Probebeobachtungen SoFi 2012 Australien

  • Hallo zusammen,


    wie bereits in anderen Beiträgen ( http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=94559 , http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=94873 ) erwähnt, habe ich mich vom 10. - 20.11.2009 in der Region Cairns im nördlichen Queensland (Australien) aufgehalten. Dies war in erster Linie eine Erkundungsreise für die totale Sonnenfinsternis am 14.11.2012. Ich habe mich dabei auf die Regionen im Osten der Halbinsel zwischen Innisfail und Cooktown konzentriert, die durch ausgebaute Straßen erschlossen sind. Dabei habe ich die Gelegenheit genutzt, die Wetterverhältnisse zu beobachten - zur gleichen Jahreszeit und zur gleichen Tageszeit (d.h. am frühen Morgen gegen 06:40 Ortszeit), zu der die Finsternis stattfindet. Über meine Beobachtungen habe ich für die englischsprachige Solar Eclipse Mailing List einen täglichen Report geschrieben und aktuelle Fotos auf Twitpic hochgeladen. Nachstehend für diejenigen, die eine Reise zu dieser Finsternis erwägen, eine Zusammenfassung der Berichte auf Deutsch und natürlich die Fotos - viel Spaß damit.


    <b>Mittwoch, 11.11.2009:</b>
    Beobachtungsort war die Küste in Cairns Downtown. Es gibt dort keine Strand, sondern nur eine Schlammfläche, die bei Ebbe trockenfällt und zahlreichen Seevögeln Nahrung bietet. Die Esplanada gilt daher unter Hobby-Ornithologen als einer der besten Beobachtungsorte in Queensland. Hier wird mit Sicherheit der wichtigste beobachtungsort für die SoFi 2012 sein; die 2.5 km lange Esplanade bietet Platz genug für einige 10000 Besucher. Die hätten an diesem Morgen allerdings eine Zitterpartie erlebt, denn die Sonne wäre erst im letzten Moment vor Beginn der Totalität (die von 06:30 - 06:40 Ortszeit dauert) zum Vorschein gekommen, zumindest so halbwegs. Es wäre auf Grund dünner hoher Wolken ebenso wie zuletzt in China nur ein eingeschränkter Genuss gewesen:



    <font size="1"><b><u>Abb. 1</u>: 11.11.2009, 06:40 Ortszeit, Esplanada in Cairns.</b></font id="size1">


    Schlechter wäre es etwaigen Beobachtern draußen am Riff oder auf Green Island ergangen, denn dort lag - parallel zur Küste ein Band dichter Bewölkung:



    <font size="1"><b><u>Abb. 2</u>: 11.11.2009, 06:35 Ortszeit, Esplanada in Cairns.</b></font id="size1">



    <b>Donnerstag, 12.11.2009:</b>
    Zum Glück ist die SoFi erst in 3 Jahren (und 2 Tagen), den an diesem Morgen war der Himmel total bedeckt, nachdem es in der Nacht heftig geregnet hatte:



    <font size="1"><b><u>Abb. 3</u>: 12.11.2009, 06:38 Ortszeit, Esplanada in Cairns.</b></font id="size1">


    Das schlechte Wetter hatte nichts mit der Regenzeit zu tun, die zumeist erst nach Weihnachten beginnt, sondern mit einem Tiefdruckgebiet. Dieses brachte ungewöhnlich niedrige Temperaturen (22 Grad) und starken Wind mit sich.
    Hier eine lokale Wetterstatistik, die ich an einem der Strände zwischen Cairns und Innisfail fotografiert habe. Sie zeigt ganz klar, dass der November noch zur trockenen (und wolkenarmen) Saison gehört:



    <font size="1"><b><u>Abb. 4</u>: Wetterstatistik, gefunden an einer Snackbar in Brampston Beach.</b></font id="size1">



    <b>Freitag, 13.11.2009:</b>
    Als ich gegen 05:30 wach wurde, war der Himmel immer noch grau. Ich bin deshalb erst später zur Esplanade spaziert, wo es dann so aussah:



    <font size="1"><b><u>Abb. 5</u>: 13.11.2009, 06:44 Ortszeit, Esplanada in Cairns.</b></font id="size1">


    Zwar nicht mehr ganz dicht, aber die SoFi hätte ich wiederum nicht gesehen. Allerdings wäre ich, wenn heute wirklich die Finsternis gewesen wäre, wohl mobil gewesen und 15 Minuten Autofahrt nach Norden hätten mich unter eine Wolkenlücke und zum Erfolg gebracht:



