Beiträge von Atlas

    Liebe Mitbeobachter,


    ich habe die Gelegenheit, im Jahre 2014 beruflich nach Chile zu fahren und mir sogar den genauen Termin aussuchen zu können. Natürlich möchte ich an diese Dienstreise noch ein wenig Zeit für eigene astronomische Beobachtungen anhängen, denn vom Südhimmel träume ich schon lange. Meine Fragen an Euch:


    1) Wann fährt man unter amateurastronomischen Gesichtspunkten am besten nach Chile? Gibt es dort so etwas wie Regenzeiten, oder Monate, bei denen man mit bewölktem Himmel rechnen muß?


    2) Kann man dort irgendwo Fernrohre leihen? Ich habe gehört, in San Pedro de Atacama richteten sich manche Hotels nun auf Amateurastronomen als Gäste ein.


    Bin dankbar für jede Information.


    Viele Grüße
    Johannes

    Hallo Reiner,


    danke für den Hinweis auf diesen informativen Artikel über die WR Blasen. Mit 2.1 kpc müßte W 134 tatsächlich zu OB 3 gehören - also noch ein interessantes Objekt mehr in dieser Region. Über NGC 6888 habe ich in einem Artikel gelesen, er gehöre evtl. ebenfalls zu OB 3, während die Mehrheitsmeinung ihn zur etwas näher gelegenen OB 1 zählt. Die Entfernungsangabe von 1.8 kpc spricht in der Tat eher für OB 1.


    Viele Grüße
    Johannes
    25" Dobson, Argo Navis, ServoCat

    Hallo Reiner,


    besten Dank für den Hinweis auf WR 134/35. Den habe ich glatt übersehen, obwohl er auf den Schmalband Aufnahmen tatsächlich recht kräftig herauskommt. Uranometria verzeichnet an der Stelle nur den Stern V 1769, der offenbar den Nebel produziert, nicht aber die Nebelschale selbst. Sobald ich das Objekt beobachtet habe, werde ich es in die Präsentation einarbeiten. Hast Du vielleicht eine Entfernungsangabe? Ich habe leider nichts finden können. Wenn man wüßte, wie weit der Stern weg ist, könnte man überlegen, ob er eventuell noch zum benachbarten NGC 6883 gehört.


    Ich habe vor, das "Cygnus" Projekt auf ähnliche Weise im Herbst oder sonst im nächsten Sommer fortzusetzen. B 144 ist ja noch eine vergleichsweise übersichtliche Region und damit gut für den Einstieg. Zu gamma Cygni hin wird es dann richtig kompliziert, und auch bis Deneb und darüber hinaus bis alpha Cephei gibt es Deep Sky Objekte in Hülle und Fülle. Das reicht vermutlich für mehrere Sommer.


    Viele Grüße
    Johannes
    25" Dobson, Argo Navis, ServoCat

    Hallo Hajue,


    ich habe fast den ganzen Sommer von zwei verschiedenen Beobachtungsplätzen aus an diesen Objekten gearbeitet: einer ist bei Tieringen auf der Westalb auf ca. 950m, der andere bei Ittenhausen. Tieringen ist zwar nicht so dunkel wie Ittenhausen, liegt aber etwas näher bei mir zu hause. Außerdem gibt es dort weniger Nebel und da der Platz im Naturschutzgebiet liegt, hat man auch keine Schwierigkeiten mit Traktorfahrern, die ihre Arbeit nachts mit Flutlicht erledigen.


    Ich bin sehr gespannt zu hören, wie Sh 2-101 im 16 Zöller erscheint. Mit etwas Geduld sollte da schon was möglich sein. Man kann sich von eta Cygni über X 1 ganz gut zum Tulpennebel hangeln. Wie gesagt: Am besten merkt man sich das Muster der Sterne, die im Nebel stehen. Dann weiß man jedenfalls, wann man den Nebel im Gesichtsfeld hat. Die anderen Objekte (außer Cederblad 174) sind nicht schwierig.


    Viele Grüße
    Johannes

    <font size="2"><b>"Fisch auf den Teller!" Deep Sky Objekte in der Cygnus Sternwolke um Barnard 144</b></font id="size2">


    Beim Blättern in der Uranometria ist mir schon immer die Dunkelwolke Barnard 144 im Schwan aufgefallen, vor allem wegen ihres eigenartigen Beinamens: „Fish on the Platter“. In und um diese Dunkelwolke finden sich zahlreiche Deep Sky Objekte: helle Sternhaufen, dunkle Schläuche, ein wunderschöner Blütenkelch und ein schwarzes Loch. Bei diesem Beobachtungsprojekt ging es mir darum, mit dem 25" Dobson einen begrenzten Himmelsausschnitt von wenigen Quadratgrad systematisch zu erkunden.


    Wer sich für den "Fisch auf dem Teller" interessiert, ist herzlich eingeladen, auf meiner neu eingerichteten Astronomie Website "Blick ins All" unter folgendem Link vorbeizuschauen:


    http://homepages.uni-tuebingen…Beobachtungsprojekt2.html


    Viele Grüße
    Johannes

    Ich habe mich in letzter Zeit mit den Kugelsternhaufen in Barnards Galaxie (NGC 6822) befaßt und dazu einige Aufsätze gefunden, aber leider keine Karte, auf der diese Objekte markiert wären - mit Ausnahme derjenigen von Alvin Huey in "The Local Group", S. 26 (http://www.faintfuzzies.com). Allerdings ist Alvins Karte sehr klein und kontrastschwach, so daß man die markierten Objekte kaum erkennen kann. Außerdem scheint eine Markierung falsch zu sein.


    Ich habe nun diese Karte erstellt:



    Es handelt sich um einen DSS Ausdruck, in den ich Markierungen eingetragen habe:


    H VI, H VII und H VIII sind Kandidaten für Kugelsternhaufen. (Die Nummerierung stammt aus Hubbles Aufsatz von 1925 über Sternhaufen in NGC 6822.)
    I-III sind H II Regionen.
    A 8 und A 13 sind OB Sternassoziationen.


