Hallo allerseits,
heute ist meine EQ EM10 Montierung von Seben angekommen. Ich dachte mir, es könnte noch andere interessieren, was die so bietet. Immerhin verspricht Seben eine Menge Funktionen für's Geld. Ich war gespannt, in wie weit sich die EM10 von einer EQ 5 unterscheidet, die ich ebenfalls besitze.
Ich muss dazu sagen, dass ich die Monti neu in der Bucht für ca. 230 EUR ersteigert habe. Das ist schon mal deutlich unter den normalen Verkaufspreisen und sogar unter dem "Sofortkauf" Preis von Seben von 299,- ebenfalls in der Bucht. Auf der anderen Seite ist es aber auch nicht der beste Preis. Ich habe die dort schon mal auch für 199,- weggehen sehen. Aber was soll's. Ich wollte nicht länger warten...
Aufbau
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Die Monti kam in einem recht großen Karton, auf dem das Gewicht mit 19 KGS angegeben ist. Das soll wohl 19 kg heißen. Innen ist die Montierung zerlegt in einer Styropor-Umverpackung untergebracht. Das heißt, sie muss zunächst zusammen geschraubt werden. Hier kommt schon mal die erste Hürde: Es liegt keinerlei Anleitung dabei, wie sie denn zusammengehört. Glücklicherweise bin ich nicht ganz unbedarft beim zusammen Bauen von Montierungen. Absolute Anfänger könnten aber durchaus einige Schweirigkeiten haben, sie korrekt zusammen zu setzen. Unmöglich ist es sicher nicht. Wer schon mal eine EQ 5 hatte, wird große Ähnlichkeiten erkennen.
Lieferumfang
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Die Montierung ist komplett und hat eigentlich alles, was man so braucht, wenn man kein Goto haben muss.
Achsenkreuz
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Das Achsenkreuz ist ähnlich einer EQ 5, jedoch deutlich zierlicher. Es muss sich erst noch zeigen, ob sich das im Betrieb im direkten Vergleich auswirkt. Es besitzt eine Standardaufnahme für Montageprismen mit zwei Schrauben, wie die EQ 5 auch. Auch die Montage am Stativ und die Verstellung der Polachse ist der EQ 5 sehr ähnlich. Wahrscheinlich kann man die Stative direkt austauschen, was ich aber noch nicht probiert habe.
Motorisierung
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Beide Achsen sind mit Motoren ausgestattet. Es führt von der Steuerbox zunächst ein Kabel mit vier Leitungen zum RA Motor und dann von dort ein ähnliches Kabel zum Dec Motor. Vermutlich werden also je zwei Adern pro Motor benutzt, was für Gleichstrommotoren und das Fehlen einer Rückkopplung sprechen würde. Die Motoren kann man mit Hilfe je einer Fixierschraube ein- bzw. auskoppeln, so dass auch kompletter Handbetrieb möglich ist. Die Motoren sind übrigens glücklicherweise bereits eingebaut. Ansonsten wäre das ohne Anleitung noch eine größere Herausforderung geworden.
Steuerbox
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Die Steuerbox wird mit sechs 1,5 Volt AA (Mignon) Batterien bestückt, womit sich eine Betriebsspannung von 9 Volt ergibt. Es gibt keine Möglichkeit, eine externe Spannungsversorgung anzuschließen. Die muss man sich dann wohl, eventuell bei Verfall der Garantie, selbst basteln. Ein klarer Negativpunkt. Mit der Steuerbox lässt sich eine Nachführung für die Nord- und die Südhalbkugel realisieren. Es ist wohl ausschließlich die Siderale Nachführung möglich. Eine andere Einstellung habe ich nirgends gefunden. Zusätzlich gibt es noch vier Richtungstasten, die in den Geschwindigkeiten 2x, 4x, 8x und 16x die Achsenmotoren antreiben.
