Jaa, ich weiß. Ein bißchen spät, aber besser spät als nie. Also hier ist meine kleine ITV-Nachlese...
Nach letztjähriger Abstinenz (siehe http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=42049) sollte dasITV dieses Jahr für mich bereits am Samstag vor Himmelfahrt beginnen. Das ITV ist ja ein Teleskoptreffen mit Tradition, zum 16. Mal sollte es in diesem Jahr stattfinden. Aber "Neuer Standort, neues Glück" warja die Devise, da nach Unstimmigkeiten in den vergangenen Jahren Veranstalter Martin Birkmmaier und die Gemeinde Stumpertenrod, wo das ITV zuvor stattgefunden hatte, getrennte Wege gingen.
Der heilige ITV-Rasen. Ausgegraben am Stumpertenrodter Sportplatz, am Campingplatz in Gedern rituell wieder eingepflanzt.
<b>Sonntag, 13.05.2007, 14:16</b>
Ich war am gestrigen Morgen zeitig von Hamburg-Bergedorf aus aufgebrochen und wollte gegen Mittag am Campingplatz Gedern am Südhang des Vogelsberg, dem neuen ITV-standort eintreffen. Da mich ausnahmsweise keine Staus behinderten, konnte ich diesen Zeitplan auch einhalten und ich fuhr kurz nach 13:00 Uhr wohlbehalten auf dem für das ITV reservierten Abschnitt des Campingplatzes ein. Natürlich war ich längst nicht die erste dort, altbekannte ITV-Frühanreisende wie Helge Schlinzig, Rüdiger Heins (RuedigerH) mit Familie, die Jungs und Mädels vom MASH, und noch einige mehr waren teilweise schon seit einigen Tagen dort. Ich entschloß mich, mein eigentlich schon für das letzte ITV angeschafftes 6-Personen-Zelt (endlich bequem im Zelt stehen können, und auch bei Regen Tisch und Stuhl im Trockenen zu haben...) in der Nähe von Helge und Rüdiger aufzuschlagen. Von meinem Zeltnachbarn Peter Lukas (lukastro) erhielt ich tatkräftige Unterstützung beim Zeltaufbau -- so schnell ist ein neuer Kontakt geknüpft.
Bereits am Samstag Nachmittag waren recht viele Leute an Platz: Zu sehen das Wohnmobill von RüdigerH sowie das "Ei" von Flatratte.
Danach hieß es erstmal erkunden der örtlichen Gegebenheiten. Die idyllische Lage des Campingplatzes an einen kleinen See verspricht bei passendem Wetter zusätzlichen Badespaß, gerüstet wäre ich für diesen Fall. Mal sehen also. Nach der aber do etwas anstrengen Fahrt und dem schweißtreibenden Zeltaufbau wollte ich aber zunächst einmal die Qualität der sanitären Anlagen überprüfen. Im Vergleich zu vorangegangenen ITVs eine verbesserung um 100%: Toiletten und Duschen sind reichlich vorhanden und dank professioneller Reinigung mehrmals täglich auch in tadellosem Zustand. Der Duschentest ergab erfreulich warmes Wasser mit Temperaturregelung.
Der Nachmittag präsentierte sich wechselhaft. Leichte Schauer und Sonnenschein kämpften im 5-Minuten-Takt um die Oberhand über das Wetter. Gegen Abend jedoch wurden die Wolkenlücken größer und stabiler, Teleskope wurden aufgebaut und fleißig auf die Venus ausgerichtet. Saturn zeigte sich ebenfalls bald, und die letzten Wolken verschwanden. Bald konnte man auch die ersten Deep-Sky-Objekte in Angriff nehmen, die Sichtbedingungen waren gar nicht schlecht. Da die Lichtglocke Frankfurts im Süden doch recht hoch leuchtete, verlagerten wir uns eher an den Nordosthimmel, wo die Sommermilchstraße funkelte. Gegen 23 Uhr zogen von Süden her kurz einige Wolkenschleier hoch, so daß wir schon ein Ende der Beobachtungsnacht befürchteten, doch weit gefehlt. Kurz nach 2~Uhr hat mich die Müdigkeit dann aber doch ins Bett getrieben, während andere bis in die Dämmerung weiterbeobachteten.
Am nächsten Morgen weckte mich die Sonne (für meine Verhältnisse recht spät) um kurz vor 9 Uhr. Meine Frühstücksbrötchen brachte mir netterweise Nachbar Helge auf Rüdigers Fahrrad von Kiosk des Campingplatzes mit. Danach hieß es erstmal fleißig Sonne beobachten, bis die Wolken dann mal wieder die Oberhand gewannen. Während am gestrigen Samstag dann nach mir doch noch einige weitere Teilnehmer eingetrudelt waren, gab es nur noch relativ wenig Neuzugänge. Aber das MASH wuchs auf altbekannte Größe und auch Martin Birkmaier begann einen größeren Pavillion für seine Dobson-Batterie aufzubauen.
