Anschliff 28" f/3

  • Hallo Marty,


    danke!
    Wenn mir der Spiegel nicht irgendwie runterfällt hat er gute Chancen, es geht voran!


    Mir ist bei der ganzen Planung erst so richtig klar geworden, daß die Grenzen für uns Spiegelschleifer hauptsächlich in der Messtechnik liegen. Wenn man eine genaue topografische Karte vom Zielgebiet vorgelegt bekommt, dann ist es letztlich ein handwerkliches Problem die Buckel wegzubekommen. Nicht immer trivial aber machbar.
    Openfringe hat nun das Zeug dazu die Grenzen *weit* hinauszuschieben, in jeder Beziehung - Größer, Dünner, wenn's sein muss schneller. Noch im Frühjahr habe ich extra für meinen 21" f/3.7 eine Ross-Null-Linse gefertigt, mit Option bis 28" f/3.
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=88424
    Kurz darauf hat Dale Eason und Steve Koehler das Openfringe soweit verbessert, daß damit der 21" f/3.7 sehr gut möglich war. Wenn es sein muss werde ich den Dale Eason persönlich darum bitten, das Programm soweit zu verbessern, daß auch der 28" geknackt werden kann[:D]


    In Richtung große und zwangsläufig schnelle Spiegel geht mit normaler Messtechnik nicht mehr viel. Mit Dall-Null ist bei mittelgroßen f/5 Spiegeln definitiv Ende. Habe das mal in OSLO überprüft. Man sieht sicher noch die Oberflächenstrukturen aber wenn man die flach poliert liegt man mehr oder weniger danaben. Waineo-Null (der mit dem sphärischen Loch-Spiegel) geht auch nicht viel weiter.
    Ross-Null mit einer *großen* Linse ist neben dem Offner-Null-Test die einzige traditionelle Möglichkeit.
    Hut ab vor allen, die allein mit Foucault einen großen Spiegel bezwungen haben! Spätestens wenn die Auswertung in jede Richtung ein anderes Profil zeigt, ist man der Einlieferung in die Psychatrie ganz nah.
    Hier ein Beispiel für Ross-Null. Die Sensitivität ist übrigens hier doppelt so gut wie Foucault am Stern! Und damit genauso gut wie bei Doppelpass gegen einen Planspiegel. Dieser 21" f/3.7 hat übrigens Strehl 0.801, und bei den Rinnen ist mir der Schimmel durchgegangen, das sind die Reste meines Zeigefingers. Ich will es ja auch ganz gewiss nicht wieder tun... [^]

    Das gleiche mit Openfringe, allerdings "nur" unter Berücksichtigung der ersten 41 Zernikes. Das ist auch nicht immer üblich, oft wird wesentlich weniger angegeben:

    Und nun noch einmal mit höchster praktikabler Auflösung von 361 Zernike Termen. Man sieht deutlich, daß eine gewöhnliche Auswertung sicher noch für eine Qualitätsaussage reicht, nicht aber für zielgerichtetes Polieren.

    Viele Grüße
    Kai

  • Es geht weiter!


    Nach einigen Anpasungsschwierigkeiten der Unterlage liegt der Spiegel nun satt auf. Ohne hohle Klopfgeräusche und ohne Ausschlag der Messuhr am Sphärometer!
    Das Warmpressen war aufgrund des leichten Spiegels gar nicht so einfach und auch das Auflegen von Gewichten ist problematisch wegen Verbiegungsgefahr. Nach sechsmaligen Aufwärmen in der Sandmuschel konnte ich die beiden widerspenstigen Scheiben versöhnen.


    Danach war endlich der Weg frei für K120. Und es schleift sich auf dem Drehteller auch sehr komfortabel.

    Mit genügend Gewicht geht es gut voran und der Eddingtest zeigt nach einigen Wet's sehr gleichmäßigen Abtrag.


    Der Spiegel ist nicht auf dem Pech festgeklebt, als Trennmittel dient Ceroxid. Aber nicht das gute Ceri HPC sondern ein eher unbrauchbarer ebay Kauf. Für irgendwas muss das grobe Zeug ja gut sein.


    Nach vielen Wet's mit K120 war K220 an der Reihe und danach das Microgrit 40my. Das 40my schleift sich etwas anders als das Karbo und eine Unterbrechung zum Wasser nachlegen ist sehr lästig. Deshalb ab jetzt nur noch mit Tropf. Sehr bequem. Man muss nur noch einen schönen neutralen Strich finden und zweimal hellwach werden - beim Tool auflegen und Tool wieder abheben.


