Hallo Sternfreunde,
ich freue mich über die Aufmerksamkeit, die die mirrage Dobson hier bekommen! Ich hatte mir natürlich erhofft, dass von euch erkannt wird, wie viel Neues in diesen Geräten steckt. Aber ich war mir nicht sicher, ob das dann auch diskussionswürdig genug ist. Und wenn man monatelang in eine Richtung konstruiert, dann kann es einfach auch passieren, dass die Betriebsblindheit zuschlägt und zum Schluss etwas dabei herauskommt, was für andere wenig nützlich und/oder wenig hübsch rüber kommt. Aber ich scheine den passenden Nerv getroffen zu haben und das positive Feedback ist ein schöner Lohn für den ganzen Aufwand der letzten Monate.
Zum Preislichen möchte ich mich nicht äußern, da ich hier im Treff keinen Händlerstatus genieße. Mein Eindruck war aber, dass über diesen Punkt sachlich und fair diskutiert wurde.
Aber es ist sicher in Ordnung, wenn ich etwas zu den allgemeinen und technischen Fragen antworte.
Verarbeitungsqualität
Uwe hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Tatsächlich waren mir persönlich an dieser Entwicklung die technischen Lösungen wichtiger gewesen als der „Look“. An erster Stelle stand bei jedem Detail die Funktion. Aber ich will ja auch den Wunsch des späteren Besitzers nach etwas Ansehnlichem berücksichtigen und nicht zuletzt deswegen wurde das ganze Gebilde aus Einzelfunktionen hübsch verpackt und ergibt so ein hoffentlich stimmiges Gesamtbild.
Stabilität
Ich habe die Hoffnung, dass ich mit dem Video andeuten konnte, dass die Konstruktion auf das geringe Gewicht bezogen ausgesprochen wenig schwingt, die positiven Dämpfungseigenschaften des CfK tragen sicher ihren Teil dazu bei. Ich denke auch, dass das von euch so interpretiert wurde. Dazu möchte ich deswegen nur noch hinzufügen, dass Ideen existieren, die Dämpfung weiter zu erhöhen. Die Entwicklung ist in diesem Punkt noch nicht abgeschlossen.
Äquatorialplattform
Nein, ich plane keine eigene Äquatorialplattform. Es gibt genügend Angebote und meine Geräte passen dort sicher auch gut drauf. Für Sternfreunde mit etwas Geschick im Umgang mit Holz ist es außerdem ein Leichtes, mit den verfügbaren Informationen im Netz eine eigene Plattform zu bauen, die sehr gut funktionieren kann.
Als Konzept liegen dagegen Ideen in der Schublade, digitale Teilkreise oder bestimmte GoTo-Systeme an meine Mechanik adaptieren zu können. Das wird realisiert, sobald das erste Projekt mit einem Sternfreund für sein Wunschgerät danach verlangt.
Rigel-Finder
Ich wurde schon mehrmals auf das „Ding“ am Hut angesprochen. Ich behalte diesen Punkt im Auge und werde nach einer Alternative suchen.
CfK
Wie Uwe und Kai ja schrieben, ist dieses Material mit Vorsicht zu genießen und nicht gerade billig. Aber die Vorteile sind so bedeutend, dass sich der Einsatz lohnt. Martin hat das ganz richtig gesehen, dass ich fast ausschließlich vorgefertigtes Plattenmaterial einsetze. Das hat sich sehr gut bewährt, der zusätzliche Zeitaufwand aufgrund des Einsatzes von CfK ist jedoch trotzdem beträchtlich.
Laterallagerung
Alfredo hat das Prinzip schon beschrieben.
Von mir als Ergänzung nur noch ein Erklärungsversuch, warum die Zentrallagerung vorteilhaft ist: Alle von unten gestützten Spiegel leiden an mehr oder weniger starkem Astigmatismus abseits des Zenit, hervorgerufen durch ein „Wegknicken“ (im Nanometer-Bereich!) der oberen Spiegelteile. Je größer der Schlankheitsgrad, also das Verhältnis zwischen Querschnitt zu Länge, desto stärker.
