first night, first light in Nambia

  • Hallo Freunde,
    noch ganz überwältigt von den Eindrücken sieben klarer Nächte mit Bortle 2-3 und sehr gutem bis brauchbarem seeing hier der erste Bericht vom Namibia-Tripp mit dem ultralight 16"-Dobson.
    Aber zuerst einmal: danke Roland, der dünne Spiegel ist große Klasse! Ich habe noch nie so nadelscharfe Sterne und einen so prächtigen Jupiter gesehen!
    Nach knapp 10 stündigem Flug mit Air Namibia, problemloser Einfuhr des Dobsons und einer abenteuerlichen Autofahrt über Sandpisten wurden wir herzlich auf der Hakos-Gästefarm begrüßt.
    Alle Teile hatten den Transport dank perfekter Verpackung gut überstanden.
    Der Dobson wurde abends auf der Rasenfläche vor dem Haus aufgebaut und justiert.
    Nach einem guten Essen (Springbock-Schnitzel) ging es los:
    Eine manchmal von wenigen vorüberziehenden schwarzen Wolkenfetzen verdeckte extrem helle Milchstraße zog sich über den ganzen Himmel. So etwas hatte ich noch nicht einmal auf der Edelweißspitze gesehen. Dazu eine Unmenge heller, unbekannter Sterne, die einem das Orientieren schwer machten. Dann das Kreuz des Südens, Alfa und Beta Centauri, Canopus und extrem struktuierte Milchstraßenwolken... der Südhimmel ist eine wahre Pracht!
    Als erstes Objekt musste natürlich der fast im Zenit stehende Omega Centauri her: Beim Suchen stolperten wir über NGC 4945, einer hellen langgestreckten Zigarre. Deutlich struktuiert, aber ohne erkennbarem Zentrum. Dann fanden wir mit bloßem Auge ganz leicht Omega:
    DER HAMMER !!! Im 26er Nagler war fast das gesamte Gesichtsfeld (knapp 1 1/2 °) gleichmäßig gefüllt von tausenden Sternen. Der Gesamteindruck war farbig, denn er erscheint deutlich gelblich. Eine Verdichtung zum Zentrum hin war kaum erkennbar.
    Als nächstes folgte NGC 5128, die riesige von einem deutlich sichtbaren Staubband durchzogene Galaxis.
    Danach, bevor sie sich auf ihrem zirkumpolaren Weg zu sehr an den Horizont annähern konnte, die große Magellanschen Wolke! Überwältigend der riesige Tarantelnebel, besonders im 26er Nagler mit O III. Da springt einem die Tarantel mit ausgestreckten Armen förmlich an.
    Beim Abschwenken dieser großflächigen kleinen Schwester der Milchstraße fielen uns Unmengen von Sternhaufen, Kugelhaufen und Gasnebeln auf (Ein paar Tage später zählte ich über 150 Objekte... aber das ist eine andere Geschichte).
    Dann der Hammer: Eta Carinae! Das gesamtte Gesichtsfeld war ein Tummelplatz von hellen Gaswolken und tiefdunklen sternarmen Regionen.
    Das Ganze potenzierte sich mit dem O III Filter. Das war schöner als jedes Foto, denn man sah gleichzeitig die Nebelschwaden und den orangefarbenen Humunkulusnebel um Eta. Einen solchen Kontrastumfang kann eigentlich nur das menschliche Auge richtig erfassen.
    Der Humunkulus zeigte bei 330x viele Strukturen und Dunkelgebiete und zwei schwache Sternchen oder Klümpchen links und rechts von Eta. Eta selbst scheint von einer winzigen Matsche umgeben zu sein, denn man konnte nicht richtig fokussieren. Die beiden Sternchen neben Eta allerdings sind stecknadelfeine Pünktchen.
    Weiter ging es mit offenen Sternhaufen wie dem Schmuckkästchen, einem wunderschönen Haufen mit verschiedenfarbigen recht hellen Sternen. Bunt kann man da schon sagen. Der steht beim Kreuz des Südens, nahe bei Mimosa. Die südlichen Plejaden folgten und einige andere sehr schöne Haufen.
    Dann der schwarze Kohlensack, der im Teleskop aber gefüllt ist von vielen Sternchen. Das bloße Auge sieht eigentlich nur einen.
    Gleich daneben eine risige diffuse Wolke im Feldstecher: Col 122
    Im 26er Nagler war aber nur eine leichte Aufhellung erkennbar.
    Langsam kam die Müdigkeit hoch, denn der Nachtflug, die dreisündige Autofahrt und die vielen neuen Eindrücke waren recht anstrengend.
    Um 22 Uhr, nach 3 Stungen genussvollen Spechtelns trugen wir den Dobson in Rolands Zimmer, nicht ohne vorher noch eine Reihe von "nördlichen" Objekten gesehen zu haben: Markarians Chain, M 104 im Zenít, Leos Triplet mit M65, M66, NGC3628 und viele andere.
    Mann, das war eine tolle erste Nacht beim first light!
    Jetzt muss ich mal alles erst verdauen und die nächste Geschichte folgt bestimmt...
    CS
    Timm
    Für den Stephan: zieh dich warm an, denn es kann kalt werden!