    Ganz wichtig bei den feineren Körnungen ist die Thermik des Glastools. Die Handwärme darf da nicht ran sonst biegt es sich und bockt. Deshalb die beiden Styropor Stücken zum anfassen. Nur für die Führung sind die Fingerspitzen erlaubt.

    An dem Nachmittag mit der schönen Sonne musste ich allerdings schnell aufgeben, wechselnde Temperaturen sind ganz schlecht für die Passung.


    Jetzt gibt es noch eine interessante Sache bei der Kornabstufung. Die Reihenfolge ist K60, K120, K220, 40my, 9my.
    Um dem Abtragsverhalten auf die Spur zu kommen habe ich mir den unbearbeiteten Rand eingeteilt. Aber dazu später mehr.
    Nun bin ich bei 9my angekommen und es fehlen noch circa 0,2mm. Zum Vergleich, die Fase ist etwa 2mm breit. Bin sehr gespannt wieviele Wet's das noch werden.



    To be continued!
    Kai

  • Hallo,
    mich würde es mal interessieren, wie lange es dauert, bis die "große Scheibe" fertig bearbeitet ist, daß daraus dann ein Dobson wird....
    Habe hier nur einen bescheidenen 12,5", F/4.8


    Schöne Weihnachtstage und "Daumen drücken": besseres Wetter als in 2009.


    Gruß
    Guenther

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: fraxinus</i>
    <br />Der Spiegel ist nicht auf dem Pech festgeklebt<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Ein wichtiges Detail. Wenn du den Spiegel oft genug auf der Unterlage drehst, kriegst du aufgrund der radialsymmetrischen Pechnoppenanordnung wenigstens "nur" eine Schießscheibenoberfläche und kein griechisches Mosaik in Form der Pechkacheln[:D]
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Jetzt gibt es noch eine interessante Sache bei der Kornabstufung. Die Reihenfolge ist K60, K120, K220, 40my, 9my.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Der große Sprung von 40my auf 9my klingt exotisch. Bin gespannt, was es damit aufsich hat.

  • Guten Abend,


    (==&gt;)Guenther
    Danke für's Daumendrücken. Und besseres Wetter wäre wirklich schön!
    Wie lange dieser Spiegel dauert kann ich nicht einmal schätzen und ich führe ungern Buch darüber. Viele Schritte sind allerdings recht interessant und manchmal auch entspannend und in der Größe lohnt es sogar finanziell - wenn's gelingt.


    (==&gt;)Stathis
    Genau, zur Kornabtufung wollte ich was schreiben!
    Die ist deshalb so grob weil das saubermachen so viel Zeit kostet. Also schleife ich lieber etwas länger. Prinzipiell kann man auch mit einem großen Sack 9my die Pfeiltiefe erreichen, dauert eben [:D]


    Mir ist aufgefallen, daß das Microgrit recht wenig abträgt. Allerdings habe ich keinen Vergleich zu den feinen Karbosorten, weil noch nie geschliffen. Aber den Sprung von K320 auf 25my bzw K220 auf 40my schien recht weit und wurde deshalb von mir immer sehr ernst genommen, sprich besonders lange geschliffen.


    Jetzt habe ich erstmalig den verbleibenden Rand so eingeteilt, daß zum Schluss noch etwas für 9my übrig ist. Das geht natürlich so schön nur bei Borofloat.
    Nach K60 waren circa 8mm unbearbeiteter Rand an der breitesten Stelle übrig. Der Anstieg der Oberfläche direkt am Rand ist 1/(4xF) also 1:12 bei f/3. Bei f/5 wären es 1:20.
    Das bedeutet, 1mm Randverbrauch entspricht in meinem Fall 83my Abtrag. Das gilt natürlich nur wenn der Krümmungsradius konstannt bleibt, nur dann geht es gleichmäßig nach unten. Also habe ich diesen mit dem Sphärometer überwacht.


    Rausgekommen ist diese Tabelle. Würde mich freuen wenn jemand eine ähnliche Messung macht, die Werte sind sehr subjektiv und hängen von vielen Faktoren ab. Aber so ganz grob zeigen sie, daß der Sprung von Karbo auf das weiße Pulver vermutlich zu groß ist. Da kommt bei mir beim nächsten mal noch K320 dazwischen.
    Bei Pieplow und Brandt gibt es die Tabellen zu den Korngrößen. Bei Microgrit steht: Kornlänge circa 5x Kornhöhe. Deswegen habe ich bei 40my einfach grobe 10my eingetragen.


