Irisblende beim Refraktor..

  • Moin,


    ich habe neulich eine interessante Mail bekommen - nochmals danke dafür.
    Hierbei wird von Einsatz einer Irisblende berichtet, die allerdings am OAZ eingesetzt wird.
    Die Irisblenden beim Newton zur Unterdrückung von Streulicht ist ja z. B. von Ullis Reisedob bekannt und nachvollziehbar.


    Allerdings verstehe ich deren Effekt am Refraktor und vor allem hinten am OAZ nicht.
    Das Streulicht bekomme ich damit nicht weg und die chromatische Abberation auch nicht, da sie ja nicht nur am Rand des Strahlenbündels auftritt, sondern eigentlich kreuz und quer durch das Strahlenbündel geht.


    Nachfolgend Auszüge aus der Mail - Genehmigung zur Veröffentlichung liegt vor:


    <font color="orange">Vor einiger Zeit gab es eine Diskussion in Astronomie.de wo man eine
    Irisblende zur Kontraststeuerung einsetzen sollte. Das einhellige
    Ergebnis aller Experten war, daß dies nur vor dem Objektiv erfolgen
    sollte. Ich fand das allein aus Gründen der Bequemlichkeit schade und
    habe mich versuchsweise anders entschieden. Die Überraschung ist
    schon
    groß: am Mars ist das Teil der Unterschied zwischen Sehen und nicht
    Sehen, d.h. nur bei leicht gechlossener Blende ist auf dem Mars das
    Landkärtchen zu sehen (TS127/1200 FH). Der Refraktor ist übrigens ist
    jetzt perfekt kollimiert, auch seit mir ein Freund noch drei
    Madenschrauben zur Feinjustage in den Okularauszug eingesetzt hat.


    Bei M 76 gab der Nebel bei leicht geschlossener Blende Details frei,
    die ich noch nie gesehen hatte (TS 127/1200): da war eine leuchtende
    Spitze und ein teilweise umlaufender, leuchtender Rand. Ich hatte
    davon zwar bisher gelesen aber das selbst nie im eigenen Gerät
    gesehen. NGC 891 - sonst eher von der Kategorie "da is was" - hob
    sich geisterhaft vom Untergrund ab. Bei NGC 253 derselbe Effekt, nur
    stärker und es traten leuchtende Punkte in der Galaxie in
    Erscheinung, die möglicherweise Gaszentren in der Galaxie sind.


    Bei Holmes im Celestron 140/500 Schmidt-Newton bringt die leicht
    geschlossene Blende eine klare Trennung vom sonst aufgehellten
    Stadthimmel.


    Ich bin begeistert, wie ein so einfaches Teil die Ausbeute von
    einfachen Teleskopen deutlich steigert.


    UND WEITER:
    Bei deep-sky treten Objekte wie NGC 891 oder M 76 deutlicher gegenüber dem schön schwarz abgedunkelten Untergrund hervor. Bei M 76 konnte ich erstmals leuchtende Partien und den leicht glimmenden Rand sehen, von denen ich bislang nur gelesen hatte.
    Bei Mars ist die leicht geschlossenen Blende der Unterschied zwischen "Sehen" und "Nicht Sehen". Die Irisblende deckt dabei den Bereich ab, den man mit Graufiltern nicht überbrücken kann. Nach meiner Kenntnis gibt es keine Grau/ND-Filter mit einer Transmission von mehr als 50 % und genau in diesem Bereich werden die Details durch leichtes Abdunkeln sichtbar. Die Irisblende kann dies stufenlos. Der drehbare zweiteilige Polfilter hat bei mir nie funktioniert. Allein schon der Qualitätsverlust durch zwei offenbar doch nicht ausreichend hochwertige Gläser war ernüchternd.
    Am Mond konnte ich keinen Verlust an Auflösung feststellen - eher im Gegenteil: Die Kantenbereiche der großen Krater wirken strukturierter.


    Nach meiner Erfahrung funktioniert die Irisblende am Besten bei Okularen mit &lt;/= 15 mm Brennweite. Ich montiere sie beim Refraktor im Strahlengang vor dem Zenitspiegel, beim Newton direkt auf dem Okularauszug unter die Okularklemme. </font id="orange">


    Was meint ihr dazu?


    <font color="green">Textfarbe zwecks Verbessereung der Lesbarkeit geändert.


    Kurt</font id="green">

  • Hallo Miteinander,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">...Was meint ihr dazu?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    1. Der Verfasser verrät leider nichts über den genauen Grad der Öffnung der Irisblende bei den div. Testobjekten sowie den Abstand Irisblende - Fokus. So kann man nichts darüber aussagen ob z. B. das Objektiv auch für die Bildmitte abgeblendet erschscheint. Das würde zweifellos zu eine Kontrastverbesserung wegen Unterdrückung der typischen Abbildungsfehler des pseudo- Fraunhofer führen.


    2. Die Irisblende könnte je nach Öffnung und Position tatsächlich zu einer Streulichtunterdrückung führen. Zur Beurteilung Dazu müsste man aber die genaue Tubusgeometrie mit den bereits eingebauten Blenden kennen.


