Ein Hamburger Holmes

  • Eigentlich hatte ich gestern nicht mehr mit klarem Himmel gerechnet, und noch um 21 Uhr zeigte sich am Himmel nur eine geschlossene Wolkendecke. Der Blick aus dem Fenster gegen 23 Uhr zeigte dagegen einen strahlend hellen Mond, allerdings mit einem Hof, der andeutete, daß die Bedingungen ncht die besten waren. Komet 17/P Holmes zeigte sich dennoch schon mit bloßem Auge als klar ausgedehntes diffuses Objekt am Himmel. Im Fernglas war er dann auf dem heimischen Balkon recht nett anzusehen. Aber nichts lag näher, als das Oskar-Lühning-Teleskop der Hamburger Sternwarte per Remote control anzuwerfen, und unseren Freund fleißig abzulichten.


    Aufnahmedaten: Summenbild aus 5 Einzelaufnahmen mit jeweils 2.5 Sekunden Belichtungszeit. Oskar-Lühnung-Teleskop der Hamburger Sternwarte (Ritchey-Chretien mit 1,20m Öffnung und 15m Brennweite), Apogee AP8, Gesichtsfeldkantenlänge 5.5'. Leicht unscharf maskiert und mit DDP-Filter bearbeitet.


    Ein RGB-Bild liefere ich noch nach [:)]


    Gruß,
    Caro

  • Hallo Caro,


    Remotecontrol? Da haben es die Profis eindeutig leichter als die hiesigen Amateure [:(]. Ich müsste erst gute 30 km bis zur NVO-Sternwarte fahren. Das lohnt hier im Osnabrücker Land aber seit Tagen kaum, der Himmel ist komplett zu und es ist reichlich dunstig. Ich bin echt frustiert: Da ist endlich mal wieder ein heller Komet da, aber ich kann ihn nicht sehen.
    Prima Foto, ich freue mich schon auf das Farbbild.


    CS Heinz

  • 48 zoll öffnung, 15 m brennweite und das alles gemütlich vom wohnzimmer aufgenommen ??!!.... mehr komfort gibst nicht
    bei der astronomie [:D]
    superbild dieses kometen, bei uns in ostösterreich ist der himmel
    seit 2 wochen zugezogen mit der begleiterscheinung eines dauerregen !

  • Moin,


    bitte versteht mich nicht falsch.


    Ganz ehrlich gesagt finde ich das Bild für ein Fernrohr mit 1,2 m Öffnung etwas enttäuschend. Sicherlich ist so ein Profi-Instrument nicht dazu da, um besonders "schöne Bildchen" zu produzieren. Aber dafür, dass man den Kometen (wo es klar ist) wohl schon mit bloßem Auge sehen kann (2,9 mag laut "heavens-above"), hätte ich von so einem Gerät mehr erwartet.


    Allerdings: Vielleicht fehlt mir auch nur eine kleine Erläuterung, was man auf dem Bild speziell sieht (welche Details des Kometen). Was zeigt das Bild im Vergleich zu einem Fernrohr mit 12 cm Öffnung mehr oder besser?


    Wie gesagt, bitte versteht meinen Beitrag nicht als Nörgelei.


    Gruß
    Karl

  • So, hier mal der Versuch, ein Farbbild zusammenzubauen. Insgesamt kommt mir unser Freund nicht besonders farbenfroh vor, die klassische Kometen-Grünblau-Farbe hat er jedenfalls eher nicht.



    Selbes Instrument wie oben, Johnson BVR-Filtersatz, jeweils 11 Aufnahmen jeder Farbe zu einem Summenbild zusammengesetzt, die Belichtungszeiten waren 25, 15 und 10 Sekunden für rot, grün und blau.


