Firstlight mit dem 18"

  • Lang hat's gedauert, nu isser endlich einsatzbereit: mein 18" f/4,3 Gitterrohrdobson!


    Seit dem Baubeginn Anfang 2005 hat es anscheinend eine ziemliche 18"-Schwemme gegeben. War ein 18" Dobson vor dreieinhalb Jahren noch ziemlich selten, ist es heute anscheinend schon beinahe eine Standardgröße.


    Über Konstruktion, Bau und technische Details werde ich an anderer Stelle berichten, hier erst mal die Eindrücke vom First Light:


    Am Dienstag kam der Spiegel vom Beschichten zurück. Das Teleskop war bereits fertig, der Himmel sollte nachts klar werden. Ich war begierig aufs Firstlight, also gab es kein Halten mehr[:p]!


    Abends ging es erst mal zum Münchener Spiegelschleifertreffen. Gegen 23:30 Uhr baute ich das neue Teleskop dann bei Cristoph an seiner Stationären Astrohütte auf. Außer mir waren noch Christoph und Gabi sowie später ein weiterer Bekannter dabei.
    Der Standort liegt nur ca. 20 km südlich vom Münchner Stadtzentrum, dafür sind die Bedingungen erstaunlich gut. Der Nordhimmel ist natürlich kaum nutzbar.


    Den Spiegel mußte ich noch an Ort und Stelle ins Teleskop einbauen. Den Aufbau hatte ich bereits ein paarmal geübt, so ging alles recht flott. Das Teleskop kat einen Rigel-Peilsucher. Erstmals kam auch mein 4" f/4,3 Newton als Sucher zum Einsatz. Mit einem 24,5 mm Meade SWA hat er immerhin 3,6° Gesichtsfeld.
    Das Gesamtgewicht von unter 27 kg erlaubt noch das Tragen im zusammengebauten Zustand. Allerdings trage ich den Tubus und den Unterbau aus praktischen Gründen separat.





    Beim Kollimieren an Polaris zeigte sich, daß der Spiegel durch die Lagerung im PKW noch ziemlich warm war. Bei dem dünnen Spiegel und der offenen Box sollte sich das Problem aber ziemlich schnell erledigen.


    Die Hauptspiegel-Kollimierschrauben sind von vorn zugänglich. Mit Hilfe einer 1m-Verlängerung kann ich das Teleskop am Stern kollimieren und gleichzeitig durch das Okular schauen - optimal!
    Ansonsten zeigte der Spiegel, wie schon zuvor beim unbelegten Sterntest, keine signifikanten Schwächen. Wür eine genauere Beurteilung ist aber ruhigere Luft und ein perfekt ausgekühlter Spiegel nötig.


    Für Leistungstests und spezielle Beobachtungsprogramme ist später noch Zeit, erst mal war Genußspechteln angesagt an Objekten, die wir auswendig einstellen konnten, und Sammeln von Erfahrungen, ob man bei der Handhabung noch was verbessern kann.


    An Okularen setzte ich ein:


    Okular Vergr. AP Gf ca.
    TS-WA32 62x 7,4 mm 1,04°
    13mm Nagler 153x 3,0 mm 0,48°
    9mm Nagler 221x 2,1 mm 0,33°
    7mm Nagler 284x 1,6 mm 0,19°
    5mm Radian 397x 1,2 mm 0,15°


    Wie man sieht, bin ich bei den längeren Brennweiten nicht wirklich gut ausgerüstet. Das TS-WA32 versagt bei f/4,3 ziemlich kläglich und taugt nur noch zum Aufsuchen, außerdem ist die AP mit 7,4 mm bereits zu groß, meine maximale EP ist ca. 6 mm und die Lichtverschmutzung macht aus dem Nachthimmel eine graue Fläche.
    Ich werde also im Bereich 20-27 mm noch kräftig investieren müssen.


    Die Naglers und das Radian haben mit f/4,3 überhaupt keine Probleme.