    Weiterhin habe ich am Nachmittag eine halbe Stunde anpoliert. Es ist viel zu kalt in meiner Stube aber es hat für Foucault gereicht und auch für ein Interferogramm. War ein arges Gefummel weil die Reflektivität sehr gering und ungleichmäßig ist. Ein gescheiter Teststand ist in Arbeit, ich habe den Spiegel jetzt nur gerade hingestellt und mit Tesafilm vor dem Umkippen geschützt.
    Der Spiegel ist halbwegs "rund", also kaum Asti. Hat aber einen riesigen Berg in der Mitte. Irgendwie lag er wohl doch nicht so satt auf wie es den Anschein hatte. Es handelt sich ja "nur" um einen halben 1/100mm. Aber optisch sind diese 5000nm eben schon Welten.
    Habe sozusagen einen "oblate Spheroid" mit einer CC=+0.37
    Also das negative Gegenstück zu einer Parabel. Andersrum wär's mir lieber.
    Den Buckel werde ich baldigst mit 9my einebnen! Wenn's geht mit MOT - Versuch macht kluch.

    To be continued!
    Kai

  • Hallo Kai,


    erstmal mal viel Glück für dein 28" Teleskop und vor allem auch Respekt! Ich bin schon beindruckt, dass du so viel Zeit und Energie aufbringst für so ein Projekt. Ein 28" Teleskop mit einem Spiegel von weniger als 20 kg kann in eine neue Dimension vorstoßen, denn es wird wohl gerade noch für eine Person handhabbar sein. Das Öffnungsverhältnis von 1/3 macht das Teleskop extrem kompakt, stellt gleichzeit an Okulare eine extreme Anforderung. Welche Okuare hast du eingeplant?


    beste Grüße


    Thomas

  • Ein freundliches Hallo in die Runde,


    und ein gesundes Neues Jahr!


    (==&gt;)Thomas
    danke für die Wünsche!
    Nun, mit einem meinsatzbereiten 21" sehe das recht locker wann der Spiegel fertig wird, wenn ich Lust habe wird ein wenig poliert. Bis hierher ging alles recht flott und reibungslos, wie gesagt viele Nebenarbeiten konnte ich einsparen wegen der Nutzung von alten Tools und Pechhäuten.
    Der Spiegel wiegt nun knappe 16kg, also könnte das Teleskop auch relativ leicht werden. An Okularen habe ich ein paar Nagler T6, ein Paracorr soll auf alle Fälle eingesetzt werden, dann wird man sehen was damit geht. Wird sicher eine Überraschung!


    Nun ein paar Bilder.
    Über die Feiertage wollte ich regelmäßig täglich eine halbe Stunde effektiv polieren, länger geht kaum wegen Überschuss an Kraftmangel. Für eine halbe Stunde Politur brauche ich aber über eine Stunde bis alles vor und nachbereitet ist, also wurde aus der Regelmäßigkeit nicht viel...


    Zunächst habe ich den Buckel in der Mitte mit Microgrit 9my eingebnet, fünf Wets MOT mit etwas Druck auf die Mitte und das Werk war vollbracht:


    Das geht doch schon in die richtige Richtung, 1/4 Parabel oder sowas ähnliches!
    Also habe ich versucht mit dieser Form das Auspolieren zu starten. Das 24" Tool vom 21'er lang seit Sommer in der Wanne und durch einige Warmpress-Aktionen konnte ich das Pech auf dem schweren Glasklotz anpassen.
    Und so sieht so eine Zyklus aus:
    -Pechhaut anwärmen
    -Ceri aufpinseln
    -Spiegel feucht abwischen und auflegen
    -Gewicht drauf und lospolieren
    -halbe Stunde schuften, Schweiß abwischen und mit letzter Kraft das Gewicht abheben und die Pechhaut wieder einlagern






    Der Fortschritt ist hier schön zu sehen, die Mitte poliert zuerst, der Rand gar nicht. Da habe ich dann etwas nachgeholfen und den Rand einzeln poliert. Dazwischen liegen leider mehrere 1/2 Stunden Aktionen:




    Das rote Leuchten ist kein Foucault-test sondern das Streulicht vom Laser, es zeigt sehr schön wo der Spiegel bereits gut poliert ist und wo nicht.

    Der innere 14" ist fertig - leider sind das nur 1/4 der Gesamtfläche.


    Die jetzige Form sieht so aus, bezogen auf die "Best-Fit-Conic" von CC=-0.339, die Nanometer beziehen sich auf die Oberfläche:

    Hier in der Countour-Ansicht von Openfringe, in Nanometer-Wavefront:

    Und das ganze im Foucault, gedreht für gewohnten Anblick mit Messer von rechts. Das I-Meter stand im Weg und weil ich das ungern wieder veschiebe, wurde die Klinge waagerecht eingschoben. Am Rand sieht man die Folgen von eingetrockneten Ceri, so wie es Stathis widerfahren ist, ist alles halb so wild, der Rand ist noch lang nicht fertig.

