Was ist das für Zeug auf den Opportunity Bildern

  • Die beiden Mars Rover sind voll aktiv.


    Bin gerade in der Liste der neuesten Mars-Bilder von Opportunity auf folgendes gestoßen:


    1. Aufnahme (ca. 30 x 30 mm Bodenfläche) des Microscopic Imager von vor ein paar Tagen:


    http://marsrovers.jpl.nasa.gov…70954EFF0224P2933M2M1.JPG


    und


    2. Foto vom Schichtgestein am Rand des Kraters in dem der Rover ist (der Rover ist ganz nah hingefahren und hat ein paar knackige Bilder gemacht):


    http://marsrovers.jpl.nasa.gov…43304EFF0300P2376L7M1.JPG


    Was man in Bild 1. sehr schön erkennen kann sind zwei kugelförmige Gebilde. Das eine der Gebilde (ca. 3mm Durchm.) ist relativ groß und rechts oben im Bild 1 zu sehen. Das zweite dieser Gebilde ist links unten zu erkennen, ist aber deutlich kleiner (ca. 1mm Durchm.). Diese Kügelchen liegen überall herum und man hat sich gefragt woher sie kommen.


    Bild 2 zeigt sehr schön, woher sie kommen: zumindest teilweise aus dem Schichtgestein. Wenn man genau hinschaut, sieht man in dem Schichtgestein diese Kügelchen halb herauserodiert aber noch fest mit dem Schichtgestein verbunden.


    Das ist ja schon mal ganz interessant. Aber interessanter wird es noch, wenn man nochmal das kleinere der kugelförmigen Gebilde anschaut: Man erkennt eine (wahrscheinlich) kreisrunde Öffnung auf der linken Seite. Auch das größere Kügelchen zeigt auf diesem Bild so etwas wie eine kreisförmige Delle. Und noch interessanter: gleich neben dem kleineren der beiden Kügelchen liegt rechts unterhalb offenbar ein Bruchstück eines ebensolchen Kügelchens. Jetzt wirds zwar spekulativ aber damit auch spannend: ich meine an diesem Bruchstück ebenfalls einen kleinen Teil einer Öffnung auszumachen. Die Öffnung scheint so etwas wie einen Wulst zu haben.


    Was meint Ihr?
    Wie kann so etwas entstanden sein?

  • Messjö,


    ich bitte Sie! Was kann solche Kügelchen erzeugen? Die liegen doch nun in rauen Mengen da rum. Versteinerte Seeigel sinds höchstwahrscheinlich nicht gell da sind wir uns einig.


    So Zeug hab ich bisher nur als künstlich hergestellte Produkte gesehen etwa als Blähton.


    Messjö, ich bin übrigens nicht alleine mit meinem Interesse (die neuesten Bilder, eingetroffen nachdem ich diesen Thread begonnen habe):


    http://marsrovers.jpl.nasa.gov…all/opportunity_m014.html


    Warum haben Wissenschaftler so viel Interesse an diesen Kügelchen? Ich schätze, daß sie hoffen, daß sich aus der physikalischen und chemischen Zusammensetzung dieser Kügelchen etwas über die Geologie und damit die Entstehungsgeschichte des Mars ableiten läßt.

  • Vielleicht gibt es ja Kanninchen auf dem Mars und das sind ihre Köttel? ;)


    Im Ernst, keine Ahnung. Sieht mir aus wie geschmolzenes und wieder erstarrtes Gestein das in Tröpfchenform auf dem Planeten niedergegangen ist? Vielleicht nach einem Meteoriteneinschlage oder Vulkanausbruch?