    Für sehr hohe Vergrößerungen kann ich auch noch auf andere Brennweiten
    zurückgreifen, falls die Luft mal extrem ruhig ist.
    Mit 4er Planetary HR hätte ich 496x, mit 2,5er 794x Vergrößerung.


    Was ich mitzubringen vergessen habe, war die "höhenverstellbare Fußbank" nach System Birkmaier. Für mich geht's zenitnah auf Zehenspitzen, die anderen Mitspechtler stellten sich behelfsweise auf einen vor Ort vorhandenen Hocker.


    Die Wetterbedingungen waren nicht perfekt, aber ok: ca. 17°C und windstill, fast 100% Luftfeuchte, Transparenz mäßig, Seeing erträglich. Einige Wolkenschleier zogen durch.
    Während des Beobachtens haben wir keine Notizen gemacht, dies hier ist also ein unvollständiges Gedächtnisprotokoll:


    M51:
    mit 13 mm schon viele Strukturen sichtbar, Spiralarme deutlich, das Bild leidet unter der Himmelsaufhellung.


    M101:
    Zentralgebiet und viele Knoten sichtbar, auch hier wird der Spaß vom aufgehellten Himmel begrenzt.


    M11:
    Ein feiner Sternhaufen, der einzelne hellere Stern leuchtet extrem hell heraus.


    M13:
    Eine Pracht! Im 9er Nagler füllt er das Bildfeld komplett mit Sternen, bis in den Zentralbereich aufgelöst.
    Im 4" Sucher war er nur ein matter Lichtfleck...


    M27:
    Bereits im Übersichtsokular groß und fett, hell und deutlich. Im 9er Nagler sind viele Sterne im Nebel eigebettet zu sehen.


    M57:
    Deutlich mehr Nuancen als im kleineren Teleskop, vor allem der Ring zeigt mehr Abstufungen und Struktur. Ab 9er Nagler ist blickweise der Zentralstern auszumachen.
    Die IC1296 Galaxie in der Nähe konnten wir leider nicht eindeutig finden, das versuche ich noch mal mit genauer Aufsuchkarte.


    Cirrus-Nebel:
    Ohne Filter im 32er leicht zu sehen. Mit OIII-Filter schon deutlich filamentartig fein strukturiert.


    M31:
    Wegen der Münchner Lichtglocke war nur ausgedehnter Lichtmatsch zu sehen, keine Staubbänder. Die muß ich unbedingt mal aus den Alpen beobachten!


    M15:
    Ein weiterer schöner Kugelsternhaufen, mit ganz anderer Charakteristik als M13. M15 hat einen sehr dichten und hellen Zentralbereich. In diesem Teleskop kann man aber selbst den bei hohen Vergrößerungen sehr schön auflösen.


    Jupiter:
    5er Radian: Nun war der Hauptspiegel definitiv komplett ausgekühlt. Trotz nur ca. 15° Höhe über dem Horizont mit entsprechendem Gewaber waren viele Details zu erkennen, die Hauptbänder z.B. sehr deutlich strukturiert. Die Monde erschienen bereits deutlich flächig und unterschiedlich groß. Wie viele Details wird man erst bei gutem Seeing und zenitnah sehen können!


    Die feuchte Luft forderte nun Tribut: Nach dem Fangspiegel und dem Okular des Suchers taute langsam auch der Fangspiegel zu.
    Mittlerweile war es auch schon nach 2:00 Uhr morgens, und ich mußte leider am nächsten Tag zur Arbeit. Also war Einpacken angesagt.
    Erfreulicherweise paßt die Rockerbox mit Spiegelbox und Hut sogar noch auf die Rücksitzbank meines Opel Corsa. Man könnte mit bis zu 3 Personen zum Beobachten fahren. Sehr schön!


    Hier noch ein paar "atmosphärische Eindrücke":











    Fazit:


    Gelungenes Firstlight, das Teleskop funktioniert prima. Ein paar Verbesserungen sind noch nötig. Eine Fangspiegelheizung ist fest eingeplant, ebenso eine EQ-Plattform. Ich denke über einen Volltubus-Sucher nach, um die Zutau-Wahrscheinlichkeit zu verringern.


