Beiträge von Rieger

    Hallo Stefan, hallo Heiko,


    zuerst zum Stefan: Ja, du vermutest zurecht, dass man sich minutenlang ein Planetengeschwabbel anschaut und (sagen wir mal) bei 180 verschiedenen Eindrücken/Min häufen sich in so 3-5 Momenten übereinstimmende Eindrücke. Das schaut man sich noch länger an, ob diese sich weiterhin bestätigen und dann zeichnet man die relativen Mehrheits-Eindrücke. Das ist wie "Stacken" im Gehirn. Um so mehr ist man aus´m Häuschen, wenn diese subjektiven Eindrücke (so wie zuerst am 21.05.) sich auf ´nem Foto vier Tage später (von "FrankHardo") im Wesentlichen bestätigen lassen.


    zu Heiko:
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">... Ich werde mich beim nächsten Besuch in Deiner Sternwarte 3x erfurchtsvoll vor dem Meister verbeugen.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Dann muss ich unbedingt dran denken, meine Allonge-Perücke auf zu setzen, wie auf meinem Avatar im kleinen, blauen Nachbarforum.
    Zum Abgleichen des Beobachteten finde ich Albedokarten z. b. in gedruckter Form im von "SuW" herausgegebenen Buch "Planeten beobachten" von Günter D. Roth. Darin stammen zu den beiden sonnen-intimsten Planeten die Beiträge von Detlev Niechoy mit Tipps und Hinweisen zu Filterwahlen (bes. bei Venus). Passende Merkurfotos findet man hier bei unseren Fotographen mit Glück zufällig vom gleichen Zeitpunkt (wie das vom "FrankHardo" gepostete / da kam es beim sich langsam drehenden Merkur auf vier Tage noch nicht wirklich an).
    Und ich habe einen Vorteil, der den Autoren um und vor den 2000ern noch nicht zur Verfügung stand: Gerade visuell eingesetzte ADC´s als okularseitiges Zubehör (Predige ich schon lange.) Ohne die gäbe es fast nur noch vertikal zum Horizont verschmierte Spektren.


    So, heute sind ja Wolken, dann gehe ich schon mal die Perücke pudern,


    Hubertus

    Hallo,


    ich selbst nochmal mit dem Merkur von gestern um 21:50 Uhr MESZ im 125x1560er Lichtenknecker FH bei 312x mit ADC:



    Es ist schon wertvoll, möglichst früh zu schauen. Ich habe den Refraktor schon gegen 18:00 Uhr auf Merkur ausgerichtet, indem ich (wie auch schon in den Vortagen) das vorfokusierte Teleskop zuerst auf die Sonne zentrierte und dann per Teilkreise um die Differenz in Rekt. und Dekl. auf Merkur schwenkte. Der hob sich ggü. dem Himmelshintergrund allerdings noch nicht ab. Erst um 10 vor 10 war er im Hauptteleskop bei 63x sichtbar. Man darf dabei nicht auf seinen Sucher vertrauen, denn da erscheint er um 20-30 entscheidende Min. später erst, wenn er anfängt zu schwabbeln.
    Und siehe: die Details ließen sich bei ruhigerer Luft als gestern besser verorten und "Solitudo Admetei" (dunkel/unten-links) separieren.


    Grüße,


    Hubertus

    Hallo ihr Lieben,


    konnte vorhin schon kurz vor 22:00 Uhr MESZ aus dem heimischen Garten mit meinem "leistungs-sparsameren" 5"-Lichtenknecker doch noch was von Merkur einfangen; etwas ordentlicher gezeichnet als am 21.05., da ja noch Tageslicht genug vorhanden waren, aber leider seit den Abgleichen mit Albedokarten und aktuellen Fotos der fotographischen Merkurbeobachter in den letzten Tagen nicht mehr völlig unvorbereitet:




    Als etwas Zusätzliches zu Zeichnung vom 21.05. ließ sich etwas Dunkeles nahe dem Zentrum von "Solitudo Martis" nachvollziehen.


    Tschüss,


    Hubertus

    Hallo ihr Lieben,


    auf der Suche nach einer verlässlichen Bestimmung der gesichteten Albedogebiete erhielt ich Hilfe von dem Teilnehmer "FrankHardo", der hier ein Merkurfoto, vier Tage jünger als meine Zeichnung postete, auf dem man (selbstverständlich um 180° ggü. meiner Zeichnung gedreht) auf dem sich ja nur langsam drehenden Merkur meine gesichteten Eindrücke durchaus nachvollziehen kann:


    http://www.astrotreff.de/objektdetail.asp?file_id=134348


    Frank schrieb mir (und ich darf hier aus seiner Email zitieren):


    "Meine Aufnahme zeigt am Terminator ungefähr den Zentralmeridian 87,8 Grad. Laut Merkurkarte sind es dann Solitudo Lycaonis, Martis, Solitudo Hermae Trismegisti usw. Also der Bereich in Richtung 0 Meridian."


    Ich dagegen hatte erstmals und völlig unvorbereitet auf dem Merkur etwas an Oberflächendetails wahrgenommen und anschließend die Eindrücke mit Albedokarten verglichen, was es hätte sein können. Das mache ich immer unvorbereitet, da man sich sonst gern auch was einredet, das man was gesehen haben will, weil man wusste, das es da gewqesen ist. So zeichnete ich streng die subjektiven Eindrücke. Natürlich hielt ich die auf den Karten mächtig dunkel verzeichneten "Solitudo Neptuni" und "Solitudo Phoenicis" für die Verursacher der dunkelen Flächen im Norden (bei mir visuell um 180° gegenüber deinen Fotos gedreht nach unten) und das Helle Gebiet im Südosten für "Solitudo Hermae Trismegisti". So war der Merkur dagegen wohl um etwa eine viertel Drehung versetzt gegenüber meiner Vermutung.
    Die von Frank genannten Gebiete waren mir nicht aufgefallen außer die sichelförmige "Solitudo Hermae Trismegisti" als helles Gebiet oben auf meiner Zeichnung oder südlich. Am nördlichen Rand wurde der dunkle Eindruck nicht mehr von "Solitudo Phoenicis" (lag schon im Dunkel der Phase), sondern von den Solitudes "Neptuni" (am Rande zur Phase) und "Admetei".