    Die Positionen von H VI-VIII habe ich aus Simplay entnommen, einem ganz wunderbaren kleinen Programm zur Visualisierung des SIMBAD Katalogs: http://cdsweb.u-strasbg.fr/SimPlay/#


    Für H VI und H VII nehmen die meisten Autoren aufgrund von Spektralanalysen an, daß es sich tatsächlich um Kugelsternhaufen handelt, wobei H VI wohl ein sehr junges und H VII ein altes Exemplar ist. Bei H VIII handelt es sich möglicherweise bloß um einen einfachen Sternhaufen.


    H VI (ca. 16.3 mag.) und H VII (ca. 16 mag.) habe ich selbst bereits erfolgreich beobachtet. Hell genug sind sie für ein größeres Teleskop. H VIII rangiert dagegen bei ca. 18 mag. und liegt damit wohl außerhalb unserer Reichweite. Allerdings hat mich das Auffinden und Identifizieren von H VI und H VII einige Mühe gekostet. Vielleicht geht es mit der Karte, die ich hier einstelle, etwas leichter. Wer es probieren möchte: Zur Zeit steht NGC 6822 am Anfang der Nacht noch in der Nähe des Kulminationspunktes.


    Viele Grüße
    Johannes
    25" f4 Selbstbau Dobson mit Argo Navis und ServoCat

    Hallo Gerd,


    herzlichen Glückwunsch zur gelungenen Probefahrt! Auch ich habe gestern zuerst die ISS bewundert und dann eine ganze Reihe schöner Perseiden. Irgendwann, es könnte kurz vor Mitternacht gewesen sein, hing ich am Okular, als plötzlich ein helles Licht aufflackerte. Ich habe unmittelbar nur die Reflexionen auf der schwarzen Außenseite meines Oberkorbes gesehen, kann daraus aber schlußfolgern, daß das Licht sehr hell war. Zunächst dachte ich, daß mich der Fernlichtkegel eines in größerem Abstand vorbeifahrenden Autos gestreift hätte. Dann habe ich aber doch zum Himmel aufgesehen, allerdings zunächst ohne Brille, weil ich sie am Okular immer abnehme (- 2,5 Dioptrien). Etwa im Cepheus <b>stand</b> parallel zur Milchstraße ein helles, langes Objekt, das da gar nicht hingehört. Als ich endlich die Brille auf der Nase hatte, sah ich, daß es sich um den Lichtstreifen eines Boliden handelte. Seit dem ersten Aufflackern des Lichtes waren ca. 10 Sekunden vergangen, und der Lichtstreifen blieb schätzungsweise noch einmal 5 Sekunden stehen, bevor er sich in Qualm und Rauch auflöste. Vermutlich haben wir also beide den gleichen Boliden bewundert. Daß der Lichtstreifen, den ein solches Objekt erzeugt, nicht sofort wieder verschwindet, sondern eine Weile am Himmel stehen bleibt, habe ich noch nie erlebt.


    Viele Grüße
    Johannes

    Hallo Kai,


    die Amateurastronomie ist faktisch wohl zu 90% Männersache. Wenn meine Frau mich wieder einmal verständnislos fragt: "Warum machst Du das eigentlich alles?", erzähle ich ihr zuerst von der Faszination, die diese Lichtlein, die von weit her im Dunkeln leuchten, auf mich ausüben. Schon das ästhetische Erlebnis rechtfertigt unsere Mühen und den Aufwand. Wenn ich aber zusätzlich noch weiß, was ich da sehe, von welcher Art diese Lichtlein sind, wo sie sich befinden, und wo wir uns befinden, dann gewinnt die Sternguckerei über das Ästhetische hinaus eine zusätzliche Dimension. Die physikalischen Informationen, die man dazu braucht, muß man sich zwar mit einem gewissen Zeitaufwand zusammen suchen, aber letztlich bietet das Internet mehr davon, als ein Laie wie ich überhaupt verarbeiten kann.
    So wird die Beobachtungsnacht dann zu einer Erkundung des Kosmos, in dem wir leben. Und darüber kommen einem schließlich sogar die philosophischen Fragen in den Sinn: Wo sind wir? Wer sind wir? Warum ist das alles so? ...


    Hallo Timm,


    danke für den Link auf die detailreiche Zeichnung des Helix-Nebels. Da werde ich bei der nächsten Beobachtung wohl mal die Augen - bzw. das Auge - richtig aufmachen müssen. Die Zeichnung nehme ich auf jeden Fall mit.
    Ja, der Süden lockt schon sehr. Unsere sommerlichen Milchstraßennebel im Zenith zu sehen, muß gewaltig sein. Für mich ist jeder Reisebericht ein neuer Ansporn.


    Viele Grüße
    Johannes
    25" f4 mit Argo Navis und Servocat

    <font size="2"><b>Fortsetzung: Kugelsternhaufen und Elefantenrüssel</b></font id="size2">


    Nachdem ich neulich das Kugelsternhaufenprojekt - Globular Clusters in Ophiuchus, sortiert nach Entfernung - wegen Bewölkung abbrechen mußte, konnte ich das Vorhaben inzwischen zu Ende führen.


    Berichtenswert scheint mir, daß NGC 6356 und NGC 6284 - sie liegen genauso weit hinter dem Bulge der Galaxis wie die Erde vor ihm - trotz ihrer 50000 Lichtjahre Entfernung und der Extinktion über den zentralen Bulge hinweg sehr hell erscheinen. Für unsere galaktischen Antipoden auf der anderen Seite der Milchstraße sind das sicher Objekte, die sie mit bloßem Auge sehen können, vermutlich heller als für uns etwa M 13.


