Wissenschaft, Spekulation und Verschwörungstheorie

  • "Unser Forum bietet allen Interessierten einen freien Informationsaustausch zur Astronomie und angrenzenden Wissensbereichen aus Naturwissenschaft und Technik" heißt es in der Präambel der Nutzungsbedingungen des Astrotreffs . Für alles, was nicht so recht darunter fällt aber dennoch von Interesse für die Forengemeinde sein könnte, haben wir die Kategorien Allgemeine und themenfremde Diskussionen und Seltsames und Kurioses. Wo genau aber enden Astronomie und angrenzende Wissensbereiche? Für Astrologie fühlt sich der Astrotreff verständlicherweise nicht mehr zuständig, soviel sollte klar sein. Er ist auch keine Selbsthilfegruppe für Opfer von angeblichen Alien-Entführungen oder Sammelstelle für Science Fiction. Aber sonst? Wie steht es zum Beispiel mit religiösen und/oder philosophischen Fragestellungen mit Bezug auf Astrophysik und Kosmologie? Die Übergänge sind fließend, und deshalb gilt zunächst einmal: Das Forum ist offen auch für solche Themen.


    Wenn man aber hier im Astrotreff ein "grenzwertiges" Thema zur Sprache bringt - egal ob nun die Frage nach dem Ursprung des Universums gestellt wird oder ob hinter der Mondlandung nicht doch eine Verschwörung der Amerikaner steckt - man sollte sich immer darüber im Klaren sein, das solche Themen polarisieren und dementsprechend ein recht starkes Konfliktpotential haben. Daher gilt, und zwar auch für all diejenigen, die sich dann im weiteren Verlauf an der Diskussion beteiligen, daß man sich http://www.astrotreff.de/policy.asp#07.%20Netikette noch einmal explizit verinnerlichen sollte.
    Solche Themen sind manchmal eine Gratwanderung, und es ist an uns allen darauf zu achten, daß sie nicht ins Lächerliche umschlagen, zum Beispiel von einer Diskussion über mögliches Leben auf anderen Planeten hin zu fliegenden Untertassen und Area 51.


    Man liest auch immer mal wieder hier im Astrotreff Schlagzeilen wie zum Beispiel "Einstein widerlegt" unter denen Hobby-Physiker ihre Ideen und Theorien präsentieren möchten. Der Fortschritt in den Naturwissenschaften lebt von neuen Denkansätzen, nur sollten solche Überlegungen Hand und Fuß haben, also eine solide Basis aus mathematisch-physikalischen Grundlagen. Und hier fangen die Probleme dann an, denn während einem Einfälle ja sprichwörtlich im Schlaf kommen können, ist es für den Laien-Wissenschaftler oft nicht mehr so einfach, die Physik, die hinter ihrem Konzept steht, nachzuvollziehen. Aktuelle wissenschaftliche Forschung kann hoch komplex sein und erfordert oft Vorkenntnisse und Erfahrungen, die nur das dazugehörige Studium plus tägliche Arbeit in der Forschung liefert. So schleichen sich dann leicht Irrtümer ein, die einem Profi schnell auffallen.
    Soweit so gut. Doch was tun, wenn der Amateur-Physiker sich von aufgedeckten Widersprüchen nicht überzeugen läßt und auf der Richtigkeit seiner Theorie beharrt? Der Profi darf sich dann schnell vorwerfen lassen, daß seine Denkweise zu sehr in festen Bahnen läuft, zu sehr geprägt ist von dem Respekt vor großen Namen und dem was man im Studium "als Tatsache" gelernt hat. Natürlich hat der studierte Astronom, Physiker, Chemiker etc. bei allgemein akzeptierten Theorien und Gesetzmäßigkeiten festeren Boden unter den Füßen als auf dem unbekannten Terrain neuer Ansätze. Ihm aber deshalb Ignoranz und Beschränktheit vorzuwerfen, zeigt, daß man ganz grundsätzlich die Arbeitsweise in der Naturwissenschaft nicht verstanden hat. Physiker nutzen Theorien und Gesetzmäßigkeiten (basierend auf der hohen Kunst der Mathematik...), um vorhandene Beobachtungen zu erklären und die Ergebnisse zukünftiger Experimente vorherzusagen. Schlägt das fehl, so bedeutet dies, daß der entsprechende Ansatz widerlegt wurde und verworfen werden muß oder zumindest eine "Nachbesserung" erforderlich ist. Andersherum gibt es aber keine Möglichkeit, eine Theorie endgültig zu beweisen. Bei all dem muß man außerdem Vorsicht walten lassen, denn der Gültigkeitsbereich praktisch jeder Theorie ist begrenzt - eine der größten Stolperfallen bei neuen Ideen und Ansätzen ist es, die Grenzen der Anwendbarkeit zu bestimmen.


    Auch wenn der Hobby-Wissenschaftler ein kluger Kopf ist, muß er sich dann ein simples "Schuster, bleib bei deinen Leisten" gefallen lassen, wenn er damit überfordert ist. Denn sonst hinterläßt die Einstellung, daß man selber dazu auserkoren ist, die gesicherten Erkenntnisse etablierter Fachleute vom Thron zu stürzen, selten mehr als den Eindruck einer Neigung zur Selbstdarstellung. In diesem Sinne sollte man die Worte Cuno Hoffmeisters verinnerlichen, der sich vor seinem Studium als Autodidakt erste Kenntnisse in der Astronomie aneignete und sich Zeit seines Lebens für die Popularisierung der Astronomie und die Mitarbeit von Amateurastronomen an aktueller Forschung einsetzte, dabei aber auch ihre begrenzten Möglichkeiten sah:
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Euch ihr zahlreichen Amateure gebe ich den Rat: Habt Verständnis für die Aufgaben und die Stellung des Fachmannes, und denkt nicht etwa, daß ihr perfekte Astronomen seid, wenn ihr einige Bücher gelesen habt und ein Spezialgebiet beherrscht! (Die Sterne, <b>24</b>, S. 4, 1948)<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">

  • Hi Caro,


    vieles von dem, was du schreibst, kann ich nachvollziehen. Aber ich finde, dass in deinem Beitrag, vielleicht unbewusst, ein Gegensatz beschrieben wird, der nicht existiert.


    Auf der einen Seite die Profis und auf der anderen Seite die Amateure, die von aufgedeckten Widersprüchen überzeugt werden müssen (von mir überspitzt formuliert)? Ich glaube, dass es gerade in diesem Forum sehr viele Amateur-Wissenschaftler (im besten Sinne des Wortes) gibt, die sehr wohl wissen, von was sie reden. Die auch für die Profis dann und wann in die Bresche springen können, wenn sich irgendein neuer "von Däniken" wieder irgendeinen Mist ausgedacht hat.


    In diesem Sinne kann ich deinem Beitrag NICHT voll zustimmen.


    Gruß
    Karl

  • Hallo Karl,


    ich denke nicht, dass in Frage gestellt werden sollte, dass es auch Amateure gibt, die wissen, wovon sie reden. Vielmehr gibt es ja manchmal Leute, die wilde Theorien aufstellen und sich selbst von anerkannten Fachleuten nicht überzeugen lassen, dass das, was sie verzapft haben Unsinn ist, selbst dann nicht, wenn eine dezidierte Begründung geliefert wird. Solchen Leuten begenet man nach erfolgter Widerlegung am besten mit Ignoranz. Dadurch werden unnötig lange Threads über dubiose Aussagen oder Theorien vermieden.


    Grüße
    Thomas

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