<b>Montag, 14.05.2007, 10:06</b>
Wie von Christian Harder (Fintel) laut Wetterbericht angekündigt, brachte der gestrige Abend das eine oder andere Gewitterschauer - zu beobachten gab es nichts während der Nacht, auch wenn sich am Abend die Venus kurzzeitig durch die Wolken kämpfte. Die eingeschworene ITV-Gemeinde auf dem Platz nahm das - bis auf wenige Ausnahmen - aber gelassen, da hatte man schon wesentlich schlimmeres erlebt. Den heiligen ITV-Schlamm sollte es dieses Jahr nicht geben, die Drainage des Campingplatzes sorgte, daß jegliches Naß von oben sofort im Boden versickert.
Der weitere Verlauf von Nachmittag und Abend wurde dann von den Anwesenden genutzt um zu klönen, zu fachsimpeln oder auch das eine oder andere alkolische Getränk zu konsumieren, teilweise bis in die frühen Morgenstunden hinein. Am heutigen Morgen zeigte sich der Himmel wolkenverhangen... aber für die nächsten Tage ist Besserung angekündigt.
<b>Dienstag, 15.05.2007, 00:02</b>
Gegen Mittag begann es zu regnen - ziemlich stark und ziemlich lange. Alte ITV-Erinnerungen wurden wach, aber der kritische Blick auf die Zeltnähte zeigte: Alles dicht. Und auch das Wasser auf dem Boden rund um das Zelt versickerte schnell, keine Schlammgefahr also bislang. Am Abend regnete es sich nach einer kurzen Regenpause, erneut ein. Meinereiner begab sich draufhin zunächst in das große Gemeinschaftszelt, wo ein Grill aufgestellt worden war, und man mit Martin Birkmaier und anderen in gemütlicher Runde bei einem Gläschen Wein zusammen sitzen konnte. Später besuchte ich die Bekannten vom MASH, die ihr Gruppenzelt mithilfe von Gasheizstrahlern auf angenehme Temperaturen geheizt hatten.
<b>Mittwoch, 16.05.2007, 13:18</b>
Stetiger Regen am gestrigen Vormittag verhieß eigentlich nichts Gutes. Am frühen Nachmittag zeigte sich jedoch das erste Himmelsblau und weckte Hoffnungen für die kommende Beobachtungsnacht, so wie es der Wetterbericht angekündigt hatte. Ich beschloß mit meinen Nachbarn lukastro und Schicko zu grillen.
Pünktlich zur Abenddämmerung war der Himmel wolkenfrei, aber eine starke Feuchtigkeit legte sich über den Platz. Da der von mir als Beobachtungsgerät mitgenommene 4"-Apo während des Regens der letzten Tage schon ein wenig Feuchtigkeit gezogen hatte, brachte ich eben diesen lieber im Auto in Sicherheit und verlagerte mich auf das 15x60 Fernglas und die Teleskope anderer, die inzwischen ja nun reichlich vorhanden waren. Auch unsere Neuankömmlinge bauten ihre Gerätschaften erst gar nicht oder nur kurz auf. Tatsächlich war der Beginn der Nacht extrem feucht, immer wieder drang aus der Richtung von Rüdiger das Geräusch eines Föns zum Abtauen seines Spiegels. Ich fand mich wieder bei lukastro und Schicko ein, und wir machten erfolgreich mit Schickos 12-Zöller Jagd auf Komet Lovejoy, aber versuchten vergeblich einen Schweif zu auszumachen.
Dazu müßte wohl größeres Gerät her, aber auch ein 24\hsec-Dobson zeigte nichts dergleichen. Bis es kurz vor zwei zuzog, genoss ich dort den Anblick weiterer Deep-Sky-Objekte und setzte mich und dann zu Helge in gemütlicher Runde unter das große Sonnensegel. Gegen kurz vor drei kämpfte sich die Sommermilchstraße erneut aus dem Dunst, aber so recht motiviert waren wir nicht, die Teleskope noch einmal von ihren Abdeckungen zu befreien. Anderen ging es wohl ähnlich, denn aus vielen Zelten drangen bereits Schnarchgeräusche, und auch per Blitzgerät und Dobson an den Himmel geschickte Lichtstrahlen erregten nicht den Zorn auch nur eines Astrofotografen. So begab ich mich dann auch irgendwann zur Ruhe.
