Hallo Ralph und alle,
Deep Sky Beobachtung bei Mondschein geht nicht? Dachte ich bisher. Aber das Thema muß man wohl differenzierter angehen.
Gestern abend (17.09.) wollte ich den Mond beobachten, der etwa 80% beleuchtet war. Weil man für die Mondbeobachtung keinen dunklen Standort braucht, bin ich nicht zu meinem gewohnten Platz auf die Schwäbische Alb gefahren, sondern habe meinen 25“ f4 Dobson gleich hinter meinem Dorf aufgebaut – ländliche Gegend, ca. 400 Meter Höhe. Der Himmel war klar, gelegentlich zogen hohe Wolkenbänder durch.
Die Beobachtung des Mondes war aber schwierig, denn er stand sehr tief. Am Mond geht nichts über ein Bino, aber weil man damit genau gerade von der Seite her ins Rohr guckt, muß man extra tief sitzen, tiefer als mein Bügelstuhl es erlaubte. Ich habe dann mit einem in die Beobachtungsleiter geklemmten Rampenbrett improvisiert. Dadurch konnte ich zwar etwas tiefer sitzen, aber unter gymnastischen Gesichtspunkten war die Position immer noch mühsam, so daß ich die Mondbeobachtung bald beendete.
Also überlegte ich, was man denn sonst noch beobachten könnte, und dabei fiel mir das Objekt des Monats September NGC 6826 ein. Aber funktioniert das bei 80% Mond? Nun, probieren geht über studieren. Und ja, zu meiner großen Überraschung war eine gewinnbringende Beobachtung möglich! Geholfen hat dabei der Umstand, daß das Objekt fast im Zenit stand, so daß der tief liegende Mond nicht direkt in den Tubus scheinen konnte.
Ich habe meine Beobachtungen in zwei Zeichnungen dokumentiert. Die erste zeigt eine Gesamtansicht von NGC 6826 inklusive Halo bei 350x. Der Halo war als Scheibe recht gut zu erkennen, und auch einzelne Lichtknoten am Rand des Halos und sogar Helligkeitsunterschiede im Inneren waren sichtbar.
Die zweite Zeichnung zeigt den kleinen, hellen Kern des Objekts bei 1000x. Einer der beiden FLIER (der größere, links unten) war sicher zu erkennen, der gegenüberliegende (kleiner, rechts oben) dagegen war schwierig. Den hellen Ring um den Zentralstern, wie man ihn auf Fotos sieht, konnte ich leider nicht erfassen. Aber mir ist aufgefallen, daß die leuchtende Scheibe nicht homogen hell ist, sondern von den Rändern her dunklere Einbuchtungen aufweist.
Ingesamt war ich sehr überrascht, daß unter diesen Bedingungen nicht nur der helle Zentralbereich beobachtbar war, sondern auch der schwache Halo, der zudem sogar Details hergab.
Der helle Mond lockte gestern nicht nur die Mondbeobachter vor die Tür, sondern auch … natürlich … die Jäger. Zu zwischenmenschlichen Begegnungen, besonders der unfreundlichen Art, kam es zwar nicht. Ich wußte auch gar nicht, daß Jäger in der Nähe waren. Aber als ich anfing abzubauen, peitschte neben mir der Schuß! Nun, nicht direkt neben mir, aber für mein Gefühl viel zu nahe. Als ich dann heim fuhr, hat mir der Jäger, der mit Flinte und Stativ im Tarnanzug am Wegrand stand, noch freundlich zugewinkt.
Viele Grüße
Johannes