    Der am weitesten entfernte Kugelsternhaufen auf meiner Liste war Palomar 15. Er ist auch mit 25" sehr schwierig und nur mit Photo oder genauer Karte aufzufinden. Mit seinen 134000 Lichtjahren Entfernung liegt er weit jenseits des uns gegenüberliegenden Randes der Galaxis. Dafür erscheint er allerdings relativ groß. Die Schwierigkeit der visuellen Erfassung liegt nach meinem Empfinden darin, daß es sich hier nicht um eine Punktquelle handelt, sondern eher um ein nebliges und ausgedehntes Objekt, das aber äußerst schwach ist und nur gelegentlich aufscheint.



    Auch die Arbeit an den Staubrüsseln konnte ich fortsetzen. "The spire" in M 16 habe ich mehrmals aufgesucht und auch mit vdB 142 in IC 1396 (Cepheus) verglichen. Mir erscheint vdB 142 etwas leichter, weil die Dunkelstruktur größer und ebenmäßiger ist, während der "spire" eine kleinteiligere und unruhige Struktur besitzt. Bei vdB 142 konnte ich vor allem die untere Seite und die vordere Rundung (und natürlich die beiden Nasenlöcher)erkennen. Dies sind wohl die kontraststärksten Bereiche. Die obere Seite scheint dagegen eher fließend in die Umgebung überzugehen.


    Meine Suche nach solchen Strukturen habe ich inzwischen auch auf den Trifid-Nebel (M 20) ausgedehnt, der unter guten Bedingungen mit 25" deutlich zweifarbig erscheint: rosarot und blau. Sehr nahe beim zentralen Sechsfachstern gibt es eine Staubstruktur, die sich etwas um diesen Stern herumwindet und seitlich von ihm beleuchtet wird. Diese Struktur (auf dem unten stehenden Hubble Photo rechts des Mehrfachsterns) konnte ich unter guten Seeing-Verhältnissen identifizieren und auch den Schimmer des reflektierten Sternlichtes erahnen.


    http://www.realcosmos.com/space/trifid-nebula-m20-800.jpg


    Eine zweite Struktur ist weiter vom Stern entfernt und gleicht eher einer Berg- oder Fingerkuppe als einem Rüssel. Aus ihr schießen zwei Jets hervor, verursacht durch gerade entstehende Sterne. Auf dem Hubble-Photo sieht das aus wie .... Na ja, ich unterlasse mal lieber die animalischen Vergleiche.


    http://www.realcosmos.com/space/trifid-nebula.jpg


    Im Okular konnte ich von diesen Jets allerdings nichts sehen. Bloß die dunkle Kuppe selbst ließ sich erahnen. Wenn M 20 nur höher über den Horizont steigen würde, wäre da bestimmt noch manches herauszukitzeln.



    Schließlich habe ich mir auch Barnards Galaxie (NGC 6822) noch einmal vorgenommen. Neben den gut sichtbaren OB Assoziationen am nördlichen Rand (A8 und A13) sowie den benachbarten HII Regionen bietet Alvin Huey in seiner Beobachtungsliste "The Local Group", S. 26, ( http://www.faintfuzzies.com ) auch den Eintrag zweier Kugelsternhaufen in NGC 6822. Einen davon, nämlich H-VII (16.2 mag), konnte ich momentweise erfassen, doch möchte ich diese Sichtung beim nächsten Mal verifizieren. Vielleicht zeigt sich mir dann auch der zweite Haufen H-VI.


    Zum Abschluß der letzten Beobachtungsnacht habe ich noch den Helix-Nebel besucht - und war wie immer enttäuscht. Auf den Farbphotos sieht er so schön aus, besonders auf den Falschfarbendarstellungen, aber im Okular sehe ich ihn einfach nur flach, grau und abgesehen von der Ringform strukturlos. Gibt es da eigentlich irgendwelche Details, die sich herausarbeiten lassen?


    Viele Grüße
    Johannes
    25" f4, Argo Navis und Servocat

    Hallo Marco,


    sehr schöner Anfang! So muß man's machen. Bestimmt wirst Du bald weitere interessante Objekte sehen, z.B. Galaxien. Ein 10" zeigt schon vieles.


    Du schreibst von Deinem OHC Filter. Meinst Du damit einen UHC oder einen OIII Filter? Bei planetarischen Nebeln wie dem Ringnebel bringt der OIII Filter den meisten Kontrast.


    Viele Grüße
    Johannes

    Danke für den detaillierten Bericht von der Edelweißspitze.


    Ich selbst habe den Propeller in M 13 noch nie gesehen. Walter Scott Houston schreibt in seinem Buch "Deep Sky Wonders", S. 158-160, einiges darüber. Lord Rosse hat seinerzeit eine Zeichnung von M 13 mit Propeller angefertigt, die bei Houston abgedruckt ist. Viele andere Beobachter haben ihn dagegen nicht gesehen. Walter Houston hat in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts mehrere Beobachtungsaufrufe gestartet und die Berichte gesammelt. Diejenigen, die den Propeller gesehen haben, haben mit 12" oder mehr beobachtet, und zwar bei ca. 200x. Nach Houston ist es für den Beobachtungserfolg entscheidend, daß man diese Vergrößerung wählt.


    Mich würde es durchaus reizen, auch einmal zur Edelweißspitze zu fahren, denn dort war ich noch nie. Allerdings habe ich nun schon in mehreren Beobachtungsberichten gelesen, daß dort oben der Wind ordentlich pusten kann, und das finde ich beim Beobachten sehr unangenehm. Wahrscheinlich sind die Wettervorhersagen für einen solch exponierten Ort nicht sehr zuverlässig, oder?


    Johannes

    Hallo Peter,


    vielen Dank für den Link auf Deine schöne Homepage. Dein LSS Projekt ist sehr vielversprechend.