    3. Eine Helligkeitsreduzierung bei Mars steigert i. a. die Kontrastwahrnehnung und damit die Erkennbarkeit von Details. Nach meinen jüngsten Erfahrungen mit dem 150mm ToKu (Kutter mit torische deformiertem HS) ist aber bei Vergr. von ca. 250x, entsprechend 0,6 mm AP die Helligkeit des Planetenbildes nicht mehr blendend. D. h. ein Graufilter bringt dann nichts mehr. Dagegen zeigt mein 12" Opiskop bei annähernd der gleichen Vergr. Mars als blendend hellorange Scheibe. Erst bei Verwendung enines Graufilters war mehr zu erkennen als im ToKu. Das funktionierte aber nur bei etwas überdurchschnittlichem seeing überzeugend.


    4. Ich weiß nicht wo das Problem liegt einfach mal nach einander Pappblenden mit unterschiedlichen Durchmessern vor das Objektiv in die Taukappe einzuklemmen und damit zu beobachten.

    Übrigens, ein einzelnes Polfilter hat ca. 50% Transmission und könnte daher als leichtes Graufilter dienen. Mit zwei gegeneinander verstellbaren Polfilten kann man stetig dimmen. Allerdings gibt es bei starker Dimmumg meist einen deutlich blauen Farbstich.


    Gruß Kurt

  • Hallo Ekkehard,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Allerdings verstehe ich deren Effekt am Refraktor und vor allem hinten am OAZ nicht.
    Das Streulicht bekomme ich damit nicht weg und die chromatische Abberation auch nicht, da sie ja nicht nur am Rand des Strahlenbündels auftritt, sondern eigentlich kreuz und quer durch das Strahlenbündel geht.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Streulicht:


    Vorerst zwei Bedeutungen, da die Begriffe unterschiedlich ausgelegt werden:


    1. Es gibt direktes Streulicht – würde die Fokalebene erreichen ohne durch alle Elemente der Optik zu laufen. (z.B. in Falle eines Refraktors ohne Rohr oder eines Newtons ohne Hutblende) .


    2. Es gibt auch indirektes Streulicht – würde die Fokalebene erst nach einer oder mehrere Reflexionen auf nicht optischen – und normalerweise absorbierenden – Flächen erreichen.


    Bei einem Refraktor wird sowohl das direkte Streulicht (durch die normalerweise geschlossene Konstruktion) als auch dessen erste Reflektion (durch Verblendung) eliminiert. Wenn das Auszugsrohr nicht verblendet ist, kann (und ist auch fast immer der Fall) ein Mal reflektiertes Streulicht ins Okular ankommen. Wenn man konsequent bleiben will, sollte man immer auch das Auszugsrohr verblenden. Dies ist selbstverständlich nicht so leicht, da durch das Fokussieren die Position der Blenden im Auszug verändert wird, was u.U. zu einer Reduzierung der effektiven Öffnung führen kann.


    Bei einem Newton wird die Verblendung der ersten Reflektion im seltensten Fällen praktiziert. Man ist schon froh, kein direktes Licht ins Okular zu bekommen.



    Aberrationen:


    Wenn die hinten sitzende Blende sehr „aggressiv“ dimensioniert ist, sieht jeder Punkt in der Fokalebene nur einen Teil der Objektiv-Öffnung. (vergleiche die grünen mit den gelben Strahlen) Für jede einzelnen Punkt, sieht so aus als währe die Optik viel langsamer, was ein positiven Effekt bezüglich der Aberrationen (sowohl chromatisch als auch geometrisch) hat.



    Wenn man aber genauer hinschaut, sieht man, dass verschiedene Punkte in der Brennebene durch verschiedene Objektiv-Teilflächen fokussiert sind (vergleiche die gelben mit den roten Strahlen). Und dies ist definitiv nicht 100% gleich mit einer Blende welche direkt am Objektiv sitzen würde zu setzen.


    Viele Grüße
    Horia

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Horia</i>
    Wenn die hinten sitzende Blende sehr „aggressiv“ dimensioniert ist, sieht jeder Punkt in der Fokalebene nur einen Teil der Objektiv-Öffnung. (vergleiche die grünen mit den gelben Strahlen) Für jede einzelnen Punkt, sieht so aus als währe die Optik viel langsamer, was ein positiven Effekt bezüglich der Aberrationen (sowohl chromatisch als auch geometrisch) hat.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Dem stimme ich zu. Interessant finde ich zu diesem Thema folgenden Artikel über UncleAl, indem auch das MPT500 erwähnt wird:


    http://www.televue.com/Pdf/Astronomy_TVO_Article.pdf


    Zitat:
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">THE MPT (which stood for “Multi-Purpose Telescope”) was the first telescope Tele Vue manufactured. It had a 5-inch aperture, a 500mm focal length, and a native focal ratio of 4. The MPT’s focal ratio was variable to f/20 with the built-in iris diaphragm. The last remaining MPT functions as a test scope at Tele Vue.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Wenn ich mir das Bild im Artikel so recht ansehe, sitzt die Irisblende
    (das messingfarbene Schild) ziemlich weit hinten im Tubus!
    Ich denke die Idee dabei war f/4 für niedrige Vergrösserungen und Widefield/DeepSky zu nutzen und f/20 für Planeten/Mond.


