Neuer Platz, neues Glück: BB mit tollen PN's

  • Hi Leute,


    vom Freitag auf Samstag hatte ich endlich die Gelegenheit zum spechteln - anbei der (mal wieder lange) Bericht.



    Bericht vom 05/06.10.2007; 20.40h – 01.15h
    Ausrüstung: Newton-Teleskop, Öffnung 428mm, Brennweite 1830mm, (f/4,25) Adler
    Dobsonmontierung


    verwendete Okulare: 26mm Nagler Typ4 ; 17mm Nagler Typ 4; 13mm Nagler Typ1, 9mm Nagler Typ6, 7mm Nagler Typ6, 5mm Nagler Typ6,
    Ort: Ort: Anhöhe Feld, ca. 2 km außerhalb Unternesselbach, ca. 400m ÜNN
    Temperatur: 20.20h +12 C ; 1.45h +4 C
    Seeing: 3



    Wetter: bis zum frühen Nachmittag trüb wegen Hochnebel, gegen Abends zunehmend aufklarend aber sehr diesig
    Beobachtete Objekte:



    Planetarische Nebel: NGC7048, NGC7008, Jones1, Hubble1, HDW2
    Galaxien: NGC6964, NGC7753, NGC7752, Maffei 1, M33, NGC891, M31, M32, M110
    Offene Sternhaufen: NGC6939, Czernic 11, OCL346
    Gasnebel: IC1848
    Planeten: Mars


    Endlich wieder spechteln! Dabei hatte es zunächst gar nicht danach ausgesehen. Zwar war die Wetterprognose gut, doch hatte sich hartnäckiger Hochnebel festgesetzt. Als gegen 17.00h endlich die Nebeldecke aufbrach, zeigten sich jedoch viele relative niedrige Wolken. Ich hegte die Befürchtung, meine Kartenausdrucke vom Vorabend nicht einsetzen zu können. Doch dann lösten sich auch diese Wolken auf, es blieb jedoch sehr diesig, das Abendlicht war merklich gedämpft und orange-rot eingefärbt. Silvia, die beste aller Frauen ist schon seit 17.00h in Elternbeiratsdingen unterwegs. Nach dem Abendessen belade ich den alten Corsa B, der Adler soll mich begleiten. Der 17er passt ohne weiteres bei umgeklappter Rückbank in den Kofferraum, ebenso der Astrostuhl. Kurz nach 8 geht es los. Bei den wenigen Schritte zu Auto sehe ich nach oben: neue, dünne Wolkenfetzen: grrr!! Ich schwanke zwischen abwarten, aufgeben und losfahren, entscheide mich für letzteres, vor allem auch da ich einen neu ausgekundschafteten Beobachtungsplatz anfahren will. Bevor ich unleidlich herumhänge kann ich dort zumindest die Nachtbedingungen testen. Die Anfahrt dauert gut 20min für 22km Richtung WSW, damit weiter weg vom Nürnberger Ballungsraum. Der neue Platz liegt zwischen den Dörfchen Unternesselbach und Rüdisbronn, auf einem Höhenzug ca. 130m über den Aischgrund, etwa auf halber Distanz zwischen Neustadt und Bad Windsheim. Analysen einer aktuellen Lichtverschmutzungskarte haben mich in die Richtung geführt. Von der Landstraße biegt man links ab, es geht auf schlechter Betonstrecke zunächst leicht ansteigend, dann steil nach oben, kurz vor dem Scheitel biegt der Weg links ab, geht in einen flachen Feldweg über. Dort steht vom gestrigen Regen das Wasser in breiten Pfützen. Ich parke kurz davor. Es ist windig, aber keine Wolken! Bad surprise: die Streulichtglocken von Neustadt und vor allem Bad Windsheim sind sehr kräftig und reichen bei den sehr dunstigen Verhältnissen bis auf fast 40 Grad hoch. Bad Windsheim scheint auch eine Stadtbeleuchtung zu haben, so hell wie es von dort glimmt. Nach Mitternacht wird es dann viel besser, zumindest scheint ein Großteil der Beleuchtung nicht die ganze Nacht durchzubrennen. Erst erkunde ich etwas die Gegend, nicht ohne mit den Freizeitschuhen Matschpfützen auszuloten, dann baue ich das Teleskop auf und justiere.