  • Hallo Timm und Roland,


    willkommen daheim, schön das Eure Reise so verlaufen ist wie Ihr Euch das vorgestellt habt.
    Timm, beim Lesen Deines Berichts läuft mir das Wasser im Mund zusammen, das man Eta Carinae samt Humunkulus visuell so eindrucksvoll sehen kann hätte ich nicht gedacht.
    Omega Centauri konnten wir ja vor vier Wochen auf La Palma auch genießen, wenn auch nicht unter solch grandiosen Bedingungen.
    Habt Ihr die netzartigen Strukturen in Omega Centauri gesehen? Für mich war das neben der Brillanz des Bildes ein Eindruck, den ich nie vergessen werde und den ich so noch auf keinem Foto gesehen habe.
    Wenn ich das so lese, komm ich doch schwer ins Grübeln ob ich bei der nächsten Astro-Reise nicht doch in den Flieger steige, der nach Namibia geht.


    Viele Grüße und danke für den Bericht,


    Ulli

  • Hallo Timm und Roland,
    danke für den schönen Bericht. Man könnte fast Neidisch werden beim lesen [:)].
    Wahnsinn ! Omega Centauri würde ich auch gerne mal sehen, muß Hammerhart kommen das Teil.


    Habt Ihr auch ein paar Bilder von der Gegend gemacht ?

  • Hallo Timm,


    Gratulation, dass alle gut gegangen ist und Euch der Südhimmel überwältigt hat. Danke für den Bericht, werde ihn auswendig lernen. Winterbekleidung (die volle Montur) hab ich im Geiste schon in den Koffer gepackt

  • Hallo Ulli,
    ja, die netzartigen Strukturen der vielen hellen Sterne waren auffällig.
    Wie ein Gitter im Vordergrund, durch das die schwächeren Sterne hindurchscheinen.
    Dahinter wiederum die noch schwächeren Sternchen, die an der Grenze der Wahrnehmbarkeit liegen und zu einer grauen Schicht verschmelzen.
    Für mich sehr interessant war auch die gelbliche Färbung... wahrscheinlich zu sehen, weil der Haufen so hell ist.
    Pack deinen Ultra-Leichtbaudobson ins Gepäck und nix wie hin!


    Hallo Donald,
    ja, wir haben auch Fotos von der Gegend gemacht. Beim nächsten Bericht stelle ich welche rein.
    Astrofotos allerdings haben wir keine gemacht, weil da schon andere, wie einige nette Österreicher und der Werner von der IAS, ganz tolle Bilder gemacht haben. Wir waren übrigens dort die einzigen Spechtler.


    Hallo Stephan,
    du brauchst den Bericht nicht auswendig lernen, denn die richtigen kommen noch. Ich muss erst eimal meine Aufzeichnungen auswerten.
    Die volle Montur muss es aber nicht sein, denn es wird sehr, sehr selten Frost haben.
    Wenn es "normal" kalt ist, sind es 5° (Plus). Der kalte Wind kann aber schon nerven.
    Timm

  • Hallo Timm,


    danke für diesen extrem mitreißenden Bericht - liest sich fast, als wäre man selbst dabei gewesen. Ich hatte zwar schon öfter die Gelegenheit, durch 16"er und 18"er von Kollegen zu beobachten, aber die weit südlich gelegenen Objekte blieben mir bisher trotzdem verwehrt - bis auf Omega Centauri im 7x50-Fernglas, aber das war auch schon geniaaaal [8D]!


    Mich juckt's mittlerweile immer mehr, da auch mal runterzufliegen. Wenn ich irgendwann die Monate mal dazu komme, endlich die geplante 15"er-Scherbe anzugehen (so sie denn verfügbar ist), wird der vorhandene 10"er GSO in ein handgepäcktaugliches Scope umgebaut. Und dann fange ich an vom Südhimmel Namibias zu träumen [:p] - und zu sparen [:D].....

  • Hallo Timm und Roland,


    ein Wahnsinns Bericht [:p] .