    Ich habe mich mit den supergalaktischen Strukturen auch schon beschäftigt. Denn irgendwann kam mir die Frage: Wo im Kosmos sind wir eigentlich? OK, eine absolute Ortsangabe ist natürlich nicht möglich, aber wie unsere Umgebung auf der Ebene der Cluster, Supercluster und Voids aussieht, läßt sich schon angeben. Dazu habe ich primär die Website


    http://www.atlasoftheuniverse.com


    benutzt. Dort habe ich den Hinweis auf das Buch von Anthony Fairall: "Large-Scale Structures in the Universe" gefunden und mir dieses gekauft. Darin gibt es viele Karten. Außerdem, hast Du mal das hier probiert?


    http://areu.free.fr/univers/large.php


    Das Large Scale Applet ist absolut cool. Da kann man sich in 3D zeigen lassen, wie die anderen Galaxien und Galaxiencluster bis hin zu den allerfernsten Strukturen relativ zu uns liegen.


    Ich beobachte übrigens durch einen selbstgebauten 25" f4 Dobson mit Argo Navis und ServoCat. In Deinem Beobachtungsbericht habe ich gelesen, daß Du an Deinem 20" einen DobDrive hast aber ihn wohl nicht benutzt. Bist Du damit nicht zufrieden?


    Viele Grüße
    Johannes

    Hallo Reiner,


    dieser galaktische Schweinebraten ist ja wirklich "köstlich". Die Phantasie der Astronomen ist wohl eine Sache für sich. Andererseits muß ich sagen: Je länger ich die Hubble-Aufnahme betrachte, desto zwingender wird die Vorstellung des Himmelsschweins, das in vollem Galopp sogar sein Ringelschwänzchen streckt.


    Um es in der Metzger-Terminologie zu sagen: Die deutlich zu lang gegrillten Vorderhaxen waren am einfachsten zu sehen, etwa so wie die mittlere Säule. Öhrchen, Rüssel, Auge und was sonst noch in die Schweinskopfsülze kommt, zeigten sich als Reflexionsnebel. Schnitzel und Schinken konnte ich nur mithilfe des Photos finden. Das gestreckte Schwänzchen blieb unsichtbar.


    Den Elefantenrüssel in IC 1396 habe ich vor einiger Zeit mal probiert. Aber in dem riesigen Nebelkomplex habe ich mich verlaufen und die Suche schließlich frustriert aufgegeben. Ich werde es aber wieder probieren und berichten.



    Hallo Dirk,
    herzlichen Dank für die Glückwünsche. Das Projekt hat in der Tat etwas von einer teleskopischen Reise quer über die Galaxis zu tun. Vielleicht können wir mithilfe des neuen Higgs-Bosons ja endlich den Warp Antrieb bauen und unsere galaktischen Antipoden realiter besuchen, falls wir welche haben.[;)]


    Ich hänge mal einen Screenshot aus "Where is M13?" an, der mein Kugelhaufenprojekt in Kantensicht zeigt. (Ich bitte um Entschuldigung für die durch die Labels etwas verschwurbelte Darstellung. Die Labels kann man auch ausschalten.) Auf Wunsch zeigt das Programm auch eine Draufsicht unserer Galaxis und natürlich die normale Sternkartenansicht.



    Viele Grüße
    Johannes

    Schon seit Wochen macht das unbeständige Sommerwetter eine richtige Beobachtungsnacht unmöglich. Gestern, vom 14. auf den 15.7. sollte es laut Meteoblue über der Schwäbischen Alb die ganze Nacht sternklar sein – endlich! Am 14. nachmittags wurde die Angabe allerdings revidiert. Wolkenfelder wurden vorhergesagt. Trotzdem, ein Versuch mußte einfach sein. Nach sat24 arbeiteten sich die Wolken auf einer Linie von SW nach NO quer über den Bodensee voran. Obwohl es im Allgemeinen sinnlos ist, den Wolken lokal ausweichen zu wollen, entschied ich mich, diesmal nicht Richtung Ostalb zu fahren, sondern auf der Westalb zu beobachten. Dort habe ich einen Platz auf 950 m Höhe neben einem Motocross Übungsgelände, das nachts aber nicht benutzt wird. Auf dem Platz angekommen sehe ich Wolkenfelder im Osten, am Südhorizont und auch im Westen. Einzelne Wolken ziehen immer wieder im Zenith durch, bewegen sich aber schnell. Ob das wohl gut geht?


    Für heute habe ich zwei Beobachtungsprojekte vorbereitet: Die Kugelsternhaufen in Ophiuchus und „The Spire“ in M 16.


    1) Kugelsternhaufen in Ophiuchus als galaktische Entfernungsmarker:


    Den Reiz der sommerlichen Kugelsternhaufen sehe ich darin, daß man sich mit ihrer Hilfe bis zum Zentrum der Galaxis vorarbeiten kann und sogar darüber hinaus bis zum jenseitigen Rand der Milchstraße. Direkt in der galaktischen Ebene können wir wegen des Staubes ja bekanntlich nicht weit sehen, und die gegenüberliegende Seite unserer Galaxis wird uns wohl für immer verschlossen bleiben. Aber knapp oberhalb und unterhalb der Scheibe ist die Sicht frei, und da benutze ich die Kugelsternhaufen des Sommers als Entfernungsmarker. So sieht man zwar nicht den jenseitigen Rand der Galaxis, aber man sieht die Kugelsternhaufen, die nah bei diesem Rand stehen. Von den zahlreichen Kugelsternhaufen in Ophiuchus habe ich mir 22 herausgeschrieben und nach Entfernung in Gruppen eingeteilt. Sie liegen alle in Richtung galaktisches Zentrum und darüber hinaus. (Die Informationen habe ich aus der Software „Where is M13?“, die unter http://www.thinkastronomy.com als freeware erhältlich ist und auch sehr schöne Visualisierungen der räumlichen Verhältnisse bietet.)


    1. Gruppe: Zwischen uns und dem zentralen Bulge liegen NGC 6366, M 10, M 12, M 107. Entfernung: 10000 – 20000 Lichtjahre.


    2. Gruppe: Direkt am Bulge liegen NGC 6304, M 62, NGC 6325, M 9, NGC 6342, NGC 6293, M 14, NGC 6287. Entfernung: 20000 – 30000 Lichtjahre.


