Ein Schiefspiegler mit torischem Hauptspiegel

  • Hallo Leute,


    Ich habe gerade eben mal Franjos Vorschlag durch ZEMAX geschickt, das als teures Profiprogramm natürlich keine Probleme beim Optimieren von in zwei oder mehr Achsen verkippten Optiken hat.


    Fazit: Vergesst es, mein Einwand, eine Verkippung um welche Achse auch immer, führ zu einer perpektivischen Verkürzung, wir brauchen aber die torische Deformation länger, habe ich mir aber auch vorher schon überlegt. Ein bißchen klassiche Theorie und Anton Kutter himself helfen bei dieser Überlegung schnell und logisch.


    Anton Kutter und ZEMAX kommen zu exakt derselben Aussage: Ein klassischer Schiefspiegler korrigiert mit dem Fangspiegel Koma und Astigmatismus des verkippten Hauptspiegels aus. Leider wird der Astigmatismus schon bei einem kleineren Kippwinkel des Fangspiegels wegkorrigiert, so daß Koma bleibt. Mit einem torischen Hauptspiegel haben wir aber einen Freiheitsgrad mehr: Die Koma kann durch weiteres Verkippen entfernt werden, der überkorrigierte Astigmatismus wird dadurch unabhängig entfernt, indem man den Hauptspiegel <b>entspannt</b>, also den torischen Radius länger macht (Wursttorus). Es verbleibt ein winziger Rest shärische Aberation, aber der bewegt sich selbst beim f20 nur im Bereich von 0.2 Lamda und das auch nur für die äußersten Strahlen. Bei f2 ist die Wellenfront schon auf 0.08 Landa im Maximum glatt. Damit kann man leben.


    Es bleibt also bei meiner ursprünglichen Konstruktion aus dem Anfangsposting:


    Ein Schiefspiegler mit f20 ist mit torischem Hauptspiegel so gut, das nichts weiter unternommen werden muß, ein f25 ist sogar optisch de facto perfekt und läßt sich sogar heraufskalieren.


    Sorry, ich bleibe auch bei der Meinung, daß irgend welche Asphären die Fertigung nur unnötig kompliziert machen und bei f20, spätestens bei f25 in der Beobachtungspraxis nichts mehr bringen. Eine Strehl von 0.95 (bei f20 !) läßt sich von einem von 0.998 visuell selbst bei Jahrhundertseeing nicht mehr unterscheiden. Ich denke, ich darf diese Meinung als Beobachter vertreten, ich habe mir nämlich selbst schon einen Schiefspiegler gerechnet, gebaut und benutze ihn recht intensiv zum Beobachten: http://www.videoastronomy.org/schiefspiegler/kutter.htm


    Viele Grüße, Georg

  • Hallo Georg,


    &gt; Sorry, ich bleibe auch bei der Meinung, daß irgend welche Asphären die Fertigung nur unnötig kompliziert machen und bei f20, ...


    Sieh es doch mal von der positiven Seite:
    Wenn man einen Newton-Spiegel schleift, dann muss man aufpassen dass man keinen Astigmatismus und keine abgesunkene Kante reinpoliert.
    Beim torischen Schiefspiegler dürfen wir diese beiden Fehler machen, weil sie Bestandteil des Designs sind. Wir müssen nur aufpassen dass die abgesunkene Kante nicht zu tief und zu schmal wird.


    Gruss
    Michael

  • Hallo Michael,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: mkoch</i>
    <br />Hallo Kurt,


    &gt;ein Eimer Wasser mit 5 kg Gesamtmasse


    entspricht 49N
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    nöö, wenn schon genau, dann mindestens 49,05 N[:o)]


    Scherz beiseite, da die Berechnungen auf der Annahme einer dünnen planparallelen Platte beruhen, dazu kommen noch die Unsicherheiten über die genaue Lage der Angriffspunkte sowie der Durchbiegung der Gewindestange, finde ich die Abweichung von 39% nicht dramatisch. Für die Praxis wird man ohnehin nicht die Kraft sondern die optische Wirkung messen oder ganz schlicht am fertigen Teleskop die Verspannung so lange verstellen, bis z. B. nach "Star" kein Asti mehr zu sehen ist. Dazu sollte man natürlich schon vorher wissen, ob der Verstellbereich der Verspannmechanik richtig dimensioniert ist. Auf Grund Deiner Rechnung schafft man das doch auf Anhieb, wie mein Versuch gezeigt hat.