    Gruß,


    Maurice

  • Update:


    Die Wissenschaftler glauben, daß es 3 einigermaßen wahrscheinliche Möglichkeiten gibt, wie sich die Kügelchen gebildet haben:
    1. Lapilli-Typ (Aggregation in der Luft)
    2. Blähtyp (durch Expansion von Gasen im Material)
    3. Sedimenttyp (durch Flüssigkeit)


    Möglichkeit 1 würde voraussetzen, daß das Material in dem die Kügelchen eingebettet sind aus demselben Material sind wie Kügelchen selbst. Die Infrarot Messungen deuten darauf hin, daß dies nicht der Fall ist. Gewißheit wird man haben, daß die Möglichkeit auszuschließen ist nach Untersuchung mit dem Spektrometer.


    Also bleiben noch die Möglichkeiten 2 und 3.

  • Hallo,


    Also ich denke einmal, dass es sich hierbei um Sternschnuppen handelt. Weltraumgestein, das beim Eintritt in die dünne Marsatmosphäre flüssig wurde und dann eben in dieser Tropfenform erstarrt ist.
    Auf der Erde sind solche Kügelchen denk ich mal nicht zu finden, da unsere Atmosphäre um ein vielfaches dichter ist und so das winzige Gestein koplett zum verglühen gebracht wird, bzw. zum verbrennen (oxidation mit Sauerstoff). Die Marsatmosphäre besteht ja dagegen fast nur aus Kohlendioxid.


    Gruß Andi

  • [quote]<i>Original erstellt von: stardust</i>
    <br />Die Frage was das für Kügelchen sind scheint die NASA Forscher (und nicht nur die) wirklich brennend zu interessieren, s.


    http://marsrovers.jpl.nasa.gov…all/opportunity_m015.html


    bzw.


    http://marsrovers.jpl.nasa.gov…15786EFF0312P2933M2M1.JPG


    Wenn hier irgendein Geologe mitliest: Wie können solche Kügelchen entstehen?


    Hallo!


    Ähnliche Kügelchen kennen wir in der Geologie als sogenannte Ooide. Für die Entstsehung dieser Ooide ist die Anwesenheit von Wasser eine absolute Voraussetzung! Zur Entstehung der Ooide: Rezent, also heute (und daher wohl auch in der Vergangenheit --&gt; Prinzip des Aktualismus), entstehen Ooide in tropischem Klima, an Küsten mit ausgeprägter Brandung und unter Anwesenheit von an Kalziumkarbonat übersättigtem Meerwasser. Hier bewegen sich Sandkörner (o.ä., hier als Kristallisationskeime betrachtet) in der Brandung hin und her, sodass sich mit der Zeit konzentrische Anwachskrusten aus CaCO3 um die Kristallisationskeime abscheiden ( ist halt aufgrund der Übersättigung der Lösung mit CaCO3 die Folge). Wird nun der Ooid zu schwer, um von der Brandung bewegt zu werden, endet sein Wachstum und er bleibt vorerst mal an Ort und Stelle liegen. Ooide kennt man aus vielen erdgeschichtlichen Epochen, darunter auch Eisenooide (die besonders verwitterungsresistent sind), die dann halt in einem Fe-übersättigten Küstenbereich (Mars?!?) entstanden sind. Sollten sich diese Kügelchen also tatsächlich als Ooide outen, dann wäre das der wohl zwingendste Beweis für ehemals existierende "Meeres"becken mit hochenergetischen Küstenregionen auf unserem roten Nachbarplaneten, auch für die entfernte Vergangenheit, da eine Aufarbeitung uralten Materials ja nicht ausgeschlossen ist (Erosionsniveaus sind ja völlig unbekannt). Andererseits könnte es sich hier auch um Schmelztröpfchen, sphärische Kristallaggregate, oder ähnliches handeln. Für eine genauere Beurteilung sind aber eine ganze Reihe weiterführender Untersuchungen notwendig, eine sichere Identifizierung als Ooide kann ohnehin nur über Querschnitte (konzentrische Anwachskrusten) oder Röntgendurchleuchtung erfolgen. Ich bin gespannt, was die NASA-Untersuchungen für Ergebnisse bringen.


