Hier ein paar Galaxien und Anderes als Nachschlag:
19./20.April 2010; 23:00 - 02:30
Lage: südlicher Stadtrand Essen, rückwärtiger Garten im Wohngebiet
SQM-L: 19,50 später 19,90 im Zenit (Rekord!). Anfangs 12, später 3°C, zunehmender Mond, ab 1Uhr transparenter Himmel
Optik: Refraktor TSA-120 (120mm / 900mm - f/7,5)
Okulare: 31mm - 29fach / 2,8° / AP 4,1mm
12,5mm - 72fach / 0,7° / AP 1,7mm
7mm - 129fach / 0,5° / AP 0,9mm
5mm - 180fach / 0,4° / AP 0,7mm
3,5mm - 257fach / 0,3° / AP 0,5mm
Ab 23Uhr bot sich einmal wieder die Gelegenheit zum beobachten. Nachdem das Wochenende nicht richtig ausgenutzt werden konnte muß nun die Schlafreserve für unter der Woche angegriffen werden. Der Himmel wird im Verlauf der Nacht zusehends besser. Anfangs SQM-Werte von 19,50 bei 12°C, gegen Ende 19,90 bei 3°C. Bis 4,8mag visuell.
Einsteig über unseren Erdtrabanten. Für den Mond war es schon etwas spät. Die unruhige Luft in Horizontnöhe ließ keinen Beobachtungsgenuß aufkommen. Erst war ein Baum an falscher Stelle gewachsen, dann stand der Mond niedrig über Garagen / Hausdächern. Waber-di-Waber. Wenigstens war klar, daß er mir nicht die ganze Nacht heimleuchten würde. Die zunehmende Mondsichel verschwand gegen Mitternacht. Nur Nachbars sinnlose Gartenbeleuchtung blieb mir erhalten. Fokal Fotos mit Nikon F4 auf 400 ASA SW gemacht. Belichtungsserie: 1 x autom. Bel.-zeit und dann von 1/250 bis 1s Belichtungszeit. Bin mal gespannt.
Anschließend der Herr der Ringe. Er zeigte sich mit seiner fast-Kantenstellung wieder in strahlendem Glanz. Die minimale Ringöffnung ist bei hoher Vergrößerung zu sehen. Der Ring ist vor der Saturnoberfläche ein feiner, scharfer, dunkler Strich. Monde: Titan, Iapetus, Rhea, Dione - Saturn - . Tethys mal wieder in Saturnnähe nicht auszumachen.
Erste Galaxien: M65 / M66 leiden unter nicht vollkommen transparenten Himmel. NGC3628 war weder bei 31mm noch bei 7mm auszumachen. Piggyback 2min belichtet bei f/4 und 210mm. Dann fokal weitere 2 Minuten. Scharf stellen ist Glückssache. Auch hier wird das Ergebnis spannend. Digital macht das Leben sicherlich einfacher - aber wo bleibt da die Spannung
M44 - Fokal 2 Minuten belichtet. Im Kamerasucher ist gut zu sehen wie das Bildfeld durch den TSA-120 unzureichend ausgeleuchtet wird. Fotografie ist nur mit entsprechender Kamera und Reducer / Flattener sinnvoll möglich.
Mitternacht und der Startschuß der visuellen DS-Tour waren nun erreicht. Los ging es mit M53. M53 ist bei 7mm am Rand aufgelöst. Kommt aufgrund der Größe nicht an M3 oder gar M13 heran, kann sich aber auch gut sehen lassen. Von hier geht es nun erst einmal weiter, Zick-Zack Richtung Himmelsnordpol. M64 - Bei 120mm und Ruhrgebietsseeing kein schwarzes Auge auszumachen. Vielmehr eine längliche Galaxie mit hellerem Zentralbereich. Jetzt wieder was kugeliges - M3 ist dann die Steigerung zu M53. Hier sind 3,5mm drin. Man muß sich aber auf ein recht dunkles Bild konzentrieren. Belohnt wird man mit einer Vielzahl von Sternen im Randbereich. Und wieder Genrewechsel - Nahe dem Großen Bären wartet M51 auf seine "Entdeckung für die Nacht". Wie Tags zuvor beide Zentren gut auszumachen. Wirken stellar mit diffuser Scheibe drum herum. M63 ist dagegen länglich diffus mit einem helleren Zentrum. Schwächer als M51 aber ebenfalls rel. leicht aufzufindem mit 31mm.
