Beobachtungsplätze Peru, Bolivien

  • Hallo!


    Ich habe das Thema schon mal im Einsteigerforum gepostet, ist aber in der Masse der Themen untergegangen.
    In 1,5 Monaten starte ich zu meinen Urlaub nach Peru und Bolivien!
    Wenn alles gut geht und mein 6" fertig wird, viel fehlt nicht mehr, nehme ich das Teleskop natürlich mit. [:p]


    Dazu Fragen an die erfahrenen Astroreisenden.
    Kann mir jemand Beobachtungsplätze bzw Orte empfehlen und welche Erfahrungen habt ihr in diesen Ländern gemacht? Wenn es sich Zeitlich ausgeht, gibt es auch einen Abstecher in die Atacama Wüste!


    Grüsse und CS von Robert

  • Hallo Robert,


    Im November 1994 waren wir zur Sonnenfinsternis 3 Wochen auf dem Altiplano in Bolivien 3.800-4.100 m Höhe und in Chile am Sajama Nationalpark bei bis zu 4.600 m Höhe. Wir hatten Nacht für Nacht die besten Bedingungen meines Lebens, vor allem an den abgelegenen Gebieten Huachacalla, Salar Ujuni, Ollague und am Titicacasee. Wir waren unabhänglig von Infrastuktur in einem Hanomag unterwegs, der so alt war wie ich und ständig kaputt (siehe Bild auf dem Salar Ujuni) und es kamen gleich mehrere Faktoren günstig zusammen:


    - Extreme Höhe: Anstrengend, wenig Schlaf, viel zu sehen Tags und Nachts. Schlechte Wellblechpisten ("pista calamina"),
    - Extreme Trockenheit: ständig aufgeplatzte Lippen, Funkenschlag am Pullover. Nach dem Hände Waschen einmal schütteln --> trocken
    - Extreme Temperaturunterschiede: Tagsüber 26°C bei beißender Sonne, nachts auf bis zu -7° fallend
    - Extrem abgeschieden: Gefühlte 50 km bis zu nächsten Glühbirne. Null komma Null künstliche Horizontaufhellungen.


    Der Himmel war an Superlativen nicht mehr zu überbieten:
    - Milchstraße ungebremst ohne Abschwächung in den Horizont tauchend, so als wäre keine Atmosphäre vorhanden
    - Venus schlug deutliche Schatten auf dem Boden.
    - Orionnebel doppelt so weit ausgedehnt wie unter guten Alpinen Bedingungen
    - Pferdekopf laut und deutlich im 6" Reisedobson + UHC Filter. Unter gutem Voralpen-Himmel brauche ich dafür mindestens 14" + H-Beta Filter.
    - Galaxien beobachten ohne Einbuße ab 15° Höhe
    - Später am Sajama trotz inzwischen dickem Mond die Milchstraße und Magellanschen Wolken immer noch hell leuchtend
    - Tagsüber eine Landschaft wie von einem fremden Planeten mit viele 100 km Fernsicht und tiefblauem Himmel


    Diese Erinnerungen haben sich seitdem in mein Kleinhirn gebrannt.
    Ob das jetzt noch so einsam und dunkel ist? Auf jeden Fall muss man sich entfernen von Hotelanlagen, Swimming Pools und urbanem Leben.

  • Servus Robert,
    mein Aufenthalt in Bolivien war dereinst im November, insofern lassen sich die damaligen Erfahrungen vielleicht nicht auf Februar/März verwenden.
    La Paz war ausgesprochen wechselhaft, praktisch alle Jahreszeiten an einem Tag.
    Die Hochebene Altiplano war, von etlichen Cirren abgesehen, recht gut.
    Am Besten wars Richtung chilenische Grenze, ganz tolle Nächte, und nur selten Wolken. Dort kommt aber, wie übrigens in vielen Teilen des Landes, die Höhe zum Tragen. Ohne Akklimatisierung siehst Du da wenig Sterne, von der Kurzatmigkeit mal abgesehen. Und für die Höhenanpassung brauchst Du ca 7-10 Tage. Dann könnte es wirklich toll sein. Mein bester Sternhimmel dort: jenseits 7mag, allerdings auf 5400m Höhe.
    Schwierig könnte auch das Hinkommen sein: Straßen und Verkehrsmittel sind da nicht so weit verbreitet wie bei uns, ebenso die Infrastruktur (nächster Supermarkt: 150 km = 10 Std. Fahrt [:D] ).
    Würde mich aber über einen erfolgreichen Spechtelbericht nach Deiner Rückkehr sehr freuen.