    Gruß vom Geologen,


    Mathias

  • Vielen Dank Mathias,


    prima Erklärung. Ich bin auch gespannt was das ist, nach dem was man bisher weiß tippe ich auch auf eine wäßrige Umgebung in der die Kügelchen entstanden sind. Übrigens hat man ja schon seit den ersten Infrarot Aufnahmen den Verdacht, daß die Kügelchen einen hohen Anteil an Hämatit haben müssen. Steven Squires, der Prime Investigator (schätze, daß er veranwortlich ist für die geologischen Untersuchungen) hat heute gesagt, daß die Kügelchen eher grau aussehen, was ja zu Hämatit passen würde. Er hat ohne es werten zu können (er wußte es selbst erst seit ein paar Stunden) auch gesagt, daß das einbettende Gestein einen hohen Schwefelanteil haben soll.


    Ich finde diese geologische Sache sehr spannend. Man muß immer bedenken, daß das Alles sich auf einem andern Planeten abspielt, der völlig unberührt ist und der, dank seines langsamen "Stoffwechsels" sicher in der Lage ist, auch interessante Informationen über die Anfangszeit des Sonnensystems preiszugeben.


    Gruß Herbi

  • Hallo !


    solche Kügelchen findet man eben auf der Erde als ganz kleine Meteoriten. Ich glaube sie heißen Globule oder so ähnlich. Sie kommen ununterbrochen runter auch im Regen sind sie enthalten. Ein einfaches Experiment: ein Magnet am Regenaabfluß halten. Nach einiger Zeit sind da bestimmt welche zu entdecken. Man sollte schon mit der Lupe suchen. Wenn man ein bisschen Glück hat, findet man auf ihnen auch kleine Einschlagkrater.
    Das würde sehr gut zu den hier beobachteten Kügelchen passen. Ich weiß aber nicht wie sich, die doch sehr unterschiedliche Marsatmosphäre dabei auswirkt.
    Was meint Ihr dazu ?
    Grüsse
    Michael

  • (==&gt;)Andi, (==&gt;)Michael,


    warum kommen diese Kügelchen dann nur in dieser Tiefebene vor und nicht auf dem Rest des Mars? Oder glaubt ihr, daß nur zufällig an dieser Stelle im Schichtgestein die Kügelchen konserviert wurden? Aber dann müßte doch an irgendeinem anderen Platz (VikingI, VikingII, Pathfinder, Spirit) auch noch zumindest ein bischen was davon zu sehen sein.


    Meine Hypothese: in der Nähe des Opportunity Landeplatzes sind (glaube ich) zwei größere (erloschene?) Vulkane. Der (tiefliegende) Lavaboden wurde ein unterirdisch beheiztes Seebecken, z.B. durch von den Vulkanen auftautes Permafrostgrundwasser. In diesen See wurden immer wieder Asche und Schlacken der Vulkane eingetragen z.B. durch Wind oder Eruptionen. Der See wird daher sehr mineralstoffhaltig gewesen sein. Nach und nach ist der See ausgetrocknet. Dabei sind verschiedene Materialien in unterschiedlicher Reihenfolge kristallisiert und haben diese Schichtstruktur erzeugt.


    Wer bietet mehr?


    Gruß Herbi

  • ops. Ich glaub ich hab mich vertan: In der Nähe sind zwei Asteroidenkrater, die ich wohl versehentlich für Vulkane gehalten habe. Schätze ich muß meine Theorie, aehm, überarbeiten ...

  • Herbi: Ich biete mehr, wenn auch nicht so wissenschaftlich wie ich es gelesen habe.


    Also ich habe mal nachgeforscht und in einem Buch (Zielscheibe Erde) zufällig gelesen das es solche Kügelchen auch auf andere Planeten gibt. Daneben standen mikroskopische Aufnahmen von diesen Steinchen. Viele der abgebildeten Steinchen hatten ebenfalls eine "Delle", jedoch wurde anhand der Bilder auch die Herkunft erklärt.