    <font size="1"><b><u>Abb. 6</u>: 13.11.2009, 06:45 Ortszeit, Esplanada in Cairns, Blick nach Norden.</b></font id="size1">



    <b>Samstag, 14.11.2009:</b>
    Endlich Trockenzeit-Wetter! Als ich um 06:15 an der Esplanade ankomme, steht die Sonne bereits 3 Grad über der Bergkette im Süden. Da die Sonne praktisch vertikal hochsteigt, muss sie etwa 12 Minuten früher sichtbar geworden sein. Das bedeutet, man würde an diesem Standort die ersten 18 Minuten der partiellen Finsternisphase verpassen. Bei so idealen Bedingungen wie heute würde man das wohl verschmerzen können - blauer Himmel ringsum, 20 Grad Celsius, leichter Wind:



    <font size="1"><b><u>Abb. 7</u>: 14.11.2009, 06:36 Ortszeit, Esplanada in Cairns, Blick nach Norden.</b></font id="size1">


    Über den Bergen hingen in der Nähe der Sonne ein paar winzige Wolken, aber die hätten die Show nicht ruinieren können. Hier also das Foto der Generalprobe, aufgenommen auf die Minute genau 3 Jahre vor der SoFi:



    <font size="1"><b><u>Abb. 8</u>: 14.11.2009, 06:38 Ortszeit, Esplanada in Cairns.</b></font id="size1">


    Vielleicht werde ich mich auch während der Totalität mal an folgendem Motiv versuchen:



    <font size="1"><b><u>Abb. 9</u>: 14.11.2009, 06:42 Ortszeit, Esplanada in Cairns.</b></font id="size1">


    Jedenfalls, so die Leute vor Ort, war die kühle und wolkenreiche Wetterphase der letzten Tage sehr ungewöhnlich für die Jahreszeit. Was ich vom heute an beobachten sollte, war dann wieder sehr typisch und gibt eher einen Eindruck, wie es am 14.11.2012 sehr wahrscheinlich sein wird.



    <b>Sonntag, 15.11.2009:</b>
    An diesem Morgen war ich in Cooktown, etwas außerhalb (nördlich) der Zentralzone. Ich bin daher erst um 07:30 aufgestanden. Zu diesem Zeitpunkt war es sonnig, doch der Aufbau konvektiver Bewölkung war bereits im Gange. Mit zunehmender Wärme wurde die Feuchtigkeit im Laufe des Vormittags teilweise absorbiert, sodass die Bewölkung gegen Mittag wieder deutlich abgenommen hatte. Von &lt;i&gt;Terry Cuttle&lt;/i&gt;, einem australischen Amateurastronomen, der zeitgleich mit mir die Region erkundet hat, erfuhr ich später, dass an diesem Morgen in Cairns erneut optimale Beobachtungsbedingungen geherrscht hatten.



    <b>Montag, 16.11.2009:</b>
    Wiederum ein herrlicher sonniger Morgen, diesmal am Four Mile Beach in Port Douglas, nur ein paar dünne Wolken, die die Finsternis nicht ruiniert hätten.



    <font size="1"><b><u>Abb. 10</u>: 16.11.2009, 06:41 Ortszeit, Four Mile Beach in Port Douglas.</b></font id="size1">



    <b>Dienstag, 17.11.2009:</b>
    Gleicher Ort, gleiche Zeit und fast gleiche Wettersituation wie am Vortag, allerdings mit ein paar sehr kleinen Wolken in Sonnennähe. Dickere Wolken, die freilich keine Gefahr dargestellt hätten, lagen über den Bergen. Man konnte auch noch erkennen, dass dahinter, über den Tablelands, der Himmel wiederum klar war.



    <font size="1"><b><u>Abb. 11</u>: 17.11.2009, 06:43 Ortszeit, Four Mile Beach in Port Douglas.</b></font id="size1">



    <b>Mittwoch, 18.11.2009:</b>
    Ein weitere Morgen mit ausgezeichneten Wetterbedingungen zur Finsterniszeit. Fotgrafiert habe ich diesmal nicht am Strand, sondern im Anzac Park nördlich der Marina von Port Douglas. Über dem Meer hing ein Wolkenband, das bis etwa 6 oder 7 Grad über den Horizont reichte; ähnliches hatte <i>Terry Cuttle</i> bereits am Wochenende beobachtet. Abgesehen von ein paar Wölkchen an einzelnen Hängen erfreute sich auch das Gebirge heute eines blitzblanken Himmels.