    Frank hat mittlerweile eine neue Merkuraufnahme von gestern gepostet. Auch ich habe nach Merkur geguckt, aber nicht aus meiner Sternwarte, sondern aus dem heimischen Garten im Ruhrgebiet und mit einer "leistungs-sparsameren" Optik. Da war nur kurz vorm Untergang die Phase zu erkennen.


    Bis dahin euch noch CS,


    Hubertus

    Hallo ihr Lieben,


    Zum Abschluss nochmals ein 9er Üack Venüsse zum Abschluss der Saison:



    Ich hatte nicht mehr erwartet, dass die zwar größer, doch immer schmaler werdende Venus noch was her gäbe, doch zu meiner Überraschung zeigte gerade der Terminator, der zuvor wellig eingedellt erschien, aufgrund der veränderten Perspektive seine Dellen zuletzt in Form sehr flacher Ecken.


    Fast hätte ich die Angabe der genauen Beobachtungszeiten vergessen (von oben links nach unten rechts):


    06.05. um 20:20 MESZ / 09.05. um 21:10 MESZ / 12.05. um 20:20 MESZ / 14.05. um 19:45 MESZ / 16.05. um 20:20 MESZ / 18.05. um 19:50 MESZ / 19.05. um 19:40 MESZ / 20.05. um 20:45 MESZ / 21.05. um 21:20 MESZ.


    Ach was haben wir doch für ein corona-kompatibles Hobby


    Hubertus

    Hallo ihr Lieben,


    eine Zeichnung habe ich noch hier hochgeladen, die ich noch nicht kommentiert habe. Dabei handelt es sich nicht wirklich um eine authentische Zeichnung von Oberflächendetails in korrekter Anordnung zueinander. Zwar habe ich sie exemplarisch in den Richtungen auf der Sonne gezeichnet, wo ich sie am Himmelfahrtstag beobachtet hatte. Es sind also mehr Impressionen von Arten von Granulationsphänomenen, wie man sie an einem aktuellen Zeitpunkt zu dutzenden auf der Sonne erspähen kann. Dazu muss man sich vorstellen, dass die etwas dunkler grauen Bereiche komplett durchgehend körnig durch die Granulation erscheinen. Doch darin gibt es kurzlebige, aber typische und wiederkehrende Erscheinungen, bei denen ich mich wie ein Anfänger frage, ab diese Phänomene kategorisiert sind!?! Also: Sonnenflecken gab es überhaupt keine. Die dunklen Bleistiftpünktchen sind die etwas dunkleren Zwickel zwischen je drei größeren Granulen.


    Erst mal zur Sonnen-Impression:



    Vier Objekte heben sich heller gegenüber dem Sonnenuntergrund ab.


    Das oberste und das etwas links des Zentrums, die etwas Amöbenförmig ausschauen, kennt man von Sonnenrändern als aktive Fackelgebiete. Schon vor vier Wochen beim vorletzten Medebach-Trip hatte ich auf der gesamten Sonnenscheibe 72 solche Fackelgebiete im Weißlicht bis nahe an die Pole heran beobachtet. Wie ich las, ist eine solche Fackelverteilung ein Kennzeichen anhaltenden Sonnen-Aktivitätsminimums.



    Dann erkannte ich kleinere wurmförmige Fackelgebiete, wie das etwas rechts der Mitte, mit dunkelen „Zwickeln“ zwischen den Granulen, die sich sowohl außen entlang, als auch mittig innerhalb des „Wurmes“ entlang anordneten.


    Rechts unten wiederum ein Y-förmiges Fackelgebiet mit erhöhtem Auftreten von dunklen „Zwickeln“ außen an den drei Stellen, wo die Y-Arme ansetzen.


    Die beiden letzten Arten von Granulationserscheinungen hoben sich nicht heller vom Untergrund ab, sondern dunkler:


    Einmal bestehend aus z. B. unregelmäßig V-förmig sich aufreihenden dunklen Zwickeln, wie ich es unten rechts eingefangen habe.


    Lustig fand ich auch eine Kette aus drei kurzen Zwickelketten in linearer Anordnung in nahezu gleichmäßigem Abstand zueinander und longitudonaler Ausrichtung parallel zum Äquator.


    ___________________________________________________________________________


    Wenn ihr im Netz mal sehr gute Weißlichtaufnahmen anschaut, wo es hauptsächlich um aufgenommene (also „historische“) Sonnenflecken geht, werden euch einige dieser Phänomene innerhalb der Granulation auch auffallen. Ich habe außer dem Hinweis auf Riesengranulen aber keine näheren Angaben oder gar Kategorisierungen dieser Phänomene gefunden.


    Jedenfalls machte auch die Sonne im Weißlicht (hatte keine Lust meine beiden speziellen H-alpha- und Kalzium-Scopes mit zu nehmen) mit Herrschelkeil am Lulatsch ohne Sonnenflecken zwei Stunden lang Spaß.


    Ach, was treiben wir doch für ein ausgesprochen Corona-kompatibles Hobby,


    Hubertus

    Hallo ihr Lieben,


    direkt am Himmelfahrtstag ließen sich ja wieder reichlich Planeten schauen. Am morgen natürlich Jupiter und Saturn, danach auch Mars, von dem sich aufgrund des starken Kontrastes sogar schon was zeichnerisch festhalten ließ:



    Das oben an die Marsphase angrenzende dunkele Albedo-Gebiet rührt von Terra Meridiani her, davon optisch nicht zu trennen folgt nach rechts Margaritifer Terra. Der helle Bereich oben könnte auf einen Kontrasteffekt, zusätzlich evtl. auch auf Wolken zurückzuführen sein.
    Unten die etwas dunkele Stelle oberhalb der Nordpolkappe ist auf Acidalia Planitia zurückzuführen.


