Vielen Dank für die interessanten Beiträge! Ich habe dadurch wieder viel gelernt, so wie es eigentlich immer der Fall ist, wenn ich hier eine Frage stelle.
Ich hatte ja eingangs geschrieben, dass ich zu diesem Phänomen irgendwann einmal etwas gelesen habe, mich aber nicht mehr an die Quelle erinnern kann. Inzwischen habe ich den Text aber wieder ausgegraben, es ist der „Star Test Primer“ von Thomas M. Back, den sicher viele von Euch auch irgendwann schon mal gelesen haben:
http://www.csun.edu/~rprovin/tmb/tmb4.html
Thomas hat damals geschrieben:
„Atmospheric turbulence can also cause softening of the contrast in the ring pattern, outside of focus. This is due to focusing on the upper level turbulence. Just another reason to test on nights of good seeing.“
Leider hat er keine tiefergehende Begründung der Zusammenhänge genannt und auch keine weiteren Quellen referenziert. Da man bei ihm aber wohl davon ausgehen kann, dass er wusste, wovon er sprach, würde ich das zumindest als starkes Indiz werten, dass an der Sache etwas dran ist und das dies meine Beobachtungen zumindest anteilig erklärt.
Letztlich sollte das ja auch in der Praxis gut durch Sterntests der gleichen Optik bei unterschiedlichen Seeing-Bedingungen überprüfbar sein. Ich werde das auf jeden Fall einmal versuchen.
Der Hinweis von Stathis bzgl. der Randkorrektur ist auch ein Treffer, wie eigentlich immer bei seinen Diskussionsbeiträgen. Ich habe das PDI Ergebnis vom 12“ f/5 Spiegel noch einmal angeschaut. Es ist bei 20% Glättung deutlich ein erhöhter Randbereich zu erkennen.
Das PDI Ergebnis vom 8“ f/5 Spiegel konnte ich leider erst mal nicht mehr wiederfinden, aber ich glaube mich da ebenfalls dunkel an einen erhöhten Rand zu erinnern.
Nun habe ich eigentlich schon oft genug davon gelesen, wie sensitiv der Sterntest ist, aber mangels Erfahrung hatte ich dann irgendwie doch naiv und fälschlicherweise angenommen, dass man oberhalb von 0.95 Strehl nicht mehr allzu viel im Vergleich zu einer perfekten Optik erkennen kann.
Danke auch für den Hinweis bzgl. möglicher SA durch das verwendete Okular. Ich nutze schon seit geraumer Zeit bei den mittleren und kurzen Brennweiten praktisch ausschließlich die Baader Morpheus Serie, da ich wegen Hornhautverkrümmung mit Brille beobachte. Für Sterntests kommt daher praktisch immer der Morph 4.5, oder das 9er mit der 2.7x Düring Barlow zum Einsatz. Nach der Lektüre des von Stathis verlinkten Threads, halte ich es zwar für unwahrscheinlich, dass die Morpheus bei den entspannten Öffnungsverhältnissen meiner Optiken SA einführen, aber ausschließen kann ich es nicht. Ich werde mir vielleicht für Sterntests zum Vergleich einmal 1-2 gute Plössl oder Orthos zur Verwendung in Kombination mit der 2.7x Düring Barlow holen.
Danke auch für den Link zum Text von Roland Christen bzgl. des Sterntests von komplexen Linsenobjektiven. Ich werde dann interessehalber mal den ED80 mit Grünfilter testen, um zumindest einen besseren Eindruck der Korrektur im visuell wichtigsten Spektralbereich zu erhalten.
Zur Frage von Michael: Ich bilde mir ein, ziemlich sicher verschiedene turbulente Schichten bei unterschiedlichen Fokuslagen erkennen zu können. Das beginnt schon damit, dass man bei nicht ausgekühlter Optik das Tubus-Seeing meist klar vom atmosphärischen Seeing trennen kann und auch bei letzterem kann man meist auf unterschiedliche Schichten fokussieren, die sich deutlich in „Strukturgröße“ und Richtung der Turbulenzen unterscheiden lassen.