    3. Gruppe: Dicht hinter dem Bulge befinden sich: NGC 6355, NGC 6517, NGC 6401. Entfernung: 35000 Lichtjahre.


    4. Gruppe: NGC 6356 und NGC 6284 liegen etwa so weit hinter dem Bulge, wie die Erde vor dem Bulge liegt. Entfernung von uns aus: 50000 Lichtjahre. Wenn es spiegelbildlich zu uns auf der anderen Seite der Milchstraße Sternbeobachter gibt, dann sind diese beiden Kugelsternhaufen für sie ungefähr das, was für uns M 4 ist.


    5. Gruppe: Am äußersten, uns entgegengesetzten Rand der Galaxis liegen NGC 6436 und IC 1257. Entfernung: 65000 – 80000 Lichtjahre.


    Zur Krönung hätte ich noch Palomar 15 versuchen wollen, der in 134000 Lichtjahren Entfernung weit jenseits des gegenüberliegenden Randes der Milchstraße liegt und deshalb auf den Bildern nicht mehr zu sehen ist.


    … hätte wollen. Leider konnte ich nur den Anfang dieses Programms abarbeiten, nämlich die 4 nächstgelegenen Kugelsternhaufen und M 62. Denn während es in höheren Altituden klar war, zogen tief am Südhorizont immer wieder dichte Wolkenschwaden durch, die eine aufmerksame Beobachtung unmöglich machten. So mußte ich dieses Projekt vorzeitig abbrechen und auf eine anderes Mal vertagen.



    2) „The Spire“ - die Turmspitze in M 16


    Statt dessen habe ich mich nun dem Adlernebel (M 16) zugewendet, der höher am Himmel stand und wolkenfrei zugänglich war. Nach den 3 Säulen, die ich neulich bereits beobachtet hatte, wollte ich nun weitere Dunkelstrukturen erkunden, insbesondere „the spire“ (deutsch: Turmspitze oder Felsnadel). Ähnlich wie die Säulen handelt es sich hier um einen Elefantenrüssel, der radial vom Sternhaufen NGC 6611 weg weist, aber gegenüber den Säulen um 90° gedreht ist. In all diesen Strukturen findet Sternentstehung statt. „The spire“ ist viel länger als die Säulen und in seinem oberen Teil deutlich breiter, während der Schaft stellenweise äußerst dünn ist, aber in einen breiten Fuß ausläuft. Die besten Beobachtungsergebnisse habe ich bei ca. 300x mit einem UHC Filter bekommen. Der OIII Filter bringt zwar viel Kontrast, verwischt aber die inneren Strukturen der dunklen Filamente.


    Hier ein Bild. Der „spire“ ist die lange dünne Struktur links der Mitte:


    http://stardustobservatory.org…/M16%20Eagle%20Nebula.jpg


    Und hier noch das dramatische Hubble Photo:


    http://en.wikipedia.org/wiki/F…ar_spire_eagle_nebula.jpg


    Zwischendrin mußte ich immer wieder aufschauen, denn am Westhorizont hatte sich eine Wolkenbank gebildet, aus der Kumuluswolken hervorwuchsen. Das sah sehr nach Regen aus. Die Wolken bewegten sich aber nach NO und der Regen würde mich, so hoffte ich, verschonen.

    Der obere, dem Sternhaufen zugewandte Teil des „spire“ war recht gut zu erkennen, und zwar zunächst die kleine dunkle Wolke. Dann wurden auch die hellen Partien sichtbar. Ähnlich wie die große Säule reflektiert das obere Ende offenbar sehr viel Sternlicht und ist somit nicht dunkler, sondern heller als die Nebelumgebung. (Ich frage mich, ob die kleine dunkle Wolke vielleicht deswegen so dunkel ist, weil sie von uns aus gesehen vor dem Sternhaufen liegt und sich daher nur zufällig in der Sichtlinie zum „spire“ befindet.) Auch die breitere, obere Hälfte des „spire“ ist im Okular noch zu erkennen. Allerdings mußte ich ein Photo zuhilfe nehmen und mich an den Sternen entlang hangeln, um die Struktur zu identifizieren. Der untere, dünne Stiel war aber trotz aller Hilfsmittel nur noch zu erraten. Dagegen zeigte sich der breite Fuß wieder etwas deutlicher, vor allem weil die Flanken ebenso wie die Spitze Licht reflektieren und sich somit ein stärkerer Kontrast zum Dunkelnebel ergibt. Mit dem Herausarbeiten des „spire“ war ich länger als eine Stunde beschäftigt. Schließlich habe ich noch die Dunkelwolken unterhalb der Säulen sowie die reizende kleine Globule aufgesucht, die rechts von den Säulen frei im Raum schwebt. All das ließ sich gut identifizieren.


    Inzwischen war zwar die Regenfront nach NO weitergezogen, aber der Himmel wölkte sich trotzdem immer mehr ein. Im Zenith war es noch klar, so daß ich abschließend auf NGC 6543 zielte. Der Grund für diese Wahl war mein neues 2,5 mm Nagler Okular (Geburtstag), das ich unbedingt an einem hellen Objekt ausprobieren wollte. So habe ich die Vergrößerung des Katzenaugennebels Schritt und Schritt erhöht. Bei niedrigeren Vergrößerungen erschien dieser PN als Oval, bei 500x bis 700x trat die spiralige oder helixartige Struktur hervor. Bei 1000x im 2,5 mm Nagler verstärkte sich allerdings der Eindruck, daß innerhalb der ovalen Grundform und quer zu ihr ein weiteres Oval steht, ungefähr so wie in diesem Photo von Jimi Misti:


    http://www.mistisoftware.com/astronomy/Nebulae_ngc6543.htm


    Das Seeing war übrigens mäßig, aber anscheinend verträgt dieses Objekt jede Vergrößerung.


    So, nun zieht sich der Himmel endgültig zu, und ich sage Fuchs und Hase gute Nacht. Auf dem Heimweg kreuze ich die Linie, auf der die Wetterfront nach NO gezogen ist. In 20 Kilometer Luftlinie von meinem Beobachtungsplatz dampft die Straße vom frischen Regen - Glück gehabt!