    Und zwar haben sich die Kugeln nach Asteroiden- oder Meteoriten-Einschlägen geformt. Bei einem Einschlag entsteht große Hitze und eine enorme Explosion. Dabei wird Materie verflüssigt und weggesprengt. Das sieht dann aus wie bei einem Stein den man im Wasser wirft, wobei die enorme Geschwindigkeit des Asteroiden oder Kometen beim Aufprall von 20-66KM/s für die Bildung der Tröpfchen sorgt. Beim Transit durch die mehr oder weniger vorhandene Atmosphere kühlen die Tröpfchen wieder ab und "regnen" auf der Oberfläche nieder.


    Die kleinen Krater in den ebenfalls kleinen Kügelchen werden Einschläge von mikroskopischem Umweltstaub zugeschrieben.


    Gruß,


    Maurice

  • Wenn ich es richtig sehe, dann haben wir Forumsteilnehmer bisher 3 Theorien:
    -Entstehung durch Asteroideneinschlag (Andi, Michael, Maurice)
    -Agglomeration: Sandkorn als Keim, Anlagerung am Meeresufer (Mathias)
    -Segmentbildung unter hydrothermischem Einfluß (me myself)
    Damit haben wir praktisch alle Möglichkeiten gefunden, die auch die JPL/NASA Wissenschaftler für wahrscheinlich halten.


    Gemessen an dem was bisher an Gestein auf dem Mars gesichtet wurde (praktisch nur vulkanischer Ursprung) sind diese Kügelchen das Schärfste überhaupt. Es bleibt spannend.

  • Hallo zusammen!


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: dziobek</i>
    <br />


    Ein einfaches Experiment: ein Magnet am Regenaabfluß halten. Nach einiger Zeit sind da bestimmt welche zu entdecken. Man sollte schon mit der Lupe suchen.
    Grüsse
    Michael
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Da solltest Du aber, wenn denn nach einigen Stunden Wartezeit endlich mal ein magnetisches Kügelchen an Deinem Stabmagneten haftet, wohl besser auf ein Rasterelektronenmikroskop zurückgreifen (hat ja jeder im Wohnzimer[;)][:D])


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: stardust</i>
    <br />
    Steven Squires, der Prime Investigator (schätze, daß er veranwortlich ist für die geologischen Untersuchungen) hat heute gesagt, daß die Kügelchen eher grau aussehen, was ja zu Hämatit passen würde.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Sorry Herbie, aber Hämatit ist aufoxidiertes Eisen (alpha-Fe2O3), ist prinzipiell nichts anderes als Rost und besitzt daher eine rötlich-braune Färbung[;)]!


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: stardust</i>
    <br />
    -Agglomeration: Sandkorn als Keim, Anlagerung am Meeresufer (Mathias)
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Das ist <b>eine</b> der von mir vorgeschlagenen Möglichkeiten. Wie aus meinem oben stehenden posting ersichtlich, halte auch ich u.a. die Entstehung als postimpaktäre (also nach dem Impakt entstanden), und sich durch die enormen Auswurfgeschwindigkeiten rasch abkühlenden Schmelztröpfchen für möglich.


    Gruss,


    Mathias

  • Hallo Mathias,


    ich meinte irgendwo gelesen zu haben, daß Hämatit ("Blutstein") nicht nur in einer rötlichen Variante vorkommen kann, sondern auch in einer grauen Variante, der auch als Schmuckstein eine gewisse Beliebtheit hat. Und eben jene graue Variante wurde aus dem Orbit von Mars Global Surveyor genau in Meridiani Planum entdeckt. Daher soll sich dem Auge des Betrachters an der Opportunity Landestelle eine deutlich dunklere Oberfläche zeigen als z.B. an der Sprit Landestelle.


    In diesem Zusammenhang wäre noch zu erwähnen, daß die Druckspuren der Luftsäcke des Opportunity Landers rötlicher sind als die Umgebung. Eine Erklärungsmöglichkeit der NASA Leute ist, daß das an den Kügelchen liegt, die durch die Luftkissen unter den feineren und rötlicheren Sand gedrückt wurden. Auch dies deutet zumindest darauf hin, daß die Kügelchen einen gewissen Anteil an grauem Hämatit aufweisen könnten.


