Fangspiegel für Kutter Schiefspiegler

  • Hallo Sternfreunde,
    wenn ich mein Newtonprojekt demnächst abgeschließen werde, kommt
    100% wieder diese gähnende Leere. Und da fangt man ja normalerweise wieder an zu planen.....???!! -;))
    Das tolle ist aber, ich habe noch einen 8" Duranrohling und einen
    4" Duranrohling im Schrank. Da bin ich auf die Idee gekommen aus diesen Komponenten evtl. ein Kuttersystem zu konstruieren.
    Den 8" könnte ich sphärisch auf f/25 5000mm oder noch länger schleifen.
    Meine Frage halt :
    wie wird denn der Fangspiegel geschliffen. Der sollte doch ebenfalls auf eine bestimmte Brennweite gebracht werden. Würde die größe von 4" im Durchmesser ausreichen ? Gibt es irgendwo gut verständlichen Lesestoff incl. Konstruktionsarten des Kuttersystems, in die ich mich mal richtig reinlesen kann ? Oder hat hier jemand Erfahrung mit solchen Geräten ? Freu mich wie immer über jede kommunikative Antwort und eine nette Diskussion. Gruß
    Chris[:)]

  • Gaudig!!
    Ich hatte vor etwa einem Jahr auch diese Idee! Bei mir liegt ein (unbeschichteter) 6-Zöller und ein beschichteter 4 - Zöller rum.. Bloss, die Brennweite des grösseren Spiegels dürfte wohl zu kurz sein.
    Das Interesse an dem Kutterschen System hat eigentlich jemand in mir erweckt, der einen wirklich phantastischen Schiefspiegler gebaut hat und damit richtig professionelle Astrophotos macht:


    http://www.waa.at/bericht/2003/08/20030815-17grz/08hold.html


    (die Betonung liegt auf Interesse, denn so etwas liegt weit jenseits meiner Möglichkeiten)


    Gruss


    Gerhard

  • Hallo Chris,
    der FS für den Kutter ist auf jeden Fall konvex. Dadurch wird die exaktgenaue Prüfung erheblich erschwert. Das kenn ich z. B. von der Herstellung der FS für meine Cassegrains. Ich kann Dir die genauen Daten für einen Kutter nicht herbeten, bin aber der Meinung, dass ein JOLO einfacher herzustellen geht. Ich nehme an Du verfolgst auch die aktuelle Diskussion dazu hier im Forum.


    Gruß Kurt

  • Hallo Chris!


    Habe bei mir im Keller noch einen 6 Zoll Kutter liegen, der von mir demnächst in Angriff genommen wird. Von dem ich weiß, dass sein Sekundärspiegel den gleichen Krümmungsradius hat, wie der Hauptspiegel. Wenn das Öffnungsverhältnis groß genug ist, scheint das eine Lösung zu sein. Habe das Gerät von einem Herren geschenkt bekommen, der von Zeit zu Zeit mit Herrn Kutter engeren Kontakt hatte. Was das Gerät bringt, weiß ich nicht....kommt aber ohne Korrektor aus.


    Freundliche Grüße, Thomas

  • Hallo Chris,
    > Gibt es irgendwo gut verständlichen Lesestoff incl. Konstruktionsarten des Kuttersystems, in die ich mich mal richtig reinlesen kann ?
    primärliteratur ist das zauberwort! Ich empfehle dir das buch "Der Schiefspiegler, ein Spiegelteleskop für hohe Bilddefinition", das von Anton Kutter 1953 herausgegeben wurde. Da ist die ganze entwicklung des schiefs, ausgehend von einem Cassegrain-modell beschrieben.
    Du bekommst es über die fernleihe deiner stadtbibliothek innerhalb von zwei, drei wochen. Meins kam z.b. von der Uni Stuttgart.