    Uuuuund nun auch was für mich völlig Neues:


    Venus habe ich ja für den frühen Himmelfahrtsabend an anderer Stelle gepostet, doch an dem Abend kreuzte ja noch ein anderes „Scheißerchen“ deren Bahn, so dass es früher als am Vortag auffindbar wurde, bevor sein Bild wieder völlig ver-„schwabbelte“:


    Mit an Venus vorfokussiertem Okular und voreingestelltem ADC gings mit 306-fach auf einen noch mäßig schwabbeligen Merkur (Guckt ihr hier, was davon erstmals von mir zu zeichnen war):



    Nach Abgleich mit Albedokarten des Merkurs, veröffentlicht von der Pic du Midi-Sternwarte bzw. denen von A. Dollfus würde ich die Albedogebiete folgendermaßen zuordnen:


    Der Zentralmeridian des Merkurs lag aktuell etwa bei ca. 180°, die bei mir zu schmal skizzierte Phase lag tatsächlich bei ca. 210°. Demzufolge lagt der beleuchtete Rand des Merkurs bei ca. 90°. Damit kann das dunkele Albedogebiet unten rechts, angrenzend zur Phase „Solitudo Phoenicis“ zugeordnet werden, nach unten links das angrenzende Dunkelgebiet lautet „Solitudo Neptuni“. Das helle Gebiet am Rand oben links lautet „Solitudo Hermae Trismegisti“.


    Hier gibt´s bestimmt erfahrene Merkur-Gucker, die mir das bestätigen oder korrigieren können.


    Das erste mal visuell was auf Merkur gesichtet: Das war schlicht das „G…-ste“ des Abends und versöhnte mit dem Umstand, dass der Himmel in den Folgestunden immer dunstiger wurde.


    Ach, was treiben wir doch für ein Corona-kompatibles Hobby!


    Hubertus

    Hallo ihr Lieben,


    danke für eure vielfältigen Hinweise. Eigentlich wünsche ich mir nicht, -zig Programme zusätzlich zu installieren. Gerd hatte mit Cartes du Ciel in beiden meiner Probleme helfen zu können.
    Statis Bitte kann ich mir nur anschließen, denn Stellarium ist einem vertraut, wird projiziert mit Videobeamer auch als Software in der Herner Volkssternwarte im Planetarium verwendet und ist optisch sehr ansprechend, wenn es denn den Himmel korrekt zeigte.


    Ach, was treiben wir doch für ein Corona-kompatibles Hobby!


    CS.


    Hubertus

    Hallo ihr Lieben,


    danke für eure Rückmeldungen!


    Michael: Da z. Zt. das Wetter wolkig und Venus immer schmaler wird, werde ich die Zeit mal nutzen für Vergleiche mit deiner verlinkten Seite.


    Christopher: Die Idee mit unterschiedlichen Filtern im Bino sollte ich in einer nächsten Venus-Saison aufnehmen. Sowas habe ich am Mars auch schon mal gemacht. Leider erntet man mitunter etwas Unglauben, wenn man als strikt Visueller was zeichnet, wofür die Fotografen einen Heidenaufwand treiben + Rechnerarbeit. Hast du auch etwas gezeichnet? Dann solltest du uns das hier einstellen. Mich begeistert selbst wiederum, dass ich jemanden veranlassen konnte, sich "altbackend" ne´ Venus rein visuell vorzunehmen und Beobachtungen zu bestätigen. Es ist einem selbst schon unheimlich, wenn man nach Jahrzehnten erstmals einen ver-"dellten" Venusterminator und weitere Details wahrnimmt.


    Ach, was treiben wir doch für ein Corona-kompatibles Hobby!


    Bleibt gesund,


    Hubertus

    Hallo Venerografen,


    was ich da gezeichnet habe, halte ich nicht für´s Evangelium. Ich habe deshalb die exakten Beobachtungszeiten angegeben, weil ich hoffte, dass die Venerografen mir ihre möglichst zeitgleich aufgenommenen Fotos zeigen, um meine Beobachtungen verifizieren zu können oder um sie als noch viel zu unsicher zu "entlarven".


    CS.


    Hubertus

    Hallo,


    bevor das Wetter sich wandelt und Venus jetzt jäh immer mehr Richtung Sonne am Abendhimmel zurückfällt, so dass die Sichel der beleuchteten Atmosphäre immer schmaler wird, gibt´s zur ersten Serie


    (hier)
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=249804


    ... noch mal nen´ 9er Pack Venüsse hinterher:



    Wieder in gleicher Reihenfolge von links nach rechts und dann in der nächsten Zeile, einstanden die Zeichnungen zu folgenden Zeiten:
    19.04.: 19:20 MESZ / 20.04.: 19:05 MESZ / 21.04.: 19:45 MESZ / 22.04.: 20:00 MESZ / 23.04.: 21:00 MESZ / 24.04.: 19:10 MESZ / 25.04.: 19:00 MESZ / 26.04.: 19.30 MESZ / 27.04.: 18:45 MESZ.


    Ach, was haben wir doch für ein ausgesprochen Corona-kompatibles Hobby,


    Hubertus

    Hallo Winnie, hallo Gerd,


    Danke für eure schnellen Antworten. Dass Stellarium da spinnt, war mir seit dem 24.04. klar; jetzt hat Gerd es mit seinem Programm wieder mal bestätigt, dass andere Programme es besser können.


    Danke auch für eure Hinweise. Werde mir über kurz oder lang Cartes-du-Ciel draufziehen. Sieht zwar nicht so "schön" aus, aber Gerd findet damit alles ganz genau.


    Außerdem muss ich dafür sorgen, dass die Programme vor der Ausfahrt zur Sternwarte aktualisiert sind, denn in der Sternwarte habe ich z. Zt. kein Internet.


    Bleibt gesund und...


    was haben wir doch für ein schönes Corona-kompatibles Hobby,


    Hubertus

    Hallo ihr Lieben,


    nachdem ich im Forum "Was habe ich beobachtet?" letzte Woche von einem am 17.04. beobachteten Sternchen nahe Porrima berichtet hatte, dass sich zuletzt nur als von Stellarium-Katalog als nicht erfasst erwies, möchte ich euch von meiner Suche nach Kleinplanet Juno berichten, den ich am Morgen des 17.04. ebenfalls nicht auf der mir von Stellarium gezeigten Position auffand.
    Für den 24.04. habe ich die abweichenden Positionen nochmals und genauer dokumentiert. Daher fange ich umgekehrt mit dem 24.04. an. Der Stellarium-screenshot zeigt die Stellarium-Position (mittig/eingekreist) und das Winkelmess-tool zeigt auf die beobachtete Stelle.