    Die Nachtstimmung ist ungewohnt: ein angrenzendes Maisfeld ist noch nicht abgeerntet, im Wind rascheln die Blätter wie altes Packpapier. Deutlich ist Tiergebrüll zu vernehmen. Erst meine ich von Stieren im Stall, nein: da röhren Hirsche. Und wie laut! Es schallt vom nächsten nördlichen Höhenzug, aus dem Steigerwald. Das geht fast pausenlos die ganze Nacht, gegen 22.00h krachen für fast eine halbe Stunde Geweihe aufeinander; ab und an schreit ein Käuzchen, keinerlei Geräusche der „Zivilisation“. Eine erste Messreihe mit dem SQM: 20,96 im Zenith – gut!. Wegen des Dunstes will ich nur jenseits von 50 Grad Höhe beobachten, beginne mit meinen momentanen Lieblingen, den planetarischen Nebeln:



    NGC7048 – PN - CYG (11,3 – 11,1; 61’’) SQM 20,96
    Von Alpha Cyg navigiere ich ins Zielgebiet. Mit dem 8*50-Sucher ist die Orientierung einfach, wäre das Objekt nicht (fast) genau im Zenith hätte das Einstellen deutlich weniger Aufwand bedeutet. So bin ich dann doch einige Minuten für den 6 Grad Starhop beschäftigt. Aber es lohnt sich. NGC7048 entpuppt sich als mittelheller Planetary mit einigen Strukturen. Fast direkt am Rand, südlich ein mag10-heller Vordergrundstern. Der PN-Rand ganz leicht betont, heller als der flächige Innenbereich. Der östliche Schalenbereich etwas deutlicher, nach Norden spürbar blasser. Fast genau westlich nahe des Randes eine kleine, etwas hellere Zone. Der PN liegt in sternenreichen Gebiet; an den Mag10-Randstern schließen ein 11er, dann ein 12er als nach SO gebogene enge Kette an. Genau nördlich ein 13- Sternchen. Sehr lohnenswert! Beobachtet wurde mit dem 7er (260-fach) mit und ohne UHC. Zentralstern konnte ich nicht ausmachen.



    Ich bleibe im Stenbild Schwan, setze neu von Alpha Cyg auf, fast 10 Grad nach O hin zu


    NGC7008 – PN - CYG (12,0 – 11,8; 1,4*1,1’) SQM 21,03
    Wow, dieser Planetary braucht sich nicht zu verstecken. Wie auch das vorherige Objekt eindeutig im Aufsuchoku bei 70-fach ohne Filter erkennbar. Schnell steigere ich die Vergrößerung und greife zum OIII-Filter. Ich muss mir endlich eine Filterrad basteln geht es mir durch den Kopf. NGC7008 ist etwa größer als NGC7048. Eine Parallele gibt es: ein heller Stern am Rand der Gasblase. NGC7008 unsymetrisch, etwas länglich mit deutlichen Helligkeitsunterscheid. Viel heller weg von Randstern, nach Norden. In diese Richtung weist auch die lange Achse. Nach SW ist der Nebel auf einem ca. 100-Grad Segment merklich blasser, diese Zone reicht bis über das gedachte Zentrum in dne Nebel hinein. Ab dem 7er ist der Zentralstern blickweise auszumachen, noch einen Tick besser im 5er bei 364-fach. Seeing ist brauchbar, eine 3 auf der Schulnotenskala. Ich kann zwei weiter Fünkchen im Nebel ausmachen: direkt am Ost-Rand, und einer knapp innerhalb, in der NO-Region. Als weiteres Detail erkenn ich im N eine kleine, rundliche Aufhellung, zu flächig für einen Vordergrundstern. Wie auch bei NGC7048 nehme ich mir viel Zeit und fertige eine Skizze an.




    Und nun? Der Blick schweift: Cygnus hat schon kulminiert und beginnt abzusteigen, im Osten steigt Perseus höher, Pegasus mit der anschließenden Adromenda dominiert den SO. Dort stört der Dunst noch etwas, peile hoch in den O ins Sternbild Cepheus, eine Region in der ich selten aktiv bin. Der mag 3,5-helle Stern Eta-Cep erleichtet den Einstieg, so ist das Karkoschka-Objekt