    Nachdem ich so einigen Krampf über die poliertechnische Herstellung der torischen Korrektur gelesen habe werde ich das Versuchsteleskop erst mal mit glatt poliertem sphärischen HS + Verspannmechanik betreiben. Wie ich bereits gesagt habe, vor wenigen Tagen wollte ich davon absolut nichts wissen. Heute erscheint es mir als die praktisch aussichtsreichste Lösung zu sein. Wer das noch nicht richtig mitgekriegt hat: wenn man den HS und nicht den FS torisch macht braucht man erheblich weniger Deformation, d. h. Abweichung von einer Sphäre.


    Gruß Kurt


    PS.: Der größte Fehler lag bei meinem Versuch wahrscheinlich in der Kalibrierung der Durchbiegung mit dem Eimer voll Wasser. Für den weiteren Versuchsbetrieb werde ich einen glatten Metallstab statt der Gewindestange verwenden. Dann kann man aus der Geometrie, E- Modul sowie Durchbiegung im eingebautem Zustand die zugehörige Kraft ziemlich zuverlässig berechnen. Das schaff ich mit Hilfe des "Dubbel" sogar noch alleine[8D].

  • Hallo Kurt,Michael!


    Ich habe Kurts Angaben mal sämtlich im FEM-Programm "plate.exe" von Toshimi Taki durchgespielt. Das Programm bildet die Grundlage des bekannteren Programms "PLOP". Die erforderliche 1,56 um habe ich nach Anpassung der Kraft und Einhaltung der Lagerbedingungen wie in Kurts Verspannungsvorrichtung eingegeben. Bei einer Belastung von 57.9 N kam folgendes heraus:


    ============================================
    GRID NO. W THETA-X THETA-Y
    ============================================
    1 0.00000E+00 0.00000E+00 0.00000E+00
    2 0.31555E-04-0.40374E-05 0.00000E+00
    3 0.10520E-03-0.73485E-05 0.00000E+00
    4 0.21358E-03-0.10569E-04 0.00000E+00
    5 0.35006E-03-0.13223E-04 0.00000E+00
    6 0.50621E-03-0.15909E-04 0.00000E+00
    7 0.67412E-03-0.18039E-04 0.00000E+00
    8 0.84612E-03-0.20323E-04 0.00000E+00
    9 0.10146E-02-0.22174E-04 0.00000E+00
    10 0.11742E-02-0.24440E-04 0.00000E+00
    11 0.13180E-02-0.26557E-04 0.00000E+00
    12 0.14455E-02-0.30128E-04 0.00000E+00
    13 0.15625E-02-0.32911E-04 0.00000E+00


    Knotenpunkt Nr. 13 (Punktlast) liefert etwa 1.5625 um Durchbiegung wie gefordert. Die Punkte 1 bis 13 bilden den Rand des Spiegelviertels. Bei Knotenpunkt 1 liegt der Spiegel am Alubalken auf. Die Spiegeltiefe wurde in der Berechnung auch miteinbezogen. Die Berechnungen sind auch für größere Dickenverhältnisse durch plate.exe zu meistern (Scherkräfte).


    Für die Nachprüfung stelle ich mein INPUT.DAT (ziemlich lang) gerne bereit. Viel Spaß beim rechnen und natürlich auch bauen!


    lg.
    Kai

  • Hallo Kai,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">...Für die Nachprüfung stelle ich mein INPUT.DAT (ziemlich lang) gerne bereit. Viel Spaß beim rechnen und natürlich auch bauen!
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    vielen Dank für Deine Unterstützung. Ich werd mich dann lieber auf das Bauen und Messen konzentrieren[:D]. Wenn meine relativ primitive und leichtgewichtige Verspannvorrichtung hält was sie verspricht werde ich zufrieden sein. Den Keil werde ich aber durch eine Schraube ersetzen.