    CDS
    Stefan

    visuell:

    ICS Dobson 14.5" f/4.7


    fotografisch:

    Lichtenknecker FFC 190/760mm f/4

    Galaxy RC 10" f/8

  • Hallo Robert,


    ich habe mal ein halbes Jahr im Süden Perus gearbeitet und habe beide Länder ausgiebig bereist. In der Trockenzeit (April-November) bietet das Andenhochland traumhafte Bedingungen. Die Küste Perus ist dagegen zu dieser Zeit oft in Neben gehüllt. Sehr gute Bedingungen herrschen in der Gegend der Stadt Arequipa (da war ich) aber auch im Hochland um den Titicacasee. Dort habe ich allerdings sehr häufig auch Wolken und Gewitter erlebt.


    In Bolivien ist die Gegend um Uyuni (die große Salzwüste) einfach traumhaft - tags und nachts. Ein Trip dorthin sollte eigentlich bei jedem Bolivienreisenden auf der Liste stehen. Generell wirst du dort drüber weit bessere Wetterstatistiken finden, als hierzuland, was nicht heißt, dass es nicht auch mal bewölkt sein kann. Anfang März ist der altiplane Winter noch nicht ganz vorbei, da kann es im Hochland von Peru, Bolivien und Chile immer mal Wolken geben.


    Die Städte sind alle grandios lichtverseucht, dafür ist das Land sehr dünn besiedelt und damit knackdunkel. Das bringt mich auch gleich zum Hauptproblem: Wie rauskommen? Einfach ein Auto mieten, ist (in Peru jedenfalls, in Bolivien habe ich mich gar nicht danach umgeguckt) zwar prinzipiell möglich, aber als weißer Ausländer nicht zu empfehlen. Insbesondere sollte man nachts nicht alleine draußen rumfahren, diese Länder sind zwar nicht extrem gefährlich, aber sehr arm. Mit allem, was dazugehört.


    Wir sind vor 2 Jahren zu zweit vier Monate mit einem 9"-Dobson hauptsächlich durch Chile und Argentinien gereist und haben dort immer wieder beobachtet, z.B. in Nationalparks. In Peru und Bolivien war mir das ehrlich gesagt etwas riskant, ich sag dir gleich, warum...


    Meine Tipps:


    -Wenn du im Süden von Pe/Bol unterwegs bist: Mach einen Abstecher nach Chile. Dort kann man ganz problemlos ein Auto mieten. Die Straßen sind sehr gut und die Fahrweise ist zivilisiert-europäisch. Eine sehr gute Möglichkeit wäre der Nationalpark Lauca ganz im Norden. Man kann dort direkt am Lago Chungará auf 4500m campen (Nationalpark mit Ranger) oder in einem Dorf namens Putre (3500m) übernachten (hat allerdings Lampen). 4500 m ü.nN sind kein Pappenstil, evtl brauchst du ein paar Tage zur Akklimatisation. Auch ist sehr gute Bekleidung (Daunenjacke etc) wichtig. Es wird *sehr* kalt!


    -Wenn du weiter nach Chile reinwillst, fahr nach San Pedro de Atacama (2500m). Ist ein Touridorf, hat aber alles, was man braucht. Inkl. spärliche (und abgeschirmte!) Beleuchtung. Dort kann man bei Alain Maury auch Astrotouren buchen (17€/Tour 2008).


    -Wenn es Peru oder Bolivien sein soll, mein Geheimtipp: Fahr nach Puno am Titicacasee und von dort per Minibus auf die Halbinsel Capachica. Miete dich dort in einer Lehmhütte ein. Die werden von einigen Leuten dort extra für Touristen bewirtet. Dort bist du auf 3800m und es gibt nur sehr wenig Licht. Dort unter der Landbevölkerung habe ich mich im Gegensatz zu den Städten nie unsicher gefühlt, auch nachts nicht. Ein paar Spanischbrocken sind sehr zu empfehlen.


    Nun zur angekündigten Warnung: Pass auf dein teures Zeug auf! Diebstähle an Touristen sind in Peru und Bolivien an der Tagesordnung. Klar, alle passen wir auf, uns passiert das schon nicht. Hab ich mir auch gedacht. Dann haben sie uns den Dobson mitsamt Okularen und allem in Bolivien am Busbahnhof geklaut. Ganz klassisch. Der Spiegel ist bestimmt inzwischen als Rasierspiegel im Einsatz [B)] (Ich würds trotzdem wieder machen[:)])


    Viel Spaß!


    Jan

  • Hallo und Danke für die Tipps!


    Die Reise soll 2 Monate dauern und die Tickets habe ich inzwischen auch schon.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    - Venus schlug deutliche Schatten auf dem Boden.
    - Orionnebel doppelt so weit ausgedehnt wie unter guten Alpinen Bedingungen
    - Pferdekopf laut und deutlich im 6" Reisedobson + UHC Filter. Unter gutem Voralpen-Himmel brauche ich dafür mindestens 14" + H-Beta Filter.
    - Galaxien beobachten ohne Einbuße ab 15° Höhe......



    Mein bester Sternhimmel dort: jenseits 7mag, allerdings auf 5400m Höhe.....


