Hallo Sebastian,
schön, dass du deine Sorgenkurven für eine "Kurvendiskussion" zur Verfügung stellen konntest .
Was neben der Variabilität der Kurven untereinander sofort auffällt, ist die geringe Variationsbreite der HFR Werte. Die Bandbreite liegt ja auch bei den "guten" Kurven nur im Bereich von 0,3 HFR-Einheiten (= Pixel) . Und das bei einem Abstand von 600 steps vom Wendepunkt der Kurve (Fokus) bis zum Ende. Das ist an sich schon deutlich zu wenig um eine gute Trendkurve zu berechnen, was man ja auch an den extrem breiten Fehlerbalken und dem zackeligen Verlauf sieht. In meinem Beispiel oben sind die Fehlerbalken so klein, dass sie sogar innerhalb der dargestellten Punkte liegen. Der Programmierer von Hocus Focus, George Hilios (jokogeo), hat mal geschrieben, er empfehle, ausgehend vom Fokuspunkt, für den Startwert der Messreihe das 6-8-fache des optimalem Fokuswertes. Ich hatte damals übrigens auch mit zu kleinen Schrittweiten begonnen und mit den Kurven gehadert, bis ich den Hinweis von George fand. Mindestens das 3-fache des Fokuswertes würde ich für die gute Bestimmung des Fokuspunktes als notwendig ansehen, systemabhängig besser mehr.
In den meisten deiner obigen Kurven liegst du in der gesamten Messreihe in der Nähe des Fokuspunktes. Dies und die sehr kleinen Unterschiede zwischen den Messwerten könnten, zusammen mit den breiten Fehlerbalken zumindest erklären, warum die Routine aus dauernd dem Tritt gerät und unterschiedlichste, nicht reproduzierbare Ergebnisse produziert.
Es fehlt also in erster Linie an Bandbreite für die HFR-Werte. Zunächst noch eine Zwischenfrage, vorher habe ich den Punkt immer vergessen. Was ist mit deinem Backlash? Ist der wirklich 0 Steps? Bei der ganzen Diskussion und dem kleinen Spielraum, den dir die Linse bietet, ist es eine Grundvoraussetzung, dass der komplett eliminiert wird (0!). Das leistet in NINA nur die Overshoot Methode (Überschreiten) mit den passenden Werten. Und, wenn deine Linse an der Unendlich-Seite praktisch "durchdreht", ist es unerlässlich, dass der Overshoot genau in die andere Richtung gesetzt wird! Und (das musste ich selber lernen ) man muss sich je nach Montageseite des Motors sicher sein, dass die Bewegung auch physisch richtig herum umgesetzt wird.
Noch eine Zwischenfrage. Die Messwerte am rechten Kurvenende legen nahe, dass die Sterne gar nicht so sehr defokussiert sind, obwohl du mit dem verkürzten Abstand über unendlich hinaus sein müsstest. Hast du mal manuell bis zum Ende gedreht, Einzelbelichtungen gemacht und die HFR-Werte bestimmen lassen? Deckt sich das Ergebnis?
Was kann man machen, um die Bandbreite der HFR-Werte zu erhöhen? Ich würde folgendes Vorgehen vorschlagen:
Falls die Messwerte der manuellen "Maximal-Unendlichstellung" die bisherigen Kurven-Messwerte nicht bestätigen, sondern sagen wir mal > HFR 4 liegen (also schön aus dem Fokus sind) muss der Fehler in der Konfiguration/Systematik von Motor und Hocus Focus liegen (Backlash etc.).
Anderenfalls würde ich zunächst den Sensorabstand in kleinen Schritten so weit verkleinern, bis bei manueller Maximaleinstellung in den Einzelbelichtungen HFR-Werte > 4 gemessen werden. Die Aufnahmen würde ich aus dem Aufnahmefenster als Snapshop machen und "Speichern" aktivieren. Die Werte werden in der Statistik (Fenster "Star Detection Results") und auch in der Bildhistorie angezeigt. Wenn's passt, einige Autofokusläufe starten und sehen, wie die Kurven aussehen. Die Schrittweite und Schrittanzahl wären zu vergrößern so zu wählen, dass am rechten Ende der Kurve wieder > 4 herauskommt. Wenn die Kurven gut aussehen und der Fokus stimmt, ist die Frage, ob der kleinere Abstand noch geeignet ist, die Sterne bis in die Ecken zufriedenstellend abzubilden. Im Zweifel würde ich die Aufnahmen lieber ein wenig croppen und dafür die Vorteile einer automatischen Fokussierung genießen.
CS Peter