    Gruß Kurt

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    wie Du wahrscheinlich schon bemerkt hast, macht mein Experinentalaufbau erfreuliche Fortschritte. Sobald also die Spiegel und alle notwendigen Schrauben installiert sind werde ich Dich einladen um das Problem experimentell zu klären[:D]


    Gruß Kurt
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Kurt,



    Rentner müsste man sein.......[8D]



    Hast recht, lass die Software mal machen, das Experiment entscheidet. Wär sch.....ade, wenn's zwingend Verformung oder min. drei (unverformte) Spiegel sein müssen.


    Aber so is's Lebbe.


    Wir kriegen bestimmt einen Termin hin.



    Gruß Franjo

  • Hallo Michael,Kurt,


    Kurt schrieb:
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ich werd mich dann lieber auf das Bauen und Messen konzentrieren. Wenn meine relativ primitive und leichtgewichtige Verspannvorrichtung hält was sie verspricht werde ich zufrieden sein. Den Keil werde ich aber durch eine Schraube ersetzen.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ganz Recht, man braucht nicht aus allem eine Wissenschaft zu machen. Vieles sollte man in der Praxis erproben mit Intuition und da sollte sich die Diskussion ja dran orientieren. Noch ein Tipp: Stell den Spiegel mal mit der Gewindestange in der Horizontalen so, daß du ein Astifreies Bild erhälst. Man kann schon sehr gut sehen, ob die Verspannvorrichting gut funktioniert, da brauchst du ja noch keine Verspiegelung.


    Michael schrieb:


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Meinst du 57.9N für zwei Auflagepunkte zusammen, oder 57.9N für jeden Auflagepunkt?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Es handelt sich um einen fest eingespannter Balken an einer Seite mit einer Punktlast am Ende. Es wirkt das Drehmoment Kraft*Spiegeldurchmesser, man muss also die doppelte Kraft einsetzen wenn der SpiegelscheibenRADIUS in die Rechnung (die Knotenpunkte werden an der y-Achse einfach gespiegelt und die Steifigkeitsmatrix damit ergänzt) eingeht. Sonst wäre der Spiegel nicht im statischen Gleichgewicht. Diese Kraft von 57.9N müssen sich beide Spiegelhälften teilen, also wirkt 57.9/2=28.95 N für jeweils einer der Auflagen.


    lg.
    Kai

  • Hallo Kai,


    &gt; Diese Kraft von 57.9N müssen sich beide Spiegelhälften teilen, also wirkt 57.9/2=28.95 N für jeweils einer der Auflagen.


    Aha, dann bestätigt also die moderne FEM-Berechnung das Ergebnis, das Prof. Timoshenko schon vor 50 Jahren mit einer analytischen Berechnung gefunden hat.


    Wer selber astigmatische Durchbiegungen berechnen möchte, findet die Formel auf meiner Webseite:
    http://www.astro-electronic.de/faq3.htm#14


    Oder in komplizierterer Form im Original:
    Steven P. Timoshenko / S. Woinowsky-Krieger, "Theory of Plates and Shells", Seite 294.


    Gruss
    Michael


    P.S. Die Formel nach Timoshenko kann man auch verwenden, um die Durchbiegung an jeder Stelle des Spiegels zu berechnen. Das werde ich noch machen, um zu überprüfen welche Form sich ergibt. Es scheint so zu sein, dass sich nicht die gewünschte rein astigmatische Form bildet, sondern dass sich zusätzlich auch noch andere Polynome überlagern.

  • Hallo Michael,


    danke für den Link. Da könnte ich das eine oder andere bestimmt verwerten. Die Ergebnisse liegen ziemlich knapp beieinander wenn man beide recht unterschiedliche Rechenmethoden (numerisch gegen analytisch) zugrunde legt, die Nachrechnung hat sich also gelohnt.


