Spiegelschleifen ab welchem Alter?

  • Guten Abend allerseits,


    nach langer Pause melde ich mich direkt mal mit einer Frage wieder zurück. Mein Sohn, seit kurzem 8 Jahre alt, ist seit einiger Zeit schon sehr Astronomie interessiert. Zur Zeit haben sie eine Astronomiereihe in der Grundschule und natürlich unterhalte ich mich auch häufig mit ihm über dieses Thema (erstaunlich, was Kinder noch für Ideen haben) und wir schauen uns Planeten im Teleskop an.
    Nun hat er mich neulich beim heimlich Schleifen eines Spiegels und dem Aussägen diverser Rockerbox Teile erwischt ;-). Jetzt möchte er sich auch ein Teleskop bauen. Ich hatte ihm vorgeschlagen vielleicht mit einer fertigen Optik anzufangen und "nur" noch Tubus und Rockerbox zu bauen. Diesen Vorschlag hat er allerdings kategorisch abgeschmettert. Er möchte selber schleifen. Auch mein Einwand, dass man sowas nicht mal ebend im Vorbeigehen an einem regnerischen Nachmittag macht, schrecken ihn nicht ab.
    Ich könnte ihm bei einigen Sachen helfen wie bei der Schattenprobe, oder hier im Forum nachfragen, aber er sollte schon einiges selber machen.
    Meine Fragen nun: Habt ihr Erfahrungen mit Kindern und Spiegelschleifen? Ab welchem Alter können Kinder so ein Projekt angehen? Wie gesagt, unter der Voraussetzung, dass sie auch einiges selber erledigen und nicht nur den Papa Kalorien verbrennen lassen.


    CS,


    Harry


    P.S.: Durchhaltevermögen hat mein Sohn und eigentlich auch gute Grundkentnisse in der Physik (also auf sein Alter bezogen).

  • Hallo Harry,


    das hab ich auch mal durchgespielt mit einem meiner Jungs, der war damals 10 Jahre alt. Letztlich wars eine Frage der Geduld - über Karbo 80 hinaus hat ers nicht geschafft. Heute, fünf Jahre später, ist sein Interesse an der Astronomie aber nach wie vor lebhaft, er nimmt oft an Beobachtungen in unserer Sternwarte teil. Im Grunde ging es wohl eher darum, etwas mit Väterchen gemeinsam machen zu können und sich seiner Aufmerksamkeit zu versichern, weniger ums fertige Produkt. Rein physisch oder von der Geschicklichkeit her müsste der Spiegelschliff für einen Zehnjährigen mit sorgfältiger Anleitung und Begleitung nichts Unmögliches sein. Ab welchem Alter sowas geht, ist sicher sehr individuell und kaum generell zu sagen. Auf jeden Fall darf es nicht soweit gehen, dass Sohnemann (oder Fräulein Tochter) sich als VersagerIn fühlt, wenns am Durchhaltevermögen fehlt.
    Spiegelschleifen ist schon eine sehr fokussierte und auf ein exaktes Ergebnis zugespitzte Tätigkeit, was an sich nicht sehr kindgerecht ist. - Aber wieso nicht mal ohne Erwartungsdruck versuchen lassen?


    In dem Sinne, viel Spass euch beiden,
    Daniel

  • Hallo


    müsstest du mal nachfragen ob irgendwo in einer Materialzentrale noch alt 130mm BK7 Spiegelrohlinge rumhängen, die sind schön weich und erstaunlich schnell mit sichtbarem Erfolg zu schleifen, bei 1m Brennweite sollte das schnell genug gehen. Dieses alte Material liegt oft rum und ist sehr preiswert zu haben, weil für Linsen nicht geeignet, den meisten Anfängern zu klein. Wurde mir schon für 10€ je Scheibe angeboten, das lässt sich verschmertzen, die Arbeit die auf dich abfällt sicher auch.


    Gruß Frank

  • Hallo Harry,
    ich denke zwar auch, dass die meisten von uns erst zwischen 10 und 13 Jahren genügend Ausdauer entwickeln, so ein Projekt auch aus eigenem Antrieb durchzuhalten. Trotzdem möchte ich dich ermutigen, die Sache anzufangen.


    Am besten ist natürlich, wenn Ihr es schafft, parallel an euren Scherben zu arbeiten, immer mit dem gleichen Karbo. Dadurch ist Lernen durch Nachahmen möglich, und Ihr könnt nebenbei miteinander ratschen.


    Wenn der Papa zwischendrin eine Spätschicht einlegt, während Junior schon im Bett ist, muss er halt an Sohnemanns Spiegel auch weiter arbeiten. So könnte es klappen.Trotzdem müßtest Du dich vielleicht darauf einstellen, 80-90% der Arbeit selbst zu machen.


    Eine Größe von 130-150 mm und ca. 0,9 bis 1 m Brennweite finde ich ok. Damit sieht man schon viel, das Parabolisieren ist einfach, und preiswerte Okulare machen schon gute Bilder.


    Zumindest der Grobschliff hat ja einiges, was Kinderherzen höher schlagen lässt: Es ist laut und schmutzig[:D]. Natürlich fehlen einem 8-Jährigen noch etwas die nötige Kraft und Kontrolle, deshalb würde ich gerade hier genug Unterstützung geben. Es wäre ja schade, wenn die ganze Geduld schon beim Grobschliff verbraucht würde.


    Wenn schon genug Pfeiltiefe da ist und Ihr das erste Mal Sonnenlicht mit dem nassen Spiegelrohling bündelt, um die Brennweite zu bestimmen, ist das ein besonderes Erlebnis und muss gefeiert werden, genau wie die weiteren Zwischenschritte. Solche Meilensteine helfen nicht nur Kindern, bei der Stange zu bleiben.


    Vielleicht zeigst Du deinem Sohn mal unsere Antworten. Entweder sagt er "Na ja, vielleicht jab ich ja doch nicht so viel Geduld[|)]", oder er meint "Denen zeig' ich's aber![:D]".


    Gruß,
    Martin

  • Danke für eure Antworten.
    Ich denke, ich werde es mal mit meinem Sohn ausprobieren. Ist ja wirklich kein so großes Geld. Mir ginge es, wie Daniel auch schon angedeutet hat auch darum, dass er sich nicht als Versager fühlt, wenn es nicht klappt. Aber wir werden es nach Weihnachten locker angehen (soll dann ja ein Geschenk sein) und mal schauen was bei rum kommt. Da freue ich mich schon richtig drauf.
    Dann muss ich mich jetzt nur noch nach billigen Rohlingen umschauen...


    Danke nochmal,


    Harry

  • ...ich denke das man in aler Ruhe mit seinen Lieben sowas angehen sollte.
    Mit dem Spiegelschleifen haben sogar so manche Erwachsenen ihre Probleme.
    Also ruhig machen lassen und sehen was bei herauskommt.
    Wenn´s evtl. beim ersten mal nicht klappt dann nicht aufgeben und erneut
    versuchen.
    Aus Fehlern kann man nur lernen.
    Hat also nichts mit Versagen zu tun.



    M.f.G.
    Thomas

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