    <font size="1"><b><u>Abb. 12</u>: 18.11.2009, 06:42 Ortszeit, Anzac Park in Port Douglas.</b></font id="size1">



    <b>Donnerstag, 19.11.2009:</b>
    Als ich gegen 5 Uhr wach wurde, zeigte mir der Blick aus dem (nach Norden gerichteten) Fenster viele Wolken. Die lösten sich später allmählich auf, doch zur Finsterniszeit hing eine ungemütlich dicke Wolkenbank gleich neben der Sonne (Abb. 13), die sich keine 10 Minuten später vor selbige schob (Abb. 14). Noch mehr Wolken gab es über den Bergen westlich und nördlich von Port Douglas, während es in südlicher Richtung fast wolkenfrei war (Panoramavideo auf Youtube:

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    ). Wäre heute die Finsternis gewesen, wäre man wohl zur Beruhigung der Nerven dorthin ausgewichen (etwa 20 Minuten Fahrzeit). Dass so viel Wolken über dem Meer hingen, könnte mit dem erstmals fast fehlenden Wind zusammenhängen.



    <font size="1"><b><u>Abb. 13</u>: 19.11.2009, 06:41 Ortszeit, Four Mile Beach in Port Douglas.</b></font id="size1">



    <font size="1"><b><u>Abb. 14</u>: 19.11.2009, 06:50 Ortszeit, Four Mile Beach in Port Douglas.</b></font id="size1">



    <b>Freitag, 20.11.2009:</b>
    Um 05:50 war es nahezu vollständig bedeckt (Abb. 15); ein Teil der Bewölkung hatte sich zur Finsterniszeit aufgelöst, aber es wäre trotzdem heute wieder eine Zitterpartie geworden (Abb. 16). Die verbliebenen Wolken waren auch ziemlich dick (Abb. 17); es waren sogar Schauer für diesen Küstenabschnitt angesagt, die dann aber ausblieben.



    <font size="1"><b><u>Abb. 15</u>: 20.11.2009, 05:52 Ortszeit, Zentrum von Port Douglas.</b></font id="size1">



    <font size="1"><b><u>Abb. 16</u>: 20.11.2009, 06:39 Ortszeit, Four Mile Beach in Port Douglas.</b></font id="size1">



    <font size="1"><b><u>Abb. 17</u>: 20.11.2009, 06:42 Ortszeit, Four Mile Beach in Port Douglas.</b></font id="size1">



    <b>FAZIT:</b>
    Wenn ich den Sonntag mitzähle, an dem mich <i>Terry Cuttle</i> sozusagen in der Zentralzone vertreten hat, waren von 10 Beobachtungsversuchen 8 erfolgreich, d.h. die Sonne war während der Zeit (06:38 - 06:40), zu der die totale Phase der SoFi stattfinden wird sichtbar, einmal (10.11.09) allerdings nur durch dünne Wolken. Ein weiterer Tag (12.11.09) hätte mit etwas Mobilität ebenfalls einen Erfolg gebracht. Völlig chancenlos wäre ich nur am 12.11.09 gewesen. Eine 90%ige Erfolgsquote trotz einer dreitägigen Schlechtwetterphase ist sicherlich ein stolzes Ergebnis. Erstaunlicherweise gab es keinen einzigen Tag, an dem es an der Küste bewölkt und hinter den Bergen (Tablelands und Outback) klar war, obwohl solche Wetterlagen angesichts der geografischen Situation zu erwarten sind.
    Zu klären bleibt, wie es an Tage, an denen sich an der Küste vor Sonnenaufgang Bewölkung bildet, im Hinterland aussieht. Aufgrund der generell trockeneren Luft sollte es dort über Nacht eher klar bleiben. Sowohl am 19. als auch am 20.11.09 hatte sich an der Küste die Bewölkung bis zur SoFi-Zeit bereits weitgehend aufgelöst ... aber was wäre passiert, wenn wirklich Sonnenfinsternis gewesen wäre? Hätte die Abkühlung durch den Mondschatten die Neubildung von Wolken ausgelöst?


    Abgesehen von solchen Unwägbarkeiten, denen man mit einer gewissen Mobilität begegnen kann, scheinen mir die Erfolgsaussichten bei typischen November-Wetterlagen ganz gut zu sein.