Am heutigen Morgen hörte hörte man dann zeitweilig schon wieder das vertraute Geräusch von auf Zeltwände treffenden Regentropfen. Die Wetterprognosen für die kommenden Tage versprechen jedoch erneute Besserung und auch noch die eine oder andere Beobachtungsnacht...
<b>Donnerstag, 17.05.2007, 19:47</b>
Nachdem der Mittwoch so trostlos endete wie er begonnen hatte (auch als eine Lücken in den Wolken in der Nacht kurzzeitig den Blick auf den Himmel freigab, konnte man sich nach stundenlangem Dauerregen nicht so recht zum Beobachten aufraffen), lagen alle Hoffnungen auf der Wettervorhersage, die für den heutigen Tag Besserung und eine klare Nacht versprach. Aber erst nach dem Mittag sollte der stetige Dauerregen enden, der es doch tatsächlich schaffte, den Campingplatz an einigen Stellen in das ITV-übliche Schlammloch zu verwandeln. Aber dann kam die Sonne mit Macht, die Wolkenlücken wurden größer, und zahllose PSTs konnten zeigen was in ihnen steckt. H$\alpha$ bei voller Öffnung wie am Vorführteleskop von Wolfgang Lille oder bei meinem Vereinskollegen Uwe Freitag am 5"-Refraktor konnte diesen Anblick aber natürlich noch einmal toppen.
Es gab ihn doch, den ITV-Schlamm. Aber nur kurzzeitig.
Weitere bekannte Gesichter waren zu sehen: Noch am gestrigen Regentag war Rafael Benner mit seinem altbekannten 30"-Dobson eingetroffen, heute baute auch noch Bernd Schatzmann in der Nachbarschaft auf. Weitere Astrotreffler wie Raphael und funkymama trudelten ein. Mit dem Equipment von Martin Birkmaier begann sich jetzt die für die Händler reservierte Fläche zu füllen, aber auch auf der übrigen Zeltplatzfläche schlossen sich die Lücken. Bei mir ließ sich noch Torsten Lohf (TL) nieder.
Die Wetterprognosen für heute Abend scheinen zu halten, nur noch wenige weiße Wölkchen teilen sich mit der Sonne den Platz am abendlichen Himmel.
<b>Freitag, 18.05.2007, 12:03</b>
Frühstück heute erst kurz vor Mittag, aber damit waren wir nicht alleine. Kein Wunder angesichts der herrlichen Beobachtungsnacht. Schon in der Abenddämmerung begann man mit der Jagd auf die Objekte des gestirnten Himmels, in dem Falle die junge Mondsichel und der flinke sonnennahe Planet Merkur. Nach kurzem Versteckspiel ließen sich beide dann doch in Fernglas und Teleskop blicken, der Apochromat bewies bei dieser Gelegenheit mal wieder seine Spitzenqualität. Interessanterweise war TL einfachem Anpeilen mit seiner noch nicht eingenordeten EQ6 schneller beim Einfangen des Merkur als unsere GoTo-bewehrten Nachbarn. Später dann zeigten sich beide aber sogar mit bloßem Auge, bevor sie in den Bäumen verschwanden.
Die Nacht war nicht so feucht wie die beiden anderen klaren Nächte, dafür aber kalt. Aber Frankfurts Leuchten war nicht so störend wie zuvor, so daß man sich nach den üblichen Blicken auf Venus und Merkur während der astronomischen Dämmerung getrost dem Deep-Sky-Himmel zuwenden konnte. Da waren die vielen großen Dobsons doch sehr verlockend, neben Rafaels 30-Zöller und den beiden 24-Zöllern in unmittelbarer Nachbarschaft hatte sich im hinteren Teil des Platzes noch ein selbstgeschliffener 27"-Spiegel nebst dazugehörigem Teleskop eingefunden. Erfahrungsgemäß bilden sich um die ganz großen Teleskope dann immer lange Schlangen, während man mit den mit den Teleskopen eine Nummer kleiner nebenan fleißig gucken kann. So auch diesesmal. Als ich mich dann viel später zur Ruhe begab, war die dünne Feuchtigkeitsschicht auf den Autos und Zelten festgefroren, und in meinem Zelt warf ich erstmal den für genau diesen Anlaß mitgebrachten Heizlüfter an. Die Kälte der Nacht ließ sich von der kräftigen Sonne am Morgen aber schnell verjagen.
Sonnegucken mit dem 4"-Christen-Astrophysics. Dazu im Hintergrund meine Behausung und der fahrbare Untersatz mit dem ich herkam.
