Hallo Peter,
das Problem des Bias bei Grenzwahrnehmungen ist mir durchaus bewußt. Nach 20 Jahren Beobachtungspraxis mit großen Dobsons glaube ich aber ein Gefühl dafür entwickelt zu haben, welche visuellen Eindrücke real, und welche Artefakte oder Autosuggestionen sind.
Außerdem habe ich ein paar Vorsichtsmaßregeln. Die wichtigste: Keine Fotos oder DSS Ausdrucke am Teleskop! Da ist einfach die Gefahr zu groß, daß man das, was man auf dem Ausdruck sieht, dann auch ins Okular projiziert. Auch sollte man Bilder der Objekte nicht zu sehr ins Gedächtnis einprägen. Natürlich muß man vor der Beobachtung wissen, daß da etwas ist, und auch ungefähr, was da ist. Aber möglichst nicht mehr. Ein Kriterium für die Echtheit einer Beobachtung sind Details oder sonstige Features (Größe, Lage etc.), die man nicht erwartet hatte. Die trägt man dann in die Zeichnung ein, und wenn sie sich beim nachträglichen Vergleich mit einem Foto als korrekt herausstellen, weiß man daß die ganze Beobachtung echt war. (Z.B. wußte ich bei der M 57 Beobachtung, daß es einen äußeren Halo gibt, aber nicht, in welchem Abstand zum Ring er sich befindet und wie er verläuft. Auch die schwachen Verbindungen zwischen Ring und Halo kannte ich vor der Beobachtung nicht. Beim nachträglichen Vergleich der Skizze mit Fotos zeigte sich aber, daß alles paßte.) Die Wahrnehmung dieser Details oder Features ist bei Grenzbeobachtungen oft sehr flüchtig, und ich bin eher konservativ in der Beurteilung solcher Phänomene. Mir ging es schon öfter so, daß ich einen solchen flüchtigen Eindruck nicht in die Zeichnung aufgenommen habe und beim nachträglichen Abgleich mit einen Foto erkannte, daß er doch real war. (Deshalb haben meine Galaxien eher einen Spiralarm zu wenig, als einen zuviel. )
Es mag andere Objekte geben, bei denen man zumindest eine genaue Aufsuchkarte braucht. Wenn es in dieser Jahreszeit vom Wetter her nochmal paßt, möchte ich z.B. die Abell PNs im Adler probieren. Der steht gerade sehr praktisch. Dort gibt es einige Abell PNs, aber sie sind wohl äußerst schwach. D.h. man sieht sie auch dann nicht ohne Weiteres, wenn das Goto an die richtige Stelle führt. Bei solchen Objekten braucht man dann zumindest eine sehr genaue Aufsuchkarte am Teleskop.
Viele Grüße
Johannes