Hallo Gert,
das ist wirklich erstaunlich, was Du (und Nick/ Aufeome) beschreibst. Immer wieder was Neues und Unerwartetes...
Ich habe jetzt mal bei Daten von mir getestet, und um es kurz zu machen: ich sehe diesen Effekt nicht. Zumindest nicht in solcher Ausprägung, wie Du es im Eingangsposting zeigst. Was natürlich schon der Fall ist, ist dass im gedrizzelten Bild das Rauschen im Hintergrund auch höher aufgelöst und damit "schärfer" ist. Aber das muss ja so sein, sonst hätte das Drizzeln nicht funktioniert. BXT verstärkt/verschlimmert bei mir diesbezüglich nichts.
Meine Reihenfolge im linearen Workflow ist allerdings eine andere, insbesondere die Positionierung von BXT und Gradientenentfernung im Workflow; vielleicht bleiben oder entstehen bei Dir in Deiner Reihenfolge diese Artefakte, die durch die Farbsättigung im linearen Zustand dann nochmals richtig "betont" und kräftig mitgestreckt werden. Ich habe oft gelesen und auch selbst die besten Erfahrungen gemacht, Gradientenentfernung und BXT frühestmöglich anzuwenden, wenn die Daten noch so roh wie möglich sind. Daher ist es bei mir:
Rohstack -> Crop (unsaubere Ränder weg) -> Ausrichten/Angleichen der Farbkanäle (Linear Fit) -> Gradient weg (GraXpert, GradientCorrection oder DBE, nur eines davon!) -> BXT -> alles andere...
Alles andere, vor allem auch die Farbkalibrierung, kommt erst danach. So soll sichergestellt sein, dass BXT auf die möglichst unmanipulierten, ursprünglichen Daten zurückgreifen kann. Der Gradient, der die Daten "verschleiert", muss natürlich weg, aber auch nur der.
Wenn ich das so durchführe, erhalte ich das Folgende. Kamera ist eine unmodifizierte Sony A7ii mit 5,97 um Pixelgröße, Teleskop ein TS Photoline Dublet APO mit Öffnung 102mm und Brennweite reduziert auf 564mm, also ca. f/5,5. Damit bin ich im Undersampling laut der von Dir zitierten MTF Berechnung bei Russ Croman: https://www.rc-astro.com/mtf-analyzer/.
Nach Schritt 1 = Crop/Linear Fit: (links gedrizzelt, rechts ohne; nur STF):
Noch ein Ausschnitt, damit man das Rauschen auch schön sieht:
In der gedrizzelten Version (links) wirkt das Grünrauschen dominanter. Liegt vermutlich an der höheren Drizzle-Auflösung und damit "Detailreichtum". Ist kein Problem, das verschwindet nach der späteren Farbkalibrierung.
Nach Schritt 2 (GraXpert): (links wieder gedrizzelt, rechts ohne)
Die Gradientenentfernung führt dazu, dass man das Rauschen in beiden Bildern noch deutlicher wahrnimmt. Zum einen, weil der Gradient die "Lücken" nicht mehr auffüllt, zum anderen weil ohne Gradient der STF-Autostretch noch intensiver streckt.
Nach Schritt 3 (BXT):
A) gedrizzelt: (links NACH BXT, rechts VOR BXT)
B) NICHT gedrizzelt: (links NACH BXT, rechts VOR BXT):
Anhand der Bilder 3A und 3B erkennt man, dass (zumindest bei mir) BXT keinen negativen Einfluss auf die Hintergrundstruktur hat. Der Hintergrund ist sowohl beim gedrizzelten wie auch beim nicht gedrizzelten Bild auf jeden Fall nicht schlechter geworden, zumindest in meinem Test. DAs bringt mich zu oben geäußerter Vermutung.
Vielleicht kannst/möchtest Du ja noch einmal ausprobieren, GraXpert und BXT in Deinem Workflow ebenfalls in der Reihenfolge vorzuziehen. Ich weiß natürlich überhaupt nicht, ob es daran liegt, aber einen Versuch ist es ja vielleicht wert. Ich drücke auf jeden Fall alle Daumen!
Viele Grüße und CS,
Matthias