    Wegen der "Schmelzvariante": Ja, hab in meiner kleinen Liste vergessen dich bei der ersten Möglichkeit nochmals zu nennen, sorry.

  • Hi !


    das mit dem Rasterelektronenmikroskop stimmt nicht. Die Kügelchen die ich meine sind auch mit bloßen Auge sichtbar. Sie haben Grössen von bis zu ein paar milimetern. Ich habe selber viele davon gefunden, es ist eigentlich gar kein Problem sich davon selbst zu überzeugen :)
    Ob sie allerdings 100 % ausserirdischen Ursprungs sind???
    Diesen Tipp habe ich aus einem alten Artikel, vielleicht hat sich die Erklärung für den Ursprung dieser Kügelchen bis heute verändert.
    Es ist schon, wahr dass sie nicht nur in diesem Krater hätten vorkommen sollten. Wahrschienlicher ist es, dass es sich hier um Material handelt, welches durch Asteroideneinschlag in die Atmosphäre hinausgeschleudert wurde und dann wieder runter fiel. Vielleicht sind sie sogar durch den Impakt entstanden, der auch den Krater in dem Oppy sitzt, entstehen liess.
    Und noch etwas, genau solche Kügelchen wurden auch in der Umgebung der Tunguska Katastrophe gefunden. Man hielt sie damals für den Beweis einer Meteoritenexplosion in der Erdatmosphäre.
    Spannend !!!!!
    Grüsse
    Michael

  • Nach wochenlangem Schweigen der NASA gibt es endlich Neuigkeiten, was das Gestein an der Opportunity Landestelle angeht:


    http://www.spiegel.de/wissensc…aum/0,1518,288787,00.html


    Ab heute abend 20Uhr unserer Zeit wird unter


    http://www.nasa.gov/ram/35037main_portal.ram


    eine Pressekonferenz der NASA übertragen, in der näheres zu erfahren
    sein wird. Vielleicht erfahren wir dann auch was es mit den Kügelchen auf sich hat...

  • Die Pressekonferenz ist vorbei und wir wissen nun folgendes:


    Das Gestein, daß Opporunity gesichtet hat enthält einen so hohen Anteil an Sulfaten, daß dies nur mit der (damaligen) Gegenwart von Wasser zu erklären ist. Man nimmt an, daß der Gehalt an (wahrscheinlich) Magnesiumsulfat in dem Gestein bei über 40% liegt. Weiterhin wurde festgestellt, das im oberen Teil des freigelegten Gestein mehr Sulfate enthalten sind, als im weiter unten liegenden Gestein, in dem ein höherer Bromanteil festgestellt wurde. Dies könnte auf eine Vergangenheit deuten, in dem z.B. ein See ausgetrocknet ist, bei dem die schwerer löslichen Elemente zuerst auskristallisierten (wie z.B. Bromsalze) und später dann die Sulfate. Allerdings ist noch unklar, ob es ein stehendes Gewässer (See) oder ein fließendes Gewässer war, daß diese Gesteinsformationen gebildet hat.


    Steven Squires, der Chef der wissenschaftlichen Untersuchungen der Rover Missionen, hat zwei Szenarien aufgezeigt, wie die Gesteinsformationen entstanden sein könnten: ein See, der verdunstet ist. Oder Grundwasser, daß bestehende vulkanische Ablagerungen durch chemische Prozesse vollständig umgewandelt hat. Gegen die See-Variante spricht, daß man bisher noch kein Seebett feststellen konnte. Allerdings kann es sein, daß durch geologische Prozesse das ehemalige Seebett sehr stark verändert wurde. Letzte Gewißheit wird man mit der Rover Mission wohl noch nicht erhalten.