    Mit dem Kippen der Spiegel aus der Ebene habe ich ebenfalls kein Erfolg gehabt, zumindest mit nur zwei Spiegeln. Etwaige Lösungen wie der hier besprochene Schiefspiegler oder gar der Yolo scheiden damit definitiv aus. Wir gucken mal gespannt zu was Kurt und Franjo noch dabei rausfinden.


    lg.
    Kai

  • Hallo Leute,


    toll - wenn man den Thread hier gegen Mitternacht durchackert, braucht man kaum noch Bücher...eher ne Aspirin [xx(].


    ät Kurt: DU und definiert verbiegen, alle Achtung, das erinnert mich an meine Wünschelruten-Geschichte für nicht-esotherische Ingenieure beim Brunnenbau..., das hat übrigens geklappt. Gute Designphase & ordentliches Gelingen beim Bau wünscht Euch [:)]


    Klaus

  • Hallo an alle,


    nach den erfeulich gut übereinstimmenden Rechnungen von Michael und Kai hab ich mich wie versprochen mit weiteren Messungen der Deformation vergnügt. Der HS ist nun recht ordentlich sphärisch auspoliert. In folgenden ROC I- Gramm erkennt man praktisch keine Abweichungen von der Sphäre.




    Fringe XP meint denn auch der Strehl sei = 0,99 bei Abzug von Koma und Asti. Wenn man fest in diesem Glauben bleiben will, darf man aber keinen Startest machen:


    Der Asti stört ja hier nicht, da er im Gesamtsystem korrigiert werden kann. Man sieht auch Zonenfehler. Das ist aber eine andere Geschichte.


    Zurück zur Verspannmimik. Diese ist nun so aufgebaut, dass man die zentrale Spannkraft stetig einstellen kann, indem man die Rändelschraube mehr oder weniger weit herausdreht.




    Als Spannfeder dient hier ein 6 mm Rundstab aus eloxiertem Alu. Wer sich vielleicht darüber wundert, warum kein Federstahldraht, dem sei gesagt:
    1.Der rostet.
    2.Die erforderliche Durchbiegung beträgt hier nur ca. 1 mm. Da bleibt der Alustab voll elastisch. D. h. er wird nicht bleibend verformt, nachdem man die Verspannung wieder gelöst hat.
    3.Dank Alu wiegt die gesamte Verspannmimik nur 50 g.


    Das folgende Bild zeigt, wie man von der eingestellten und gemessenen Durchbiegung des Stabes auf die zentrale Verspannkraft kommt.




    Nach obigen Formeln würde man für die von Michael Kai berechneten Verspannkraft von 57,9 N eine Durchbiegung des Stabes von 0,995 mm einstellen müssen.


    Zur Erinnerung: Diese 57,9N sollten den Spiegel mit Hilfe der Verspannmimik derart astigmatisch verbiegen, dass die von Georg berechnete Radiendifferenz von (4664,5 - 4653,2)mm* = 11,3mm herauskommt. Wenn man das mittels Startest im Krümmungsmittelpunkt des Spiegels misst, wäre das bei bewegter Lichtquelle gleich der Fokaldifferenz der beiden „Brennlinien“.


    Hier ein Beispiel wie das denn im Okular aussieht:



    Bei der Messung wird einfach die Differenz zwischen den schärften Linienbildern extra- inta gebildet. Das habe ich für mehrere Einstellungen der Verspannkraft gemacht.


    Das Ergebnis sieht so aus.




    Die rot eingetragenen Pfeile im Diagramm zeigen an welche Fokusdifferenz bei den bewussten 57,9 N tatsächlich zu erwarten wäre, nämlich knapp 13 mm. Das ist etwas mehr als die optisch erforderliche Radiendifferenz von 11,3 mm. In Anbetracht der Messunsicherheit passt dieses Ergebnis recht ordentlich zu den theoretischen Berechnungen von Michael und Kai. Für die Praxis würde man ohnehin die Verspannung des HS am fertigen Teleskop auf den Bestwert einstellen.