    NGC6946 – GX - Cep (8,8 – 13,8; 11,2 * 9,0) SQM 21,08
    Eingestellt. Jo – das lohnt sich aber wirklich!. Es offenbart sich eine recht große GX in face-on mit – trotz (oder weil?) geringer Flächenhelligkeit – deutlichen Spiralstrukturen. Die Hauptachse weist etwa von O nach W. Ovaler merklich hellerer, gut abgerenzter Zentralbereich; dieser im Verhältnis zur Gesamtausdehnung recht klein. Nach NW startet ein breiter Arm, um nach W, dann SW abzubiegen. Gegengleich eine breitere, ähnliche Region. Das ganze Gebiet ist mit grenzwertigen Vordergrundsternen besprenkelt. Genieße mit dem 13er bei 140-fach, dort füllt die GX etwa das halbe Nagler-GF. Bei dunklem Himmel ein wirklich sehr schönes Objekt!


    Schon in der Gegend stelle ich eine OS ein,


    NGC6939 – OS - Cep (7,8 – 12,1; 8 * 8’) SQM 21,08
    Dieser OS fällt im 8*50-Sucher als schwacher Nebel auf, im 26er bei 70-Fach erkenne ich etwa 5 Dutzend Sterne, die meisten um Mag 13. Auffällig: am östlichen Rand wird der OS durch eine fast gerade Sternenkette mit etwas helleren (mag 11 ... 12) Vertretern begrenzt, die von N nach S weist.


    Daniels und Uwes 1er Projekt hat mich auch einige Objekte aufmerksam gemacht, die ich selbst betrachten möchte. Mit den frischen Ausdrucken gehe ich auf Jagd nach


    Jones1 = PK104-29.1 – PN - PEG (12,7 – 16,6; 5,2*5,2’) SQM 21,10
    Einstiegspunkt ist Beta Peg. Nur welcher Kastenstern ist Beta? Nach etwas blättern hilft Karkoschka. Ich hatte fälschlich am Ausdruck Peg-NO notiert, dabei ist es der NW-Stern. Nachdem die Anfangsschwierigkeiten überwunden sind, geht der 7 Grad Hop in die Zielregion, etwa auf halber Strecke Alpha-Beta Peg, etwas oberhalb reibungslos. Es zeigt sich ein richtiger Brummer, deutlicher und damit leichter als gedacht. Im 26er ohne Filter schon zu erahnen. Ich greife zum 9er mit OIII, d.h. 202-fach mit 2,1mm AP. Notiere: auf ges. Fläche leicht aufgehellt, ein mittelbreiter hellerer Randbereich ist in Segmenten, d.h. nich komplett umlaufend - erkennbar. Vor allem am Nordrand, und fast gegengleich, ein breiteres Segment im Süden. Dieses ist an seinem westlichen Rand – durch einen mag14-Vordergrundstern begrenzt. Einen weitern Mag14-Funken erkenne ich direkt am äußeren Rand im Süden. Etwa 4’ NO des PN-Rands steht ein ca. Mag 11-Vordergrundstern, der einzige hellere in der Region. Ich bin positiv überrascht, konnte mir richtig Details erarbeiten, das macht spass!


    Die Aufsuchkarte zeigt eine kleinere GX in der Nähe, die will ich nicht ignorieren, wo ich doch sonst vor allem hinter Gxen her bin. Diese befindet sich ca. 2 Grad weiter Richtung Alpha Peg:


    NGC7753 – GX - PEG (12,0 – 14,0; 2,9 * 1,9) SQM21,10
    NGC7752 – GX - PEG (14,3 – 13,2; 0,9 * 0,5) SQM21,10
    Hups, das sind ja gleich zwei! NGC7753 die deutlich größere mit hellem, länglich-linsenförmigen Zentralbereich, der grob Richtung der viel kleineren NGC7752 weist. Diese klar und deutlich auszumachen, die Flächenhelligkeit ist mit 13,2 reicht bei gegebenen Himmel locker. Zwischen den beiden sehr eng stehenden Gxen ein mag 14- Vordergrundstern. In die Skizze habe ich einen eng umfassenden Arm um NGC7753 gezeichnet, war mir aber nicht ganz sicher. Die Nachbereitung bestätigt dieses Detail – freu. Beobachtet im 9er bei 202-fach.




