Hallo Gerald,
.... Ich möchte interessante Himmelskörper anschauen (Planeten, Galaxien usw.). Und das bequem mit elektronischen „Helferleins“ ansteuern zu lassen. ...
Planeten und Galaxien ... ... das sind eigentlich sich konträr widersprechende Ziele.
Basierend auf meinem Eindruck aus Deinen Zeilen heraus, denke ich Du solltest Dich zum Thema EAA informieren. Mit EAA wird anstatt eines Okulars, von denen Du ja einige gefunden hast eine Kamera mit Farbsensor im Teleskop verwendet. Mit Hilfe der Kamera werden Fotos mit Belichtungszeiten von wenigen Sekunden aufgenommen und mit Hilfe von Software laufend live zusammengerechnet und das "gestackte" / zusammen gerechnete Bild live an einem Bildschirm angezeigt. Bereits nach wenigen Sekunden kann man am Bildschirm eine Galaxie, einen Nebeln erkennen. Je länger das Stacking, das Zusammenrechnen der laufend aufgenommenen Fotos andauert um so besser und schöner wird das Bild werden. Rauschen verschwindet, immer mehr Details werden sichtbar.
Bei EAA ist es durchaus üblich, dass das Teleskop ferngesteuert betrieben wird. Das Teleskop steht im Freien und wird per Netzwerkanschluss oder WLAN aus dem Haus, von der Terrasse etc. aus angesteuert. Am Teleskop selbst braucht es dazu einen "Computer" der direkt per USB-Kabel mit der Kamera, der "Goto-Montierung" und eventuell weiteren Komponenten wie z.B. einem Fokus-Motor verbunden ist. Im (warmen = Winter) Haus, auf der (kühlen, Mückenfreien = Sommer) Terrasse hat man einen Laptop / Computer mit Display der mit dem Teleskop-Computer verbunden ist.
Mit der EAA Technik, kann man auch jeder Zeit das aus den zusammen gerechneten Einzelaufnahmen bis zu diesem Zeitpunkt gewonnene Summen-/Stacking Bild das man am entfernten Display sieht auch abspeichern. Bei EAA können natürlich je nach verwendeter Hardware und Display auch mehrere Personen gleichzeitig den Fortgang des "Stackings" gleichzeitig beobachten und verfolgen.
Meine Frau und ich teilen gemeinsam die Begeisterung für Astronomie und haben damit viel gemeinsame Zeit in der wir zusammen Deepsky Objete wie Galaxien und Nebel beobachten. Auch wenn nach zwei, drei oder fünf Minuten schon begeisternde Ergebnisse zu sehen sind und man zum nächsten Ziel wechseln könnte, nehmen wir uns immer viel mehr Zeit, eine Stunde und oft deutlich mehr für ein einzelnes Objekt. Wir speichern auch nie die einzelnen Foto ab, sondern heben nur immer das final zusammengerechnete Foto quasi als Souvenir an diese Nacht auf.
Hier als Beispiel M51 - Whirlpool Galaxie
so wie wir diese Galaxie nach ca. 45 Minuten kürzlich gesehen haben.
Oder in der Wintersaison den "Affenkopf-Nebel" - hier auch nach ca. 45 Minuten ...
Solche "farbigen" Eindrücke kann man nur mit Kamera Unterstützung bekommen. Verwendet man rein visuelle Hilfsmittel, Okulare und die eigenen Augen beschränkt sich das visuelle Erlebnis auf mausgraue Tupfen im dunkelgrauen Himmels-Hintergrund - aber mit Hilfe der eigenen Phantasie und dem fast unbeschreiblichen Eindruck wenn man im Freien in frischer Luft unter der Milchstraße steht, bereitet rein visuelle Astronomie ebenfalls große Freude und begeistert immens.
Astronomie ist eigentlich nicht entweder oder, eher mehr eine Ausrüstung für EAA/Astrofotografie und eine andere Ausrüstung für visuelle Astronomie.
Bei Astrofotografie werden im Regelfall nur Einzelaufnahmen, oft mit langer zum Teil minutenlanger Belichtungszeit abgespeichert und später in einem Zeit aufwändigen Verfahren mit Software nachträglich zusammengerechnet. Das ist dann der Hauptunterschied zu EAA, bei der man die sich laufend verbessernden Ergebnisse live und in Farbe direkt während der Nacht am Bildschirm sehen und genießen kann.
Zu Deiner Frage noch ...
Nach ein wenig „Internet Recherche“ denke ich das Celestron C8 könnte passen. ... Was meint ihr dazu?
... ich finde den C8 eher unpassend. Das ist ein Teleskop mit großer Brennweite, ca. 2000 mm und kleiner Lichtstärke f/10 also ideal für helle, kleine Objekte wie z.B. Planeten Beobachtung. Es ist aber ohne Anpassungen wie einen Reducer wenig geeignet um dunklere, lichtschwache Objekte wie Galaxien oder großflächige Objekte wie Nebel beobachten oder mit einer Kamera fotografieren zu können. Mond wirst Du mit einem C8 ohne Reducer mit so großer "nativer" Brennweite nur schwierig komplett sondern nur immer in Details betrachten können ...
Celestron C8 - meines wäre es nicht!
habe ich im Kellergeschoss eine Celestron AVX Montierung (in Formtasche), Okulare (ca. 6 Stk. super Plössl, 8 Stk. 2“ Okulare, ein Baader Hyperion Mark IV Zoom, diverse Linsen und Halterungen etc. dann Ein Celestron WLAN Modul etc. gefunden
Ich kenne die AVX nicht. Diese Montierung ist eine EQ-Montierung und damit die Nachführung und das Goto sinnvoll funktionieren kann, braucht diese Montierung nach dem Aufstellen einen gewissen Initial-Aufwand mit einem Polar-Alignement. Damit wird quasi die Drehachse der Montierung parallel zur Drehachse der Erde ausgerichtet. Ist kein Hexenwerk, nur wenn man wie ich jede Nacht komplett neu auf und abbaut, da ist mir dann zu Beginn jeder Nacht die Zeit dafür doch zu schade. Deshalb verwende ich eine Montierung im AltAZ-Modus. Aber es ist natürlich Ansichtssache ... und hätte ich wie Du reichlich Platz würde ich mir sofort einen verschiebbaren, zu öffnenden Schutzraum herum bauen und die Montierung fix stehen lassen. Stichwort, feste Säule ist ja schon gefallen.
Wenn Du mit dieser EQ-Montierung eventuell neben EAA / Astrofotografie Kamera-basiert auch oder auch ausschließlich visuell mit Okulare schauen willst, dann verbietet sich ein Teleskop mit seitlichen Einblick wie ein Newton. Denn das Teleskop dreht sich auf einer EQ-Montierung um die Längsachse und dann erfordert der Einblick ins seitliche, zum Boden zeigende Okular schon sportlichen, gebückt, gekrümmten Körpereinsatz.
Von daher ist eine Teleskop mit Okular hinten, mittig schon perfekt! Wie ein C8 - wenn da nicht die lange Brennweite bei geringer Lichtstärke wäre ... da gibt es einfach für mich zu wenige Objekte die mich interessieren.
Ich würde zum Einstieg die AVX Montierung verwenden, zumindest eine Säule möglichst plus Hütte alles fix-montiert aufstellen und mit einem Newton Teleskop EAA machen. Daneben in der Hütte würde noch mein 10" Dobson einsatzbereit für's visuelle stehen und ein bequemer Liegestuhl um mit einem kleinen, leichten Fernglas den Nachthimmel im Ganzen zu genießen ...
Servus - MünchenBeiNacht - Ewald