    (==>)Karl: du hast schon recht, ich persönlich würde mir auch mehr von 1,20m Öffnung erwarten. Die Erfahrung, daß diese Erwartung aber seltenst erfüllt wird, habe ich mit dem Teleskop allerdings schon häufiger gemacht, aus mehreren Gründen. Zum einen ist das Teleskop nicht dazu gedacht um "Pretty Pictures" zu machen, sondern in erster Linie zur Spektroskopie. Dementsprechend ist die Abbildungsqualität der Optik tatsächlich verbesserungswürdig, aber das ist für die Wissenschaftler, die das Teleskop hauptsächlich nutzen, weniger relevant. Hinzu kommen dann der Hamburger Himmel (wir hatten letzte Nacht ein Seeing von durchschnittlich 3.5" hier) und der aufgehellte Himmel durch den Mond. Das wesentliche ist aber: Die Explosionswolken-Koma von Holmes scheint tatsächlich nicht besonders strukturiert zu sein, und wo keine Details sind, können auch keine sichtbar werden. Ich habe ein wenig mit kräftigeren Schärfungsfiltern und insbesondere dem "Kometen-Filter" Sekanina-Larson experimentiert, und während das bei den Schwassmann-Wachmann 3 Fragmenten einzelne Bruchstücke und Komastrukturen zum Vorschein gebracht hat, habe ich hier höchstens häßliche Artefakte erzeugt. Daher denke ich, daß schon ein viel weniger "leistungsfähiges" Teleskop bei Freund Holmes all das zeigen kann, was der Komet so hergibt. Oder aber, es liegt an meinen nicht besonders ausgeprägten Kenntnissen und Erfahrungen in der Bildbearbeitung [:I]


    Caro

  • nabend caro


    echt hübsches bildchen ^^


    hatte heute die gelegenheit den guten mit dem 8"er zu bestaunen. bei 48x war er richtig hübsch anzuschaun, auch der kern war zu erkennen. und das trotz aufkommenden nebel und leichter schleierwolke bei uns ^^

  • 1 Meter Öffnung. Remote-Control - geradezu dekadentes Vorgehen.



    Habe mal spaßeshalber einen Sekanina-Larsen-Filter auf das Bild losgelassen:



    Sollte man natürlich lieber vom Rohbild aus machen. Das Ergebnis sieht aber sehr ähnlich aus wie bei meinem zeitgleichen Foto.


    Hartwig

  • Hallo,


    jetzt habe ich mal ein paar "dumme" Fragen:


    Was macht der Sekanina-Larsen-Filter genau? Wo findet man dazu eine Beschreibung?


    Sehen wir den Kometen zur Zeit von hinten oder von vorn?


    Warum ist der Komet mit 5m Brennweite nicht vom Bild her viel größer als mein Webcam-Bild (10s belichtetes Einzelbild),welches ich gestern abend um 21.00 Uhr mit meinem 8 Zoll Newton, mit 1m Brennweite, Fokalprojektion gemacht habe? Oder ist das nur ein Bildausschnitt oder ist da ein Reducer
    zwischen gewesen?


    cs
    Peter

  • Hallo Peter,


    zum Sekanina-Larsen-Filter kann ich nichts sagen, es interessiert mich auch, was das Teil macht.
    Wie gross ein Objekt später auf dem Bildschirm wird, hängt von der Brennweite ab, aber auch von der Pixelgrösse der Kamera. Eine Kamera mit 5 mµ Pixel bildet bei 1 m Brennweite ein Detail mit der gleichen Auflösung (Bildwinkel pro Pixel) ab wie eine Kamera mit 25 mµ Pixel und 5 m Brennweite.


    CS Heinz

  • Moin Peter!


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: pedda</i>


    Sehen wir den Kometen zur Zeit von hinten oder von vorn?


    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Da P17/Holmes derzeit nahe der Oppositionsstellung steht, also genau gegenüber der Sonne, zeigt sein Schweif natürlich von uns weg. Dieser ist immer von der Sonne weggerichtet. Daher sehen wir z.Zt. auch nur einen dicken Wobbel.


    Allerdings, wenn man sich die Aufnahmen des Kometen mit dem Larsen-Sekanina-Filter ansieht (der im übrigen stets viele Artefakte produziert, gerade bei nicht ganz sauberen Kamerachips), könnte man schon einen minimalen Schweifansatz am false nucleus vermuten. Das aber hängt mit dem Winkel zur Sonne zusammen, unter dem er sich derzeit präsentiert.


    Viele Grüße

  • Nochmal zum Teleskop: Das ist ein Geraet mit 15 m Brennweite und CCD. Klar, dass hier nur der innerste Bereich rauskommt. Interessant, um z.B. Astrometrie zu machen, aber irgendwie nicht aesthetisch.


    Ich hatte dieselbe Situation am 0.7m-Teleskop des AIP (Potsdam) mit Hale-Bopp. Wir machten ein paar Bilder (12m Brennweite), doch die Presse entschied sich letztendlich fuer ein chemisches Bild, das ich daheim mit einem 10"-Newton gemacht habe. Die meisten Profiteleskope sind fuer solch grossflaechigen Objekte garnicht erst ausgelegt !

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