    Nächstes Ziel ist, den Rand und besonders die 70% Zone gründlich auszupolieren, das wird ein Stück dauern...
    To be continued!
    Kai

  • Hi Kai,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Für eine halbe Stunde Politur brauche ich aber über eine Stunde bis alles vor und nachbereitet ist<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    ich glaube das muss so sein wenns gut werden soll, das Verhältnis ist bei mir ähnlich, etwa 1:1
    Möge dich der Asti verschonen - go on [^]


    Gruß Roland

  • Hallo Kai,
    erkenne ich das im 2. Bild deines letzten posts richtig, dass du nen Pt-Widerstand zur Temperaturmessung des Wasserbades im Becken hast?
    Grüße, daniel

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: D_SPITZER</i>
    <br />Hallo Kai,
    erkenne ich das im 2. Bild deines letzten posts richtig, dass du nen Pt-Widerstand zur Temperaturmessung des Wasserbades im Becken hast?
    Grüße, daniel
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ich denke, dass das was du meinst ein Heizstab für Aquarien ist.


    Grüße,
    Florian

  • Einen schönen Gruß in die Runde...


    ...und danke für das anhaltende Interesse am Werdegang des Spiegels!


    Leider hat mich das Pech verfolgt, zuerst Blutvergiftung im linken Arm, danach septischer Schock. Zwei Wochen Krankenhaus, davon eine volle Woche Intensivstation. Nur noch Kabel, Schläuche und Kanülen, was für ein Gefitze!
    Jetzt kann ich wieder tippen, mit dem kompletten Satz von 10 Fingern! Yep!


    Der Spiegel wird wohl bis zum Frühjahr im Teststand bleiben müssen, da geht erst einmal gar nichts.
    Aber am I-meter kann ich sicher demnächst etwas dran rumbasteln.


    Ach ja, das *war* wirklich ein 150W-Heizstab für Aquarien, der hat's aber hinter sich, hab ihn aus dem Wasser genommen und vergessen vorher abzuschalten - Peng!
    Sehr praktisch mit Zeitschaltuhr zum schonenden Aufheizen des Wasserbades auf ungefähr 30 Grad. Vorher musste ich die Sandmuschel immer ausschöpfen und neu befüllen.


    Viele Grüße
    Kai

  • Hallo zusammen...


    und frohe Ostern[:)]
    So jetzt geht' hier mal weiter! Bin wirklich froh, daß ich alles hier dokumentiert habe, der Spiegel steht noch immer noch wie im Januar liegengelassen aber meine Erinnerung hat ein paar Lücken.


    Ein paar Tools habe ich vorbereitet bzw recycled und die möchte ich zusammen mit einer vermutlich neuen Poliermethode vorstellen.


    Das Problem bei dünnen Spiegeln ist die Durchbiegung bei der Bearbeitung mit TOT und großen Tools. Es droht Asti. Nimmt man kleine Tools, besteht kaum Asti-Gefahr aber am Rand ist kein gescheites Arbeiten damit möglich. Bei meinem 21"er habe ich verschiedenes probiert:


    1. Fullsize Tool zum Ringtool eingepresst - jede Menge Arbeit mit dem Tool und kaum vorhersagbare Ergebnisse. Falls man wieder ein gleichmäßig greifendes Fullsize-Tool braucht, hat man ein Problem. Ewiges Pressen und es wird trotzdem nie wieder "das Alte".


    2. der scharfe Daumen - das ist natürlich der Klassiker. Habe ich anfangs intensiv genutzt - in Form von Zeige und Ringfinger - die Wirkung ist mit sattem Druck einfach grandios aber schwierig zu dosieren. Üben, üben, üben ist angesagt.


    3. die Methode von Alois mit den kreisenden Minitools - das funktioniert ganz prima aber eben sehr langsam. Eher was für die letzten Nanometer wo es maximale Kontrolle braucht.


    4. Dreieckstools für den Rand - ziemlicher Mist, die Dinger kippeln und man pflügt schnell mit der Kante ins Glas. Ganz schnell verworfen bzw entsorgt.


