Hallo Leute,
nachdem ich letzten Sonntag doch noch zum Beobachten gekommen bin: auch von mir wieder einmal ein Bericht ...
Ort des Geschehens: Die Hohe Dirn, gelegen im schönen Ennstal in Oberösterreich (bin grad auf Heimaturlaub). Die Bedingungen sind - trotz Durchzugs von Zirren untertags - recht gut; anfangs stört zwar noch der bei Antares stehende Mond, die Milchstraße ist aber trotzdem schon wunderbar strukturiert bis zum Südhorizont erkennbar. Ab 00:30 ist der Himmel dann endgültig dunkel, mit einer ZLM, die zwar nicht ganz an hochalpine Verhältnisse heranreicht, aber trotzdem im Bereich von 6m,5 oder besser liegt. Ab 01:30 kommt es dann allerdings zum Aufzug von Wolken, was den Himmelstod kurz nach 02:00 zur Folge hat. Seeing: vor 01:00 sehr, sehr gut (sogar im Schild noch im Bogensekundenbereich!), danach in etwa 2-3", möglicherweise aufgrund der heranziehenden Bewölkung.
Eine kurze Bemerkung noch zum Beobachtungsplatz: Obgleich nur etwa 15 km Luftlinie vom Flachland entfernt, ist die Gegend aufgrund der praktisch nicht existenten Lichtverschmutzung Richtung S hervorragend für astronomische Beobachtungen geeignet. Nur so viel: Richtung S-SE waren die heranziehenden Wolken dunkler als der Himmelshintergrund ... sieht man auch nicht alle Tage.
Nun aber zu den Objekten:
Erstes Ziel - ein paar PN im Adler. Angefangen wird bei <b>NGC 6852</b> knapp 2° ENE des Cepheiden eta Aquilae. Trotz des noch aufgehellten Himmels erscheint er in meinem 10" Starfinder schon ohne Filter als blasser Fleck; am besten ist der Eindruck bei 175x plus OIII-Filter, wo der PN deutlich als rundliche, recht große Scheibe erkennbar ist.
Nach einem Kurzbesuch bei den Sternhaufen/-mustern <b>Collinder 401</b> und <b>NGC 6828</b> ( die beide auf der nach oben offenen Schas-Skala im oberen Bereich anzusiedeln sind ... ) und einem gescheiterten Versuch, <b>PK 44-9.1 = Abell 64</b> habhaft zu werden (nix zu sehen bei allen Filtern und Vergrößerungen; allerdings kein Wunder - das Teil ist eine Galaxie mit 3000 km/s Fluchtgeschwindigkeit... GRRRRRR) gehts weiter zu <b>NGC 6807</b>. Klein aber fein - Zwar ist der PN mehr als winzig, allerdings auch sehr flächenhell und mit OIII-Filterblink leicht zu verifizieren. Mehr noch: dank des guten Seeings ist sogar sein nur 2" durchmessendes Scheibchen bei 235x überraschend deutlich auszumachen.
'Flächenhell' und 'überraschend deutlich' sind zwei Attribute, die auf die nächsten beiden Objekte aber sowas von gar nicht zutreffen ... immerhin ist aber <b>PK 44-5.1</b> mit UHC + indirektem Sehen als sehr schwaches Scheibchen sichtbar, und auch <b>PK 43-3.1</b> zeigt sich mir - allerdings erst mit dem OIII und dann auch nur blickweise. Letzterer steht übrigens buchstäblich am Rande des Nirgendwo, nämlich gerade östlich der Dunkelwolke <b>Barnard 330</b>. Die schaut so aus, wie eine Dunkelwolke ausschauen soll, nämlich finster und praktisch sternfrei. Cooler Anblick bei 45x.
Abschluss und Highlight meines kurzen PN-Trips im Adler: <b>NGC 6781</b> knapp südlich oben genannter Dunkelwolke. Schon auf den ersten Blick sichtbar, erwartet mich eine große, blasse, rundliche, vielleicht etwas N-S elongierte Scheibe, deren südlicher Teil bei genauerer Betrachtung eine sichelförmige Aufhellung aufweist. Ein deutliches Loch in der Mitte (so wie beim artverwandten Ringnebel) erschließt sich mir allerdings höchstens andeutungsweise.