    Johannes

    Hallo Rolf,


    es geht Dir vermutlich um den AZ Encoder, der auf dem Boden der Rockerbox befestigt wird? Der Körper der Astrosystems Encoder ist 13 mm hoch. Davor sitzt aber noch eine schmale Mutter. Außerdem verschwindet der Schaft möglicherweise nicht vollständig im "pivot bolt". Bei meinem Astrosystems Set war das jedenfalls so. Ich habe vom Boden der Rockerbox aus gemessen insgesamt eine Bauhöhe von 30 mm eingerechnet (da ist ein wenig Luft bereits berücksichtigt). Damit kann die Spiegelbox frei über den Encoder hinweg schwingen.


    Johannes

    Hallo Stiko,


    paßt der Dobson denn in eingefahrenem Zustand aufrecht stehend in Dein Auto? Wenn ja, wäre es vielleicht eine Lösung, Schubkarrengriffe zu verwenden. Dafür müßtest Du dann an der Rockerbox irgendwelche Halterungen anbringen, und Du bräuchtest natürlich Rampenbretter. Für einen 12" Dobson können sie aber klein und leicht sein. Andererseits bräuchtest Du am Fernrohr nichts zu zersägen oder umzubauen. Den Dobson als Schubkarre zu rollen ist bestimmt die schonendste Lösung für Deinen Rücken.


    Gute Besserung
    Johannes

    Hallo Nico,


    besten Dank für den Bericht. Ich schätze die ausführlichen Hintergrundinformationen sehr. Bei meiner nächsten Beobachtungsnacht kommen diese Objekte alle auf die Liste. Zwar ist das Vergnügen eher theoretisch, weil man ja nichts besonderes sieht, aber das ist bei der Quasarbeobachtung auch nicht anders, und die finde ich immer sehr erhebend.


    JOhannes

    Hallo Hajü,


    schöne Zeichnungen. Ich habe mir vor allem die Zeichnung von M 16 näher angesehen. Zwar bin ich mir nicht sicher, ob ich alle Sterne richtig zuordnen kann, aber folgender Eindruck hat sich mir ergeben:


    Fast genau in der Mitte des Bildes, also im Schnittpunkt der Bilddiagonalen, hast Du ein einzelnes Sternchen eingezeichnet. In Wirklichkeit befindet sich knapp nördlich davon ein weiteres, aber deutlich schwächeres Sternchen, das in Deiner Zeichnung allerdings nicht vorkommt. Ich benutze gerne dieses Pärchen, um die "Säulen" zu lokalisieren.


    Die mittlere Säule, die man auch am besten sieht, weil sie den stärksten Kontrast zum umliegenden Nebel hat, liegt direkt westlich des Pärchens. In Deiner Zeichnung hast Du gleich westlich des mittigen Sternchens eine Hell-Dunkel-Kante eingetragen. Ich vermute, daß das Dunkle, was du dort gesehen hast, die östliche Flanke der mittleren Säule war. Deren westliche Flanke hat sich Dir offenbar nicht gezeigt. Die kleinste der drei Säulen befindet sich wiederum knapp westlich der mittleren. Sie hat auch einen deutlichen Kontrast zum Umfeld, ist aber schwerer zu sehen, weil sie eben klein und dünn ist. In dem dunklen Areal, das Du westlich des mittigen Sternchens gezeichnet hast, müßte sich also sowohl die mittlere als auch die kleine Säule verbergen.


    Direkt östlich dieses Sternchens müßte dann die dritte und größte Säule sein. Vielleicht hast Du sie beim indirekten Sehen erhascht. In der Zeichnung finde ich aber keine Hinweise auf sie. Sie ist auch am schwierigsten zu sichten, da sie den geringsten Kontrast zur nebligen Umgebung hat. Der Schaft dieser Säule ist, wie die anderen Säulen auch, ein Dunkelnebel, aber der Kopf, der nach Norden zeigt, stellt sich meiner Meinung nach eher als Reflexionsnebel dar, der etwas heller ist als seine Umgebung.


    Aber wie gesagt: Alles unter der Voraussetzung, daß ich Dein mittiges Sternchen richtig zugeordnet habe.


    Ich besitze den "Atlas galaktischer Nebel" von Neckel / Vehrenberg und habe dort nach detaillierteren Angaben über die Säulen gesucht. Allerdings läßt der Atlas uns da komplett im Stich. Zwar wird sonst jedes noch so kleine Nebelchen aufgelistet und beschrieben, aber von M 16 finde ich bei Neckel/Vehrenberg lediglich eine Totalaufnahme im H alpha Licht. Schade!


    Johannes

    Hallo Gerd,


    danke für Deine Berichte. Die Kürze ist den Wolken zu verdanken. Anscheinend haben in der Nacht vom 15. auf den 16.6. alle Süddeutschen vom Schwarzwald über die Alb bis nach Franken unter dem nicht angesagten Wolkenfeld gelitten. Daß es Dich in Deiner nächsten Beobachtungsnacht auch wieder erwischt hat, tut mir leid. Laut meteoblue geht vom 22. auf den 23.6. wieder etwas: toi, toi, toi.


    Johannes

    Nacht mit Jäger und Mond


    Freitag, 15.6., 21 Uhr, vier Tage vor Neumond. Der Himmel ist klar, letzte Wolkenbänke ziehen ab nach Nordosten, der Wetterbericht sagt eine wolkenlose Nacht voraus. Ich mache mich auf den Weg zu meinem besten Beobachtungsplatz auf der Schwäbischen Alb, einer abgelegenen, aber sehr großen Waldlichtung, die gute Sicht nach Osten, Süden und Westen bietet.


    Ankunft kurz vor 22 Uhr. Die Stimmung ist sehr friedlich, warm, ruhige Luft, die Vögel singen vom Waldrand her im letzten Tageslicht. In aller Ruhe baue ich den 25“ Dobson auf, kollimiere und mache das Alignment für Argo Navis und ServoCAT.