    Jetzt hab ich aber noch eine Frage an den Kutter- Experten Georg: Gibt es schon jemanden, der erfolgreich einen Kutter- Schiefspiegler mit torisch poliertem oder torisch verspanntem HS gebaut hat oder ist das bisher nur eine Projektidee? Falls nein, dann hätte ich ja noch alle Chancen den ersten dieser Art zu bauen. Wie auch immer, so nächste Woche um ½ acht oder etwas später könnte der meinige FL haben[:D].


    *Der gemessene Ist- Radius des Spiegels im unverspannten Zustand beträgt 4652 mm.


    Gruß Kurt

  • Hallo Kurt!


    Wundere mich darüber das noch keiner reagiert hat auf deinen neuen Beitrag. Wie dem auch sei, für mich ist das hier eine höchst ergiebige Diskussion.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Der Asti stört ja hier nicht, da er im Gesamtsystem korrigiert werden kann. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Da kann ich Dir zustimmen. Auch wenn viele es nicht glauben, gerade bei Schiefspieglern läßt sich der Restastigmatismus stets perfekt rauskollimieren. Beim Yolo mit seinem starken Asti ist es sogar erwünscht, doch muss die Phase (axiale Verdrehung) im System noch beachtet werden. Bei Verkippung aus der gemeinsamen optischen Ebene reagiert der Kutter zudem sehr empfindlich.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">nach den erfeulich gut übereinstimmenden Rechnungen von Michael und Kai hab ich mich wie versprochen mit weiteren Messungen der Deformation vergnügt.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Darauf habe ich gewartet, ein erster experimenteller Beweis! Deine Mechanik ist schön leicht. Die Lösung mit der Rändelschraube ist eine gute Idee, so kann man jederzeit einfach nachstellen. Bei meinem Yolo verstelle ich nur den Sekundarspiegel ein wenig (ist schon torisch). Dadurch wird sehr schnell Asti eingeführt. Die zusätzliche Bildfehler merkt man nicht, da die verbleibende Korrekturen sehr gering sind.


    Unsere Spiegel sind schon rausgeschickt worden zum beschichten!


    lg.
    Kai

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Kurt</i>



    Jetzt hab ich aber noch eine Frage an den Kutter- Experten Georg: Gibt es schon jemanden, der erfolgreich einen Kutter- Schiefspiegler mit torisch poliertem oder torisch verspanntem HS gebaut hat oder ist das bisher nur eine Projektidee? Falls nein, dann hätte ich ja noch alle Chancen den ersten dieser Art zu bauen. Wie auch immer, so nächste Woche um ½ acht oder etwas später könnte der meinige FL haben[:D].


    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Kurt, ich hatte jetzt erst Zeit gefunden, mich mal zu melden ...


    Also, der "Schiefspiegler" ist eine Erfindung aus den 1870er Jahren von Forster und Fritsch aus Wien, die beiden nannten das Ding Brachyt. In der Quelle "Fernrohre und ihre Meister" von Riekher ist allerdings nicht erwähnt, ob die beiden einen Spiegel verspannt haben, es ist anhand der sehr ungenauen Zeichnung aber vermutbar (?) Gesichert sind Verspannungsversuche aus den 1970gern, als nämlich die Idee gleichzeitig mit der Erfindung des Yolo auf der Hand lag. Da könnte man noch im Archiv von Sky and Telescope nachwühlen. Möglicherweise findet sich auch ein Hinweis im alten Klassiker Amateur Telescope Making von Ingalls et al aus den Dreißigern ...


    Auf die Idee, mal den Hauptspiegel torisch zu machen, hat mich allerdings erst der Lutz vor ungefähr vier Wochen im Yolo-Thread hier im Forum gebracht ...


    ... Deshalb finde ich den Namen "Toku" eigentlich ganz nett für diesen Fernrohrtyp. Einen richtigen Erfinder gibts eigentlich nicht, er ergibt sich eigentlich als logische Schlußfolgerung ...



    Viele Grüße, Georg

  • Hallo Georg,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">... die Idee, mal den Hauptspiegel torisch zu machen, hat mich allerdings erst der Lutz vor ungefähr vier Wochen im Yolo-Thread hier im Forum gebracht ...