    Um sicher zu sein, dass der als Juno vermutete „Stern“ der Kleinplanet ist (und nicht wie im Falle des Sternchens nahe Porrima nur ein von Stellarium nicht abgebildeter Fixstern, wie es sich letzte Woche für mich unweit erwies), ließ ich von 3:30 Uhr bis in die Dämmerung um 4:45 Uhr den Newton auf Juno weiter nachführen, um eine Verschiebung feststellen zu können. Die links (oder östlich) der im screenshot markierten echten Junoposition beiden helleren Sterne bildeten mit Juno ein fast gleichseitiges Dreieck gleich heller Objekte, an dem sehr schnell eine Asymetrie auffallen musste. Am Rande meines Beobachtungs-Tagebuchs habe ich diese Skizze notiert mit dem umkehrenden Anblick im parallaktischen Teleskop:



    Gegen 3;30 ein fast gleichseitiges Dreieck (Stern B ist etwas zu weit rechts); gegen 4:45 erschien ein gleichschenkliges Dreieck mit etwas nach links oder Westen verschobenen Juno und der kurzen Bahn, die sie binnen 1¼ Std. zog.


    Das bedeutete aber, das Stellarium die Juno-Position um 12`30`` westlicher und etwas nördlicher zeigte, als die echte Position.


    Unterstelle ich, dass Stellarium schon am 17.04. diesen Fehler zeigte, ergäbe sich die folgende Situation:



    Das entspricht ziemlich meiner Erinnerung, denn an der vom Kringel entfernt markierten Stelle vermutete ich bereits aufgrund der Helligkeit die wirkliche Juno. Aber es hätte ja (wie am gleichen Abend nahe Porrima bemerkt) auch nur von Stellarium „vergessener“ Fixstern sein können. Am 24.04. war der „Stern“ an der für den 17.04. rekonstruierten Juno-Position nicht mehr zu sehen.


    Ihr könnt als Stellarium-User ja mal eure PC´s befragen, was die euch zu Juno erzählen. Ein Herner Sternfreund schickte mir seine Stellarium-Positionen als screenshots zu: Auf etwa 30`` entsprachen sie meinen, somit aber sogar 13` von den tatsächlich beobachtbaren.
    Ich will nicht bettnässerisch wirken, aber solche Abweichungen können entscheiden über sehen und nichtfinden, denn es soll ja noch einen nicht unerheblichen Rest von Asteroiden geben, die lichtschwächer sein sollen, als Ceres (1), Vesta (2) und Juno (3).


    Kennt ihr Alternativen für verlässliche Kleinplaneten-Positionen?


    CS.


    Hubertus

    Hallo Heiko,


    Lichtfülle ist tatsächlich ein Riesenproblem, dem man mit Filtern schnell Herr werden kann. Niechoy empfahl in dem oben genannten Artikel sogar, lieber kleinere Teleskopöffnungen zu benutzen, weil ultimative Auflösungsvermögen bei Wolken zweitrangig ist, da es sich um flächige Strukturen handelt. Du schreibst selbst, dass du den violetten Filter zusätzlich mit einem grauen kombiniert hast. Niechoy hatte seinem Artikel eigene Zeichnungen mit einem 4" Refraktor nahe ihrer oberer Konjunktion angefügt, also bei fast Vollvenus.
    Wenn ich zuerst mit Blau- oder Violettfilter angefangen hatte und dann zum Terminator zeichnen den Filter herausnahm, dann sprangen mich die Aufhellungen an den Sichelspitzen regelrecht an. Fange vielleicht da mal an. Dann achte auf Aufhellungen am, der Sonne zugewandten Rand, vor gut drei Wochen hatte hier einer ein zeitgleiches Bild eingefangen, an dem man im Vergleich die hellen Flächen wiedererkennen konnte. Dann folgte bei mir die Wahrnehmung von Helligkeitsunterschiede am Terminator, die ihm unregelmäßige Erscheinung verleiht. Zuletzt kommen die dunkelen Flächen zwischen Rand und Terminator. Das ist sicher kein Evangelium.


    Viel Spass und bleibt gesund (Man ist z. Zt. ja richtig froh, dass wir so ein corona-kompatibles Hobby betreiben.)


    Hubertus

    Hallo ihr Lieben,


    auf der Suche nach der für mich mit fast Mag 14 schwachen Galaxie NGC 4629 ließ ich mir am sehr frühen 16.04. so gegen 2:00 Uhr MESZ von Stellarium ein Aufsuchkärtchen anzeigen, ohne später besagte Galaxie im Teleskop erspäht zu haben.
    Das Interesse en dem Galaxienfitzelchen erlahmte bei mir sowieso, weil der Teleskopanblick irritierenderweise von dem des Screens meines Laptops abwich, da sich ein sternförmiges Objekt 12ter Magnitude im Okular aufdrängte. Da sich die Situation im Tierkreiszeichen der Virgo darbot, ließ sich als erstes auf einen Asteroiden mutmaßen.
    Als erstes unternahm ich mit einem beleuchteten Doppelfadenkreuz und durch Subtraktion der Koordinaten von Nachbarsternen. Da ein Doppelfadenkreuz, an dem die Batterien natürlich pünktlich leer waren und man behelfsmäßig irgendwie anders hineinfunzeln musste, selbst eine gewisse Breite zwischen den Kreuzeslinien einnimmt und man zum Zentrieren immer wieder im Wechsel aus- und eingeschaltet beobachten muss, um die Sternchen noch eben zu sehen, dürft ihr keine exakten Bogensekunden genaue Angaben erwartet, auch wenn die digitalen Teilkreise am Display der Montierung Bogensekunden anzeigen:
    Rektazension: 12h 42` 36``
    Deklination: -1° 20` 9``
    Als nächstes versuchte ich eine Helligkeitsbestimmung, indem ich das Objekt mit einem Stern im Gesichtsfeld, der lt. Stellarium mit Mag. 11,7 angegeben wird, verglich, indem ich so lange die Beugungsscheibchen unscharf stellte. Mein Eindruck war schließlich, dass „dem Objekt“ etwas früher die Puste ausging, als dem Stern von Mag. 11,7. Mag 12 dürfte durchaus realistisch sein.
    So habe ich euch ein Screenshot mit Stellarium erstellt. Es geht um ein Objekt im Zentrum, also um die grüne Stelle unterhalb des eingekringelten Sterns:




    Am unteren Ende des Winkelmessinstruments zeigt der hellgrüne Fleck die Position. Seine Helligkeit entspricht etwa dem des Sternes Richtung Porrima auf 11 Uhr vom grünen Fleck aus. Die schwächsten Sternchen auf dem Screenshot sind heller als Mag. 16.
    Am Folgetag steuerte ich die Stelle nochmals an, allerdings bei ungünstigeren Witterungsbedingungen: Das Objekt zeigte sich in Rektazension auf der gleichen Position. Die Sternchen waren phasenweise trotz neuer Batterien im Fadenkreuzokular zum bequemen An- und Ausschalten, kaum zu erkenne und es schien, als habe ich mich in Deklination um fast 2` noch norden vermessen, bei mühevollen Wiederholungen (unter anderem, weil ich am Newton einen Meridianflip vollziehen musste) näherten sich die gemessenen Werte wieder etwas an.


    Was könnte es also sein: Einen Kleinplanet, der tatsächlich seine Position rein in der Deklination verändert, schließe ich aus. Innerhalb eines einzigen Tages war auch kein Helligkeitsunterschied zu bemerken. Veränderliche Sterne können einen gewohnten Anblick auch stören, doch Stellarium zeigt an der Stelle keine bekannten Sterne &gt; Mag. 20 an. Uranometria und auch die umfangreichste Version des digitalen Triatlas kennt da nix. Mein Astrokollege Heiko Mehring hat auf einem fotografischen Online-Atlas an der Stelle auch nichts gefunden. Bliebe noch die Mutmaßung einer fernen Nova-Erscheinung oder schlicht ein Fehler in Stellarium.


    Falls ich bei gutem Wetter nächstes Wochenende wieder in meine Sternwarte fahren kann, wäre ich für eure Tipps dankbar, um nochmals nach zu schauen.


    CS.


    Hubertus

    Hallo ihr Lieben,


    passend zur Venussaison und ermutigt durch den Umstand, dass ich hier vor ein paar Wochen mal ein Foto fand, dass mit meinen unsicher erfassten und gezeichneten Eindrücken halbwegs übereinstimmte, setze ich heute mal meine Serie von „Venüssen“ der 14 Tage vom 04.04. bis 17.04. hier ein. Die Zeichnungen entstanden direkt am Teleskop. Guckt ihr hier:



    Die Bilder sind in der Reihenfolge von links nach rechts und dann weiter in der nächsten Zeile (oben vom 4.4. bis. 6.4../ ausgelassen bleibt unten rechts die fehlende für den heutigen 18.4.)
    Zur Methodik: Zwar empfiehlt Detlev Niechoy in Günter D. Roth´s "Planeten beobachten" (S. 142-159) am besten Zeichnungen in Blau oder Violett, dann Gelb und dann Rot zu machen (in Grün ausdrücklich nicht), doch zum Üben habe ich je nach Teleskopöffnung nur einen Blaufilter bei 125mm Öffnung, den dichteren Violetten (Nr. 47) nur am 15.4. und 16.4. im 150er benutzt. Anschließend habe ich für die dunkele Seite (aschgraues Venuslicht) und den (unregelmäßigen) Terminatorverlauf keinen oder höchstens einen etwas kontrastverstärkenden Skyglowfilter benutzt. Die Beobachtung des nicht immer auftauchenden aschgrauen Venuslichts gelang bei späterer Beobachtungzeiten, wenns also dunkeler wurde, oder mit etwas mehr Öffnung. Der Anblick verändert sich mit und ohne Filter schlagartig, da man jeweils unterschiedliche Wolkenschichten wahrnimmt. Deshalb empfiehlt Niechoy ja gar drei Filter nacheinander zu nutzen. (Das erinnert mich stark an Sonnenbeobachtung in H-alpha oder in Kalzium.) Die Vergrößerungen waren an beiden Teleskopen jeweils knapp 210fach.
    Wo ich mit feiner Linie helle Bereiche eingekreist habe, war es in der Venusatmosphäre besonders hell. Ob jenseits des Terminators die Aufhellungen das aschgraue Licht ist, von dem man lesen kann, oder Überstrahlungen durch Restchromatismus, mag nicht immer sicher sein; ich hab´s nur eingezeichnet, wenn die Form nicht gleich-, also sichelförmig am Terminatorrand entlanglief, das dürfte einige Fehler ausgeräumt haben. Große Aufmerksamkeit habe ich auf Unregelmäßigkeiten im Verlauf des Terminatorrandes gelegt, das solltet ihr nicht auf zeichnerische Unzulänglichkeiten zurückführen.
    Da die Bilder in zwei verschiedenen Refris entstanden sind, wobei ich am kleineren zu Hause im Garten ein Zenitprisma verwendete, am Lulatsch in Medebach keinen, habe ich die Zeichnungen nach dem Einscannen ggf. schon entsprechend vertikal gespiegelt und dann alle um 180° gedreht.
    Die Beobachtungsuhrzeiten waren:
    04.04.: 20:00 MESZ / 05.05.: 20;50 MESZ / 06.04.: 20:15MESZ / 07.04.: 20:20 / 08.04.: 20:30 MESZ / 09.04.:20:20 MESZ / 10.04.: 19:00 MESZ / 11.04.: 20:00 MESZ / 12.04.: 19:40 MESZ / 13.04.: 18:45 MESZ / 14.04.: 19:30 MESZ / 15.04.: 21:00 MESZ / 16.04.: 20:10 MESZ / 17.04.: 20:00 MESZ.
    Wer das „impressionistische Blinzeln“ kennt, sollte sich die Zeichnungen so anschauen!


