Moin, moin nach Hamburg!
..., und vor allem habe ich extreme Probleme mit der Brille. Und meinem Rücken. Das ständige gebückt durchs Okular gucken ist… anstrengend. Der Mond macht allerdings jetzt schon Spaß, alles andere soll folgen.
Hast Du Dich mal zu EAA eingelesen? Dabei wird eine Kamera verwendet um live Bilder direkt zu stacken, das bedeutet zusammen zu rechnen und auf einem Computer(Display) anzuzeigen. Da gibt es keine devote Haltung hinter einem Okluar. Das Teleskop kann sogar Remote bedient werden. Bedeutet man kann bequem auf der Terrasse, im Wohnzimmer oder wo auch immer sitzen und WLAN, Netzwerk vorausgesetzt von dort aus das Teleskop bedienen und sich an den laufen aktualisierten Bildern erfreuen. Und das geht auch zu Zweit oder mit mehren Leuten gleichzeitig. So viele Leute halt wie gleichzeitig auf das Display, den Fernseher, die Leinwand mit Beamer schauen können.
Es ist ein ganz anderer Ansatz als mit visueller Astronomie.
Es gibt zwei Wege zu EAA. Mindestens :
- Man kann sich hochwertige EAA Setups selbst zusammenstellen, Wissen, Bereitschaft zu experimentieren, Freude an Ausrüstung weiter zu optimieren, Spaß aus Erfahrungen zu lernen und am Ende muss man auch bereit sein einen nicht unerheblichen Betrag ausgeben zu wollen. Man kann aber auch durch gebrauchte Ausrüstung erheblich Geld sparen.
- Es gibt auch fertige Setups, für € 1500, € 3000 und auch knapp € 5000. Google dazu nach Vespera ,Unistellar, Evscope, Vaonis.
Ich habe Anfang 2021 mit "Selbermachen" angefangen. Eine gebrauchte Celestron Nexstar Goto Montierung ( € 500 ), ein neuer Skywatcher 130PDS Newton ( € 300 ) und eine Astrokamera von ZWO ASI294MC (ungekühlt) ( € 800 ) war der Einstieg. Als Software nimmt am besten den Platzhirsch Sharcap, als kostenlose Software mit eingeschränkten Funktionsumfang oder als Vollversion mit € 15 im Jahr jeden Euro wert. Damit kann man schon loslegen und ist quasi sofort in der ersten Liga mit dieser Kamera. Man kann EAA aber auch erfolgreich mit anderen Kameras für weniger Geld machen.
Mein Budget liegt für den Start um die 1.000 Euro, wohlwissend, dass ich das sprengen werde. 😉
Natürlich ist es bei mir nicht bei den zuerst geplanten gut € 1500 geblieben. Weitere Ausrüstung die je nach Wunsch für bessere Ergebnisse, bequemere, schnellere Bedienung sorgen kann und mit einem nach oben offen Budget sind keine Grenzen gesetzt. Sehr hilfreich und sinnvoll ist z.B. ein Fokusmotor ( € 200 ), Komakorrektor ( € 160 ), Powerbank ( € 100 ), später auch noch Filter ( € 200 ). Man kann dabei aber Schritt für Schritt in seine eigenen Bedürfnisse reinwachsen.
Vergiss die schönen Bilder von strahlenden roten Nebeln oder klar erkennbaren Spiralarmen von Galaxien, insbesondere in Hamburg City. da muß es sehr dunkel sein und Deine Augen müssen sich an die DUnkelheit gewöhnen. Das dauert bei absoluter Dunkelheit, maximal Rotlicht so 30-45Min.
Da hat Hartmut 100%ig recht. Das trifft aber nicht auf EAA zu. Astronomische Beobachtungen per EAA mit farbigen Nebeln und Galaxien mit Armen, überhaupt kein Problem. Bereits nach kurzer Zeit, ein, zwei oder drei Minuten hat man auf dem Bildschirm entsprechend Bilder. Und Achtung ich spreche jetzt nicht von Astrofotografie. EAA ist "Live-Beobachtung" mit der Möglichkeit die am Bildschirm gesehenen Bilder quasi als Souvenir an die Beobachtung sofort abzuspeichern, aufzuheben, und herzeigen zu können. Egal ob man sich für die Beobachtung 5 Minuten 10 Minuten oder eine Stunde Zeit genommen hat. Ich speichere am Ende der Beobachtung eine einzige Datei "as seen" ab und bin sofort fertig.
Bei Astrofotografie, wenn man nach Stunden oder Tagen alle Aufnahmen auf der Festplatte mit einem Datenumfang von mehreren GigaBytes abgespeichert hat, beginnt erst die eigentliche Arbeit. Das dauert dann noch weitere viele, viele Stunden oder Tage vor dem Rechner bis man ein fertiges Bild vorliegen hat.
Hier zwei "normale" EAA Beispiele von mir um Dir einen Eindruck zu geben was mit EAA möglich ist. Vorneweg noch, meine Frau und ich nehmen uns für ein Objekt immer reichlich Zeit. Dreißig Minuten oder auch mal zwei Stunden, es macht uns Freude so lange einem einzelnen Objekt zu zusehen. Andere EAA Kollegen und Kolleginnen haben mehr Freude daran in einer Nacht zwanzig und mehr verschiedene Objekte zu beobachten.
Jetzt zwei Beispiele von mir. Zuerst ein Nebel:
Rosettennebel:
Dieses Bild war mir bereits mit nur einem Jahr Erfahrung mit EAA möglich. Man braucht für viele Nebel aber noch zusätzlich einen Filter der gut € 250 an Budget verschlingen kann. Der Rosetten Nebel hat mir und meiner Frau so viel Spaß gemacht, da haben wir gut 90 Minuten zugeschaut, wie das Bild immer Detail-reicher und schöner geworden ist um es nach "Tatort-Länge" von anderthalb-Stunden so abzuspeichern.
M51
Galaxien gehen auch ohne teure Filter. Hier M51. Dieses Bild habe ich nach ca. drei Monaten Erfahrung mit EAA in 2021 gemacht. Die Gesamt-Stackingzeit war ca. 50 Minuten. Nur um es noch Mal zu betonen. Solche Bilder sind mit dem oben beschriebenen Setup möglich und brauchen keine Jahre-langen Erfahrungs- und Lernzeiten. Die Lernkurve mit EAA ist wirklich steil. Bei mir steht das EAA-Setup in einem Münchner Vorort, mit der Großstadt üblichen Lichtverschmutzung. Bereits nach kurzer Zeit, fast immer schon nach zwei, drei der ersten einzelnen Aufnahmen mit jeweils vier, vielleicht acht Sekunden Belichtungszeit sieht man bereits deutlich die Galaxie.
Ich habe mit Astronomie im Herbst 2020 mit einem 10" Newton auf Dobson begonnen. Aber seit ich EAA mache steht das große Teleskop nur noch rum und ich habe seit Frühjahr 2021 durch kein einziges Okular mehr geschaut. Warum auch?
Ich habe hier mitgeschrieben, nicht um den konventionellen, rein visuellen Weg schlecht zu reden. Viele geschätzte Kollegen und Kolleginnen hier, wollen die Photonen auf den eigenen, nackten Augen spüren. Mir gibt es nichts (mehr). Ich habe viel mit dem Dobson und dem 10" Newton gelernt. Das war nicht verkehrt. Nur wenn ich noch mal anfangen würde, würde ich sofort mit EAA einsteigen.
Viele Grüße und Servus - MünchenBeiNacht - Ewald