    Bei der Beobachtungs-Vorbereitung werde ich nun öfter auf Ausdrucke von Sky-Surveys zurückgreifen müssen, oder mein Cartes du Ciel mit einem Sternkatalog mit mindestens 15m Grenzgröße frisieren.


    Mein neues Teleskop sammelt doppelt so viel Licht wie das vorige, also werde ich sicher doppelt so viel über Lichtverschmutzung fluchen wie bisher[:(!].


    Soweit schon beurteilbar, ist das Potenzial dieses Teleskops sehr gut und ich werde sicher lange Freude daran haben.
    Ich freue mich schon auf die erste Beobachtungsnacht unter richtig guten Bedingungen! Mein bisheriges "Arbeitspferd" mit 12" f/5,1 wird nun deutlich seltener im Einsatz sein.


    Gruß,
    Martin

  • Hallo Martin,


    Schön zu hören das er fertig ist! Anfang vor 3 Jahre, da haben Sie richtig viel Geduld gehabt[:D]. Ich kann mich vorstellen das Sie glücklich sind. Viele Glückwünsche auf jeden Fall!


    Ich bin neugierig die technische Details zu hören und Bilder vom Bau zu sehen, bitte warte nicht zu lange damit?


    Wie Sie
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Die Hauptspiegel-Kollimierschrauben sind von vorn zugänglich. Mit Hilfe einer 1m-Verlängerung kann ich das Teleskop am Stern kollimieren und gleichzeitig durch das Okular schauen - optimal!<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    gemacht haben wurde mich auch interessieren[:D].



    Klare Nächte,
    Chris Verstuyft

  • Hallo Namesvetter,


    auch von mir Glückwunsch zum neuen Teleskop. Firstlight am selben Tag an dem der Spiegel vom Beschichten kommt ist natürlich Schick! Bei meinem 14er erfolgte das Firstlight ziemlich auf Etappen: erst ohne Streulichtschutz (praktisch untauglich mit flachem Hut), beim nächsten Versuch Fangspiegel sofort zugefroren, dann war es mal ziemlich diesig.... naja.


    Vielleicht gibt es mal eine Gelegenheit, 14" und 18" nebeneinander unter den Nachthimmel zu stellen. Letzteres wäre nämlich eine Größe, die mich in ein paar Jahren auch noch reizen könnte...


    Gruß,
    Martin

  • Aloha Martin,


    war schon ein tolles first light, auch an dieser Stelle nochmal Glückwunsch zum gelungenen, federleichten 18Zöller. Sauber durchdacht und gute Detaillösungen. Ganz toll war die Sichtung des Zentralsternes von M57, den habe ich nämlich schon lange nicht mehr gesehen, auch in vergleichbar großen Klampfern. Dabei war der Himmel nur mittelmäßig mit Cirren und Dunst. Der M51 war nur unwesentlich besser, wie einige Tage zuvor mit meinem 13Zöller am gleichen Ort. Bei diesen Bedingungen schlägt die Nähe der Großstadt bei flächigen Objekten doch deutlich ins Gewicht. Erwähnenswert war auch NGC 6700, unweit von M57, von mir nur die Klappstuhlgalaxis genannt, wegen der Leitsternkonfiguration. Im 13Zöller nur ein schwacher Fleck, hier im nigelnagelneuen 18er regelrecht auffällig und deutlich elongiert. Sehr schön [^]. Ich habe auch gern mit meinem megarobusten, unverwüstlichen, für Halblinge und sonstige Spechtelzwerge geeigneten Hocker mit geschweißtem Stahlgestell ausgeholfen [8D].
    Ich mußte am nächsten Morgen erheblich früher als sonst zur Arbeit (seufz) und räumte das Feld schon nach M13, deshalb und wegen der mäßigen Bedingungen war auch zum Vergleich der 13er nicht in Betrieb, ich habe ja nichtmal eine Stunde mitgespechtelt. War aber dennoch toll. Ich freue mich schon auf die nächste Session mit dem 18er.


    Gruß und CDS


    Haley

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