    Viel Spaß beim Angucken und bleibt gesund,


    Hubertus

    Lieber Ralf,


    könntest du uns dazuschreiben, wann genau deine Fotos entstanden! Ich mühe mich z. Zt. visuell mit Violett-Filtern an Venus und kann das "vermeintlich" erkannte nur verifizieren, wenn ich als Veneroskop bei den Venerographen vergleichen kann. Man kann ja nicht wie beim Mars mit Albedokarten vergleichen!


    Konkret würde ich gern eine Venus vom 27.03. gegen 20:30 Uhr und eine vom 28.03. gegen 16:00 Uhr finden.


    Danke, ansonsten weiter so und bleib gesund,


    Hubertus

    Hallo Paddy, hallo auch Niklo,


    schönen dank für die Blumen an uns Viauelle erst einmal.
    Diese visuellen Beobachtungen an Venus, an deren Anfang ich selbst auch noch stehe, erfordern jahrzenhtelange Erfahrungen in visueller Planetenbeobachtung. Man glaube nicht, man haut sich eben mal ´nen visuellen Violett- oder tiefen Blaufilter rein (die "violetten" schauen tatsächlich eher tief blau aus*)), und schon sprängen einen kontrastreiche Wolkebdetails an.


    *) Stimmt gar nicht, habe die Filter verglichen und da habe ich ´nen blauen, der für 5-6"er reicht und den tief violetten, für den´s 8-10" braucht / "Nr 47", den ich am Montag benutzt hatte.


    Der Liebe Guntram hat hier in der Nachbarschaft Fotos gepostet, die lustigerweise auch einen guten Eindruck vermitteln, wie´s visuell auf Venus tatsächlich ausschaut. Guckt ihr hier (mit Guntrams freundlicher Erlaubnis:


    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=248702


    Nach "Samson(1.)", "30sec" und "Samson (2.)" zeigt Guntram drei Venus-Fotos: Auf erstem springen einen die Details beeindruckend an, das dritte zeigt den Eindruck, den man visuell etwa hat. Wenn man lange zwischen beiden Fotos genau hin und her schaut, fällt einem erst allmählig auf, dass das fahle dritte Bild tatsächlich fast alle Informationen wie das kontrastreiche erste enthält. Man muss es üben, diese feinsten Kontraste wahrzunehmen. Auf den eigenen Bleistiftskizzen (oder liebevolleren Zeichnungen) wird später das Gesehene dann nach Belieben übertrieben kontrastreich dargestellt.


    Ich denke, Guntram wird das aus seiner Erfahrung so bestätigen können.


    Ich will hier keinen Venerographen zum Veneroskopen bekehren, aber wer noch archaisch Zeichnen üben beginnen will, sollte sich am Anfang natürlich an den drei nächsten äußeren Planeten abmühen. Das war auch für mich erst der erste Venus-Erfolg nach Jahrzehnten Planetenzeichnungen (Bei mir am liebsten Mars, weil es für den Albedokarten gibt zum späteren Vergleich/Heute nehme ich den auch mit nur 5" aufs Korn).


    Meine Sternwarte liegt 140km von meinem Wohnort entfernt. Ich hatte die "Corona-Pause" am Montag mal genutzt, die Nacht ohne Kontakte dort zu nutzen. Für heute ist nur mein 5" Refraktor als "Unter-der-Woche-Teleskop" im Garten aufgestellt. Falls du heute fotografierst/filmst, werde ich da kaum vergleichbare visuelle Ergebnisse beisteuern können.


    Dir viel Spaß von Hamburg aus!


    Bleib gesund und CS,


    Hubertus

    Hallo Niklo,


    am Rande der Skizze ist´s vermerkt (kopfstehend): Begonnen hab ich mit dem 150er Halbapo, dem aber etwas das Licht ausging bei dunklem Violettfilter und 307x, am 400er Newton bei 368x fortgesetzt.
    Zum Filter muss ich erst mal nachsehen, welcher das ist/gar nichts besonderes. Habe auch einen dieser extrem engen fotogrfischen Venusfilter, bin aber immer noch Fotomuffel geblieben.


    Bleibt gesund und CS.


    Hubertus

    Hallo Patrick,


    Ich hatte so gehofft, dass dieser Tage bei den vielen Venusfotos auch mal einer unserer "Venerografphen" ein Foto gleichen Zeit aufnimmt, wsenn ich visuell erstmals zeichne.


    Schon im Vorjahr hatte ich das Gefühl, mal eine für Venus typische
    Dreieckswolke ausgemacht zu haben, nachdem ich davon las, dass einige auch Fortune im Visuellen an Venus hatten. Aber wenn nicht jemand zufällig zeitgleich fotografiert, kann man das (vermeintlich Gesehene nicht verifizieren. (Man kann ja nicht mit Karten vergleichen, wie beim Mars.)


    Meine Zeichnung vom 23ten gegen 19:00 Uhr mit Violettfilter:



    Skizze ist gedreht für eine vergleichbare Perspektive.
    Die drei dunklen Bereiche vom Terminator ab sind unsicher/ungenau erfasst, aber die drei hellen "Nasen" vom Rand zum Innern scheinen recht zutreffend zu sein.


    Es lohnt sich, weiter an Venus zu üben.