    Es zieht mich hin zu exotischen Objekten. Da Perseus nunmehr (gegen 23.30h) hoch steht wird dorthin gezielt, den Einstieg bildet Eta Per, die obere Spitze. Etwa 4 Grad nördlich, schon im Sternbild Cassiopeia die Zielregion



    Maffei1 – GX - CAS (11,4 – 10,0; 0,9 * 0,5) SQM21,10
    Einer Galaxie mit einigen Besonderheiten. Dieses Objekt wurde erst 1968 bei einer Infrarotdurchmusterung von Paolo Maffei entdeckt. Die GX befindet sich fast exakt auf der galaktischen Ebene, wir müssen somit quer durch unsere eigene Milchstraße sehen, um diese GX zu erkennen. Durch Gas und galaktischen Staub wird der Löwenanteil des Lichts verschluckt. Ohne den Staub wäre Maffei 1 als Riesen-GX in nur ca. 10Mrd LJ Distanz eines der hellsten Objekte am Firmament Zunächst nahmen die Astronomen an, dass es sich bei Maffei 1 um ein Mitglied unserer Lokalen Gruppe handeln würde. Inzwischen ist man sich ziemlich sicher, dass auch diese Annahme falsch war und es sich bei Maffei 1 um die grösste Galaxie einer Nachbargruppe handelt, deren weitere Vertreter Maffei 2 und die beiden Dwingeloo-Galaxien sind. Beobachten ist nicht einfach, befindet sich im Vordergrund doch auch noch der offene Sternhaufen Cz11. Wenigstens eine etwa bogenminuten grosse 11 mag Zone sollte als "Kern" der Galaxie sichtbar sein. Von einer waagrechten 2er Sternengruppe (je mag 9) hangle ich mich über eine langgestreckte ZickZack-Gruppe, 20’ weiter Richtung Ziel. Knapp 1 GF-Durchmesser weiter in gleicher Richtung ein Mag8-Stern, und zwischendrin der unspektakuläre OC Czernik11. Auf ca. 6’ verteilen sich ca. 3 Dutzend Fünkchen von mag 12 bis 15. überwiegend in einer Ovalen Region, von W nach O. Mit ähnlicher Hauptausrichtung eine nebelige, ovale Aufhellung im Sternhaufen. Die hellste Region bei/innerhalb eine 3er Sternengruppe in CZ11, die ein gleichschenkliges Dreieck mit je mag 12/13-Sternen mit nur gut 1’ Abstand. Ich schätze insgesamt einen Bereich von 1,5 * 3 Bogenminuten leicht aufgehellt gesehen zu haben. Ob der Position hinter unserer Milchstraße ein echter Exot.




    A pro pos Exot: Einiges tiefer, aber auch noch In Cassiopeia liegt das nächste Objekt der Begierde. Dort hin führt ein gut 4 Grad Starhop durch sehr ’belebtes’ Gebiet. Der Starhop ist relativ schwierig, wimmelt es doch nur so von Sternen. Trotzdem schweife ich ab, bleibe an dem Komplex aus


    IC1848 - GN – CAS (6,5 – 12,8: 40 * 10’) SQM 21,12
    OCL 346 – OS – CAS (7,0 – 13,0; 18’ * 18’) SQM21,12
    Hängen. Der Offene Sternhaufe ist wenig beeindruckend, doch der Gasnebel hat es in sich! Ohne Filter eine gut erkennbare, aber doch blasse Nebulosität wird der im OIII richtig beeindruckend! Es schälen sich Nebelfahnen heraus, wellenförmige Regionen, teils sich zart, teils sich hart vom himmelshintergrund abhebend. Beobachte im 26er, da ist das effektive GF ca. 1,2 Grad. Trotzdem kann ich den Nebelkomplex nicht ganz umfassen, nicht alle blass auslaufende Regionen . Ich bin in der Nachbereitung etwa irritiert, wird der Nebel doch mit einer Ausdehnung von nur 40 * 10’ angegeben.