    Viele Grüße aus Bonn!


    Stefan

  • Hi Stefan,


    sehr schöner Bericht.
    Da ich den 14.11.2012 in Planung habe, habe ich deinen Beitrag mit Interesse gelesen. Deine Generalprobe war ja ein voller Erfolg, hoffentlich werden wir auch so ein Glück mit dem Wetter haben!


    Gruß
    Ronald

  • Die Gegend hatten wir 2001 für die Leoniden erwogen. Das Ergebnis war gar nicht so schlecht, zumindest mit etwas Mobilität war es damals erwägenswert. Wir haben uns dann aber doch für Korea entschieden und hatten da Glück mit dem Wetter. Was mich aber bezüglich der Sofi 2012 doch ein wenig beängstigt, ist die geringe Horizonthöhe der Sonne, die ja doch die Chancen stark vermindert.


    Cheers
    Hartwig

  • Hallo Hartwig,


    die niedrige Horizonthöhe kann auch hilfreich sein, wenn man z.B. unter Wolken, die an der Bergen hängen, herschauen kann ... in Island hat uns der niedrige Sonnenstand am 31.05.2003 die Show gerettet. 14° entspricht übrigens etwa der Sonnenhöhe während der TSe 2008 in der Wüste Gobi.


    Viele Grüße aus Bonn!


    Stefan

  • Aloha Stefan,


    ganz toller, informativer Bericht. Meine Frau und ich waren Ende November 2002 auch in Cairns. Vom Hafen, auf deiner Abb.3 zu sehen, sind wir seinerzeit gen Great Barrier Reef aufgebrochen. Waehrend der Fahrt durch Queensland war es so gut wie nie bedeckt, zumeist 2/8 bis 6/8 Cumulus und, soweit ich mich erinnere, kein Regen. Wenn wir morgens zum Baden gingen, oder aufm Schoner zum Tauchen, war es durchweg wenig bewoelkt. Auch diese Erfahrung scheint den Trend zu schoenem Wetter in der fraglichen Zeit ein wenig zu bestaetigen. Leute, mit denen wir gesprochen haben, haben erzaehlt, dass es ueberdurchschnittlich trocken war, als wir dort waren. Der Wallaman Wasserfall, den wir ansteuerten (suedl. von Mission Beach gelegen), war trocken, obwohl angeblich immer Wasser fuehrend. Uebrigens kommen bei den Bildern von Mission Beach wieder angenehme Erinnerungen hoch. So leer ist es am Strand dort morgens wirklich immer, so scheints mir. Allerdings war Quallensaison, als wir da waren. Da haben wir dann doch in dem eingenetzten Teil gebadet. Mit den Wuerfelquallen ist nicht zu spassen.
    2002 hatten war ja auch eine Eclipse, die wir dann im Outback am Lake Everard, auch bei tiefstehender Sonne, ultrafeist abgespechtelt haben. Die heurige in China mussten wir aus finanziellen Gruenden leider auslassen, die naechste auf der Osterinsel wohl auch [:(] *seufz*. Aber 2012 ist vielleicht wieder so eine Expedition drin, zumal Australien wirklich endsgeil ist. Und noch eine Eclipse, bevor ein paar Wochen drauf die Welt untergeht [:o)], sollte man sich schon noch antun.


    Gruss und CDS


    Haley

  • Die Sonne steht da leider noch recht tief, aber die Sofi beginnt ja auch erst kurz vorher, der Hauptteil mit höherem Sonnenstand ist dann leider draußen auf dem Pazifik.
    Aber die Wetterchancen dürften recht gut sein. Ich hoffe dann dabei zu sein, 2006 ist schon verdammt lange her... [;)]
    Und einmal muss man ja auch nach Australien, das lässt sich ideal so vereinbaren.
    Ab wann wird man denn buchen können, und in welchem ungefähren Rahmen wird es sich preislich bewegen?

  • Hi Comety,


    ich habe gerade erst gesehen, dass da noch ein Posting gekommen war. Bis Reisen mit Preisen auf den Markt kommen und buchbar sind, wird es wohl noch etwas dauern, vielleicht so Mitte 2011?! Die Preise werden vom Ölpreis (im Moment nicht so hoch) und vom Kurs des AUD (im Moment hoch) abhängen ...



    Viele Grüße aus Bonn!


    Stefan

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