    Doch der Himmel ist für Deepsky Objekte noch nicht dunkel genug – wir haben Mitte Juni. Daher beginne ich mit Saturn. Die zarten Wolkenbänder auf der Planetenkugel sind schön und die schwachen Farbschattierungen haben ihren Reiz. Aber sonst ist Saturn, abgesehen von den Ringen, eher undramatisch, besonders im Vergleich mit den Oberflächenstrukturen auf Mars (in Erdnähe) und Jupiter.


    Während ich Saturn beobachte, kommt ein Auto den Waldweg hoch gefahren und hält direkt auf mich zu. Das Auto fährt mit vollem Licht bis auf 3 Meter an meinen Dobson heran. Ein Mitbeobachter? Unmöglich. So rücksichtslos wäre ein Sternfreund nie. Es ist der Jäger! Was ich denn hier mache? Nun, das sei ein Fernrohr und ich beobachtete die Sterne. Ach so! Jetzt ist der Jäger sehr freundlich. Nein, es sei kein Problem, wenn ich auf dieser Wiese stünde. Er wolle jetzt auch nicht mehr jagen, sondern sei bereits auf der Pirsch gewesen, habe aber nichts erlegt. Er habe mich nur zufällig auf seiner abschließenden Revierpatrouille gesehen und fahre jetzt nach hause. Gute Nacht also. Ach übrigens, ob ich in der nächsten Nacht wiederkommen wolle. Dann sei es nämlich nicht so gut, weil dann der andere Jäger komme um auf dem Hochstand da drüben (ca. 70 m) dem Wild aufzulauern. Diesen Rat werde ich beherzigen, denn eine Ladung Schrot auf dem teuren Spiegel – das kann ich unmöglich riskieren.


    Saturn ist nun abgeschlossen. Geht M 87 noch – wegen des Jets? Ja, die Galaxie steht noch relativ hoch. Aber nach einer Viertelstunde zieht ein großes Wolkenfeld heran. Das war in keinem Wetterbericht vorhergesagt. M 87 verschwindet hinter Wolken.


    Mein eigentliches Ziel in dieser Nacht sollten die Abellcluster in Herkules sein, um danach die weiter entfernt liegenden Cluster in Bootes und Corona Borealis zu versuchen. Die Website: „The Atlas of the Universe“ gibt sehr gute Informationen darüber. Doch daraus wird nun nichts. Statt dessen beginnt ein hektisches Schwenken, um in den Wolkenlücken wenigstens ein paar der bekannten hellen Objekte zu erwischen (M 13, M 51, M57 etc.), die aber auch jeweils schnell wieder verschwinden. Das geht so eine gefühlte Stunde lang. Außerdem machen die Rehe im Wald jetzt einen furchtbaren Lärm. Wahrscheinlich streiten sich wieder die Männchen um die Weibchen, ganz wie bei uns. Na wartet, morgen kommt der Jäger …


    Kurz bevor die Frustration einsetzt und erste Gedanken ans Einpacken aufkommen ist das Wolkenfeld durch und der Himmel klart auf. Man spürt es auch an dem kühlen Luftzug, der nun entsteht. Aber für die Abellcluster reicht die Konzentration jetzt nicht mehr, denn das ist Schwerarbeit.


    Da ich gerade in Zenitnähe bin, versuche ich M 101. Die Spiralarme kommen aber nur recht schwach heraus. An diesem Objekt macht sich die Resthelligkeit der „weißen Nacht“ sehr bemerkbar.


    Anders dagegen der Katzenaugennebel (NGC 6543). Er ist ganz hell und verträgt erstaunlich hohe Vergrößerungen. Bei 350x bis 700x kommt die Spiralstruktur sehr deutlich heraus. Dann sieht dieser PN fast wie eine kleine, zweiarmige Spiralgalaxie mit stellarem Kern aus. Erstmals habe ich auch die dünnen Filamente außen um den PN herum beobachtet. Ich habe erst vor Kurzem durch Reiner Vogels Liste „exotischer Objekte“ von diesen Filamenten erfahren. (Dank an Reiner!) Sie sind tatsächlich recht gut zu sehen. Im Ganzen sind sie etwa kreisförmig um den PN herum angeordnet mit lokalen Verdichtungen. Vermutlich stößt der Stern seine äußeren Schichten in immer neuen Ausbrüchen ab; die Filamente sind die verdünnten Überreste länger zurückliegender Eruptionen.


    Nächstes Objekt ist der Adlernebel im Schützen (M 16). Mich interessieren vor allem die „Säulen der Schöpfung“. Unter diesem Namen (The Pillars of Creation) ist seinerzeit das wohl berühmteste Foto des Hubble Teleskops um die Welt gegangen. Es handelt sich dabei um drei sogenannte „Elefantenrüssel“, also dichtere Staubkerne, die vom Strahlungsdruck der umliegenden jungen Sterne noch nicht aufgelöst worden sind und durch ihren Schatten auch das hinter ihnen liegende Material abschirmen. Es sind insgesamt drei parallel ausgerichtete Säulen in verschiedener Größe. Man hört mitunter, daß die größte im Amateurteleskop nicht sichtbar sei. Das ist aber nicht richtig, wie ich nun sagen kann. Man sieht alle drei Säulen ganz gut, die größte allerdings zuletzt. Sie ist auf mäßigen Fotos meist überbelichtet, denn ihr vorderes Ende reflektiert besonders viel Licht vom Sternhaufen. Im Okular sieht man bei 350x deutlich die Aufhellung. Ich habe einen UHC Filter und einen H-beta Filter probiert. Da die Aufhellung nicht darauf regiert hat, nehme ich an, daß es sich tatsächlich um reflektiertes Sternlicht handelt.