    Nach etwa 10min des Schwelgens fahre ich die Position von



    Hubble 1 = IC289 – PN – CAS (12,3 – 10,0; 35”) SQM 21,12
    an, einem gar nicht mal so schwierigen planetary. Runde Außenkontur, flächig hell mit schwach betonten Rand. Ich beobachte im 7er (260-fach) und 5er (364-fach) zunächst mit OIII. Südlich, ca. 1’ entfernt steht ein ca. Mag 10 heller Vordergrundstern, das als Fokussierhilfe dient. Nach NO, nur ca. ¼ Bogenminute, und N ca. ½ Bogenminute jeweils vom PN-Rand stehen Mag14-Fünkchen. Blickweise kommt mit der PN wie ein Donut vor, kann den Effekt aber nicht stabil halten. Der Innenbereich ist doch relativ hell. Mit Geduld lassen sich Helligkeitsvariationen herausarbeiten: der PN-Rand scheint mir nach N auf einen ca. 100 Grad breitem Segment etwas heller, Richtung O zeigt sich blickweise eine kleine etwas kräftigere Zone, ebenfalls am PN-Rand. Dann ohne Filter: erstaunlich hell! Auch bei 364-fach deutlich auszumachen. Ohne Filter gelingt es, den ZS blickweise dingfest zu machen.


    Schon nach Mitternacht folgt das schwierigste Objekt der Nacht, dazu wird nur 1 ½ Grad östlich gehopt zu


    HDW2 = PNG138.1+04.1 – PN – CAS (? – ?; 340’) SQM 21,12
    Einem alten Plantarischem Nebel, der gem. Sharpless-Katalog (dort unter 2-200 geführt) ca. 1.100 Parsec von uns entfernt steht und eine Ausdehnung von 1,9 parsec aufweist. Planetarische Nebel sind astronomisch gesehen sehr kurzlebige Objekte, nach einigen Tausend Jahren sind die Nebelwolken so weit ausenander gedriftet das diese nicht mehr wahrnehmbar sind. HDW2 ist – für Amateure – schon nicht mehr ganz einfach. Der PN strahlt recht stark im OIII, nur deshalb hat man unter guten Bedingungen eine Chance. Die exakte PN-Position ist leicht aufzufinden, befindet sich doch exakt im PN eine sehr markante enge Sternenformation in Form eines gespiegelten Kommas aus 6 Komponenten. Im Newton-GF auf dem Kopf stehend. Parallel des mehr geöffneten Bogenbereichs kann ich – ein gutes Stück außerhalb – im 26er mit OIII eine sehr blasse Aufhellung identifizieren, ein Bogensegement, parallel zum Komma-Bogen, etwa 120 Grad lang. Im 17er, ebenfalls mit OIII (107-fach bei 4mm AP) wird es etwas ’deutlicher’. Fast grenzwertig, aber doch mehr als 50% indirekt. Auf der gegenüberliegenden Seite der Sternengruppe zeigt sich – ab und an – ein etwa halb so langer schwacher Bereich.


    Es fällt schwer das Objekt zu beschreiben, ich hoffe man kann sich trotzdem etwas darunter vorstellen.


    Puh, das war schon etwas ’Augen verbiegen’. Brrr – mir wird kalt. Zwar habe ich eine Thermohose angezogen, doch auf warme Schuhe und dicke Jacke hatte ich verzichtet. Es kühlt deutlich ab, man merkt es auch am starken Tau auf Auto und Klarsichtfolien, der jedoch die Spiegel verschont. Ich setze mich auf den wenig benutzen Astostuhl (jenseits von 50 Grad brauche ich den nicht, wird im Stehen beobachtet), lasse den Blick schweifen. Pegasus steht hoch im Süden, die Andromeda-GX nähert sich der Zenithregion, ist sehr ausgedehnt erkennbar. Etwas tiefer Triangulum. Kann das sein? Meist kann ich M33 als schwache flächige Aufhellung mit bloßem Auge ausmachen. Die Lichtverschmutzung ist geringer geworden, es scheinen einige Lichter in den Dörfern und Städten ausgeschaltet worden zu sein. Zu M33 wird gleich mit dem Teleskop hingepeilt.


    M33 – GX - TRI (5,7 – 14,2; 68,7 * 41,6) SQM21,17
    Hui, ist die hell! Auf den ersten Blick flächig mit einigen Lichtknoten, Spiralstruktur nur wenig auffällig. Nur die beiden Hauptarme – im Uhrzeigersinn gebogen - sind etwas deutlicher. Im OIII werden Kontraste kräftiger, das Licht reicht hier immer noch gut aus, um die riesigen Ausmaße erfassen zu können. Ich bleibe bei Minimalvergrößerung (70-fach), da passt das Schmuckstück noch ganz ins GF. Auch ohne Filter war das Sternentstehungsgebiet NGC604 bereits sehr deutlich auszumachen. Ohne entsprechende Karte ausgerüstet konnte ich jedoch weitere Nebel nicht zuordnen oder benennen. Diese GX hat nur ca. 10% der Masse unserer eigenen Sterneninsel, was immer noch beeindruckenden 30 Mrd Sonnenmassen entspricht.


