Hallo Christoph,
ich erinneren mich noch gut daran, dass das Thema Farbsehen hier im Forum vor ein bis zwei Jahren schon einmal heiß diskutierter Gegenstand war. Die Eindrücke der diskutierenden Beobachter waren individuell so unterschiedlich, dass es mich wundert, dass es dazu überhaupt eine "Theorie" geben soll. Wie lautet denn diese?
Mir ist noch erinnerlich, dass ein Beobachter einräumte, dass er bei einem Teleskoptreffen selbst mit 600mm Öffnung nirgends Farbe zu erkennen vermochte, während ich meine, von einigen heftigst bestrittene Beobachtung schilderte, dass ich mit 250mm Öffnung selbst am Ringnebel M57 Farben wahrnahm.
Mein erster Eindruck von Beobachtung mit 10" war, als ich zum ersten Mal von einem Sportplatz in Bochum-Werne aus (also Mitte Ruhrgebiet) den Orionnebel ansah, dass er mir nicht um einen Deut heller erschien, als mit meinen bis dato benutzten 6". Der erste Unglauben über diesen Eindruck wich, als mir abseits des hellen, vom Trapez angestrahlten Zentrums tiefrote Außenbereiche auffielen, von denen sich das helle Zentrum dann bläulich absetzte. Da muss meine "Globsche" wohl von lichtempfindlichen S/W-Rezeptoren auf Farbrezeptoren umgeschaltet haben, da kein Lichtgewinn, doch dafür Farbe(!) Zum Himmel kann ich nicht mehr viel sagen, nur, dass von einer Milchstrasse mit bloßem Auge nichts zu sehen war (ist sie von Bochum aus auch nur, wenn gerade mal der Tag im Jahr ist). Wenn ich mich recht entsinne, verwendete ich dabei 25mm Tal-Plössl, was bei f=1500mm eine AP von 4,16mm ergibt. Grünlich, wie von einigen Beobachtern damals im Forum geschildert, habe ich M42 noch nie wahrgenommen.
Bei M57 war der Standort um Längen besser: Medebach/Hochsauerlandkreis (ca. 550 ü. n. N.) im September. Der Himmel war für diese Gegend mit etwa bis mag 6 recht gut, denn dort habe ich, leider nur einmal 1985 (bin zu selten da) schon einen Himmel erlebt, der nahe an Mag. 7 herankam. Die AP muss aber erheblich kleiner gewesen sein, denn um M57 schön als "Kringel" zu sehen, werde ich sicher mein 17er oder gar 11er Nagler verwendet haben. Den typischen Farbwechsel von innen nach außen habe ich demnach (das 17er-Oku vorausgesetzt) mit 2,84mm bemerkt, wofür mich einige damals im Forum wohl für übergeschnappt hielten. Doch im Jahr darauf bestätigte mir an gleichem Ort eine unbefangene 13-jährige Beobachterin aus dem Ort die Beobachtung. Als ich sie den Ringnebel betrachten ließ, fragte ich sie unvorbereitet, die niederschmetternden Reaktionen hier im Forum ums Farbensehen am M57 durch 10" erinnernd, doch für mich behaltend, ob sie wohl den Eindruck hätte, dass man an dem Nebel irdendwie Farben wahrnehmen könne. Sie schaute nochmals einen Moment ins Oku (es war also kein sich ihr aufdrängender Farbeindruck) und meinte dann: "Ja, innen bläulich!" Und auf die Frage nach den Außenbereichen ergänzte sie nach wiederum 2-3 Sekunden: "So gelblich-orange!" Ich hatte also zuvor, möglicherweise unter dem Eindruck prächtiger Farbfotos stehend, doch nicht gänzlich gesponnen.
Diese Beobachtungen sind dir sicher noch zu subjektiv, unsystematisch und unvollständig dokumentiert, doch sobald ich wieder zu meinem Lieblingsstandort komme (wo ich mich bald astronomisch stationär niederlassen möchte) lasse ich präziser von mir hören und werde deinen Aufruf zum Anlass nehmen, im bevorstehenden Winter wieder genauestens darauf zu achten, was sich mir und den jungen Mitbeobachtern (die von veröffentlichten Farbfotos der Objekte noch nicht "verdorben" sind) farbig präsentiert.
Dir wünsche ich viel Erfolg beim Sammeln der Farbbeobachtungen und lasse bitte hier im Forum auch mal über die Ergebnissse unbedingt was vermelden.
Klare Nächte
Hubertus