    5. Dann kam ich auf die Idee zwei Dreieckstools zu kombinieren und eine Art Brett zu verwenden. Es ist so lang wie der Spiegel, hier circa 540mm und 150mm breit. Aus Glas 15mm dick. Das sieht dann so aus:

    An den Enden ist das "Brett" schräg angepasst um eine gleichmäßige Pechdicke zu gewährleisten:

    Und so sieht die Pechauflage aus. Die Form ist eine Art Dreieck und entspricht theoretisch und im Idealfall der sogenannten "Star-Lap-Pattern" von Tom Krajci. Der Link zum atmsite funktioniert gerade nicht, ich reiche das nach. Damit wäre eine Parabolisierung jenseits der 70% Zone automatisch möglich. Naja, theoretisch.


    So funktioniert das Arbeiten mit diesem Hobel.
    Spiegel unten, drehen auf Drehteller oder eben herumlaufen, Runden zählen.
    Das "Brett" hat eine Mittenmarkierung, diese wird über der Spiegelmitte hin und hergeschoben. Gleichzeitig hat man eine kontrolle über die Finger die am Spiegel entlanggleiten. Lange Striche lassen die Zonen verschmelzen, kurze Striche arbeiten sehr lokal. Durch Abkratzen der obersten grauen Ceri-Schicht (nur einen Hauch) lassen sich Teile der Pechhaut deaktivieren und durch Warmpressen auch sehr schnell wieder reanimieren. Wenn man zb nur den letzten Zentimeter aktiv hat ist das ganze eine Art Dauenersatz. Das habe ich sehr oft so genutzt. Die aktiven Zonen kann man mit einem Zirkel direkt auf dem Pech anzeichen bzw einkratzen. Dafür habe ich die Mittenmarkierung zum Einspießen extra eingekörnt. Das ganze ist ein Kompromiss aus schneller Pechhautpflege und ausreichender Pechhautfläche. Man kann mit etwas Druck sehr schnell viele Nanometer weghobeln.


    Damit das Ceri nicht in den Spiegel hineinläuft und dort festbäckt fülle ich diesen mit Wasser.


    Und hier noch die weiteren Tools, die ich vorbereitet habe, ein neues 710mm Tool für außen. Damit werde ich den Rand des 28" zunächst auspolieren. Und ein 400mm Tool für ganz innen, das stammt noch vom 21'er. Das Innentool hat auch wieder etwa die Star-Lap Form zum automatischen Parabolisieren.
    Es macht sich gut, wenn man ein Tool für die äußeren 70% und eins für die inneren 70% hat. Dann hat man jeweis die Hälfte der Pfeiltiefe anzupassen. Ich habe nun drei solche Zonenhobel und hoffe damit auszukommen.


    Schlafen tun die Tools in der Sandmuschel unter Wasser. Der Deckel kommt natürlich drauf damit kein Staub reinfällt. Das dienstälteste liegt dort seit zwei Jahren, ja es ist etwas hart geworden aber funktioniert noch...

    Viele Grüße
    Kai

  • Hallo,


    nun ist doch sowas wie Sommer hier angekommen, satte 20 Grad ohne zu heizen, wow!
    Nach einer herrlichen Beobachtungsnacht mit dem 21" am letzten Freitag hat mich der Ehrgeiz wieder gepackt und es geht weiter mit dem 28". Zwei Tage polieren war allerdings gleich etwas zu viel - habe Probleme mit der Hand. Irgendwie ist der dauerhafte, extreme Druck beim Schieben des Tools nicht gut. War bisher nie ein Problem, nur in dieser Größe ist man immer mit 100% Maximalkraft im Einsatz, zusätzlich habe ich auf das große 70cm-Brett-Tool noch ein frisch gegossenes 11kg Bleigewicht aufgelegt damit es überhaupt vorwärts geht. Dafür ist eine Hand aber vermutlich nicht designed worden....


    Also hab ich zur Regeneration etwas interferometriert.
    Immerhin sind die inneren 40cm praktisch auspoliert (entspricht leider nur 1/3 der Spiegelfläche!) und der Rand glänzt auf den ersten Blick schon sehr schön. Mit einer hellen LED Taschenlampe ist dort noch ein Schleier zu sehen, aber es geht laaaangsaaaam in die richtige Richtung. Die I-Gramme gelingen nun auch 1A und haben viele krumme Streifen. Die Auflösung liegt in echt bei 2000x2000 Pixeln. Das macht den Begriff "Asphäre" recht anschaulich:

    Das Foucault Bild dazu sieht so aus, die Klinge war aus Platzmagel (hinter dem I-Meter) wieder waagerecht eingschoben, danach ist das Bild für den gewohnten Anblick gedreht worden:


    Im Moment ist die Best-Fit-CC bei knapp -0.5
    Das Profil, bezogen auf die angestrebte Parabel, zeigt noch einen Zentralberg und den hohen Rand, allerdings sind die Dimensionen so gigantisch, daß sämtliche anderen Unregelmäßigkeiten darunten verschwinden. <s>Einheit ist "Nanometer Wavefront", also so wie in FigureXP gewohnt:</s>
    edit: das ist nicht richtig! FigureXP zeigt in "Nanometer Surface" an. Also alle Werte halbieren. Lasse das Bild einfach so wie es ist und bei der nächsten Auwertung wird es gleich richtig gemacht!