    Ob des deutlichen Erfolgs des OIII-Filters peile ich mit diesem ausgerüstet in die Gruppe


    M31 – GX - AND (3,4 – 13,5; 189,1 * 61,7’) SQM21,17
    M32 – GX - AND (8,1 – 12,4; 8,5 * 6,6’) SQM21,17
    M110 – GX - AND (8,1 – 14,0; 19,5 * 11,5’) SQM21,17
    Nein, hier bringt der Filter nicht wirklich etwas, zumindest nicht offensichtlich. Den schraube ich dann auch gleich wieder aus dem Gewinde und peile nun ohne. Wow! So klar und deutlich abgegrenzt habe ich die beiden umschlingenden Staubbänder selten gesehen! Im Ursus mit dem doch deutlich eingestaubten Hauptspiegel ist dies (vor einer gründlichen Reinigung) nicht möglich. Eine Augenweide! Nur schade, dass man M31 nur abfahren kann, keinen Gesamteindruck bekommt. Hier wäre der 5 Zoll f/4,1 Suchernewton beim Ursus ideal gewesen. Auf über 80 Grad Höhe sind die Bedingungen super. Tausend mal betrachtet und beschrieben fasziniert das Objekt immer wieder, flöst mir Ehrfurcht ein. Notiert hatte ich wenig, die Finger waren klamm, schreiben wurde sehr undeutlich.


    Ich bin müde, doch sind die Bedingungen in höheren Regionen wirklich gut, so gönne ich mir noch ein Sahenstückchen:


    NGC 891 - AND - (mag 9,9 - sbr 13,6; 13,1 * 2,8') SQM21,19
    Wow - was für eine Spindel! Schon im 26 Nagler deutlich erkennbar mit Staubband, welches mit steigender Vergrößerung auch immer deutlicher hervortritt. Im 7er bei 260fach fast quer durchs gesamte Gesichtsfeld - Genuss pur! Wunderschön die Teilung des spürbar helleren Zentralbereichs, auch der Halo wird unterteilt, weniger scharf, vielmehr wirkt es hier mehr "gemottelt". Markant zwei Vordergrundsterne: einer an der S spitze des Halos, der andere, deutlich hellere SO des Zentrums am Halorand. Ich nehme die Vergrößerung etwas zurück, so wird der Gesamteindruck deutlicher. Die Bulge (Zentralverdickung) ist von der Form her wenig ausgeprägt, von der Helligkeit her jedoch kräftig wahrnehmbar. .



    Alles weitere wäre mit der Brechstange, so beschließe ich es gut sein zu lassen. Die ersten Okulare sind schon weggepackt, da fällt mir tief im Osten an Gemini ein deplazierter Lichtpunkt auf. Das muss ein Planet sein. Saturn oder Mars? – nein, Saturn kann es nicht sein. Noch steckt das 9er Oku im OAZ, peile schnell in die Richtung: ein deutliches, oranges Planetenscheibchen mit merklichen Phasengestalt, etwa 85% beleuchtet. Aber was für grausiges Seeing. Es wabert und blubbert nur so, obwohl der Planet schon ca. 30 Grad hoch steht. Da lasse ich es schnell gut sein und verstaue den Rest.



    A pro pos gut: Von der Himmelsdunkelheit am neuen Standort bin ich recht angetan. Leider waren (etwa bis Mitternacht) die Streulichtglocken von Neustadt und vor allem Bad Windsheim viel stärker als erwartet, dies wird aber auch am sehr starken Dunst gelegen haben. Bei ’normalen’ Dunstbedingungen dürfte dies merklich weniger Auswirkungen haben. Mit SQM-Werten um 21,1 bei Milchstraße im Zenith habe ich hier doch sehr gute Landhimmelbedingungen. Ob dies die Regel oder eher die Ausnahme war? Weitere Beobachtungen – hoffentlich in näherer Zukunft – werden es zeigen.


    Abbauen, einpacken, heimfahren. Beim Aufbruch ist es schon 01.25h, später als gedacht. Komisch: das 11 Uhr läuten hatte ich noch gehört, danach jedoch keine Kirchenglocken mehr. Ob die im Nachbardorf in der Nacht ausgeschaltet werden? Wie auch immer: kurz vor zwei liege ich im Bett, brauche dann einige Zeit zum aufwärmen, es folgt unruhiger Schlaf.