Polsucher
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Die Montierung ist auch mit einem Polsucher ausgestattet. Er macht eigentlich einen guten Eindruck. Für die Einstellung am Südpol gibt es gleich vier Sterne aus dem Sternbild Octans. Die Einstellung damit sollte einfach sein, vorausgesetzt, man kann die vier Sterne und auch die Markierungen im Polsucher sehen. Das dürfte aber ein Problem darstellen, denn der Polsucher ist nicht beleuchtet. Auch hier wird man sich also was Eigenes basteln müssen. Die Einstellung am Nordpol ist etwas schwieriger, entspricht aber in etwa der üblichen EQ Norm. Hier hat man drei um den eigentlichen Nordpol verlaufende, konzentrische Kreise, auf denen die "Umlaufbahn" von Polaris um den Nordpol eingezeichnet ist. Und zwar für die Jahre 2000, 2010 und 2020. Hier wird man also zusätzlich noch die genaue Position von Polaris selbst bestimmen müssen.
Stativ
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Das Stativ ist aus Edelstahl. An den Übergangsstellen, an denen die Beine ausgefahren und eingestellt werden sowie an den Stellen, an denen die Beine an die Montageplatte geschraubt werden hat es Kunststoffteile statt Metallteile. Es handelt sich um Hartkunststoff, aber das gleiche Vertrauen in die Festigkeit und Haltbarkeit wie zu Metall habe ich nun mal nicht. Es wird wohl die Zukunft zeigen müssen, ob der Kunststoff ordentlich hält.
Okularablage
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Die drei Stativbeine sind durch drei Streben zusammengehalten, die aber mit Scharnieren versehen sind und nicht zur Stabilisierung des Stativs beitragen. Die Okularablageplatte ist rund und wird nur in der Mitte durch eine Schraube gehalten. Das erhöht die Stabilität eigentlich auch nicht. Immerhin sind in den drei Streben noch zusätzliche Löcher vorhanden, durch die man, mit Hilfe einer selbst gefertigten Platte, das Stativ versteifen kann. Die Ablageplatte selbst hat Löcher mit unterschiedlichen Durchmessern, die wohl als Aufnahme für Okulare dienen sollen. Ich ziehe in der Praxis geschlossene Ablagen, wie bei meiner EQ 5 solchen löchrigen Ablagen vor.
Gegengewichte
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Es werden zwei Gegengewichte von je 4 kg geliefert, die also zusammen 8 kg auf die Waage bringen. Damit lassen sich doch schon recht ordentliche Instrumente ausbalancieren. Die Gegengewichte werden auf eine Stange montiert, die sich zusammen mit der Deklinationsachse dreht, also genauso wie bei der EQ 5.
Erste Erfahrungen
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Kommen wir wieder mal zum Polsucher. Das war das Erste, was ich ausprobiert habe. Das Tageslicht nutzend, habe ich versucht, die optische Achse des Polsuchers mit der Achse von Rektaszension in Übereinstimmung zu bringen. Es stellt sich heraus, dass die entsprechenden Justierschrauben winzig sind. Man kann sie nicht mit der Hand verstellen, sondern benötigt diese kleinen Uhrmacher-Schraubenzieher. Selbst damit ist es noch ziemlich "fummelig". Dazu kommt auch noch, dass sich die Schräubchen unterhalb der Datumsskala befinden. Eine Einstellung wird also erst möglich, nachdem man die Datumsskala abgebaut hat. Nicht gerade das, was ich unter Bedienerfreundlich verstehe. Letztendlich ist damit das Justieren des Polsuchers aber möglich.
Weitere Erfahrungen
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Weitere Erfahrungen konnte ich mangels Wetter noch nicht machen. Wenn Interesse an weiteren Erfahrungen bestehen sollte, werde ich hier mehr schreiben, sobald ich die Gelegenheit zur Beobachtung hatte. Mich interessiert vor Allem die Stabilität der Montierung in ihrem Grenzbereich. Daher habe ich vor, sie mit einem 127/1200 Refraktor zu belasten, der immerhin 8,5 kg schwer ist.
Vielleicht hat aber jemand auch noch Fragen zu der Montierung, die ich jetzt schon beantworten kann.
CS
Slawo