Mit der Russentonne auf Galaxienjagd

  • Hallo liebe Forumsmitglieder,


    Ich bin neu in diesem Board, aber nicht in der Astronomie. Ich betreibe unser schönes Hobby mit wechselnder Intensität seit 25 Jahren und bin seit über 20 Jahren Mitglied in der GvA Hamburg. Und jetzt will ich mal ein wenig dieses Board unsicher machen... [;)]


    Gestern Abend (am 19.4.) war das Wetter klar wie immer in den letzten Tagen. Aber knapp außerhalb von Itzehoe hatten wir eine bessere Durchsicht als die Tage zuvor und so machte ich mich abends in den Garten auf um die Grenzen meiner MTO 100/1000 Russentonne auszureizen.
    Zu Beginn gleich Ernüchterung: die Rotlichttaschenlampe ist kaputt und der Nachbar hat ein paar kleine Tannen gefällt, die bislang immer das Licht einer genau im Süden stehenden Straßenlaterne abgeschirmt hatten. [:(]
    Eine neue Lampe war schnell improvisiert, aber gegen die Laterne half nur eine lange Taukappe. Immerhin.


    Zuerst einen Blick auf Saturn. Das gebraucht erstandene ED 7,5mm Okular lieferte bei 133x ein überraschend klares Bild. Vor allem die verbesserte Scharfstellung durch den selbstgebauten Helikalauszug machte sich positiv bemerkbar. Wofür so ein altes Fotoobjektiv doch noch gut sein kann.


    Aber eigentlich wollte ich ja Galaxien jagen. Da ich schon mal im Löwen war, nahm ich mir das Leo-Triplett vor. M95/96 war problemlos. Beide Galaxien erschienen deutlich sichtbar, allerdings fast strukturlos. M105 und NGC3389 erscheinen als schwache Nebelflecken, NGC3384 war nur bei indirekter Beobachtung zu sehen. Da liegt also die Grenze bei meinem leicht aufgehellten Dorfhimmel.
    Weiter zu M65/66. Ebenfalls problemlos zu sehen, aber auch kaum Struktur. NGC3628 war auch gut auszumachen und lieferte trotz der niedrigeren Flächenhelligkeit das interessantere Bild.
    Also ab in den Virgohaufen. Da braucht man eigentlich keine Goto-Funktion. Einfach in die Mitte halten und von Nebelfleckchen zu Nebelfleckchen hüpfen. Ich habe unheimlich viele Sterneninseln gesehen und irgendwann aufgehört, sie im Atlas zu identifizieren. Es war einfach nur schön! Allerdings zeigt die kleine Tonne selten irgendwelche Details. Die 100mm sind halt doch ein bisschen wenig für Deepsky. Das merkte ich auch bei M104, die beim besten Willen nicht ihr Staubband enthüllen wollte.


    Zum Abschluss gönnte ich mir noch einmal M5. Das beste Bild bekam ich bei 66-fach mit dem 15mm Eudiaskopischen Plössl. Zwar kann man nicht so viele Details ausmachen wie mit dem C8, aber es hat gereicht um eindeutig ein paar aufgelöste Sterne zu sehen. Ein toller Anblick.
    Alles in allem hat mich die Russentonne wirklich überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass sie mir so viele Galaxien zeigen würde. Man sollte dieses kompakte und unheimlich praktische Instrument nicht unterschätzen. Zumal ich es mit seiner Celestron Goto-Monti fast genauso schnell aufbauen kann wie einen Dobson. Bei nächster Gelegenheit werde ich es mal unter einem <i>richtig</i> dunklen Himmel ausprobieren.


    Um halb zwei räumte ich ein. Ein sehr schöner Beobachtungsabend war zu Ende und ich fiel ins Bett und träumte von einem 16"-Martini-Dobson.


    Clear Skies:


    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Marcus,


    Herzlich willkommen hier im Astrotreff.
    Danke für den schönen Bericht, habe mich gleich draufgestürzt, liegt doch auch bei mir die Russentonne rum. Ist'n feines Gerät, ich benutze es vorwiegend zur Sonnenbeobachtung, mit entsprechendem Filter natürlich. Wie hast Du den Maksutov an die Montierung befestigt? Ist ja immer ein bißchen schwierig mit den kleinen Fotogewinden.


    Viele Grüße
    Rudi

  • Hallo Markus,


    und wieder ein Nordlicht mehr. [;)]


    Schöner Bericht. Was mich interessieren würde, wäre ein Bild von dem selbstgebauten Helikalfokussierer.
    Das wär mal wirklich eine sinnvolle Erweitereung für meinen MTO500.