    ... Deshalb finde ich den Namen "Toku" eigentlich ganz nett für diesen Fernrohrtyp. Einen richtigen Erfinder gibts eigentlich nicht, er ergibt sich eigentlich als logische Schlußfolgerung ...
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    vielen Dank noch einmal für Deine Berechnungen und Recherchen. Die waren sicher nicht vergebens. Vor zwei Wochen wusste ich noch nicht was ein Toku ist und wenn morgen die Versilberung der Spiegel glatt funktionieren sollte wird mein 150 f/25 sehr wahrscheinlich FL haben[8D].


    Gtruß Kurt

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: GeorgDittie</i>
    In der Quelle "Fernrohre und ihre Meister" von Riekher ist allerdings nicht erwähnt, ob die beiden einen Spiegel verspannt haben, es ist anhand der sehr ungenauen Zeichnung aber vermutbar (?)<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    hallo!
    fritsch selber sagt nix dergleichen. ich schau mir aber 2 erhaltene brachyte mitte oktober an, dann kann ich genaueres sagen ...
    lg
    wolfi (=grösster fritsch-forscher der neuzeit)

  • Hallo Wolfi, hallo liebe „Toku“- Freunde


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">...
    fritsch selber sagt nix dergleichen. ich schau mir aber 2 erhaltene brachyte mitte oktober an, dann kann ich genaueres sagen ...
    lg
    wolfi (=grösster fritsch-forscher der neuzeit)
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ein anderer Kenner der Schiefspiegelei hat bisher auch noch kein Dokument über ein real existierendes Toku gefunden. Ich schlage deshalb vor erst mal mein realimprovisiertes 150 mm f/25 Toku als solches anzuerkennen[:o)]. Natürlich bin ich immer noch neugierig darauf zu erfahren, ob und wo denn vielleicht ähnliches existiert oder existiert hat.


    Das meinige sieht so aus:

    Das erinnert zweifellos an die nach meiner Ansicht sehr zweckmäßige Kastenkonstruktion von Kai.


    Mein Gebilde wurde in die bereits existierenden Gabelmontierung für das 12“ „Opiskop“ eingepasst. Wie die nächsten Bilder zeigen ist das Toku von horizontal bis ca. 70° Deklination einstellbar.




    Meines Wissens erreichen die Planeten, der Mond und die Sonne niemals diese Deklination. Wenn man mal tatsächlich mal ein Objekt in Polnähe beobachten will, dann wird die Montierung eben „ausgenordet“.[}:)]


    Als Basis des Toku- Arrangements dient eine 20 mm Multiplex- Platte. Der Fs- Okularauszugshalter kann nach Lösung der Muttern an den 4 M6- Gewindebolzen axial und in der Neigung verstellt werden. Damit hat man eine bequeme Möglichkeit zur Feineinstellung der Winkel und Abstände gemäß Rechnung.



    Selbstverständlich ist auch die Einstellung für die Spiegelverspannung während des Betriebs zugänglich.



    Wer den Eindruck hat die vertikale und horizontale Ausrichtung der Verspannelemente sei nicht ganz perfekt der hat zweifellos recht. Das lässt sich aber ohne Ausbau der Spiegelzelle problemlos korrigieren.


    Besonders stolz bin ih auf die Lösung der Dec- Feineinstellung in Verbindung mit der vorhandenen Montierung.




    Die Idee dazu kam mir gestern während des Mittagsschlafs.


    Mit großartigen Beobachtungs- und Testberichten kann ich wegen der Jugend meines Toku naturgemäß noch nicht dienen. Immerhin konnte ich gestern erstmals unter bedecktem Himmel einige Details in ca. 1,5 km Entfernung Beobachten. Das ist fast die Einstellung auf „unendlich“. Nachdem ich beim allerersten Versuch irrtümlich die Spiegelverspannug um 90° verdreht eingebaut hatte gab es erst mal ein grausslig astigmatisch unscharfes Bild. Nach Behebung dieses Fehlers konnte man immerhin die Nadeln an 1200 m entfernt stehenden Fichtenzweigen ekennen. Die Feineinstellung der Verspannung kann man ähnlich wie eine zweite Fokussierung nutzen.