    Hallo Hannes,


    ich hatte dir zwar vorgeschlagen, mal telefonisch klön-zu-schnacken, weil schriftlich alles zu verfassen mir zu zeitaufwändig schien, aber da in Corona-Zeiten an den Schulen nun alle Kinder aus Bullerbü in ihren „Ferien auf Sagrotan“ (extra3) sind, nun doch mal mein Sermon zum Thema. Damit ich keinen Punkt vergesse, vorab die Stichpunkte:


    - langer Tubus ohne Durchbiegung
    - Blenden setzen
    - OAZ mit Fokusierweg mit 20cm+
    - Faltbauweise „Fagott“ vs. „Nemec“
    - Montierungswahl
    - Sinnhaftigkeit von Korrektoren gegen atmospärische Dispersion (hast du ja vielleicht sogar schon längst)


    Zuerst die Skizzen, auf die ich unten verweisen werde:



    Thema Durchbiegung: Ein langer Tubus kann ja nur dann durchbiegen, wenn er in der Mitte seiner Länge unwillkürlich einen waagerecht leicht elliptischen Querschnitt einnehmen kann (sh. Abb 1a) Wählst du für die Blenden statt dünnen Blechen, die nur Streulicht abhalten können, ein stabiles, 5mm oder dickeres Material (am Blendenrand sinnvollerweise angeschrägt (Abb 1b)), dann zwingst du das Rohr, einen kreisrunden Querschnitt beizubehalten, so dass es nicht durchbiegen kann (Abb 1c). Obwohl zum Streulichtschutz in langen Röhren sicher drei Blenden reichen dürften, befinden sich zur Stabilisierung in meinem in Medebach z. Zt. noch im Einsatz befindlichen „Lulatsch“ 5 Blenden in seinem für 150mm Öffnung nur 160mm Außendurchmesser schlanken Tubus (Er ist nicht dicker, als der 125er LK, den ich dir vor fast 20 Jahren abgekauft hatte und wirkt wie Marks 125mm/f:20er)


    Thema Blenden setzen: Der Vorbesitzer hatte den 150er mir mit zwei Tuben verkauft: Mit einem transportablen Fagott (dazu weiter unten noch) und mit einem langen Tubus, mit dem der Vor-Vorbesitzer ihn stationär aufgestellt hatte. Darin saßen diese Blenden allerdings falsch, denn sie blendeten/vignettierten das Objektiv auf 140mm ab. Ich klopfte die vorsichtig heraus und setzte die Blenden nur auf neu berechnete Positionen, die dem Objektiv im Fokus erlaubt, eine Fläche von 43mm Durchmesser voll auszuleuchten. Dazu habe ich mir ein Abflussrohr für 125mm Innendurchmesser besorgt, mit Folienstift die Positionen der Blenden 1-5 markiert. Dann schwärzte ich den Teleskoptubus neu bis etwa zur Position der ersten Blende, setzte die erste Blende in den Tubus und klopfte sie mittels des Abflussrohres mit einem Brett und einem Hammer so weit in den Tubus, dass die Folienstift-Markierung mit dem Tubusende übereinstimmte (Abb. 2). Die Blende wurde mit der trocknenden Farbe festgeklebt. Dann schwärzte ich weiter und setzte sukzessive die übrigen Blenden ein.


    Thema OAZ mit Fokussierweg 20cm+: Davon rate ich dir ganz unbedingt ab! Am Medebacher „Lulatsch“ habe ich einen 2,7“-OAZ mit nur 14cm Fokussierweg, doch ich musste ursprünglich bei Nutzung von einzig einem Okular zwei 80mm und ein 50mm Verlängerung einsetzen, die irgendwann am Ende durchhängen. Dann ließ ich mir zumindest zwei verschraubbare 2,7“ Verlängerungen mit 130mm und 80mm drehen, stabil, doch schwerer als die 2“-„Extensions“. Sicherlich wünscht man sich für all sein okularseitiges Zubehör-Spielzeug aber auch ausreichend infrafokalen Weg. Für meinen künftigen Medebacher „Über-Lulatsch“ werde ich mit Gerd Weber (dir aus Bochumer Zeiten ja auch noch bekannt) einen anderen Weg gehen: Auf Gerds optischer Bank haben wir den optischen Weg gemessen, den ich infrafokal bräuchte, wenn ich a) Korrektor + b) Filterrad + c) 2“-Zenitspiegel oder Amiciprisma (für Mond mit Rükl-Atlas auf dem Schoß) + d) Binoansatz gleichzeitig verwenden wollte. Das ergaben 230mm infrafokalen Weg. Das entspricht tatsächlich dem Weg, den du dir für deinen OAZ auch vorstellst. Das ergibt aber eine wackelige Geschichte, wenn du mal ganz puristisch nur mit einem Okular geradsichtig beobachten möchtest (und du sagtest mir mal, das du gerne auch puristisch beobachtest, so wie ich selbst auch gern geradesichtig im Liegestuhl unterm Lulatsch ruhe.) Mein Neuer für Medebach wird ein rasch abnehmbares Verlängerungsrohr zwischen dem um 230mm verkürzten Tubus und dem OAZ erhalten, den man bei Einsatz allen OAZ-seitigen „Spielzeugs“ abnimmt und den OAZ direkt am Tubus anflanscht (sh Abb. 3a und b). Die alten LK´s hatten das auch alle (zumindest die größeren) und auch das Fagott, das der Michael („Nonsens“) oben eingestellt hat (und das ich ihm abgekauft hatte), besitzt ein solch abnehmbares Zwischenrohr.