    Ei,ei,ei.... was hatte ich denn in meiner alten Signatur stehen?


    sternengedönsige clear sky Grüsse,

    Robert aus dem Allgäu

  • HalloMarcus,
    bei Streulicht und mit 100mm Öffnung so viel zu sehen, das verrät den alten Hasen. Ich kenne deinen Ärger mit den Nachbarn bzw. Straßenlampen... Interessant ist für mich v.a., dass du mit dem kleinen, aber dafür leichten und extrem transportablen Tönnchen den Deep Sky beackerst - Einzelheiten sind zwar nicht viele drin, aber man sieht Sachen, die man nie für möglich hält.
    Weiter so!
    Kay

  • Hallo sweeper & Rudi, hier ein Bild, das sowohl den Auszug als auch die Befestigung zeigt:



    Den Auszug habe ich aus einem alten Yashica 50mm/f2,8 Normalobjektiv aus der Fotoausrüstung meines Großvaters und einem überschüssigen 1,25/2"-Adapter gebastelt. Das Objektiv war etwa 30 Jahre alt und die Blende war defekt. Aber es war mechanisch sehr gut verarbeitet und komplett aus Metall gefertigt. War ein bischen Dreh- und Schraubarbeit. Vielleicht schreibe ich zu dem Auszug nochmal etwas im Technik-Forum.


    Rudi, zwischen dem Tubus und der Prismenschine siehst Du einen kleinen Aluminiumklotz. Der ist mit dem Tubus an der Stelle des Fotogewindes verschraubt. Allerdings habe ich nicht das Fotogewinde genutzt, sonden die vier Schrauben mit denen der kleine Gewindeblock am Tubus befestigt ist entfernt und den Aluklotz dann mit vier etwas längeren Stahlschrauben in den vorhandenen Gewinden direkt mit dem Tubus verschraubt. Der alte Gewindeblock dient jetzt nur noch als Abstandshalter.
    Die Prismenschiene (war bei der Monti dabei) ist dann ihrerseits mit vier Schrauben mit dem Alublock verschraubt.


    Übrigens habe ich den Aluklotz so bemessen, dass er direkt in den Kopf meines Manfrotto-Stativs passt und ich die Tonne dann als Spektiv nutzen kann. Ich muss nur die vier Schrauben lösen.
    Auf das zweite Fotogewinde habe ich übrigens den Leuchtpunktsucher gesetzt.


    Ich hoffe, Ihr könnt mit den Infos etwas anfangen.


    Bis dann:
    Marcus


    EDIT:
    Danke für die Blumen, Kay. [:)]
    Normalerweise gehe ich natürlich eher mit dem C8 auf Deepskytour und nutze die Tonne fürs Schnellspechteln und Planeten. Aber ich wollte halt einfach mal ausprobieren, wie weit ich mit der Kleinen komme. Das ganze Gerät ist im Grunde als Reiseteleskop konzipiert.


    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Marcus,
    erstmal herzlich Willkommen hier im Forum. Mich interessiert Dein selbstgebauter Auszug sehr-da ich hier noch ein paar ungenutzte M42 Optiken herumliegen habe und auch noch eine Russentonne. Habe vor zwei Jahren mal mit dem Ausschlachten eines 50mm Meyer-Görlitz Domiplan begonnen, bin dann aber an der Hinterlnse gescheitert, bzw. nicht weitergekommen mangels geeignetem Werkzeug. Hast du da Tipps, oder eventuell sogar Detailbilder vom Ausbau der einzelnen Linsengruppen? Kennst Du eventuell andere Objektive empfehlen die dafür geeignet wären? Wäre schön zukünftig noch mehr von Dir zu lesen, vielen Dank auch für den Bericht!


    Gruß,
    Daniel

  • Hallo Daniel,


    Anscheinend interessieren sich hier viele für den Fokussierer. [:)]
    Ich bin grade dabei einen Baubericht fürs Technik-Forum zu schreiben. Ich werde ihn wahrscheinlich morgen Abend reinstellen.
    Allerdings unterscheiden sich Objektive meiner Erfahrung nach sehr im Aufbau, sowohl optisch als auch mechanisch. Das Yashica ließ sich sehr einfach zerlegen: alle Komponenten waren entweder ineinander geschraubt oder mit kleinen Schräubchen verbunden.


    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


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