    Jetzt kann man im OpenFringe sehr schön die einzelnen Fehler ausknipsen (Zernikes - View Terms) und sich ein umfassendes Bild über die Oberfläche verschaffen. Der riesige 1.Sperical Term überdeckt ansonsten fast alles.
    Praktisch ist zB den 1.Sperical auszuschalten um die verbleibenden Zonen zu sehen und damit eine gleichmäßige Parabolisierung zu steuern.
    Oder gleich alle Spherical Terme verschwinden zu lassen um alle nicht-rotationsymmetrischen Fehler zu aufzuspüren (Asti, Treefoil...) Das sind die Fehler, die übrigbleiben selbst wenn man sehr gleichmäßig im Kreis herum arbeitet.
    Und so sieht das hier aus. Eigentlich ein absolut hoffnungsloser Fall weil nach Abzug aller rotationsymmetrischer Fehler sowas wie ein nasser Bierdeckel übrigbleibt. Mit Strehl von sagenhaften 0,006 ! Wie gesagt, wenn ich ab jetzt eine perfekte, zonenfreie Parabel reinpolieren könnte, dann würde dennoch das hier übrigbleiben:


    Das geht natürlich gar nicht! Hier muss ich gezielt lokal nachhelfen.
    Nur sind die abzutragenden Glasberge einfach überwältigend.


    Und deshalb eine Frage:
    Wer hat Erfahrung mit Polierpads oder anderen "groben" Methoden mit denen man Meter machen kann?
    Dann würde ich nämlich den Spiegel am liebsten grob "ausmeißeln" und danach so gut es geht mit Pech glätten. Messtechnisch wäre das überhaupt kein Problem. Nur übersteigt die Ceri+Pechmethode im Moment meine Kräfte.


    Viele Grüße
    Kai

  • Hallo Kai,


    ich gebe jetzt weniger einen Tip, vielmehr hab ich grade ein bis mehrere Fragezeichen.


    Du schreibst, daß nach Abzug aller rotationssymmetrischer Fehler irgendwas ala Bierdeckel übrig bleibt. Und damit kannst du keine perfekte Parabel zaubern.


    OK, das würde doch heißen du gehst davon aus, daß:
    - die Messung ansonsten 100%ig korrekt ist. Kein Einfluss von Lager-Asti oder sonstigen Schweinereien, keine Artefakte durch Luft-Bewegung und was weis ich sonst noch.
    - du beim anschließenden Parabolisieren wieder absolut 100%ig rotationssymmetrisch arbeitest.


    Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, daß alle diese Parameter keinen Einfluss mehr haben. Oder ich kapier irgendwas nicht ganz? Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann möchtest du den Bierdeckel mit einzelnen lokalen, nicht rotations-bezogenen Retouchen bearbeiten? [:0]


    Grüße,


    Harry

  • Hallo Harry,


    man bekommt in der Tat schnell einen Knoten ins Hirn bei den Auswertungen, geht mir auch so. Sind einfach zu viele Baustellen gleichzeitig. Ich wollte diesesmal nicht erst eine Sphäre anstreben sondern den Spiegel auf dem Weg zur Parabel auspolieren. Ob das größere Probleme mit den nicht-rotationssymmetrischen Fehler gibt wird sich zeigen. Es ist aber an der Zeit mal etwas dagegen zu unternehmen. Je steiler die Kurve, desto lokaler müssen die Retouchen sein.


    Normalerweise startet man mit einer streng rotationssymmetrischen Form, das muss nicht unbedingt eine Sphäre sein, und hofft, daß sich bis zum Endkampf mit der Parabel keine einseitigen Fehler einschleichen. Der Asti ist der bekannteste und großflächigste dieser Art. Bis jetzt hatte ich noch nie das Glück mit einer sauberen Form zu starten. Beim 21" war ein riesen Asti drin, den hat mir die Maschine da reingewürgt beim Versuch das Ding ohne viel Muskelschmalz auszupolieren. Hier beim 28" habe ich zuviel mit Gewichten experimentiert weil mir das alles zu langsam ging, aber besser ist es auch nicht geworden, nur unregelmäßiger[V]


    Mit anderen Worten, ich bin da recht salopp beim Polieren weil das (hoffentlich diesesmal auch) alles wieder ins Lot kommt, zum Feinschliff bin ich noch nie zurück. Bei sehr gewissenhafter Arbeit könnte das aber erheblich besser aussehen.