    Thema Faltrefraktor als Fagott oder nach Nemec: Fagotts (sh. Abb 4a) hatte ich bisher zwei.
    Das erste war das ehemalige vom Michael mit FH-Objektiv (das m. E. aber leider nicht sehr justierstabil war).
    Das zweite war das unverwüstliche, von Wolf Wellnitz aus dem Emsland gebaute, mit einem dem FH vom Michael deutlich überlegenen HA-Objektiv. Nach der stationären Aufstellung im langen Tubus bedauerte ich es nachträglich, dass ich das Fagott ohne Objektiv für ´nen Appel und ´nen Ei dem Martin Trittelwitz abgab (Der wollte sich einen Schaer bauen, war aber flugs aus Berlin nach Medebach gesaust, als er ohne langes Basteln sein China-Objektiv nur oben auf mein Fagott drauf setzen brauchte und los gings. Das wäre auch noch eines für dich gewesen.)
    Mein künftiger Über-Lulatsch hingegen sitzt z. Zt bis zu seiner stationären Aufstellung in einem „Nemec“-Tubus (Abb 4b) aus Gerd Webers Hand gefertigt. (Sollte ich als Greis meine Sternwarte mal aufgeben müssen, könnte ich auf einem vorhandenen schweren rollbaren Dreibein auf der kleineren Montierung, die den 16“ Newton in Medebach trägt den 8“ Halbapo mit Nemec-Tubus noch vom Südbalkon meines künftigen Altersheimes betreiben.)
    Da das Fagott nur einen einzigen justierbaren Planspiegel besitzt, ist der ggf. erforderliche Justieraufwand geringer. Sitzt der in der „Tiefe“ einmal richtig, sollte man eine der Justierschraube nie mehr anrühren und später immer nur an den zwei anderen Schrauben justieren (schraubt man an allen dreien herum, gerät der Planspiegel schnell auch aus der optischen Achse, während beim lotrecht eingebauten Newton-Spiegel lediglich der Fokuspunkt etwas auf und ab wandert.) Der zweite Spiegel, der wieder ein astronomisch richtiges Bild gewährleistet, ist nur ein Zenitprisma, dass man sich im sitzen in die bequemste Position drehen kann. Ein Fagott ist mit jeglichem Zubehör auf halbhoher Säule auf Rollstühlen sogar leichter erreichbarer und damit „geriatrietauglicher“ als ein Nemec-Tubus mit fixem Newton-Fokus. Beim Nemec mit Newton-Fokus auf halbhoher Säule müsste die Sitzhöhe im Laufe der Nacht mal angepasst werden. Außerdem benötigt diese Bauweise zwei zu justierende Planspiegel. (Mich versöhnte der Nemec-Tubus nur, weil Gerd ja nach der Devise fertigt: „Wer an seinen Teleskopen Justierschrauben verbaut, nimmt Fertigungsfehler in Kauf!“, und er mir den um oben genannte 230mm optischen Weg verkürzten Tubus mit optimal fest verbauten Planspiegeln fertigte und das Justieren entfällt.)


    Thema Montierungswahl: Wenn Michael sein früheres Fagott auf seiner WAM der 4er-Serie präsentiert, so ist das sicher eine bomben-steife Kombination. Ich betrieb ihn seinerzeit auf einer alten Vixen-Saturn ebenfalls höchst zufriedenstellend. Ein Interessent an dem Fagott will ihn auch schon auf einer EQ 6 im Probebetrieb zufriedenstellend betrieben haben. Mein Abnehmer aus der Schweiz wollte ihn mir zuletzt unbedingt in der Kombi mit der Saturn-Monti abkaufen. Aber der „Luna-Man“ (so sein Forenname) aus der Schweiz teilte mir mal mit, dass er seinen langen ungefalteten 150er Lulatsch zuerst auf einer WAM der 4er-Serie betrieb, sich aber dann doch endlich noch was größeres zulegte. Dabei muss einem klar sein, dass Refraktoren in Faltbauweise zwar einen kürzeren Hebel haben, dafür aber Dank Planspiegel deutlich schwerer werden.


    Thema Korrektoren gegen atmosphärische Dispersion oder Atmospheric Dispersion Corrector, kurz: ADC (Vielleicht hast du einen solchen ja längst, dann schreibe ich das trotzdem für die interessiert Mitlesenden): Ich habe mir schon vor gefühlten Jahrzehnten einen solchen über den „Boxdörfer“-Koch zugelegt, der die als einer der ersten vertrieb. Hintergrund war, dass ich einst TAL-Okulare an anderen Teleskopen nutzen wollte, die aber nicht in 1¼“-Adapter passen wollten. Jener Rainer Ludwig, dessen Name meine Sternwarte aus Bierlaune erhielt, drehte mir den Adapter um 0,3mm auf. Die ersten TAL´s im Westen hatten metrische 32mm-Okulare. Als ich mal ein Zenitprisma zur Beobachtung in Horizontnähe aus dem Adapter nehmen wollte, zugleich aber durch das Okular schaute, ließ das Prisma sich verkippeln: Verkippte ich das Prisma in ca. 89/88° nahm die Farbdispersion noch zu/Richtung 91/92° verkippt, wurde die Dispersion weg korrigiert. Völlig ange-„flasht“ war mir trotzdem klar, was das erklärte. Später las ich in Riekers „Teleskope und ihre Meister“, dass Shupman für den Apo-gefrusteten Fauth in die neu entwickelten Mediale solche Einrichtungen fest verbaut hatte. Im Kreise einiger Herner Amateure wusste jemand, dass er solche Korrektoren seinerzeit schon als okularseitiges Zubehör gab. Damals empfahlen die Hersteller noch ein optimales Öffnungsverhältnis zwischen f:20 und f:30 (ggf. herzustellen mit Barlows). Ich erprobte das allererste Modell und sein erstes Nachfolgemodell: Letzteres zeigte mir auch mit f:15,3 Skorpionschwanz-Stern Shaula wohl korrigiert (Teleskopeigenen Restchromatismus ausgenommen.) Der Einsatz des Korrektors zeigt sogar bis 60° über Horizont noch eine erkennbare Bildverbesserung (nur 30° um den Zenit herum kann man drauf verzichten). Mittlerweile gibt es die Dinger auch schon für Öffnungsverhältnisse um f:10, was sie auch für SC- und MC-User attraktiv macht.


    So, genug für´s Erste!


    CS. und bleibt gesund (wie die gebräuchlich gewordene Grußformel seit kurzem lautet.)


    Hubertus


    P.S.: Ist dein Objektiv wirklich komplett unvergütet oder ist nur die Wind und Wetter ausgesetzte äußere Glasfläche unvergütet, aber die drei anderen vergütet? Da die Vergütungen früher nicht so haltbar waren, stellte z. B. D. Lichtenknecker bis Ende der 60er Jahre seine Objektive auch nur mit drei vergüteten Linsenflächen her.

    Hallo Achim,


    warum sollte der Spiegel in eine "exotische" Spiegeloptik gehört haben? Mit f:7,3 hört sich das an nach einer früher durchaus üblichen, aus heutiger Sicht langsamen Newton-Optik. Das könnte mit entsprechend kleinem Fangspiegel immer noch eine entzückende Planeten-Optik werden.


    CS.


    Hubertus