    Die Zusammensetzung der Kügelchen ist noch immer nicht bekannt. Man weiß inzwischen nur: sie sind grau und man nimmt an, daß sie sich in den Gesteinshohlräumen gebildet haben. In den nächsten 1-2 Wochen will man sich ganz besonders der Zusammensetzung dieser Kügelchen widmen. Danach wird man versuchen den nächsten größeren Krater (Durchmesser ca. 160m) zu erreichen, weil der tiefer ist und man hofft dort auf ältere Gesteinsschichten zu treffen, die vielleicht einen Anhaltspunkt geben, wie alt die Gesteinsformation ist bzw. wie hoch die Wassersäule des (möglichen) Sees war.


    Anhand dieser Ergebnisse werden zwei neue Missionen geplant:
    - ein Satellit, der speziell nach alten Seebetten und Grundwasser-Quellgebieten Ausschau halten soll
    - ein Lander, bei dem ein Rover Material einsammelt, daß in einer Rakete wieder zur Erde zurückgeschickt wird. Da jetzt zumindest für eine Stelle des Mars mit einer Ausdehung von Oklahoma (Meridiani Planum, Opportunity Landestelle) die längerfristige Anwesenheit von Wasser angenommen werden darf, kann nicht mehr ausgeschlossen werden, daß dort evtl. Lebensräume vorhanden waren. In Anbetracht etwaiger bemannter Missionen ist es jetzt natürlich notwendig zu untersuchen, ob auf dem Mars Leben existiert bzw. existiert hat.


    Gruß
    Herbi

  • OK. Das Geheimnis um "das Zeug auf den Opportunity Bildern" ist gelüftet.


    In der heutigen NASA Pressekonferenz wurde neben Informationen über den weiteren Fortgang der beiden MER Missionen auch ausführlich über die mittlerweise gesicherten Erkenntnisse was die Kügelchen angeht eingegangen.


    Also: Die Kügelchen bestehen im wesentlichen aus Hämatit. Genauer aus grauem Hämatit. Dies hat eine Vergleichsmessung mit dem Mössbauer Spektrometer zwischen einer Stelle mit einer Anhäufung von Kügelchen und einer direkt daneben liegenden Stelle ohne die Kügelchen ergeben. Was bisher bloße Hypothese war ist jetzt gesichert.


    Auch zur Entstehungsgeschichte der Kügelchen haben die Forscher sich Gedanken gemacht. Die Kügelchen entstammen definitiv aus dem bereits zuvor eingehend untersuchten Grundgestein. Dabei konnte ausgeschlossen werden, daß es ich bei den Kügelchen um Lapilli oder bei Meteoriteneinschlag entstandenes Schmelzgestein handelt. In beiden Fällen hätten erhöhte Konzentrationen von Kügelchen entlang einzelner Sedimentschichten im Gestein beobachtet werden müssen, was jedoch nicht der Fall ist. Stattdessen tauchen die Kügelchen gleichmäßig verteilt im Gestein auf. Teilweise "wächst" das Grundgestein auch regelrecht in die Kügelchen, etwas, was bei Lapilli oder Schmelzkügelchen nicht der Fall wäre. Die Größenverteilung der Kügelchen bestätigt die Beobachtungen: die Größenverteilung variiert nicht sehr stark. Bei Lapilli oder Schmelzkügelchen wären wesentlich größere Größenunterschiede zu erwarten. Auf einem der mikroskopischen Fotos ist auch ein Kügelchen zu erkennen, daß gar keines ist: Es sind stattdessen 3 zusammengewachsene fest miteinander verbundene Kügelchen, eine Form, die bei Lapilli oder Schmelzkügelchen nicht vorkommt.