    Fakt ist, die Bierdeckelform bleibt definitiv so bestehen wenn man immer mit vollen, regelmäßigen Runden weiterpoliert. Die verschwindet nicht von selbst, wie auch? Die wird nur tiefergelegt. Irgendwann muss man einseitig an der richtigen(!) Stelle rangehen.


    Wegen der Messfehler:
    Den Lagerasti konnte ich noch nicht genau quantifizieren. Es scheint aber erfreulich wenig zu sein. Im Moment mache ich noch keine regelmäßigen um 90 Grad gedrehten Messungen. Das wird sicher interessant!


    Luftschlieren sind eher ein kleineres Problem.
    Ich fotografiere immer 5-8 Igramme und werte davon dann 3-4 aus. Davon dann den Mittewert und so sind die Schlieren (fast) weg. Ich habe es gerade probiert, die Differenz aus diesem Mittelwert und den drei Einzelmessungen zu bilden. Die Abweichung lag jedesmal um 1/20 Wavefront RMS, was circa Strehl 0,9 bedeutet. Insgesamt und incl Lagerasti ist eine sichere Beurteilung bis Strehl 0,8 möglicherweise ein Herrausforderung. Aber es gibt noch Tuningmöglichkeiten. Zum Beispiel könnte ich die Tür zum Messraum schließen[:D]


    cs Kai

  • Hallo Kai,


    Ok, jetzt verstehe ich. Du hast dir also den "nassen Bierdeckel" durch Gewichts-Experimente eingehandelt. Schon wieder erstaunlich, daß man davon im Focault rein gar nix sieht, obwohl die rotationssymmetrischen Abweichungen anscheineinend beträchtlich sind.


    Deine I-Gramme sind super-schön. Und das mit so vielen Streifen. Ich gehe mal schwer davon aus, daß du die Streifen nicht per Hand markiert hast sondern dich auf die Auswertung mittels, na glaubst mir täte der Begriff jetzt einfallen? Ich meine jetzt nicht das Autotracing für die einzelnen Streifen. ? Ich meine die super-simpel Methode, geeignet für Interferrogramme mit vielen Streifen. Interferrogramm laden, einkringeln und go.


    Grüße,


    Harry

  • Hallo Kai,


    Dein Spiegel hat zwei Radien. Gemäss Interferogramm müsstest Du ca. 8 Wellenlängen Material abtragen um die Radien anzugleichen. Es ist anzunehmen, dass der Spiegel (am Rand) auch nicht voll ausgeschliffen ist, das kann er kaum sein bei einer solchen Radiendifferenz. Weiter scheint der Spiegel bereits jetzt eine Assymmetrie auszubilden, die ebenfalls im Wellenlängenbereich liegt. Hier ist natürlich die Testmethode (Interferogramm) zu hinterfragen. Fazit: Erster Anlauf der Politur abbrechen. Feinschliff mit 240er oder 280er-Korn wiederaufnehmen.
    Warum 280er: Um eine Assymmetrie wegzubekommen nützt feines Korn oft nichts, da sich das Werkzeug mit der saugenden Schlämme zwischen sich und dem Spiegel elastisch verbiegt. Mit grobem Korn ist die Schlämme noch grob, saugt weniger und der Abtrag ist derart gross, dass trotz Verbiegen des Werkzeugs einfach durch die Menge des Abtrags Assymmetrien abgetregen werden.
    Ich habs auch schon selber ab 400er Korn gegen einen Asti probiert, da gabs dann halt noch einen dritte Runde[:(].


    Ansonsten zur Politur der Gigapizzas: beachte bitte alle Vorsichtsvorkehrungen gegen Asti, wie wir sie kürzlich noch mal in einem Beitrag durchgeackert haben. Dazu gehört eine (geprüfte!) rotationssymmetrische Spiegelrückseite, ein absolut steifer Schleifbock mit "plan"geschliffener (und geprüfter!) Oberseite,
    eine ausreichend weiche und ausreichend dicke und immer wieder erneuerte Zwischenlage, steife Werkzeuge, dauerndes Drehen des Spiegels auf der Unterlage und natürlich das Verdrehen des Spiegels gegen das Werkzeug während dem Polieren.
    Auf speziellen Druck während der Politur würde ich bei so einem rohen Ei generell verzichten.