Entscheidend ist, dass die Knicklänge in die Gleichung der „Verformung durch Knicken“ quadratisch eingeht. Oder anders gesagt: Bei gleichem Querschnitt aber doppelter Länge, wird nur ein Viertel der Gewichtskraft benötigt um eine bestimmte Verformung zu verursachen.
Ich mache es jetzt genau umgekehrt - halbe Knicklänge und damit (grob gesagt!) 1/4 der üblichen Verformung bei gegebenen Spiegelabmessungen. Die Idee dahinter ist also, durch eine Lagerung in der Mitte die halbe Knicklänge „aus dem Rennen“ zu nehmen.
Im Prinzip hat auch Kai Recht, dass sich der Spiegel theoretisch drehen kann. Tut er aber bei sorgfältiger Ausführung und in Dobson-Konfiguration nicht.
Alfredos Idee des komplett hängenden Spiegels ist auch gut und wurde ja auch schon mehrere Male zumindest theoretisch diskutiert. Mir ist diese Variante aber einfach viel zu sehr auf Alt-Azimutale-Geräte beschränkt.
Für den Einzelfall eine schöne Lösung, aber eben schlecht bis gar nicht universell einsetzbar. Und Epoxy-Reste machen sich gar nicht gut, will man irgendwann einmal den Spiegel zum Neuverspiegeln schicken.
Transportlösung
Diese Frage kam natürlich während der ganzen Konstruktionsphase immer wieder auf. Aber dieser Punkt ist schwieriger zu lösen als man zuerst denken mag. Denn es macht einen großen Unterschied, womit transportiert werden soll und wohin.
Um es kurz zu machen: Für den Transport mit dem Auto gibt es ein Konzept, welches ich in ein paar Tagen vorstellen werde. Ich bitte da noch um ein wenig Geduld.
Und für Flugreisen gibt es ebenfalls ein Konzept, wobei noch nicht ganz klar ist, bis zu welchen Größen dieses Konzept angeboten werden kann. Die Realisierung habe ich aber erst einmal nach hinten geschoben, da die Umsetzung schwieriger als gedacht ist und den Rahmen gesprengt hätte, den ich mir für die Prototypen gesetzt hatte. Ich werde da aber am Ball bleiben und berichten, sobald es etwas Neues gibt.
Und noch eine kleine Erklärung in eigener Sache
Die Idee hinter Nauris ist, dass ich euch etwas an die Hand gebe, das wie für mich selbst gefertigt ist. Diese Herangehensweise ist zeitaufwändig und neben Nauris habe noch einen Hauptberuf und natürlich meine Familie. Ich versuche, alles sinnvoll unter einen Hut zu bringen und so lange das klappt, gehört der mirrage Dobson fest zu meiner Lebensplanung.
Mit anderen Worten bedeutet das, dass ich nur wenige Exemplare pro Jahr fertigen kann und möchte. Ich verstehe diese Geräte als besonderes Angebot von einem begeisterten ATM‘ler an diejenigen Sternfreunde, die ein schönes ATM-Gerät auf hohem Niveau wünschen und dafür auch bereit sind etwas zu warten.
Deswegen meine Bitte, dass ihr Geduld mit mir habt. Sowohl beim beantworten von Mails, als auch während der Fertigstellung eures Wunschgerätes. Mir soll es auch Spaß machen und das macht es, wenn ich keinen Stress verspüre.
Bislang habe ich praktisch ausschließlich sehr gute Erfahrungen mit den Sternfreunden gesammelt, mit denen ich zu tun hatte. Alle waren bereit mir die benötigte Zeit zu geben und hatten Verständnis dafür. Ich wünsche mir, dass das so bleibt.
Clear skies,
Daniel
P.S. Alfredo hat übrigens absolut Recht - mirrage ist eine Kombination aus dem französischen Mirage und dem englischen Mirror und es soll französisch ausgesprochen werden [:)]