    Obwohl sich das MPT nicht gut verkauft hat wird das letzte Exemplar
    heute noch von TeleVue als Justier und Referenzgerät eingesetzt.


    Grüsse, Christian

  • Hallo,


    besten Dank für die Infos.


    (==&gt;)Kurt: Die Irisblende wurde ja von ihm vor dem Zenitspiegel eingebaut, also ca. 100mm vor der Feldblende des Okus....steht oben im Text.


    (==&gt;)Horia: Sehr anschaulich deine Erklärungen, besten Dank!
    Der TS 127/1200-Refraktor hat Innenblenden, auch im OAZ.


    Ich hatte den selbst mal und hab ein paar Fotos davon auf meinen Seiten:
    http://www.pteng.de/astro/ts127/frame_r.htm

  • Moin Kurt,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">1. Der Verfasser verrät leider nichts über den genauen Grad der Öffnung der Irisblende bei den div. Testobjekten sowie den Abstand Irisblende - Fokus. So kann man nichts darüber aussagen ob z. B. das Objektiv auch für die Bildmitte abgeblendet erschscheint. Das würde zweifellos zu eine Kontrastverbesserung wegen Unterdrückung der typischen Abbildungsfehler des pseudo- Fraunhofer führen. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Die Blende hatte er ja vor dem ZS, also ca 100mm vor der Feldblende des Okulars.


    Zur Einstellung der Blende habe ich folgende Antwort erhalten:


    Zur Frage wie stark ich die Blende schließe folgendes: es hängt von der scheinbaren Objektgröße ab, d.h. beim 10 mm Okular = 120 x ist Mars sehr klein und ich schließe die Blende fast ganz, um den Effekt zu haben. Beim 6mm Okular = 200 x schließe ich die Blende deutlich weniger und nochmals weniger beim 5mm Okular. Jedenfalls der Effekt am Mars scheint etwas mit Beugung zu tun zu haben: ich muß je nach dem wie weit ich die Blende schließe oder öffne etwas nachfokussieren. Der Effekt ist weg, wenn ich die Blende ganz öffne, dann ist alles überstrahlt. Nur zur Vollständigkeit: ich habe gleichzeitig auch den Baader Skyglow eingesetzt.

  • Hi Ekkehard,<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Zur Frage wie stark ich die Blende schließe folgendes:..<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    daraus geht hervor wie "gut" so ein Farbwerfer für Planeten und Mond taugt, wenn man ihn mit voller Öffnunmg betreibt. Bei ca. 100 mm Abstand der Blende von Fokus passiert genau das, was Horia skizziert hat, dazu noch mit wechselnden Blendenöffnungen. Aber egal, Hauptsache man hat ein Erfolgserlebnis[:o)].


    Gruß Kurt

  • Hallo Leute,


    Abblenden reduziert bei größeren Optiken vor allem auch den Einfluß des Seeings. Ein mittlere Turbulenzzelle ist zwischen 15 und 20 cm groß. Kleinere Öffnungen bis etwa 10 cm zeigen daher ein scharfes Bild, daß aber hin- und her tanzt, weil hier durch die Turbulenzzelle die Wellenfront verkippt, aber nicht so stark verbogen wird. Ganz große Teleskope (ab 50 cm ...) zeigen ein stationäres Bild, das aber unscharf pulsiert, weil hier die Wellenfront zwar durch mehrere Turbulenzzellen verbogen, aber im Mittel nicht mehr verkippt wird. Alles dazwischen zeigt Mischformen je nach Öffnung.


    Einen Refraktor irgendwo im Tubus abzublenden ist aber kontraproduktiv ! Die Blende gehört an den Ort der Eintrittspupille und die liegt beim Refraktor beim Objektiv. Wenn ich die anschauliche Zeichnung von Horia zitieren darf: Bei dieser Blendenanordnung werden für außeraxiale Strahlen andere Ausschnitte der verformten Wellenfront durchgelassen, Die Wellenfront zeigt also neben Verkippung auch Verbiegung und man hat den seeingausschließenden Effekt nicht. Dazu ist es auch optisch nicht sinvoll, Refraktorobjektive außeraxial zu betreiben, da in diesen Zonen die optischen Fehler nur zunehmen.


    Insgesamt macht es aber Sinn, größere Optiken bei wirklich schlechtem Seeing abzublenden: Meinen 25cm-Schiefspiegler blende ich häufig auf 15 cm ab, zuweilen auf 20. Nur in einer von 5 Nächten ist die volle Öffnung förderlich ! Aber natürlich am Objektiv (hier dem Hauptspiegel, einen 25cm Refraktor dürfte keiner von uns haben)


    Viele Grüße, Georg

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