    Dann gibt es noch u.a. einen sehr brauchbaren artikel von einem vortrag, den Kutter mal in der Schweiz gehalten hatte: "Mein Weg zum Schiefspiegler", herausgegeben durch die Schweizerische Astronomische Gesellschaft, "Astro Amateur", Rascher Verlag, Zürich and Stuttgart.


    Den habe ich eingescannt (ca. 50 seiten) und kann ihn dir an deine mailadresse schicken, kontaktiere mich bitte bei interesse über lutzliebers (==>) gmx.de


    Für dich sicher von hohem interesse sind darin die vorschläge zu schiefs mit verschiedenen öffnungen, getrennt nach anastigmatischer und komafreier "anlage". Sie unterscheiden sich bzw. des verkippwinkels (genannt "fangspiegelneigung") und des öffnungsverhältnisses, aber insbesondere dadurch, dass die anastigmatische anlage keine korrektur-(keil)linse braucht, weil sie auf astigmatismus korrigiert ist, und weil bei ihnen bis zu einer öffnung von 150 mm die restkoma im Airy-scheibchen verschwindet.


    Aus der gruppe der anastigmatischen schiefs habe ich dann, gemäss Kutter´s vorschlag, einen 150er auf 125 mm öffnung herunterskaliert, die spiegel gefertigt und das teil gebaut. Mit dem nur grob justierten erstgerät in den garten gegangen und auf anhieb drei wolkenbänder des (z.z. tiefstehenden) Jupiters gesehen.


    Die affenscharfe bilddefinition und die völlige farbfehlerfreiheit dieses unobstruierten teleskoptyps ist ab jetzt für mich die REFERENZ!


    Und mit 40 mm bzw 26 mm 2-Zoll-Kellner-okularen (für gerade mal eur 39,90 das stück, von TS) hast du die volle schärfe auch am feldrand, und ohne einen hauch von (okular)farbe. Das machen die F/28, da spart man schon 400 euros für high-class-okulare, die man für´n kurzen TMB-stumpen bräuchte. :)


    > Oder hat hier jemand Erfahrung mit solchen Geräten ?
    Kannst mich ja gern was fragen: 02041 / 479641 Sehr hilfreich ist auch WINSPOT, mit dem du sofort die leistungsdaten, insbesondere das lichtsammelvermögen im grafisch dargestellten Airy-scheibchen beurteilen kannst (Kutter hatte sich noch mit 6-stelligen logarithmentafeln ´rumgeschlagen).


    Wenn es dir zu mühsam ist, die von Kutter angegebenen ROC´s der spiegel auf ca. +- 3 cm hinzubekommen, nimm WINSPOT dafür, die geometrischen hauptdaten wie spiegelintervall u.ä. auf deine speziellen spiegelwerte bezogen, errechnen zu lassen. Dann kannst du die mechanik, insbesondere die fangspiegel-rohrlänge, anpassen.


    Der bau eines schiefs ist aufwendig, aber du wirst es nicht bereuen!


    V.g. Lutz


    Hier bildlinks auf mein erstlingswert LTT125:
    http://www.schiefs.com/Schief0001.jpg
    http://www.schiefs.com/Schief0002.jpg

  • Hallo Leute,


    Ich habe diesen Thread erst gerade entdeckt. Und mal Lust zu antworten, weil ich mir halt auch einen Schiefspiegler gerechnet, gebaut und seitdem ziemlich intensiv benutzt habe. Näheres hier: http://www.videoastronomy.org/schiefspiegler/kutter.htm Auf der Webseite findet man auch die exakten Radien und Abstände sowie Winkel, ist kein sinnloses Patent drauf.