    Davon träumen die europäischen Spechtler........
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    Beim Lesen der Zeilen bekam ich Gänsehaut. [:D] Das wird ja was werden!


    Ich bin beim Reisen sehr flexibel, aber den Titicacasee habe ich auf jeden Fall eingeplant. Wenn das Wetter stimmt werde ich dort wohl kaum schlafen.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    In Bolivien ist die Gegend um Uyuni (die große Salzwüste) einfach traumhaft - tags und nachts. Ein Trip dorthin sollte eigentlich bei jedem Bolivienreisenden auf der Liste stehen.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ich habe etwas gegoogelt und schon alleine der Lokomotivfriedhof in dieser Wüste ist ein Wahnsinn!


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Wir waren unabhänglig von Infrastuktur in einem Hanomag unterwegs, der so alt war wie ich und ständig kaputt<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Einfach ein Auto mieten, ist (in Peru jedenfalls, in Bolivien habe ich mich gar nicht danach umgeguckt) zwar prinzipiell möglich, aber als weißer Ausländer nicht zu empfehlen.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Wenn es möglich ist, kaufe ich mir einen gebrauchten fahrbaren Untersatz und verkaufe ihn nachher wieder. Dazu muss ich mich aber noch genauer erkundigen. Funktioniert in Australien sehr gut.
    Vielleicht wird es aber auch nur ein Esel oder Lama. Weniger Verschleissteile und laufen auch ohne Sprit.[;)][;)][;)]


    Meine Spanischkenntnisse sind inzwischen sehr gut, ich wohne seit mitte 2008 in Madrid. Wie oben schon angesprochen ist die Armut in Latainamerika leider ein grosses Problem. Aber ich werde nicht allein reisen.


    Vielen Dank und CS
    Robert!

  • Hallo Robert,


    das klingt ja sehr spannend, was ihr da vorhabt. Würde mich sehr interessieren, welche Erfahrungen ihr macht. In nicht allzulanger Zeit möchte ich auch noch mal rüber...
    Viele Grüße und CS,


    Jan

  • Hallo Jan!


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">das klingt ja sehr spannend, was ihr da vorhabt. Würde mich sehr interessieren, welche Erfahrungen ihr macht. In nicht allzulanger Zeit möchte ich auch noch mal rüber...<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ich werde mal hier im Forum was schreiben!


    Grüsse und CS


    Robert

  • Jans Tip zu Chile kann ich nur unterstreichen, gerade auch zur Ecke Putre/Chungara/Laucapark. Ähnlich wie viele hier waren wir 1994 zur Sofi da, und haben uns ca. 10 Tage in der Gegend aufgehalten. Auf dem Weg von Putre nach Arica ist linkerhand eine prima Inkafestung in 3900m Höhe. Die Inkas haben sie extra als Windschutz für Spechtler da hingestellt. In San Pedro de Atacama war ich damals nicht, aber andere aus unserer Gruppe. Ist aber in den Morgenstunden wegen der Geisire und heißen Quellen extrem eindrucksvoll. Ansonsten beim visuellen Gucken in der Höhe: Hyperventilieren erhöht den Kontrast und die Grenzgröße. Have Fun.


    Hartwig

  • Tipp zum Automieten in Suedamerika: Ein Kollege von mir war dienstlich mehrere Wochen in Sued-Ecuador unterwegs. Die Gegend um Loja ist trotz des angeblich herein fliessenden Drogengeldes recht "zivilisiert" und unterscheidet sich im Punkte gefuehlte Sicherheit nicht von Chile. Die Verhaeltnisse sind in vielen Staedten - inbesondere in Boliven und Peru - vermutlich schlechter.


    Nun hatte mein Kollege in dieser relativ sicheren Gegend einen Mietwagen genommen und war damit nachts in der Stadt unterwegs. Am naechsten Morgen wacht er im Krankenhaus wieder auf - mit einem Polizisten vor der Tuer, abgenommenem Pass und der Beschuldigung leider einen 40.000 USD BWM per Unfall geschrottet zu haben (der Mietwagen war ein 4x4, hatte aber auch was abbekommen). Das Problem war nun, dass bei der Uebergabe der Papiere von Seiten des Mietwagen-Unternehmens geschludert wurde und mein Kollege nicht sofort insistiert hatte. Die Vertragskopie mit dem Haftpflicht-Versicherungsschutz gab es naemlich nicht...


    Wir haben den Kollegen schliesslich wieder heil nach Hause bekommen und die Frage der Kostenuebernahme liess sich auch klaeren. Aber wir arbeiten auch seit einigen Jahren in der Gegend und haben ein recht gutes Netz an Kontakten.


    Der Ratschlag daher: Beim Versicherungsschutz genau aufpassen.


    CS brauche ich Dir ja gar nicht zu wuenschen...
    jan

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