    Das letzte Objekt ist Barnard’s Galaxie (NGC 6822), ebenfalls im Schützen. Sie gehört zur lokalen Gruppe und liegt näher bei uns als die Andromeda Galaxie. Allerdings ist sie äußerst lichtschwach mit geringer Flächenhelligkeit und hebt sich kaum von der Umgebung ab. Sie ist strukturlos, oder jedenfalls unregelmäßig geformt. Für solche kontrastschwachen Objekte brauche ich immer viel Zeit. Nur nach und nach lassen sich Konturen identifizieren. Es gibt einige beobachtbare HII Regionen, die sich ebenfalls allmählich zeigen. Doch das wird nun immer schwieriger, denn im Nordosten hellt sich bereits der Himmel auf, wodurch auch diese im Süden gelegene Galaxie in ihrer Umgebung ertrinkt. – Es ist Zeit einzupacken.


    Samstag, 16.6., ca. 3.30 Uhr: Der Beobachtungsplatz ist abgeräumt, die Ausrüstung ist im Auto verstaut. Wie immer nehme ich mir nun noch ein paar Minuten Zeit, um mit bloßem Auge einen letzten Blick auf den Himmel zu werfen. Im Sommer kommt mir als Galaxienfreund dabei immer der gleiche Gedanke: Die schönste Edge-on Galaxie am ganzen Himmel ist unsere eigene. Herrliche Struktur, zahlreiche Sternwolken, ein phantastisches Staubband mit unendlich vielen Details, und riesengroß. Und man braucht nicht einmal ein Fernrohr, um sie zu beobachten!


    In diesem Moment hebt sich die schmale Mondsichel über den Horizont. Wunderbar! Diese magische Stimmung, die entsteht, wenn nachts über freiem Feld der Mond aufgeht, ist einfach unvergleichlich. Das wußten wohl auch Matthias Claudius und die anderen Dichter.


    Um 4.30 Uhr liege ich im Bett und mache die Augen zu – müde, aber glücklich. Draußen dämmert es und die Vögel begrüßen den neuen Tag.


    Johannes

    Hallo Timm,


    na, das war ja ein richtiger Galaxien-Marathon. Offensichtlich funktioniert Dein Hirn-Goto hervorragend. Nimmst Du für's "Kampfspechteln" die Uranometria zu Hilfe?


    Ich beneide Dich um Deinen Beobachtungsplatz: Südlicher Himmel, Höhenlage, vermutlich trockene Luft. Wie steht es denn mit der Lichtverschmutzung an der Costa blanca? Unter allerbesten Bedingungen wirft das Licht der Milchstraße ja angeblich Schatten. Ich kann mir das nicht recht vorstellen, habe aber auch noch nie außerhalb Deutschlands beobachtet. Ist das unter spanischem Himmel so?


    Viele Grüße
    Johannes

    Hallo Rolf,


    die Berechnung des Tubusschwerpunktes gestaltet sich bei Dir ja recht schwierig. Vielleicht magst Du mal diesen Link probieren:

    http://www.iceinspace.com.au/63-484-0-0-1-0.html


    Da findest Du eine Excel-Datei namens "Doug's Dobsonian Telescope Weight and Balance Calculation". Zwar ist das alles auf Englisch, aber ansonsten gut verständlich. Wenn Du die Werte Deines Tubus eingibst, errechnet das Programm die Drehmomente in Nmm. Man kann auch wunderschön damit spielen, indem man hier und da ein wenig was verändert. Ich habe beim Bau meines Dobsons sehr von diesem Programm profitiert.


    Im übrigen habe ich mich an die von Dave Kriege geäußerte Regel gehalten, daß man das Drehmoment des unteren Endes um ca. 10% größer wählen sollte, als das Drehmoment des oberen Endes. Denn Du mußt ja auch noch Luft lassen für das Gewicht Deiner 2" Okulare sowie für den Sucher und sonstige Dinge, die noch an den Oberkorb kommen mögen. Außerdem: Wenn am Ende das Gleichgewicht nicht genau stimmen sollte, ist es leichter, einen hecklastigen Tubus auszubalancieren als einen kopflastigen.


    Viele Spaß beim Fußpilz
    Johannes

    Hallo Thomas,


    herzlichen Glückwunsch zu Deinem neuen Dobson. Er sieht prima aus. Auch die Spiegelzelle ist nicht nur funktional, sondern auch sehr schön.


    Mir fällt auf, daß Du das Rahmendreieck in einen Rechteckrahmen eingebaut hast. Das leuchtet mir sehr ein. Denn ich sehe einen Nachteil der dreieckigen Spiegelzellen darin, daß man die Stabilisierungsfunktion des Metallrahmens für die Spiegelbox, wie eine klassische Sprossenkonstruktion sie bietet, preis gibt. Diesen Nachteil hast Du vermieden.


    Offenbar hast Du die einzelnen Aludreiecke mit einer Schraube gegen Verdrehen gesichert. Das habe ich so noch nie gesehen. Können die Dreiecke immer noch frei "kippeln"?


    Wie funktioniert die untere Aufnahme der Stangen? Haben die Aluprofile einen Schlitz? Oder drückt die Klemmschraube die Seitenwand des Profils ein?


    Nochmals mein Kompliment für das schöne Teleskop.


    Johannes

    Hallo Rolf,


    der Spalt kann sicher auch etwas kleiner als 5 mm sein. (Aber nicht zu klein, sonst klemmt es nachher irgendwo.) Ich habe bei meinem Dobson innen an die Seitenwände der Rockerbox ein paar Filzgleiter geklebt. Dadurch reibt beim Neigen des Tubus nicht Holz (Seitenwand der Spiegelbox außen) auf Holz (Seitenwand der Rockerbox innen), sondern Holz auf Filz. Das rutscht sehr gut und der Lack bleibt dran. Auch erhält der Tubus dadurch eine gewisse (meines Erachtens genügende) Führung. Diese Filzgleiter sind ca. 2 mm dick, wodurch sich das Spiel der Spiegelbox auf 3 mm reduziert. Man bekommt sie im Baumarkt. Normalerweise klebt man sie unter die Füße von Stühlen, die auf Parkettboden stehen und dort keine Kratzer hinterlassen sollen.


    Johannes