Wissenschaft nicht unbedingt schon alles. ALLERDINGS WEIT HINTER DER FRONT DURCHAUS ! (jetzt mal flach argumentiert)
Manche Leute argumentieren aber zunehmend: Nö, die Wissenschaft ist nicht geeignet zu unserer Orientierung, sie gilt nix mehr...
Und hier wird eben etwas verwechselt, wurde z.T. absichtlich verwechselt in der Pandemie. Da haben irgendwelche Kreise (deren Background und deren Interessen ich nicht kenne) die grössetn Coronaviren-Experten die wir haben angefeindet, sie wollten sich in den Vordergrund spielen, es gäbe ja auch andere Experten, die würden was GANZ ANDERES sagen, also stimme ja wohl dies und jenes nicht, mithin alles sei korrupt, man könne NIX mehr glauben usw. Beliebigkeit eben. Jeder darf denken was er will, was ihm in Programm passt. Jedem seine eigenen FAKTEN. Und das ist eben die Katastrophe (gewesen) !!! Und das hat sich leider in den Köpfen durchaus undifferenziert festgesetzt. DAHER hab ich oben etwas GEGEN diese aus der allg. Wissenschaftsschelte schnell zu schlussfolgernde Beliebigkeit geschrieben.
Insofern, Olaf ( Olaf M. ) hast Du tatsächlich recht, in meiner Sicht: als Laien bleibt einem nichts anderes übrig als der Einschätzung ausgewiesener und öffentlich anerkannter Experten zu vertrauen ! Das heisst ABER EBEN NICHT ich such mir YouTube videos/Channel und hör mir jeden Blödsinn von MöchtegernWichtigen an. Ich muss eben die richtigen + balancierten Quellen rausfinden. Insofern hat die 'Demokratisierung' der Wissenschaft via SocialMedia (jedem sein eigener YouTube Kanal) ihre sehr dunklen Schattenseiten. Ein Experte weiss eben SCHON mehr als ein Laie, da ist ein Riesenunterschied in der Einschätzungsfähigkeit.
Man muss leider doch sagen (und ich halte mich auf den Gebieten, die ich selbst nur unsicher beurteilen kann möglichst daran) :
Laien sollten sich grundsätzlich in Zurückhaltung üben, was Bewertungen von komplexen Sachverhalten angeht. Wenn allseits (möglichst laut) rumgelabert wird, das sei ja völlig klar, dass das nicht stimmen könne und warum täte man doch nicht einfach nur dies und jenes - Stammtischgelaber eben ! - ... dann müssen bei einem alle Alarmglocken klingeln !
Leider kann man in den Medien auf diesem Gebeit auch viel aufgepeitschten Mist hören. (Die Medien leben von Quoten, das sollte man im Hinterkopf behalten dabei.)
Es ist selbst für aufgeweckte Zeitgenossen (sogar mit Fachbackground) absolut nicht leicht gewesen z.B. Corona wirklich gut einzuschätzen. Es kostete extrem Mühe alles mitzuverfolgen, man musste vieles wissen, in Relation setzen zu, Daten und viele konkrete Zahlen (Werte numerisch !) kennen, um relevante Grössen ausrechnen zu können, dann zu bewerten usw usw.
Insofern wird eine immer komplexere Welt uns ziemlich viel abverlangen. Einerseits in Einarbeitung und Nachverfolgung, andrerseits in - ich sag mal 'demütiger Zurückhaltung'. Im Web sehe ich dagegen immer mehr 'Rage against the machine'... Rage ist halt so viel einfacher als schwieriges Argumentieren um haarfeine Unterschiede...
Schwieriges Thema insgesamt, bräuchte man sehr lange, was richtig Gutes drüber zu schreiben. Und da kommt jetzt doch dann die gebotene Zurückhaltung: Ich bin kein Soziologe.
Gruss, Peter