    Schön das eure Reise glatt über die Bühne gegangen ist.


    M104 im Zenit, Omega Centauri, Tarantel Nebel... da fange ich glatt das sabbern an. [:D].


    Das treibt mein Fernweh auf die Spitze.


    Ich gratuliere euch beiden zu dem scharfen Spiegel.



    Gruß


    Yves

  • Hallo,


    Stimmungsvolle Beschreibung einer wunderschönen Zeit. Das Erlebnis kann euch keiner nehmen. Worte aber können die Realität der Nächte dort unten nur unzureichend wiedergeben, man muß es sehen. Das Strahlen der leuchtenden Milchstrasse läßt einen stumm werden, zumal, wenn sie durch die o.g. "schwarzen Wolken" zu sehen ist. Und die Netzstrukturen gibt es ähnlich auch bei 47 TUC, nur ziehen die sich entlang der helleren Sterngruppen.


    Wie sagte schon "Astrohardy": Lieber 1x Namibia als 2x Teneriffa.


    Grüße: Bruno

  • Hi Jogi und alle anderen,
    die Reise hat mit allem etwa 1500 Euronen gekostet. Das ist aber nicht viel, wenn man bedenkt, dass da viele Flaschen Rotwein (aus Südafrika), tolles Bier, ein Mietauto, Vollpension mit täglich Springbock, Kudu oder anderem Wild und ununterbrochen 8 Tage/7 Nächte tollste Astrobedingungen inclusive waren! Einfach Spitze und man muss das einmal im Leben gemacht haben.
    Selbst wenn man "nur" einen Feldstecher mitnimmt... denn mit meinem 15x50 Canon mit Stabi konnte ich die ersten Sternchen im Omaega Centauri und 47 Tucanae sehen.
    CS
    Timm

  • Hi Timm!


    Uiuiui... Ich freu mich richtig für euch beiden, dass ihr da unten so viel Spaß hattet. [:)][:)] Und ich gönns euch von ganzem Herzen!


    Bin schon ganz gespannt, wenn denn mal die richtigen Berichte eintrudeln. Sitz hier schon wie auf glühenden Kohlen, denn deine Einleitung hat wirklich sehr viel Lust auf mehr gemacht! Wenn wir uns mal wieder sehen, muss ich dich wohl mal ausquetschen... [;)]


    Christian

  • Hallo Timm,


    beim Lesen Deines tollen Berichts hat mich sofort das Fernweh gepackt! [:I]
    Und ich freue mich natürlich auf weitere Schilderungen und Namibia-Fotos! [:p]


    Kleine Bemerkung am Rande: die "Bortle 2-3" hast Du bewußt konservativ geschätzt...?


    Grüße,


    Gerrit.

  • Hallo Timm u Alle,


    ja, Hakos da wo mich der Timm hingeschleppt hatte ist schon ein nettes und äusserst schattiges Plätzchen [:p]
    Bruno hats treffend formuliert, schwer in Worte zu fassen, wer das Milchstrassenzentrum mit der hellen Sagittarius Starcloud zenitnah gesehen hat ist erst mal ne ganze Weile sprachlos, auch nicht vergleichbar mit alpinem Hochgebirgshimmel. Die Milchstrasse knallt derart dass man lesen kann sofern das Schriftstück nicht vom eigenen Schatten bedeckt wird. Auch der Anblick der wahrhaft riesig großen magellanschen Wolke ist mehr als imposant, das Abgrasen der proppenvollen Milchstrasse mit dem Feldstecher ein Erlebnis das man auf der Nordhalbkugel nicht nachvollziehen kann
    Bei der Bortle Skala hat Timm sicher noch die am ersten Abend durchziehenden Wolken mit einbezogen, sonst wars an min drei Tagen 1,5-2



    ps:
    Freut mich auch dass der Spiegel ganz passable Bilder lieferte, lag wohl aber auch dran dass wir dummerweise das 3.5er Nagler zu Hause ließen [;)]


    Grüße Roland

  • Hallo Roland,
    es freud mich für Euch das alles so gut geklappt hat und Ihr einen so tollen Urlaub hattet.
    Ich bin gespannt was Du bei nächsten Treffen berichten wirst.

  • Hallo Roland,
    stell mal dein Licht nicht unter den Scheffel!
    Von wegen:
    "Freut mich auch dass der Spiegel ganz passable Bilder lieferte, lag wohl aber auch dran dass wir dummerweise das 3.5er Nagler zu Hause ließen"
    Hätte der Spiegel o,o3 Strehl mehr, würden einem beim Beobachten die Wimpern angeschnitten... so scharf bildet der ab!
    CS
    Timm

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