    Aus den Beobachtungen kann man nun sicher schließen, daß die Kügelchen durch Ablagerung bzw. Kristallisation entstanden sind. Weiterhin weiß man, daß mineralhaltiges Grundwasser, d.h. Wasser in flüssiger Form, daß mit dem Sedimentgestein interagierte notwendig war, um derartige Kügelchen zu bilden. Man geht anhand der Mössbauer Messungen und der grauen Farbeigenschaft der Kügelchen davon aus, daß die Größe der Hämatitkristalle einige Mikrometer beträgt. Die Kügelchen bestehen also aus einer Vielzahl kleiner Hämatitkristalle, die sich offenbar von einem Keim ausgehend nach und nach gebildet haben. Ob noch weitere chemische Verbindungen in den Kügelchen eine Rolle spielen ist bisher noch nicht klar, weil die Messungen hierzu keine Aussage zulassen.


    Die aus dem Weltraum beobachtete Häamatit-Fläche hat in etwa die Größe von Oklahoma. Man geht von der Hypothese aus, daß diese ganze Fläche mit eben diesen Hämatit Kügelchen bedeckt ist, will dies aber noch überprüfen, indem der Opportunity Rover geht aus seinem Krater entlassen wird und zum nächsten Krater (ca. 800m entfernt) geschickt wird. Auf dem Weg dorthin überprüft er die Hypothese. Dies erlaubt dann weitere Rückschlüsse: da die Hämatit Kügelchen sich im Gestein gebildet haben muß das Gestein an der Oberfläche für eine Dicke von einigen 10cm wegerodiert sein, die harten, widerstandsfähigen Hämatit-Kügelchen jedoch sind noch übrig.


    Die Wissenschaftler glauben auch, daß Sie im weiteren Verlauf der Opportunity Mission klären können, ob die Gesteinsbildung ausschließlich durch Grundwasser oder auch durch ein stehendes Oberflächengewässer zu erklären ist, indem die Schichtstruktur des untersuchten Schichtgesteins genauer rekonstruiert wird.


    Gruß
    Herbi


    PS: "and the winner is ...."

  • Hallöle,


    Grundwasser hat aber nichts mit hydrothermaler Aktivität zu tun[:)][:)]!!


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: stardust</i>
    [PS: "and the winner is ...."
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Nicht, dass ich mich hier geschlagen geben wollte, ist halt Anfaänger-Glück[;)]! Lass uns gemeinsam vor einem X-Meter-Profil aus dem Kambrium oder sonstwas stehen, und dann......


    ... and the winner is........[:D][:D][:D][:D][:D][:D][:D][:D][:D][:D][:D][:D][:D][:D]


    Aufrecht stehende Grüsse,


    Mathias

  • (==&gt;)Mathias: Hab ja nicht gesagt wer der Gewinner ist. Natürlich gedacht [8D]. Aber nicht gesagt [:)][;)]


    Auf jeden Fall kann Geologie ziemlich spannend sein!


    Gruß Heribert

  • Hi zusammen,


    ich sehe ich war mit meiner Mars-Mission zu spät. Ihr habt das Geheimnis um die Kugeln schon so gut wie gelüftet.


    Trotzdem möchte ich euch hier ein paar Fotos zeigen die ich vor ein paar Tagen auf dem Mars gemacht habe. Ich war alledings besser als die NASA - habe größere Kugeln gefunden :)
    Seht selbst:





    Und hier nochmal ein paar schöne Stücke die ich mit gebracht habe :)


    ob ich da mal eine aufschneiden und anpolieren soll? meint ihr man würde solche Strukturen finden wie sie Mathis beschreibt....


    Viele Grüße
    Raphael

  • Hi Raphael,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Raphael</i>
    <br />


    ob ich da mal eine aufschneiden und anpolieren soll? meint ihr man würde solche Strukturen finden wie sie Mathis beschreibt....


    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">



    Wenn Dir der "Dreck" die Mühe wert ist, nur zu[;)]! Falls das auf dem unteren Foto allerdings eine ausgewachsene Männerhand ist, denke ich, dass die Teile für Oolithe ein bisserl zu groß sind. Bei dieser Größe würde ich eher auf sphärisch kristallisierte Salzaggregate (Evaporite) tippen. Von welcher Küste stammen die Dinger denn?


    Gruss,


    Mathias

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