    Heute Mittag hatte ich dann FL an einem Stern namens Sonne. Leider war das seeing miserabel und der Himmel total milchig. Man konnte daher keine Aussage zu Kontrast im Vergleich zu anderen Telekopen machen. Es fehlt mir auch noch ein 2“ Herschelkeil. Sonst wäre mit meinem 40 mm 2“ Oku zumindest ein volles Sonnenbild sichtbar.


    Nun warte ich gespannt auf den ersten „kleinen“ Stern am Himmel. Wenn der sich so richtig shcön mit kringelrundem Beugungsring einstellen lassen sollte kommen die Feinarbeiten wie Verputzen des Holztubus, Opimierung der Blenden im Tubus, wetterfeste Lackierung und last not least eine professionelle Beschichtung der Spiegel an die Reihe.

    Gruß Kurt

  • Hallo Kurt!


    Fantastisch schnell und genial, wie du das machst.
    Man möchte meinen du hast noch die Energie wie ein 25 Jähriger.


    Kugelrunde Beugungsringe wovon nur 2 sichtbar sind, wünscht dir
    Alois

  • Hallo Alois, hallo liebe Mitleser,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Alois</i>
    <br />Hallo Kurt!


    Fantastisch schnell und genial, wie du das machst.
    Man möchte meinen du hast noch die Energie wie ein 25 Jähriger.


    Kugelrunde Beugungsringe wovon nur 2 sichtbar sind, wünscht dir
    Alois


    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    vielen Dank, lieber Alois für Dein Lob und Deine guten Wünsche.

    Heute Nachmittag klarte der Himmel auf. Kurz vor Sonnenuntergang hatte sich die Atmosphäre so weit beruhigt, dass ich die Grundeinstellung an Hand von mehr als 1000 m weit entfernten Bodenzielen testen konnte. Fichtennadelzählen an ausgesuchten Bäumen ist dabei eine meiner speziellen Testmethoden[8D]. Die Verspannung des Spiegels stellte ich gemäß obigen Diagramm auf ca. 50 N ein. Das entspricht ziemlich genau 1 1/4 Umdrehungen der Einstellschraube.


    Gegen 20 Uhr stand Jupiter noch wenige Grad über den Bäumen der Nachbarschaft. Er war also mein erstes Ziel. Trotz atmosphärischer Refraktion und weniger berauschendem Seeing war der Eindruck bei 190x Vergr. immerhin mittelprächtig. Ich versuchte an den Jupitermonden irgend eine Spur von Asti auszumachen, konnte aber wegen der Seeingstörungen nichts dergleichen erkennen.


    Eine Stunde später nahm ich mir Atair im Adler vor. Zu meiner Überraschung war erst bei 260x Vergr. deutlicher aber keinesfalls katastrophaler Asti erkennbar. Durch schätzungsweise 1/4 Umdrehung der Stellschraube in Richtung mehr Verspannung war der aber ausgebügelt. Danach suchte ich mir einen weniger grellen Stern um die fokalen Beugzungsringe besser beurteilen zu können. Das seeing lieferte aber nur mehr oder weniger fragmenierte Beungungsringe mit ständig wechselndem Muster. Irgend eine Spur von Koma konnte man dabei nicht entdecken. Für den absolut scharfen Startest war das seeing einfach nicht gut genug. Immerhin gewann ich den Eindruck, dass die "online" einstellbare Spiegelverspannung problemlos funktioniert und keine gröberen Schmutzeffekte produziert. Sehr wahrscheilich wird man bei besserem seeing auch noch die letzten Spuren von Asti wegtrimmen können.


