JoergB schrieb in einem Parallelthread auf meine Frage, warum er sich nach nur zwei Monaten mit einem 8"er jetzt schon einen 12"er kaufen will: (ich habe das Thema auf diesen thread umgebogen, da er hier wohl mehr reinpasst):
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Hi Christian,
ich verstehe deine Frage und will sie gerne beantworten. Ich ging vor ca. 3 Monaten, nach meinem Spanienurlaub, in dem ich so tolle Nachthimmel gesehen habe, das ich mich mit Astronomie beschäftigen wollte, in ein Münchner Geschäft und liess mich das erste mal beraten, wie ich mich denn dem Thema am besten nähern könnte.
Mein Ziel war klar: ein Gerät anschaffen, dass mir genügend Möglichkeiten bietet, das Thema so zu beurteilen, dass ich dankend grüße und weiter meines Weges gehe oder eben mich stärker damit befasse. Es kam der 4,5" 114/900 dabei heraus. Es war nach einigen Wochen gleich klar, dass ich mehr erleben möchte!
Es war für mich auch sofort klar, dass ich etwas haben wollte, was ich als Grenze sah, ich wollte also keine Zwischenkäufe machen und mich hochkaufen, sondern gleich das haben, was ich als gerade noch bewältigbar für mich einstufe. Das war ein 10" oder ein 12".
Der 8" hat drei Gründe:
1. Ungeduld. Muss ich einfach unverblümt zugegeben, dass dies eine Komponente ist die ich nicht ohne Grund zuerst nenne.
2. Das Gerät war günstig, bot mir die Möglichkeit Erfahrungen zu sammeln (ich weiss jetzt, dass ich einen Quikfinder immer einem Sucher vorziehen werde).
3. Ich zweifelte einfach ein wenig an den Beschreibungen und Darstellungen bezüglich der Montierungen. Ich dachte immer, das geht schon irgendwie. Also hatte ich hier die Möglichkeit den 8" auf einer Cosmostar Montierung auszuprobieren.
Dies hat mich von meinen Zweifeln geheilt. Die Montierung, die ich als recht stabil empfand (ich habe noch das Schwabbeldings vom Tschibo-Refraktor im Kopf), ist einfach untauglich. Nach jedem Anstossen 20 Sek. Ausschwingzeit!! Und das wo der Mars bei höchster Vergrösserung in 15 Sekunden durch das Okular lief!! Eine wertvolle Erfahrung.
Zu guter letzt kommen noch ein paar private Dinge hinzu. Es soll reichen, dass ich vor 8 Jahren bei der Scheidung ziemlich gelinkt wurde, was die Kosten angeht. Ich wurde bis in die letztmögliche Instanz gezerrt, habe alle(!) Prozesse gewonnen und musste trotzdem alles(!) bezahlen. Das ist eine eigene Geschichte und die wird hier nicht weiter behandelt werden.
Jetzt (JA JETZT) bin ich schuldenfrei, habe überraschend eine grössere Finanzierung vor und will damit auch mein Traumgerät mit finanzieren, von dem ich sooooo 100% genau noch gar nicht weiss, welches das sein wird, aber 12" sind schon mal Minimum. Die 300 Euro für das 8 Zoll habe ich gerne bezahlt und ich bin auch froh, dass ich dieses Gerät für die Übergangszeit habe. Aber geplant war schon immer: Entweder nix oder gleich richtig (nach meinen Vorstellungen).
Nun freue ich mich, von meinen Banken Nachricht zu erhalten, denn dann entscheidet sich, ob ich meinen Wunsch erfüllen kann. Wenn nicht, fühle ich mich mit meinem 8" bereits gut bedient.
Neugier zu Ruhe gekommen?
Gruß,
Jörg Borchardt
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Hallo Jörg,
ja, Neugier gestillt. Allerdings packe ich jetzt wieder meinen Zeigefinger aus, auf den Du mir ja schon einmal gehauen hast: [;)]
Warum schöpfst Du nicht erst den 8"er aus, bevor Du Dir den Terz mit einem 12"er oder größer antust? Du hast doch bei weitem noch nicht alle Objekte angeschaut, die schon im 8"er spektakulär genug sind, warum dann schon wieder Geld ausgeben? Dass Du Dein Tschibo-Fernrohr in die Tonne getreten hast, wird wohl jeder verstehen, aber als Beginner einen 8"er nach bereits zwei Monaten für ein noch größeres Instrument aufzugeben, ist schlichtweg unnötig und unvernünftig. Klar, dass man immer auf das nächstgrößere Instrument schielt (tut jeder, auch ich), aber mit einem 8"er ist man doch nicht nur für den Anfang wirklich gut bedient.
Es geht natürlich niemanden etwas an, wie und wann Du Dein Geld für was ausgibst, aber gerade, weil Du sehr offen dieses Forum an Deinen wirklich erstaunlichen Fortschritten in der Astronomie teilhaben lässt, sei es erlaubt, Dir den Tipp zu geben, vor weiteren Zukäufen erst einmal tief durchzuschnaufen und lieber das schon vorhandene Equipment für weitere Vorstöße ins All zu nutzen, bevor Du vor lauter Öffnungsgier Haus, Hof und Töchter versetzt. Freue Dich, dass Du finanziell aus dem Gröbsten heraus bist und bringe Dein Konto nicht gleich wieder ans Limit. Was nützt Dir ein 12"er, wenn Du Deine ganzen Ersparnisse dafür auf den Kopf hauen musst? Und was gibt Dir der 12"er, was Du nicht schon mit dem 8"er hast, ausser dem Gefühl oder der Hoffnung, ein noch respektableres Mitglied der Sterngucker-Gemeinde zu werden? Du wirst hier schon respektiert, ob mit 4" oder 8" oder 12" ist doch völlig egal.
Weiteres Argument: Für den Preis eines Orion-12" samt Zubehör kannst Du Dir schon fast ein gebrauchtes Auto kaufen, mit dem Du mit Deinen 8"er schnell mal zum Spechteln rausfahren kannst, ohne andere Leute um ihr Auto anhauen zu müssen. Das wäre für mich wahre Beobachtungsfreiheit, aber nicht die lausigen 4" zusätzlich bei einem 12"er. Ausserdem kannst Du mit einem Auto noch tausend andere Sachen machen (mit Deinen Töchtern ins Grüne fahren etc.), aber der 12"er gibt Dir nur ein bisschen mehr Licht, und das war es schon. Die Knete würde ich mir wirklich sparen, noch dazu, wenn Du dafür einen Kredit aufnehmen musst.
Wie gesagt, es ist wirklich freundschaftlich gemeint: Habe Spass an Deinem Hobby, aber lasse Dich nicht davon auffressen.
Und wenn alle Argumente nicht helfen, dann hier ein letzter Tipp: Leihe Dir mal einen 12"er aus und schleppe ihn ein paar mal im Treppenhaus hoch und runter, und Du wirst einsehen, dass mehr Öffnung nicht immer der Weg zu mehr Glück ist.
Viele Grüße
Christian
PS:
Vor jedem Frustkauf fällt mir immer der alte Spruch ein:
"Manche Leute kaufen sich von dem Geld, was sie nicht haben, Sachen, die sie nicht brauchen, um Leuten zu imponieren, die sie nicht mögen".
Und dann lasse ich meinen Kaufwunsch meistens wieder fallen.