<b>Freitag, 18.05.2007, 20:34</b>
Ein klassischer ITV-Sonnenbrand-krieg-Tag. Und zu bieten hatte er auch einiges. Nach der Mittagsstunde war die Zeit für die MASH-Attraktion dieses Jahres gekommen: Aufgeblasen hatten sie das ausgemusteres Rettungsfloß schon am Vortag, jetzt sollte es zu Wasser gelassen werden. Eine größere Gruppe fotografierfreudiger ITV-Teilnehmer folgte der Prozession, die das gute Stück zum vorderen Teil des Badesees trug, wo die MASHies das Floß dann bestiegen um zum anderen Ende des Sees zu paddeln.
Seefahrt ahoi...
Ein enges Vortragsprogramm...
Ich verzichtete auf die Teilnahme an diesem Spektakel, denn ich sollte an diesem Nachmittag noch in einen Vortrag über meine letztjährige Reise zum Paranal, die ja zeitgleich mit dem ITV stattfand, berichten (siehe oben...). Fünf Minuten vor Vortragsbeginn traf matss ein, drückte sich aber vor dem Vortrag. Später am Nachmittag traf man dann auf weitere Astrotreffler, einige davon - wie ich an diesem Tag auch - leicht am entsprechenden T-Shirt erkennbar. So lief man zum Beispiel Guido und Starhobba über den Weg, die sich am hinteren Ende des Platzes niedergelassen hatten.
Gemütliches Beisammensein mit Milch: Caro, Sternli, Raphael, matss
Die heutige Beobachtungsnacht verspricht ähnlich zu werden wie die gestrige, allerdings ohne die entsprechende Kälte. Das hat auf jeden Fall auch was für sich...
<b>Samstag, 19.05.2007, 23:53</b>
Ähnlich wie am gestrigen Tag spät aufgestanden, denn die wirklich angenehmen Temperaturen der Beobachtungsnacht machten es einem leicht, sich nicht in den Schlafsack einkuscheln zu wollen.
Die Mondsichel schmückte sich am Samstag mit aschgrauem Licht und war im 4"-Apochromaten bis zu ihrem Untergang ein dankbares Photomotiv für TLs Digitalkamera.
Grillen mit matss, Guido, DonKey, Starhobba und TL. Jasper gab den perfekten Grillmaster
Zur Mittagsstunde dann die für den ITV-Samstag übliche Preisverleihung der originellsten Selbstbauten, alles tummelte sich um den Intercon-Spacetec-Pavillon. Ausgezeichnet wurde unter anderem der 27"-Selbstschliff sowie ein ideenreich gestalteter 8"-Reisedobson, dessen Besitzer sich in meiner unmittelbaren Nachbarschaft angesiedelt hatte. Beim anschließenden Flohmarkt waren natürlich auch die üblichen Astrohändler gut vertreten, ihre Stände wie auf dem ATT umlagert von Amateurastronomen auf Schnäppchenjagd.
Die Astrotreff-T-Shirt-Hökerer
Liegt ein Hobba im Grase...
Stathis demonstriert, daß sich Astrotreff-Shirts auch bequem als Sonnenschutz verwenden lassen
Die leichte Bewölkung des Tages verzog sich gegen Abend erneut, und gaben den Blick auf die hübsche Konstellation Mond-Venus frei. Die Nacht von Samstag auf Sonntag ist ja eigentlich eher für laute und feuchtfröhliche Abschlußfeiern reserviert, aber sogar beim dieses im übrigen außergewöhnlich leisen MASH verlagerte man sich aufs Genießen einer weiteren sternklaren Nacht, auch wenn sie qualitativ nicht so gut wie die beiden vorangegangenen war.
<b>Montag, 21.05.2007, 11:02</b>
Der Abbau von Zelt und Equipment unter strahlendem Sonnenschein am Sonntagmorgen versprach eine schweißtreibende Rückfahrt im nicht klimatisierten Auto. Genauso sollte es dann auch kommen, nachdem ich gegen Mittag den Campingplatz verließ, gefolgt von Marko Klüven mit seinem bei einem Unfall in der Woche lädierten Auto. Ich landete dann noch in einem der ITV-üblichen Himmelfahrtswochenende-Rückreiseverkehrs-Staus an einer Autobahnbaustelle, kam am späten Nachmittag dann doch aber wieder wohlbehalten im deutlich kühleren Hamburg an.
Mein Fazit nach einer Woche ITV am neuen Standort: Das hübsche Städtchen Gedern hat uns herzlich willkommen geheißen, die Location Campingplatz am See macht durchauch einiges her, auch wenn der See dann doch ein wenig zur Luftfeuchtigkeit während der Nacht beiträgt. Pünktlich zum offiziellen ITV-Beginn zeigten sich auch die Wetterverhältnisse von ihrer besten Seite, was will man mehr? Dementsprechend, bis zum nächsten Jahr, ITV in Gedern...