    Grüsse


    Max

  • Hallo Harry,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ich gehe mal schwer davon aus, daß du die Streifen nicht per Hand markiert hast<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Natürlich nicht! Dafür ist dieses Leben einfach zu kurz.
    FFT Auwertung in OpenFringe - das ist ja gerade der Gag. Fotos machen, mit fünf Punkten einkringeln, ein paar Knöppken drücken, Kaffe trinken und dann nachschauen was die letzte Pechkratzerrei für Narben hinterlassen hat[:D]


    Hallo Max,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Dein Spiegel hat zwei Radien<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Jo so isses! Diese Erfindung geht meines Wissens auf den Earl of Rosse zurück, ich kann da nichts dafür, wirklich[:D]
    Nein, im Ernst, der Spiegel war zunächst komplett bis zum Rand ausgeschliffen und zeigte einen hohen Zentralberg. Diesen habe ich dann noch weggeschliffen (MOT) und auspoliert (ebenfalls MOT). Da das Tool am Rand nicht mehr gegriffen hat, entstand eine innere Sphäre und eben dieser flache Rand. Im Prinzip geht es aber in die richtige Richtung - Parabel!
    Da müssen nur noch ein paar klitzekleine Zonen wegpoliert werden.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Fazit: Erster Anlauf der Politur abbrechen. Feinschliff mit 240er oder 280er-Korn wiederaufnehmen. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Ja bist Du denn von allen guten Geistern verlassen? Weißt Du was 240'er für grobe Klötzer sind? Und das soll ich auf diese erlesene, spiegelblanke, immer noch kratzerfreie und fast auspolierte Fläche kippen?[:D]
    Nein, so schnell schießen die Preußen nicht. Davor wird erst noch bisserl retouchiert.


    Ich stelle heute abend neue Bilder rein.
    Die Frage ist doch:
    Kann man parallel Parabolisieren und Retouchieren?
    Das ist meiner Meinung in jedem Fall erforderlich, denn der Weg selbst von einer perfekten Sphäre zur Parabel ist bei f/3 viel zu weit.


    Viele Grüße
    Kai

  • Hallo,
    jetzt habe ich eine ernsthafte Mess-Serie durch:


    4 Igramme in 0-Grad-Position, jeweils ausgewertet, dann gemittelt, ergibt A
    4 Igramme in 90-Grad-Position, im Bild zurückgedreht, ausgewertet, dann gemittelt, ergibt B
    A und B gemittelt ergibt C.
    C ist die Wavefront ohne den Teststandeinfluss.


    C-A ist der Teststandeinfluss.
    C-B natürlich auch, nur eben invers.
    Und (A-B)/2 ebenfalls.


    Die Differenz aus A zu den einzelnen 4 Wavefronten ist ein Maß für Luftschliereneinfluss, Mess- und Auswertegenauigkeit. Gleiches gilt natürlich für B.
    Diese Diffenrenzen haben Strehls von 0,7 bis 0,95. Von dieser Ecke droht eher wenig Ungemach zumal dieser Einfluss recht zufällig aussieht und somit zu Recht gemittelt werden darf.


    Der Teststandeinfluss C-A ist allerdings sehr komisch. Der liegt bei Stehl 0,6. Was das genau bedeutet muss ich noch herausfinden. Vorallem wie man mit den Strehls bzw RMS Werten vernünftig rechnet.
    Reiner Asti (erster Ordnung) ist nicht einmal sehr groß, der Spiegel sackt eher in einer undefinierten Dreiecksform zusammen. Ob er das jedesmal anders macht - das ist die große Frage!
    Der Mirror-Edge-Calculator sagt ja änhliche Bösartigkeit bei Lagerung auf 90-Grad Auflagepunkten schon vorraus:
    http://www.cruxis.com/scope/mirroredgecalculator.htm
    Vielleicht sagt auch das neue PLOP was dazu.


    Mit anderen Worten:
    Wenn sich der Spiegel nicht reproduzierbar verbiegt, dann komme ich schon allein wegen der Messerei kaum oberhalb Strehl 0,6. Jedenfalls nicht mit senkrechter Auftellung. Ist eh noch ein sehr langer Weg. Jetzt heißt es, das Biegeverhalten genau zu studieren. Die Igramme sind nun sauber und stabil genug, daß ich sowas durchziehen könnte.


    Bilder kommen irgendwann später, ich muss das erst mal setzen lassen.


    Schönen Abend
    Kai

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