    Also, den alten Klassiker mit nur zwei Spiegeln ohne Korrektor in anastigmatischer Anordnung kann man mit radiengleichen Spiegeln aufbauen, wobei man den fertig auspolierten Hauptspiegel als Prüfschale für den Fangspiegel nehmen kann. 20 cm Öffnung sind dafür aber schon irre viel ! Ich hab das mal mit ZEMAX durchgerechnet (hatte ich mir 1997 aus beruflichen Gründen gekauft ...) und erst bei einem schon ziemlich absurden Öffnungsverhältnis von f40, also mit 8 Meter Brennweite eine wirkliche Beugungsbegrenzung gefunden. Schon bei f25 bis f28 müsste man den Fangspiegel torisch verformen, um eine perfekte Abbildung zu erreichen.


    (Im übrigen, können wir diese dämlichen amerikanischen Zoll weglassen und und auf SI-Einheiten einigen - wär ich echt dankbar.)


    Wenn man es schafft, dem Fangspiegel torisch zu schleifen (genaue Radien auf Anfrage, der Unterschied macht ca. 5 bis 6 Wellenlängen am Rand aus) dann ist f25 drin, sogar f20 bei 20 cm Öffnung geht, wenn man auch den Hauptspiegel noch anparabolisiert, wie nach Kutter mit 60% (Konische Konstante = -0.6)


    Die letztere konstruktion wäre ungemein attraktiv, 4000 mm Brennweite bei 200 mm Öffnung und das nur mit zwei Spiegeln, also vollkommen nichtchromatisch und obstruktionsfrei.


    Einziger Nachteil: die Fokalebene ist gegenüber der Optischen Achse um 7 Grad verkippt und das gibt schon sichtbare Abstriche ...


    All diese Rechnungen gehen von radiengleichem Haupt- und Fangspiegel aus.


    Viele Grüße, Georg

  • Hallo Georg,
    vielen Dank, dass Du Deine praktische Erfahtrung sowie theoretische Kennisse hier in die Diskussion einbringst. Dazu hätte ich gleich eine Frage: <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Einziger Nachteil: die Fokalebene ist gegenüber der Optischen Achse um 7 Grad verkippt und das gibt schon sichtbare Abstriche ...
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Wie machen sich diese Abstriche bei visueller Beobachtung und hoher Vergrößerung bemerkbar? Ich bin stehe nämlich davor mir versuchsweise einen 150 mm Schiefspiegler nach Stevick Paul zu bauen. Bei dem wäre die Kippung noch einige Grade stärker.


    Gruß Kurt

  • Hallo Kurt,


    Die Schräglage der Fokalebene ist visuell erträglich und kann bei nicht allzu hohen Ansprüchen vernachlässigt werden. Ich hatte vor dem Dicken einen klassischen 150/3000 mit Lichtenknecker-Optik. Mir war das mit dem abgeknickten Fokussierauszug zu nervig und hatte ihn gerade montiert - bei meinen Astrovideos auf 4,8 mal 3,6 mm-CCDs hat die Bildfeldverkippung nicht ausgemacht. Auch visuell ist das eher zweitrangig, weil die mittenfernen Fokalebenenbereiche ja eh nur bei sehr geringen Vergrößerungen genutzt werden, wo die leichte Defokussierung (bei f20 wohlgemerkt !) noch nicht so viel ausmacht. Sichtbar ist es streng genommen schon, man kann's aber leicht ignorieren (oder tolerieren ;) )


    Einzig bei der Fotografie mit großen Chips wie in DSLRs wirds richtig merklich, dann sind oben und unten deutliche Unschärfen zu sehen, daher auch die Konstruktion meines Doppelmeniskuskorrektors. Aber wie gesagt, die wird nur bei digitalen Fotokameras gebraucht.


    Viele Grüße, Georg.

  • Hallo Georg,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Die Schräglage der Fokalebene ist visuell erträglich und kann bei nicht allzu hohen Ansprüchen vernachlässigt werden.... <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    vielen Dank für die Info. Danach werd ich Stevick- Paul Experiment wahrscheinlich realisieren. Es hängt jetzt noch davon ab ob evtl. die 4 Refexionsflächen (3 abbildende Spiegel + Zenithspiegel) nicht zu viel Streulicht produzieren.


    Gruß Kurt

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