Mittlerweile ist der Mond untergegangen, die Milchstrasse hell und strukturiert, und mich gelüstets nach Sternhaufen und Emissionsnebeln. Eine hervorragende Region, um solche zu finden, ist der Bereich der Schildwolke, also ab zu gamma Scuti, kurz über den unscheinbaren Dolidze 28 drübergehopst, und schon zoome ich mich über M 17 an den <b>Adlernebel M 16</b> heran. Schön wie immer, vor allem bei 45x + OIII ein super Anblick; im Gegenatz zu meiner letzten Beobachtung vom Col des Mosses aus bleiben die 'Pillars of creation' lediglich ein dunkler, formloser Fleck ohne weitere fassbare Strukturen.
Weiter gehts Richtung Nordwesten zum Sternhaufen <b>Harvard 19</b>. Dieser fristet ob der prominenten Umgebung klarerweise eher ein Mauerblümchendasein - zu Unrecht allerdings, ist der Haufen doch schon bei 75x als hübscher, halb aufgelöster Nebelfleck zu erkennen. Bei 175x sind hingegen bereits mehr als 1 Dutzend Sterne auf leicht nebligem Untergrund zu erkennen.
Nördlich von H 19 steht mit <b>NGC 6604</b> ein weiteres relativ unbekanntes, dennoch lohnenswertes Ziel. Im Gegensatz zu H 19 steht dieser jedoch noch neben einer HII-Region sondern mitten drinnen ... nämlich in <b>Sharpless 54</b>. Der hellste Teil des Emissionsnebels knapp 30'N von NGC 6604 ist dabei schon ohne Filter, noch besser aber mit UHC/OIII als diffuser, vergleichsweise heller Nebelfleck zu beobachten. Wie nachträgliches Nachgucken auf der Emission Line Survey of the Milky Way gezeigt hat, sollten zudem weitere Nebelteile im OIII beobachtbar sein. Muss ich noch mal hin ...
Ein weiteres Beispiel in der Kategorie übersehener Haufen ist <b>NGC 6631</b> im Schild. Ähnlich H 19 erscheint er als grieseliger Nebelfleck bei 75x und zeigt bei 175x etwa 15-20 Sterne, von denen sich der Großteil entlang einer länglichen, NW-SE orientierten Struktur anordnen. Etwas schwächer, aber auch gut beobachtbar, ist der nahegelegene und erst kürzlich entdeckte Haufen <b>Bica 4</b>, der Nebelfleck mit halb aufgelöstem zentralem 'Balken' sichtbar ist. Unweit davon: <b>NGC 6639</b>, ein relativ lockerer, voll aufgelöster Haufen aus Sternen ab 12m. Versuche noch, irgendwelche Figuren in die Sternanordnung hineinzuinterpretieren, allerdings schafft es mein Hirn nicht mehr, mehr als eine unregelmäßige fünfeckige Form auszumachen.
Für meinen Geschmack könnte es in dieser Tonart weitergehen, allerdings werden die Bedingungen speziell Richtung Süden und Westen nun zusehends schlechter, weshalb ich mich noch an zwei PNe versuche (<b>PK 18-2.1</b> - nicht gesehen, <b>PK 19-2.1</b> - bei 235x+OIII sichtbar, nicht allzuschwierig) und dann einen finalen Schwenk in den Schwan mache. Dort gehts - nach einem Kurzbesuch bei der Galaxie NGC 7116 (als diffuser Fleck sichtbar) sowie der stellar erscheinenden UGC 11762 (kompakte Galaxie oder Stern + Galaxie??) - zu <b>PK 81-14.1 = Abell 78</b>, dem letzten Highlight des heutigen Abends. Der PN ist schwach, aber doch ganz gut als rundliche, strukturlose Scheibe um Stern 14m auszumachen; der beste Anblick ergibt sich dabei bei 75x+OIII. Nettes Teil!
Mehr geht allerdings nicht mehr - der Himmel füllt sich mehr und mehr mit Wolken, und eine gewisse Müdigkeit macht sich ebenfalls bemerkbar ... packe deshalb zusammen, warte noch ein paar Perseiden ab, und dann gehts ab, der Heimat entgegen.
In diesem Sinne: CS!
Matthias