    Für den Anfang bin ich damit erst einmal zufrieden. Die Systempflege scheint sich zu lohnen. Damit meine ich die dauerhaft torische Verspannung des Kutter- Hs nach der Politur sowie den Ausbau des vorgestellten Toku zu einen voll nutzbaren Teleskop. Selbstverständlich werde ich weitere Testergebnisse hier veröffentlichen und hoffe dabei auf Nachahmer, Verbesserer und auch auf kritische Beiträge zum Thema[:D]


    Gruß Kurt

  • Hallo Kurt.


    Sehr interessanter Bericht. Schade dass das Seeing nicht gut genug war.
    Aber das ist ja immer das Problem wenn es um Werte geht, sagen wir
    die genauer als Strehl 0,93 sind. Ich vermute das du in dieser Nähe sein wirst.
    Aber jetzt muss ich dir wieder einmal einen Floh in's Ohr setzen.
    Du hast doch einen Planspiegel !!!
    Da wäre es doch interessant zu sehen wie dieser Kutter dann nach deiner besten
    Einstellung am natürlichen Stern, dann im Labor aussieht.
    Ich vermute da kleine Unregelmäßigkeiten, weil die Verspannung einen nicht ganz
    reinen Astigmatismus machen wird.
    Ich will dabei nicht die Methode schlecht machen, aber man könnte bei dieser
    Gelegenheit herausfinden ob das statt findet und wenn wie stark sie ist und " bei welcher
    stärke sie erst am natürlichen Stern sichtbar wird."
    Weil es ist bekannt dass der Astigmatismus nicht so stark wirksam ist wie er den
    Strehl hinunter haut.
    Dabei wären Ronchigramm, Schattenprobe, Sterntest und natürlich ein Interferogramm
    interessant, weil den Astigmatismus kann man mit dem Interferogramm am besten erkennen.


    Viele Flöhe gibt’s von
    Alois

  • Hallo Kurt,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Die Idee dazu kam mir gestern während des Mittagsschlafs.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Willst Du uns damit glauben machen, dass Du auch noch schläfst?
    Bei Deiner "Teleskop-Produktionsrate" bin ich davon ausgegangen,
    dass Du 24h pro Tag arbeitest und dann noch die Nachtstunden zum
    Testen, Beobachten und Verfassen der Berichte verwendest.[;)]


    Tolle Leistung - Du hast, wie ich Bemerkungen von Dir zu entnehmen
    glaube, auch noch einiges in Sachen "Streulichtmessung, Lyotblende"
    mit dem Toku vor? Freue mich schon auf die weiteren Testergebnisse.


    M.f.G.,
    Robert


    Code
    Anm.: Chronologie wieder hergestellt.[:)]
  • Hallo Alois,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">[Sehr interessanter Bericht. Schade dass das Seeing nicht gut genug war...
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    nachden ich in der vergangenen Nacht erfahren habe, dass das opt. System mit der Verspannmechanik recht gut funktioniert werde ich sehr bald auf "Laborseeing" umschalten und in AC gegen meinen Planspiegel messen und testen in der Art wie Du vorgeschlagen hast. Dabei interessieren mich selbstverständlich auch die Restfehler der wahrscheinlich nicht perfekten Asti- Kompensation. Darauf hat ja Michael schon aufmerksam gemacht. Nachdem er, Georg und Kai dankenswerterweise so gründlich gerechnet haben werde ich wie angesagt nach dem Bauen gerne auch gründlich messen.


    Bei mir ruht ja immer noch ein 6" f/12 Original- Yolo von Herrig. Den hab ich schon mal in AC interferometriert sowie Labor- gestartestet und dabei noch einige graue Haare mehr bekommen wegen der kritischen Kollimation. Aber so wie sich mein Toku gestern bei der Feineinstellung am Himmel benommen hat hoffe ich bei auf etwas weniger "Widerstand" bei der Laborprüfung.


    Gruß Kurt

  • Hallo Kurt,


    ich verfolge den Thread jetzt auch schon länger und finde es wirklich erstaunlich wie schnell du es von einer Idee zu einem fertigen Gerät geschafft hast.


    Herzlichen Glückwunsch zur Fertigstellung und viel Freude damit!


    lg Thomas

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