    Viele Grüße


    Achim

  • Hallo Achim,


    Toller Bericht!
    Hier in Südbayern hat es leider noch nicht gereicht für eine klare Spechtelnacht. Heute sieht es aber gut aus. Nachdem ich den 18er vor zwei Wochen bei unserem Verein im Einsatz hatte (etwa 300 Besucher)bei der langen Nacht der Sterne, wird er heute wieder mal Sternenlicht schnuppern können.


    Viele Grüße
    Rudi

  • Hallo Achim :)


    Schön wieder was von dir zu lesen - die Qualität deiner Berichte steigt von mal zu mal.
    Du bist einer der Wenigen die mehr aus einer Nacht machen als ein bloßes Aufzählen von Nummern, danke dir.


    lg
    Winni
    ...der seine Grenzhelligkeiten doch immer noch schätzt... ;)

  • Hi Achim


    Ein sehr schöner und hochinteressanter Bericht von dir!


    Die beiden NGC PN'S hatte ich kürzlich auch mit meinem 16" beobachtet und kann deine Eindrücke sehr gut nachvollziehen.
    Die anderen PN'S habe ich, außer IC 289, noch nicht beobachtet und werde sie mir bei nächster Gelegenheit mal anschauen.
    Eine Frage noch zu den von dir angegebenen SQM Werten. Kann man sagen welche Grenzgröße dies in etwa entspricht?


    Viele Grüße


    Mike

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: mike_schäfer</i>
    <br />Hi Achim


    Eine Frage noch zu den von dir angegebenen SQM Werten. Kann man sagen welche Grenzgröße dies in etwa entspricht?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Mike,


    die visuelle Grenzgröße ist immer eine subjektive Angabe. Mit dem SQM will man (ich) auf objektive Werte umstellen. Leider ist dies nicht ganz banal. Das SQM misst die Flächenhelligeit innerhalb eines 80 Grad-Kegels. Beim Messen richtet man das Gerät auf den Zenith, damit misst man somit die Flächenhelligkeit in einem Bereich ab 50 Grad aufwärts. Bei dunklem Himmel hat die Helligkeit der Milchstraße einen spürbaren Effekt, je dunkler, je stärker. Um wirklich vergleichbar zu werden, muss dieser Effekt eleminiert werden. Wir sind momentan dabei auf Basis Sternzeit, Standort und den Helligkeitsbereichen der Milchstraße eine Korrekturtabelle zu erstellen, mit dem man dann auf normierte SQM-Werte schließen kann.
    Vom normierten SQM zu visuellen Helligkeit kann man dann eine Skala aufstellen, die aber individuell wegen den eigenen Sehfähigkeiten merklich abweichen kann. Der normierte SQM-Wert ist jedoch eine echte, objektive Vergleichsgröße.
    Um deine Frage zu beantworten: die visuelle Grenzhelligkeit dürfte gegen 01.00h um mag 6,5 im Zenith gelegen haben, nach meiner persönlichen Einschätzung.


    Viele Grüße


    Achim

  • Hallo Achim,


    wie von dir gewohnt absolut starker Bericht!


    Ich habe mir gleich mal ein paar Objekte vorgemerkt, die es für mich noch zu sammeln gilt, so z.B. Maffei1 und HDW2, klingen ganz nach meinem Geschmack!


    Jones 1 schaue ich immer mal wieder gerne, ist eher einfach und macht auch bei müden Augen noch was her.


    Dann noch Gratulation zum neuen, guten Platz. Klingt doch gut, speziell wenn sich auch in der Natur noch was bewegt :-).


    Das SQM kann auch Temperatur messen - einfach nach der SQM-Messung nochmal drücken, damit wir auch das Kälteempfinden noch normieren können :)


    Viele Grüsse


    friedl

  • Hallo Achim,


    da hast du dir ja richtig lohnende Objekte herausgesucht. Die meisten davon hatte ich auch schon mit dem 13" drin. Der Unterschied auf 17" muss bei NGC 6946 doch schon groß sein, da ich die Spiralarme erst mit einem Foto so richtig gut nachvollziehen konnte.


    Danke für die Mühe, die du dir mit deinen Berichten immer machst. [:)]


    Christian

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