Gegen ein Uhr gab es dann eine Erstbeobachtung - die Sombrerogalaxie M104. Mittels Starhopping gut auzufinden. Bei 31mm länglich diffus mit hellerem, mittleren Bereich. Gut bei 7mm. Steht relativ niedrig, aber noch in ausreichend Abstand zum Horizont. Staubband jenseits der Möglichkeiten.
Virgo et al.: Die Nacht wurde mit jeder Stunde vielversprechender. Auch wenn der Wecker um fünf wieder klingelt sollte der Virgo-Haufen noch einmal abgeklappert werden. Wer braucht schon Schlaf? Ziemlich schnell mußte ich feststellen, daß die Galaxien nicht so gut herauskamen wie noch vor gut einem Monat. Der noch präsente Mond und Nachbars Gartenfunzel sei Dank. Für den Virgo-Haufen hatte ich mir im vorhinein eine passend für den Refraktor gespiegelte Detailkarte mit CNebulaX erzeugt. Bequemer geht es gar nicht mehr. Mit dem 31mm Nagler konnte ich die Region anhand der Karte gemütlich mittels Achssteuerung im Sitzen abfahren. Das 31er war hier sicherlich nicht das Optimum, aber das große Gesichtsfeld kam einem Navi gleich. Vorbereitete, gespeigelte Karten sind immer wieder eine Garantie für schnelles Auffinden - zur Nachahmung empfohlen. Der Einstieg erfolgte beim Virgo-Haufen über Epsilon Virgo, der leicht mit bloßem Auge zu sehen ist. Alle Galaxien erscheinen diffus, z.T. mit hellerem Kern. Direkt zu beobachten waren M58, M60, M84, M85, M86, M87, M90. Schwieriger und indirektes Sehen erforderten M59, M89, M99, M100. Grenzwertig war M88 zu sehen während M91 und M98 selbst indirekt nicht wahrgenommen wurden. M49 habe ich ausgelassen, dafür aber den Kugelsternhaufen NGC4147 am westlichen, oberen Rande des Haufens erstmalig beobachtet - bei 31mm an der Wahrnehmungsgrenze. Indirektes Sehen erforderlich. Bei 7mm eindeutig auszumachen. Lichtschwach, diffus und klein. Nicht von einer Galaxie zu unterscheiden.
Zwei Uhr morgens war durch. Kalte Füße und der Gedanke an den drohenden Wecker brachten mich dazu einen würdigen Abschluß zu suchen. Im Osten war schon die Leier und der Schwan zu sehen. Herkules stand hoch am Himmel. M13 war schnell eingestellt. Und - wow - nach so langer Abstinenz wieder ein Hammer. Am Rand aufgelöst in zahlreiche, vielleicht 100-150 (?) Sterne. Na wenn das nicht ein schöner Höhepunkt war!
Jetzt brauchte es nur noch ein leichtes Chill-Out-Objekt. M57, der Ringnebel, war zur Stelle. Bei 260fach schwebt der Ring gut abgehoben im Raum - auch ohne Filter. Das Ringzentrum ist deutlich abgegrenzt und der Ring an gegenüberliegenden Seiten unscharf begrenzt. Hier liegen die Ausfansungen die man von den Astrofotos kennt. Diesen Anblick habe ich eine ganze Weile genossen und mich dann an den Abbau gemacht. So gut das Wochenende auch war, diese Nacht hat hier im Ruhrgebiet ab ein Uhr alles getoppt. Die Nacht brachte dann noch genau zwei Stunden Schlaf und müde Augen, aber das ist es doch immer wert, oder?
In diesem Sinne einen klaren Himmel für uns alle.
Dirk